Sometimes German, sometimes English. • The title of this blog used to change from time to time. • Interested in me reviewing your music? Please read this! • I'm also a writer for VeilOfSound.com. • Please like and follow Audiovisual Ohlsen Overkill on Facebook!

2015-09-16

KING DUDE - Songs Of Flesh & Blood - In The Key Of Light


Dam dadadadam dam dadadadam...  Oooohhh...

Moment, ist das was unveröffentlichtes von The Devil's Blood?
Die waren ja auch bei Ván Records, wäre also nicht vollkommen aus der Luft gegriffen, dass da was falsch verpackt worden ist.

Aber nein, nach dem Selim Lemouchi-Gedächtnisriff herrscht schnell Klarheit, dass es sich hier um einen anderen musizierenden Häretiker handelt.

The man with the golden Gretsch.
Der luziferianische Leidensliedermacher, König der Cash-Kirche und Kumpel der Ketzer.


King Dude.



KING DUDE - Songs Of Flesh & Blood - In The Key Of Light (white vinyl) (2015)

Thomas Jefferson Cowgill aka King Dude ist gar nicht so leicht festzumachen. Ich kannte zwar schon seine beiden Split-Singles mit Chelsea Wolfe und hatte mir ein paar weitere Songs auf Youtube angesehen, aber richtig kennengelernt habe ich ihn erst bei seinem fabelhaften Solo-Auftritt auf dem Roadburn Festival, wo er einerseits ganz in schwarz die Johnny Cash-Epigone gab, dies jedoch mit dem humorvollen Mitteilungsbedürfnis eines Olli Schulz verband.
 
Ich nahm mir u.a. sein Album "Burning Daylight" von 2012 mit. Darauf wirkt er, ertränkt in Tonnen von Kathedralenhall und mit teilweise seltsam unfertig gelassenen Songs fast manisch fieberhaft, als sei er vom Nicolas Cage besessen.
Das sind schon zwei sehr unterschiedliche Inkarnationen des Künstlers - und sie scheinen nicht voneinander trennbar zu sein.
Gerade das macht wohl einen großen Teil der Faszination aus: Man weiß nie, wo genau bei King Dude die Grenze verläuft zwischen feierlichem Ernst und Augenzwinkern.

Dies gilt auch für das neue Album.

Den direkten Vorgänger "Fear" kenne ich nicht, doch im Vergleich zu "Burning Daylight" sind die "Songs Of Flesh & Blood" auf jeden Fall aufgeräumter, sowohl was das Songwriting, als auch was die Produktion angeht.
Das heißt nicht, dass der King den Reverb nicht mehr liebt; er setzt ihn allerdings mit mehr Fingerspitzengefühl ein. Überhaupt ist der Sound zwar oberflächlich auf low-fi gebürstet, aber in Wahrheit doch sehr liebevoll den Songs auf den Leib geschneidert. Die Dröhn-Attacken im Refrain von "Rosemary" sind z.B. ein wuchtiger Effekt, den man so auch erstmal bringen und bis zum Mastering der Scheibe verteidigen muss.

King Dude ist im Kern immer noch der Songwriter, der seine Stücke direkt an und für die akustische Gitarre oder das Klavier bzw. die Orgel komponiert.
Manche Lieder bleiben auch in der finalen Studioversion Solodarbietungen, andere werden weiter ausgeschmückt und mit Band umgesetzt.

Insgesamt kommt so in den elf Liedern eine erstaunliche Bandbreite an Stilen und Klängen zusammen. Da gibt es die unpolierte, reine Cash-Schule im zwei Minuten kurzen "A Little Bit Of Baby Gonna Make Me Wanna Live Again", den aber sowas von westernmäßigen Country-Galopper "Holy Water", die schon von der gleichnamigen Single bekannte, finstere After-Murder-Ballade "Deal With The Devil" oder die getragene Orgel-Beschwörung "I Don't Wanna Dream Anymore".

Neofolk, Rockabilly, Gospel - von allem findet sich etwas auf diesem Album.
Zusammengehalten werden all diese düster interpretierten Americana von Cowgills charismatischer tiefer Stimme, die durchaus auch manchmal etwas ins Knödeln gerät, dies jedoch mit solchem unverhohlenen Selbstbewusstsein tut, dass man wieder einmal nicht sicher ist, ob vielleicht genau dort die ironische Brechung seiner düster verzweifelten Persona King Dude liegt.

Letztendlich muss man dieses Rätsel zum Glück nicht auflösen. Was zählt ist, dass die Songs alle taugen, bzw. zum größten Teil richtig bärenstark sind. Und dass King Dude eine unglaublich coole Sau ist, spielt auch keine unerhebliche Rolle, um "Songs Of Flesh & Blood - In The Key Of Light" zu dem zu machen was es ist - nämlich dem einen Songwriteralbum, das man dieses Jahr als Freund der bösen Musik haben muss.

Ja, was Evilness, Kult und Coolness angeht, so dürfen thematische Plattensortierer das Ding gerne irgendwo in der Peripherie von Fields Of The Nephilim und alten Danzig-Scheiben ins Regal schieben. Zwischen Coven und Cash wäre aber natürlich auch eine Option. 

Die LP gibt es in schwarz oder weiß. Ich habe mir letztere besorgt, weil ich weißes Vinyl einfach sexy finde. Texte liegen bei, ebenso ein Poster.
Durch die abgerundeten Ecken findet man die Platte im Regal noch schneller. Ván Records haben sich mit der Aufmachung auf jeden Fall wie immer Mühe gegeben. Sehr schick!




Anspieltipps: A Little Bit Of Baby Gonna Make Me Wanna Live Again, Deal With The Devil, Holy Water, Death Won't Take Me

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen