2025-12-11

THISQUIETARMY x OTAY:ONII und GLARING live auf der MS Stubnitz, Hamburg (10. Dezember 2025)


So, Schicht im Schacht! Falls mich nicht doch noch um die Feiertage herum spontane Hummeln im Hintern erwischen sollten, ist die Livemusiksaison 2025 nun vorbei für mich. Und was wäre ein würdigerer Ort für die letzte Show des Jahres als die MS Stubnitz, die von Kanaan & Ævestaden  im Januar bis zuletzt Neptunian Maximalism Ende Oktober wiederholt mit ganz fettem Booking und fantastischen  Konzertabenden abgeliefert hat?





GLARING
Als Opener betrat die Hamburgerin Anna Nin mit ihrem Soloprojekt Glaring die Bühne. Vollelektronischer Coldwave-Sound stand auf der Speisekarte, mal shoegazig düster, mal eher upbeat mit 1980er Vibes, immer recht experimentell und niemals ewig lange auf einer Idee verharrend.

Klang fett, war gut. Ich habe mir dann nachher vom Merch auch gerne eines der gedimmteren Werke aus ihrer fast schon zu streberhaft fleißigen Diskographie herausgepickt.

Das einzige, was sich mitunter etwas komisch anfühlte, war die Applaussituation. Als ich nach dem ersten Stück gerade klatschen wollte, ging es auch schon weiter. Kein Ding, die Pausen waren halt genauso getimt, dass sie gerade keinen Beifall zuließen. Als es dann aber irgendwann doch mal ein paar Sekunden länger dauerte, war das Publikum schon daran gewöhnt, dass es gleich weitergehen würde und es fühlte sich kurz etwas akward an. Aber keine Sorge: Am Ende der überzeugenden Show machten wir schon unmissverständlich klar, dass uns die Kiste gefallen hatte! 








THISQUIETARMY x OTAY:ONII
Und danach wurde es... intensiv.

Nachdem ich zu ihren letzten beiden Shows auf dem Schiff jeweils schon andere Pläne gehabt hatte, war dies endlich meine erste Gelegenheit Lane Shi Otay:onii auf der MS Stubnitz erleben - und dann noch gemeinsam mit Gitarrendronegroßmeister Eric Quach aka Thisquietarmy!

Zunächst ging die chinesisch-amerikanische Avantgarde-Sängerin aber in den zu diesem Zeitraum wegen der Pause noch beinahe leeren Publikumsraum und erzählte von ihrer jüngsten Schikane am Flughafen, wo sie aufgrund ihres Passes zum Racial Profiling herausgewinkt wurde. Dort wurde ihr dann ernsthaft die Frage "You only sing in English, right?" gestellt, was sie natürlich bejahte - obwohl beide genau wussten dass es gelogen war. Bullshit 2025 eben.

Dass sie durch diesen Vorfall noch angefressen war, konnte man nur wenig später perfekt künstlerisch kanalisiert spüren. Zunächst einmal baute Quach mit Gitarre hinterm mit Effektboarden und Gerätschaften übersähten Tisch die ersten wummernden Ambientebenen auf, während Lane Shi mit Percussion und Delay/Loop-Pedal ins Ritual einstieg. Ihr erster Schrei riss dann aber markerschütternd  einen Riss in die Bordwand! Da war klar: Hier und heute werden keine Gefangenen gemacht!

Die ganze Performance steigerte sich in den kreativen instrumentalen Händen von Thisquietarmy in mehreren Akten, aber niemals komplett unterbrochen zum episch vielschichtigen Klangkaleidoskop, von rundum vibrierenden Drone zu harschem Krach, während Otay:onii säuselnd, singend, kreischend, brüllend, auf ihre eigene, direkt ins Herz stechende, ultra-emotionale Art alles und mehr gab.

Wie auch immer ich diesen Auftritt noch weiter beschreiben könnte, das Gefühl hinter dem Hörbaren, die Macht und Schönheit, vor allem aber auch der greifbare existentielle Zorn kann ich nicht in angemessene Worte fassen. So etwa muss man schlicht live vor Ort spüren. Ein wunderbarer Gut Punch in Zeitlupe. Uff. Ganz ganz groß!







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