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2016-01-23

KUNG FURY - Original Motion Picture Soundtrack

"Fuck! Jetzt wünschte ich, ich hätte den kompletten Soundtrack!
Aber der wird momentan für um die hundert Euro verwuchert..."
So sah es neulich noch aus, als ich David Hasselhoffs Leadsingle "True Survivor" aus dem Soundtrack zum filmischen Trashfest "Kung Fury" rezensierte.

Inzwischen gibt es jedoch zum Glück eine neue Pressung, der ich natürlich nicht widerstehen konnte.



KUNG FURY - Original Motion Picture Soundtrack (red vinyl) (2015)

Die offensichtliche Frage ist natürlich: Kann sich der Soundtrack zu einem nur halbstündigen Film, den es umsonst im Internet zu sehen gibt, überhaupt quantitativ lohnen?
Die LP ist tatsächlich länger als der Film, deswegen eindeutig: Ja!

Und qualitativ? Die Frage ist ein wenig komplizierter, da es sich sowohl beim Film als auch bei seiner Musik um eine vollkommen überzogene Huldigung der Serien, Videospiele und Filme der 80er Jahre handelt. Mitch Murder, Lost Years und einige weitere Künstler haben hier einen selbstbewussten Synthwave-Soundtrack komponiert, in dem jedes Computer-Drumfill, jeder Spacesound, jeder Powerbasslauf und jedes Lasergitarrensolo ein Statement und (fiktives) Zeitdokument ist.

Es gibt einerseits ganz offensichtlich ironische Momente wie das schmachtende Schulterpolstersaxophon in "Careful Shouting" von Highway Superstar oder der absichtlich nicht ganz gelungene Metal-Versuch "Barbarianna", anderseits aber auch ohne den Kontext erstaunlich gut funktionierende Tracks wie die Single von David Hasselhoff.

Die besten Persiflagen entstehen oft aus Liebe zur Sache, und das gilt auch für das gesamte "Kung Fury"-Projekt. Auf dem Soundtrack stehen vor allem die Tracks von Mitch Murder, von dem die Hälfte des Albums stammt, für den gelungenen Spagat aus Spaß an Klischees und wirklich gut gemachter Elektromucke.

Sehr schön videospielmäß jumpt und runt auch "Redlining 6th", der Beitrag von Betamaxx.

Die größten Highlights sind allerdings die drei Tracks von Lost Years, welche zwar in ihrer klanglichen Verpackung voll auf Linie sind, kompositorisch aber auch aus einem "Miami Vice"-Tribut von Zombi stammen könnten. Was im Grunde ja das "Escape Velocity"-Album umschreibt. Wirklich geile Stücke!

Die Produktion ist inklusive gewollter Schwächen (manchmal leiert es z.B. wie auf einer alten VHS-Kassette) tadellos.

Schade nur, das mir mein schickes rotes Vinyl leider mit ein paar bösen kleinen Kratzern geliefert wurde, die gerade im Finale "Nuclear" schon leicht nerven; aber eben nicht genug, um die Auslandssendung zu reklamieren... Die meisten Plattenhörer werden den Zwiespalt kennen.

Witzig ist dafür, dass auf die doppelseitig bedruckte Platteninnenhülle das gesamte Drehbuch des Films Platz findet, und das, obwohl eine Passage versehentlich gedoppelt wurde. 


"Kung Fury" ist nicht nur der absolut wie die Faust aufs Auge passende Soundtrack, ohne den der Film gar nicht funktionieren würde, sondern auch bei ausgeschaltetem Augen- und Ohrenzwinkern immer noch eine kurzweilige Sammlung von fett fetzigem Vokuhila-meets-Stirnband-Synthiesound. Subtilität und Feingeist sucht man auf der Platte vergebens, dafür bekommt man eine Menge Spaß und Action.

Wem das nicht irgendwie Freude bereitet, der ist wahrscheinlich Hitler.

Klingt komisch, ist aber so.



Anspieltipps: Phoenix Rising, West Side Lane, Power Move, Nuclear, True Survivor


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