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2011-08-10

Wacken 2011 - Festivalbericht (komplett!)

Wacken war Scheiße!

Ozzy Osbourne hat "Dreamer" nicht gespielt!


Nein, Quatsch...

Das erste Augustwochenende ist vorbei, es ist also Zeit für meinen alljährlichen Bericht vom Wacken Open Air. Und wie jedes Jahr ist es direkt nach diesen heftigen Tagen mal wieder schwer, im Kopf zu sortieren, was man alles gesehen und erlebt hat und für wie erzählenswert erachtet. Deswegen erhebt der folgende Text weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Relevanz für den Leser. ;)

Um es gleich vorwegzunehmen: Ich fand das Festival alles in allem mal wieder sehr gut, sogar besser als ich erwartet hatte, da mich das (ursprüngliche) Billing ja nicht so sehr umgehauen wie beim extrem stark besetzten W:O:A 2010.

Nachdem ich mir am itzehoer Bahnhof und in Mehlbek noch eine zweiköpfige Festivalbgleitung zusammengesammelt hatte, stand für uns am Mittwoch Abend außer dem Eintausch von Tickets gegen Bändchen nur allgemeine Einstimmung auf dem Festivalvorplatz und im Wackinger Village an. Im Grunde ist das fast ein wenig wie Jahrmarkt, nur ohne Fahrgeschäfte mit Scooter-Musik.

Als auffälligste positive Neuerung fiel gleich das wesentlich größere Bullhead-City-Zelt ins Auge, welches ich ja in den vergangenen Jahren wegen Überfüllung und Desinteresse noch nie betreten hatte. Am Donnerstag gab es dort übrigens im Rahmen des "Masters Of Comedy"-Programms den berüchtigten Auftritt von Roberto Blanco, der mit dem Timing seiner Begleitkapelle Sodom heillos überfordert schien. Der Auftritt war sicherlich vollkommen "untrue" und alles andere als eine Niveausternstunde, anderseits finde ich aber auch, dass er in der Presse wie auch der Wacken-wird-immer-mehr-zur-Kirmes-Kritik vollkommen überbewertet wird. Es waren ein paar lustige, schwachsinnige Minuten, die in Wahrheit in und um das zu dem Zeitpunkt nur schwach besuchte Zelt nur von einem Bruchteil der Leute überhaupt live wahrgenommen wurde, die jetzt - in welcher Form auch immer -darüber schreiben. Also lasst doch mal bitte die Kirche im Dorf, Leute! ;)

Links liegen gelassen habe ich wieder einmal den kostenpflichtigen Metalmarkt im Zelt und die W.E.T.-Stage, auch wenn da durchaus interessante Bands gespielt haben, wie diverse YouTube-Videos ja auch bestätigen. Aber man kann sich nunmal nicht vierteilen.



Doch auch ohne Extremzellteilung lassen sich dank immer mehr Bildschirmen erstaunlich viele Bands verfolgen, wenn man z.B. nicht Lust und Energie hat, sich direkt vor die Bühne zu begeben, sondern sich irgendwo eine Weile hinsetzen oder -legen möchte, was dank der Bodenoptimierungsmaßnahmen der letzten Jahre fast überall auf dem Gelände möglich ist. Dass es von nachts bis mittags ab und zu geregnet hatte, konnte man nachmittags am Boden z.T. kaum noch merken.

Allerdings gab es bei der Fernverfolgung des Bühnengeschehens auch ein paar lästige Einschränkungen - so waren am Freitag bis in den späten Nachmittag hinein keine Kamerateams in Aktion und stattdessen nur eine Totale der riesigen Bühnen auf den Bildschirmen zu sehen. Und wenn die Kameramänner im Einsatz waren, war die Bildregie oftmals unterirdisch - Musikervorstellungen, Soli, das Publikum - trotz Schwenkkränen! - teilweise komplett ignoriert. Ganz schlimm beispielsweise bei (den auch ansonsten ziemlich schlimmen, aber das tut jetzt nichts zur Sache) Avantasia, wo während der Einsätze zahlreicher Gastsänger das Bild einfach weiter am trinkenden, nasebohrenden, sackkratzenden Frontmann klebte. Aber auch ansonsten war die Bildregie einfach durch die Bank auffallend schlecht. Ganz nebenbei fand ich die Weitwinkelperspektive der Drumcam auch affig.

Noch dazu hinkte das Bild oftmals auffällig hinterher, außer wenn man am Moviefield gekuckt hat, wo man den Ton nächstes mal besser mit etwas Verzögerung durch die örtliche PA jagen sollte.
Am Moviefield-Bildschirm schwankte die Qualität der Übertragung ohnehin sehr. Der absolute Brüller ereignete sich dort am Donnerstag Nachmittag. Wir waren gerade kurz vor dem Auftritt von Bülent Ceylan dort und dachten uns - wie hunderte andere, teilweise extra mit Campingstühlen angetretene Besucher auch, dass man sich den halbstündigen Auftritt doch gemütlich von hier anschauen könnte. Konnte man tatsächlich - nur zu hören war nichts! Trotzdem blieben noch erstaunlich viele Leute sitzen und forderten immer wieder "Ton an!". Es dauerte offensichtliche knapp eine halbe Stunde, bis sich die Situation zu einem Verantwortlichen rumgesprochen hatte und der Ton endlich aufgeschaltet wurde. Da war Bülent aber schon in seinem Finale, in dem der Ton eher zweitrangig war, weil er da ja fast nur rumhampelte und gar keinen Text mehr hatte. Sauber! ;)

Und das war ja für mich bereits der dritte große Klopps an diesem Donnerstag to Remember, welcher schon damit begann, dass der Tagesparkplatz am Ortsausgang von Gribbohm, den ich nicht nur die letzten Jahre sondern auch gerade erst einen Tag vorher gerne genutzt hatte (und da war ich nicht allein!), nun ohne Not kein Tagesparkplatz, sondern nur noch ein reiner Bring- und Abholplatz war. Klar, dafür braucht man auch eine ganze leere Weide!

Stattdessen lag der Aussätzigenparkplatz nun am allerallerhintersten Rand von Holstenniendorf - und auf dem Weg dorthin musste man sich auch noch durch den zähen Campingplatzverkehr quälen. Da haben wir doch drauf verzichtet und sind lieber zumindest noch im Herzen Holstenniendorfs in einer kleinen Seitenstraße ohne Veranstaltungsparkverbot geblieben.
Sehr lästig, wenn eine immer gut funktionierende Sache scheinbar grundlos geändert wird. Freitag und Samstag haben wir dann eine bessere Alternative gefunden, die sich hoffentlich auch in Zukunft wieder nutzen lässt...

Und dann war da natürlich meine Lieblingsrealsatire, als ich das erste Mal auf das Infield wollte.
Letztes Jahr hatte ich ja sehr viele Fotos geschossen. Diesmal war mir schon vorher klar, dass ich diesbezüglich zurückhaltender sein wollte, vielleicht weil ich momentan ja eh nicht so sehr in der ganzen Fotografiegeschichte drinstecke. Außerdem hatte ich keinen Bock, wieder Stress mit schlecht gebrieften Securities zu bekommen, weshalb ich meine Canon 400D und auch eine analoge Spiegelreflexkamera, die ich im Vorfeld mal in Erwägung gezogen hatte, ganz zu Hause ließ.
Stattdessen trug ich nur zwei Filmknipsen bei mir, die niemals in den Verdacht zu großer Professionalität geraten würden, nämlich die fröhliche Pingo-Kamera und die gute alte Adox Golf. Doch als ich dem Ordner demonstrierte, wie auf Knopfdruck der *hüstel* mächtige antike Hochtechnologie-Balgen des Megapixelmittelformatpowermonstrums aufklappte, sagt der mir doch tatsächlich das ich die Kamera wegen des *räusper* "Zooms" nicht mitnehmen darf!
Zum Glück musste ich keinen anderen Eingang nehmen, sondern konnte den Fall gleich bei der Chefin des Eingangs prüfen lassen, welche sich prächtig amüsierte und mir Zutritt zum Gelände gewährte - unter der Auflage, mit der Kamera aber keine Videos aufzunehmen. *g*

Der gleiche Ordner hat meinem Bruder übrigens direkt nach mir sein definitiv offiziell erlaubtes 1-Liter-Tetrapack abgenommen. Meinen Albi-Saft hingegen hatte er nicht beanstandet. Das nenne ich mal irre konsequent.

Ironischerweise habe ich die Adox Golf dann fast die ganze Zeit nur nutzlos mit mir rumgeschleppt und auf dem Festivalgelände gar nicht benutzt. Als ich sie am Freitag dann endlich mal dort einsetzen wollte, hatte sich dummerweise die Schraube vom Filmtransportrad gelöst, welche sich partout nicht wieder hineindrehen lassen möchte. Ich muss das nach wie vor noch reparieren, ansonsten ist das Fotografieren damit momentan sonst ziemlich umständlich.


Nun aber endlich zum Wichtigsten, nämlich der Musik...


Mittwoch:

War wie gesagt nur Reinschnuppertag, da haben wir außer der Zugabe "Chop Suey" von Mambo Kurt eigentlich noch nichts musikalisches wirklich verfolgt.


Donnerstag:

Das Wacken Open Air kennt viele Rituale. Zu den neueren und wohl biedersten gehört die Hauptbühneneröffnung mit der Coverband Skyline inklusive peinlicher Wacken-Hymnen. Mehr will ich dazu gar nicht sagen. Wir sind dann auch lieber ins Dorf, mal nach dem berüchtigten verwirrten Jesus-Schild-Mann kucken, der dort stets an der Straße steht mit seiner kryptischen Rückenbotschaft: "Jesus says: I have the key to death" (oder so ähnlich). Leider konnte der Mann nicht singen.

Zum Glück hatten wir zu dem Zeitpunkt schon den zweiten Biergartenauftritt von Mambo Kurt gesehen, der erwartungsgemäß grandios blöde wie immer war. Wo bleibt das YouTube-Video, auf dem man die Wall Of Death zum "Super Mario Theme" aus dem Gameboy sehen kann?



Nach dem schon erwähnten Bülent-Ceylan-Stummfilm erwartete uns auf der Wackinger Stage die Überraschung des Tages in Form der Iron-Maiden-Tribut-Akustikband Maiden United. Langweiliger Bandname, aber was für ein Gesangsduo: Damian Wilson und Anneke van Giersbergen sorgten für reichlich freudige Gesichter und Gänsehaut im Publikum. Das Set bestand dabei hauptsächlich aus Songs von "Piece Of Mind" und "Seventh Son Of A Seventh Son". Wirklich sehr schön!

Weniger schön, aber teilweise schon lustig war das Masters Of Comedy-Programm im Zirkuszelt, dessen Finale ich ja schon weiter oben gewürdigt habe. Ein bisschen Spaß muss halt sein.

Ein bisschen Wahnsinn aber auch. Und dafür gab es ja als Headliner den Madman Ozzy Osbourne himself. Ich hatte ehrlich gesagt keine allzu großen Erwartungen an seinen Auftritt, denn wir wissen ja alle, wie der Mann gelebt hat und dass er dadurch einfach ziemlich kaputt ist. Tatsächlich tut er sich beim Gesang mitunter sehr schwer - und auch der Gitarren- und Drumsoloteil im Set war auffällig lang. Ein Gerücht sagt, er hätte so lange gebraucht, nach der Bevollmondung des Publikums mit seinem blanken Hintern seine Hose wieder zuzubekommen. ;)
Man merkt ihm schon an, dass er wohl nicht mehr leben würde, wenn ihm nicht ab und zu ein paar tausend Leute "Ozzy! Ozzy!" zubrüllen würden.
Dennoch hat er eines, was ihm zu deutlich mehr macht als einen aufmerksamkeitssüchtigen Applausjunkie: seine Stimme! Mit der Stimme ist er geboren und die nimmt er mit ins Grab. Keiner sonst hat die. Sie ist nicht perfekt und ihr wurde durch seinen Lebenswandel auch schlimm zugesetzt, aber sie hat verdammt nochmal Charakter. Da mag er auch noch so sehr rumkaspern... Daumen hoch für den Prince Of Darkness!


Freitag:

Freitag war lang. Von Vormittags bis nachts um drei auf dem Gelände...

Musikalisch ging's mittags mit Russkaja los. Sehr lustiger Russen-Ska. Das Publikumsspiel "Psycho Traktor" zur Erweiterung von kollektive Bewusstsein war im Zirkuszeltambiente schon ein echtes Entertainmentglanzstück zum Auftakt. Kann man sich durchaus mal wieder anschauen, wenn die sich auch in die Reihe der Biergarten/Wackinger/BullheadCity-Dauergäste einreihen sollten.

Von den Suicidal Tendencies hatte ich ja mein halbes Leben nichts mehr gehört. Dabei sind die live ja echt geil. Mike Muir mochte ich früher nicht. Ich weiß gar nicht, wieso. Vielleicht sabbelt er zwischen den Liedern ein bisschen viel und schnell. Die hätten eigentlich eine viel spätere Spielzeit verdient gehabt, zumal sie ja auch vor einem Jahr als erste Sensation für 2011 angekündigt worden waren. Aber das Nachmittagsschicksal ereilt ja auch andere Bands...

"Die neue Morbid Angel ist total scheiße! Das ist ja voll der Techno!" "Ohne Pete Sandoval höre ich die mir gar nicht erst an, das sind nicht mehr Morbid Angel!" "Morbid Angel hören Laibach und das sind ja voll die Nazis!" blablablubb...
Heult doch!
sage ich. :-P
Morbid Angel sind Gott. Also nicht der aus der Bibel, sondern der "God Of Emptiness". Von ihrem Auftritt habe ich mir wie immer ein präzises, krankes Blastfeuerwerk des Bösen erwartet, und das haben sie auch diesmal wieder abgeliefert. Neben zahlreichen Klassikern der David-Vincent-Ära von "Altars Of Madness" bis "Domination" gab es auch drei Songs des aktuellen Rückkehralbums zu hören: "Existo Vulgore", "Nevermore" und den Song, den ich auf dem Album am gewöhnunsbedürftigsten fand, der live aber absolut zündete: "I Am Morbid".
Passend dazu kreiste während des Morbid-Angel-Auftritts ein Flugzeug hoch über dem Festival, welches ein Banner mit eben jenem Songtitel darauf spazieren flog! Wo sonst, wenn nicht in Wacken, kann man sich so etwas vorstellen? :)

Sodom danach waren dann irgendwie öde. ich war aber auch nicht ganz vorne, es gab noch kein Großbild und der Sound war ziemlich schwach. Spaß-Roberto kam auch nicht noch einmal. Am Vorabend hatte ich ja noch gedacht, dass der Auftritt im Zelt möglicherweise nur eine Generalprobe für größere Aufgaben gewesen sein könnte...

Trivium waren ja ok, also gut gemacht, wenn auch nicht mein Ding. Aber warum die in den Staaten Support auf der nächsten Tour von Dream Theater sein werden, verschließt sich mir doch ziemlich. Labels denken sich manchmal seltsame Paarungen aus.

Das nächste Death Metal Highlight waren die legendären Morgoth auf der Party Stage. Im Vergleich zu Morbid Angel die deutlich stumpfere Variante (anspruchsvolle Soli haben die Gitarristen auch zwanzig Jahre nach dem "Cursed"-Album anscheinend nicht im Repertoire), aber die Songs sind trotzdem allesamt Klassiker. Lustig die kleine Actioneinlage vom Sänger, als er die Fans begrüßte und dabei rückwärts stolperte und sich auf die Bühne legte. Nur zu leise war es. Wir standen zwar nahe an der Bühne, aber irgendwie klang es trotzdem wie ganz weit entfernt. Schade.
Dass das Publikum vergleichsweise entspannt daherkam, lag aber wohl auch daran, dass sich die Crowdsurfingkids zeitgleich bei den musikalisch weniger relevanten Heaven Shall Burn für neue Genickbruchrekorde  herumtrieben.
Dennoch schaffte es ein Fan trotz aller Gräben und Aufpasser irgendwie auf die Bühne. Allerdings vermute ich mal, dass der auch zumindest irgendein farbiges Bändchen hatte - bis zu der Aktion jedenfalls.

Weiter ging es mit über zwei Stunden Judas Priest.
Ich bin nicht der ausgewiesene Experte oder Fan, aber das war durchaus mal wieder ein Metal-Urgestein, dass es wert war, es auch einmal gesehen zu haben. Vor allem, was Rob Halford immer noch mit seiner Stimme anstellt, ist schon aller Ehren wert.
Aus heutiger Sicht absolut erstaunlich ist aber, dass die homophobe Metalgemeinde in den Achtzigern die sexuelle Orientierung des Frontmannes nicht erkannt hat. Also, ich meine - mal ehrlich - und ich sage das, ohne irgendjemand damit vor den Kopf stoßen zu wollen: Wer während eines Konzertes derartig viele geschmacksgrenzwertige Denim/Leather/Glitter-Outfits mit Nieten ausführt und zum Finale in voller Village-People-Montur auf dem Motorrad einfährt, der lässt doch eigentlich keine Fragen offen, oder?

Ein Metalgott gab nun dem nächsten die Klinke in die Hand. Es folgten die kurzfristig für die verhinderten Cradle Of Filth (kein Verlust für mich) eingesprungen Celtic-Frost-Nachfolger Triptykon um Thomas Gabriel Fischer.
Für mich natürlich der absolute Glücksfall. Die Band steht schon Zeit ihres Bestehens auf meinem Wacken-Wunschzettel, und auf keinen anderen Act hatte ich eine so große Vorfreude.
Langsam, heavy, böse wie die Nacht sollte es sein. Und so kam es. Feuer brannten auf der schwach beleuchteten Bühne, der Bass wummerte in tiefsten Regionen. Von Anfang an war der Band anzumerken, dass es hier keine Kompromisse geben würde und dass vielen nebenan auf Airbourne wartenden Rockfans eine harte Prüfung bevorstehen würde.
Triptykon haben fast exakt mein Wunschset gespielt, angefangen vom Frost-Klassiker "Procreation Of The Wicked" bis zum halbstündigen Doppelpack aus der schon 2006 beim legendären Frost-Gig zelebrierten schwarzen Messe "Synagoga Satanae" und dem noch konsequenteren (und songschreiberisch besseren) Monument "The Proloning" vom Album "Eperistera Daimones". Mein tagelanger Ohrwurm! Und der Auftritt für mich ganz klar das Highlight des Festivals!

Danach hatte ich eigentlich gar keinen unmittelbaren Bedarf mehr auf ein komplett aus der Nähe verfolgtes Konzert. Dabei war die sich überschneidende Auswahl groß. Ich teilte mir die Zeit also in die Fernbeobachtung von Airbourne und den Excrementory Grindfuckers (Zelt leider schon übervoll) auf. Dabei hätte ich durchaus auch noch die Wahl gehabt, Slime oder Hayseed Dixie (letztere am nächsten Tag nachgeholt) zu sehen.

Apocalyptica habe ich mir dann vom Moviefield aus angesehen, konnte aber wegen zu leisem Sound und der üblichen unspannenden Bildregie nicht so sehr mit dem Auftritt der finnischen Cellisten warm werden, wie er es wahrscheinlich verdient hätte. Naja, müde und kaputt war ich nachts um zwei natürlich auch schon. Zum Glück war der Weg zurück zum Auto nicht so lang wie am Vortag!


Samstag:

Der letzte Festivaltag begann nach einer ziemlich kurzen Nacht (bzw. einem frühmorgendlichen Nickerchen) erst einmal mit einem kleinen Ausflug nach Itzehoe, um die donnerstags dort abgeholte Dame wieder zum Bahnhof zu bringen, wo sie sich dann auf dem Gleis entschied, statt an die polnische Grenze weiter ihrer Lieblingsband hinterherzuhoppen, doch lieber noch einen Wackentag dranzuhängen. Wie gut, dass das Bändchen noch am Arm war. ;)

Nach Wacken fuhren wir erst wieder nachmittags, als mit Knorkator auch mein einziger felsenfester Programmpunkt anstand. Alles andere sollte Bonus sein.

Vor dem meisten Konzert des Open Airs spielten auf der True Metal Stage noch Dir En Grey, die der allgemeinen Internetnachlese nach neben einer gewissen indiskutablen Onkelz-Gedenkband wohl die verhassteste Gruppe des Wochenendes waren. Gleich bei Ankunft mit den gewöhnungsbedürftigen Japanern konfrontiert zu werden, fand ich auch etwas anstrengend. Nur - anstrengend bedeutet ja nicht automatisch schlecht. Ganz im Gegenteil würde ich diese für die Bühne, auf der sie auftraten, fast unverschämt advantgardistische Band als die Entdeckung des diesjährigen Festivals für mich bezeichnen.
Die Musik lebt vor allem von einem Sänger, der wie eine Metalausführung von Diamanda Galas zwischen den stimmliche Extremen pendelt, auf eine Art und Weise, wie ich es so noch nicht gehört habe. Die japanischen Texte tragen natürlich auch noch zum Exotenstatus bei. Auch wenn es offenbar soundtechnsich arge Probleme gab - das hatte schon was.

Zu Knorkator sollte ich eigentlich nur auf den Mitschnitt des Auftritts verweisen (gibt es diesem Internet da irgendwo) - wie soll man den Auftritt der Quatschmacher um Stumpen und Co. denn auch mit bloßen Worten würdigen? Vor der Partystage war es voll wie sonst wohl nie an diesem Wochenende, und auch wenn die erste exzessive Crowdsurfingwelle nur die Flucht zur Seite erlaubte, war das Gesamterlebnis Knorkator äußerst unterhaltsam. Von allen Spaßmetalbands sind sie eindeutig die meisten! ;)



Ich finde ja im allgemeinen, dass das andauernde Spaßcrowdsurfen in Wacken  sich in den letzten Jahren zu einer echten, gefährlichen Plage entwickelt hat (siehe auch Bilddiskussion hier), aber bei dieser "asozialen" Band erwartet man es ja wenigstens - und Stumpen deeskaliert es im Grunde auch von der Bühne aus, indem er die Leute zu allen möglichen anderen albernen Mitmachspielchen animiert, bei denen man sich dann nicht ständig umdrehen und teils sich fast übereinanderstapelnde Mädels und Teletubbies (zum Glück gibt es nur 4 davon!) weiterwuchten musste. Der Huckepackpogo zum Beispiel war für die meisten Leute eigentlich recht angenehm, weil sich dadurch auf einmal überall weiterer Stehplatz auftat. ;)
Geile Band - schön dass sie wieder da sind!

Bei Iced Earth war ich dann nicht aufmerksam genug, um den Auftritt hier weiter kommentieren zu können.
Hab ich die überhaupt ganz gesehen? Irgendwann habe ich ja auch noch eine Runde der Highland Games im Wackinger Village gesehen. War das am Samstag? Ich glaube ja.

Danach war es auf jeden Fall schon wieder früher Abend und es spielte auf der Black Stage eine Band, die ich schon seit ganz langer Zeit nicht mehr wirklich im Blickfeld hatte, nämlich Sepultura. Und ich muss sagen - was ich sah, gefiel mir sehr! Vor allem Sänger Derrick Green macht in meinen Augen eine wesentliche bessere Figur als sein mit Soulfly nur noch ziemlich peinlicher Vorgänger Max Cavalera.

Den gesamten Auftritt werde ich wohl noch im Internet nachholen müssen, da ich mich nach einigen Songs inkl. dem Ministry-Cover "Just One Fix" in Richtung Biergarten abgesetzt habe, wo gerade wieder Hayseed Dixie spielten, die mein Bruder am Vortag gesehen und mir dringend empfohlen hatte. Zu recht!
Superschnneller Bluegrass/Dixie-Sound, in dem auf lustige Weise diverse Rockklassiker dargeboten wurden, als absolutes Highlight eine irrwitzige Version des größten "killing song" aller Zeiten, Queens "Bohemian Rhapsody"! Trotzdem hoffe ich, dass die Gruppe nicht schon nächstes Jahr wieder Biergarten-Dauergast wird. Dann würde ich nämlich das vorzeitige Verlassen des Sepultura-Auftritts schon etwas bereuen.



Um zwanzig Uhr spielten bei zeitweise fast keinem Parallelprogramm auf anderen Bühnen Avantasia. Naja, hat man sich halt hingelegt und die mitgenommen. Bisher hatte ich aufgrund einiger an diesem Projekt beteiligten Namen ja gar keine Lust, in die überhaupt reinzuhören und deswegen nur Vorurteile im Kopf. Diese Vorurteile haben sich dann aber mit Karacho bestätigt. Billig aufgeblasener Tralala-Kitschmetal inkl. "My Heart Will Go On"-Gedenkballade. Einen Zugabensong fand ich streckenweise erträglich, aber ansonsten zweifellos das Schlimmste, was ich diesmal gesehen habe. Traurig auch, wieviel Musiker- und Sängertalent gleichzeitig auf einer Bühne verschwendet werden kann. Dagegen sind ja Blind Guardian richtig cool.
Soll ja angeblich der allerletzte Auftritt gewesen sein. Aber solche Versprechen sind ja gerade in Wacken nicht viel wert...

Der Abschluss des Festivals mit dem Doppelpack aus Kreator und Motörhead war dann aber versöhnlicher.
Die Ruhrpottler lieferten ein Thrashfest allererster Güte ab, bei dem mich vor allem beeindruckte, dass die alten Primitivklopper wie "Flag Of Hate", "Endless Pain", "Pleasure To Kill" oder auch "Betrayer" inzwischen so präzise gespielt sind, dass es sich schon beinahe nach Slayer anhört. Das war in der guten alten Rumpelzeit noch nicht so.

Motörhead waren dann Motörhead, wobei erwähnenswert ist, dass Lemmy stimmlich gut drauf war. Ansonsten ist das Trio in Wacken ja auch schon eher Ritual als Band. Also durchaus geil, aber nicht so neu, dass es einen davon abhielt, sich schon vor Ablauf der sehr langen Spielzeit auf den Heimweg zu machen und sich bis zum Auto vom Rock'n'Roll begleiten zu lassen.
So entgingen wir auch dem nennenswertesten Regenfall an diesem zwar zweitweise wolkenverhangenen, aber meistens trockenen und warmen, also vom Wetter sehr begünstigten Festival. So einen Sonnenbrand auf der Nase hatte ich auch lange nicht mehr.
Und wenn ich bedenke, was diese Woche so runterkam... Glück gehabt!

Das war's dann mit Wacken 2011.


Fazit:

Wacken ist ein wenig wie die Herr-der-Ringe-Filmtrilogie - man kann als Buchkenner stundenlang drüber lästern, aber es bleibt immer noch geil! ;)
Neben den Top 3 Triptykon, Morbid Angel und Knorkator wieder sehr viel weitere geile Musik gehört.
Und so ein großartiges Metalfest quasi fast vor der Haustür zu haben, ist immer noch irgendwie etwas unwirklich und bizarr.


Die eine oder andere Anekdote habe ich jetzt sicherlich vergessen, so zum Beispiel die nicht wirklich leckere Sache mit dem elektrischen Bullen, auf dem der Nacktritt umsonst ist, oder der Typ der sich Freitagnacht auf das nicht mehr bewachte Pfahlsitzen-Feld (für sechs Stunden am Stück gab es dort den Hauptgewinn) begab und sich aufrecht auf die Rückenlehne eines Pfahles stellte. Das hätte auch böse enden können...
Und dann war da natürlich noch die nächtliche Fahrt auf der Schleichwegstrecke Mehlbek-Hörsten-Schenefeld, auf der mir ein Hase direkt neben einer Katze ins Scheinwerferlicht geriet. Was die da wohl zusammen getrieben haben? Mysteriös.


Das Ticket für 2011 ist bereits bestellt. Leider hat es im ungeheuren Ansturm auf die Seite für das schon nach 45 Minuten ausverkaufte X-Mas-Package nicht mehr gereicht (und ich hatte es zwischenzeitlich schon im Warenkorb!), und leider ist das Ticket auch wieder satte 20,- Euro teurer geworden.

Die bisher bekanntgegebenen Headliner sind fast alle so Kandidaten der Kategorie "Ach, die schon wieder? Muss das sein?". Positive Ausnahme bisher Ministry und die sicherlich auch nicht uninteressanten Forbidden.
Aber ernsthaft die Scorpions? hatten die nicht versprochen, dass schon längst Schluss sein sollte?


Meine Wunschbands sind vor allem folgende schon ewig überfällig bzw. dieses Jahr vom Wacken-Booking sträflich verpassten Gruppen:
Autopsy, Dream Theater, Godflesh, Psychotic Waltz und - auch wenn ich nicht der allergrößte Fan bin, aber weil's sich metalhistorisch einfach gehört - Megadeth! Die obligatorischen Niemals-nach-Wacken-Kommer Metallica wären bei 150,- Euro Eintritt schon fast wieder berechtigt, aber daran glaube ich inzwischen nicht mehr. ;)

Dass es ein viel zu starkes Gewicht auf gewisse Labels gibt und einige Gruppen unverhältnismäßig überpräsentiert sind, geht mir ja eigentlich eher auf den Sack. Aber natürlich gibt's auch für mich Bands, die gerne das Airbourne-Dauerabo (drei mal Hauptbühne innerhalb von vier Jahren!) bekommen dürften. Da wären z.B. Atheist, Cynic und Voivod. Auf Swashbuckle hätte ich auch wieder Bock. Und Macabre sowieso! Gegen einen Doom-Klassiker wie Candlemass oder Count Raven wäre auch nichts einzuwenden. Und als lustiger Act noch Tenacious D!

Und wenn schon Rockoper, dann doch bitte Ayreon!

Im Zirkuszelt meinetwegen auch mal mittags Rihanna und Britney Spears. Merkt ja eh kaum jemand. *g*

1 Kommentar:

  1. Schöner bericht:) Perfekt getroffen.
    See you in Wacken- rain or shine;)
    Lg, coco:)

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