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2016-01-22

PARADISE LOST - The Plague Within

Unter meine Regel, dass ich alle Musik rezensiere, die ich mir im Erscheinungsjahr gekauft habe, fällt dieses Album zwar nicht mehr, doch da ich noch keinen Stau an 2016er Veröffentlichungen habe, mir die Band letztes Jahr im Grünspan sehr gut gefallen hat und sie ja auch beim diesjährigen Roadburn dabei sein wird, halte ich ein kleine Lobpreisung schon für angebracht.


PARADISE LOST - The Plague Within (2LP) (2015)

Eigentlich bin ich ja gar nicht der Ey-macht-mal-wieder-was-mit-Gegrunze-Typ. Und ich fand Paradise Lost auch niemals wirklich schlecht, höchstens mal ein bisschen zu zahm und unaufregend. Aber ich gebe es zu, vor allem nachdem ich neulich nach sehr langer Zeit mal wieder das z.T. noch sehr nach Autopsy klingende Debüt "Lost Paradise" von 1990 wiederentdeckt habe; Paradise Lost waren für mich immer am geilsten, wenn sie bei allem Gothic Rock, Doom und was immer sonst sie verarbeiten, auch hörbar dem Death-Metal gefrönt haben.

Und auf "The Plague Within", der Comebackscheibe von Nick Holmes' Grunzstimme, auf die er wohl durch seinen Zweitjob bei Bloodbath wieder Bock bekommen hat, da stimmt der Mix zwischen all diesen Elementen. Klarer und mediumaggressiver Gesang kommen auch noch vor, und ebenso gilt für die Instrumentalisten, dass sie die gesammelten Erfahrungen der letzten fünfundzwanzig Jahre abrufen und variieren. Doch im Kern ist "The Plague Within" eindeutig als Death Metal-Album zu klassifizieren.

Am stärksten ist vielleicht die zweite Seite (von drei) mit dem Gothic Doom von "Sacrifice The Flame" und "Victim Of The Past". Mein Favorit, der Funeral-Doom-Schleicher "Beneath Broken Earth" klingt in seiner rauen Gruftigkeit sogar an das Debütalbum an und erinnert mich an die Finnen Skepticism - nur ohne tonnenschwere Orgel natürlich.

Auf der anderen Seite enthält "The Plague Within" aber auch einige flotte bis tatsächlich ungewohnt schnelle Stücke. Das geht in Verbindung mit orchestralen Arrangements sogar so weit, dass sich in "Flesh From Bone" Parallelen zu Behemoth erschließen.

Der Refrain von "Punishment Through Time" kann als Hommage an die Death Metal-Urväter Celtic Frost gewertet werden, auch wenn der Midtempostampfer in anderen Passagen sogar einen eher unfrostig groovenden Stoner-Antrich hat.

"Cry Out" pendelt irgendwo zwischen Hard Rock, Gothic Rock und Death'n'Roll - und hat dabei immer noch überraschend viel Substanz.

Alle zehn Songs sind jeder auf seine Weise ähnlich stark.
Die größte Wundertüte, wenn es darum geht, alle Härtegrade und Gesangstile unter einen Hut zu bringen, also quasi das gesamte Album im Kleinen, ist dabei der Ohrwurm "An Eternity Of Lies". Wer den nicht mag, der sollte besser die Finger von der Platte lassen.

Leicht enttäuschend finde ich einzig den Abgang mit "Return To The Sun", an sich auch ein super Lied, aber noch mit so viel mehr Potenzial, es gerade zum Abschluß noch ausladender, epischer werden zu lassen. Oder anders gesagt: Mir endet das Album etwas zu schnell und unspektakulär.


Die größten melodischen und harmonischen Momente hat wie zu erwarten die Leadgitarre zu verantworten. Das Gitarrenspiel von Gregor Mackintosh war neben den dunkelschwarztraurigen Texten ja schon immer das prägendste Stilmerkmal und der Kitt, der bei Paradise Lost alles zusammenhält - und auch "The Plague Within" zu einem stimmigen Gesamtwerk macht.

Das Ding ist bei mir in schwerer Rotation und wächst bis jetzt unaufhörlich. Gut nachvollziehbar, dass es in vielen Jahresend-Toplisten aufgetaucht ist.

Auch optisch macht sich das LP-Cover auf rauhem Karton sehr gut.

Da die Spielzeit nur für drei Schallplattenseiten reicht, ist Seite D "etched", was einerseits immer irgendwie cool aussieht, anderseits in diesem Fall nicht nur blöde zu fotografieren, sondern auch bei direkter Ansicht wirklich sauschwer zu erkennen ist:    



Was soll ich abschließend sagen? Die Engländer beweisen eindrucksvoll, warum sie sowohl im Doom, als auch im Death und Gothic Metal eine Institution sind.

Da hören selbst Leute, die sich seit "Gothic" kein Paradise Lost-Album mehr gekauft haben, wieder genauer hin. *räusper* Sehr gut!

Anspieltipps: Beneath Broken Earth, No Hope In Sight, An Eternity Of Lies, Sacrifice The Flame


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