2025-12-13

THISQUIETARMY x OTAY:ONII - Serpents and Shallows

After my review of their fantastic show on the MS Stubnitz a couple of days ago the most logical logical next post is to cover the second joint album of Thisquietarmy and Otay:onii, which I got at the merch stand there. And since I've just written about these two artists, it also kind of gives me an excuse to keep it brief this time... So here we go!


THISQUIETARMY x OTAY:ONII - Serpents and Shallows (CD) (2025)

I must admit that the extra pissed off and intense energy at the show tricked me into believing that this album, which had been recorded during the same sessions which also birthed "Howl and Tell", would be the noisier and meaner of the two twin albums.

But while listening to it for the second or third time that misperception dissolved. "Serpents and Shallows" actually is the dreamier album of the two, there are more spacious levitating layers of Shoegaze atmosphere aboves the crushing Drone guitar and synth foundation.

All in all however the general combination of sounds is still quiet similar, with Lane Shis expressive vocal improvisations between beauty and despair contrasting the meditative deep end of the instruments and creating an immersive dramatic tension. This music could hardly feel more like pure emotional expression before even sensing the cause of the impulse.

If you dig the vibes of Big|Brave or the collaboration of The Lord + Petra Haden this will very likely speak to you. During the final track "Wet Feet" which develops a strong rhythmic pulse towards the end, I'm also reminded of the brilliant Avantgarde quirkyness of Dalila Kayros - or of course the Electronic parts of Otay:onii's own work.

Both she and Eric Quach really give their best here. So no, "Serpents and Shallows" definitely doesn't make it easier for me to determine my favorite Drone (and adjacent genres) release of the year. Breathtaking stuff!







2025-12-11

THISQUIETARMY x OTAY:ONII und GLARING live auf der MS Stubnitz, Hamburg (10. Dezember 2025)


So, Schicht im Schacht! Falls mich nicht doch noch um die Feiertage herum spontane Hummeln im Hintern erwischen sollten, ist die Livemusiksaison 2025 nun vorbei für mich. Und was wäre ein würdigerer Ort für die letzte Show des Jahres als die MS Stubnitz, die von Kanaan & Ævestaden  im Januar bis zuletzt Neptunian Maximalism Ende Oktober wiederholt mit ganz fettem Booking und fantastischen  Konzertabenden abgeliefert hat?





GLARING
Als Opener betrat die Hamburgerin Anna Nin mit ihrem Soloprojekt Glaring die Bühne. Vollelektronischer Coldwave-Sound stand auf der Speisekarte, mal shoegazig düster, mal eher upbeat mit 1980er Vibes, immer recht experimentell und niemals ewig lange auf einer Idee verharrend.

Klang fett, war gut. Ich habe mir dann nachher vom Merch auch gerne eines der gedimmteren Werke aus ihrer fast schon zu streberhaft fleißigen Diskographie herausgepickt.

Das einzige, was sich mitunter etwas komisch anfühlte, war die Applaussituation. Als ich nach dem ersten Stück gerade klatschen wollte, ging es auch schon weiter. Kein Ding, die Pausen waren halt genauso getimt, dass sie gerade keinen Beifall zuließen. Als es dann aber irgendwann doch mal ein paar Sekunden länger dauerte, war das Publikum schon daran gewöhnt, dass es gleich weitergehen würde und es fühlte sich kurz etwas akward an. Aber keine Sorge: Am Ende der überzeugenden Show machten wir schon unmissverständlich klar, dass uns die Kiste gefallen hatte! 








THISQUIETARMY x OTAY:ONII
Und danach wurde es... intensiv.

Nachdem ich zu ihren letzten beiden Shows auf dem Schiff jeweils schon andere Pläne gehabt hatte, war dies endlich meine erste Gelegenheit Lane Shi Otay:onii auf der MS Stubnitz erleben - und dann noch gemeinsam mit Gitarrendronegroßmeister Eric Quach aka Thisquietarmy!

Zunächst ging die chinesisch-amerikanische Avantgarde-Sängerin aber in den zu diesem Zeitraum wegen der Pause noch beinahe leeren Publikumsraum und erzählte von ihrer jüngsten Schikane am Flughafen, wo sie aufgrund ihres Passes zum Racial Profiling herausgewinkt wurde. Dort wurde ihr dann ernsthaft die Frage "You only sing in English, right?" gestellt, was sie natürlich bejahte - obwohl beide genau wussten dass es gelogen war. Bullshit 2025 eben.

Dass sie durch diesen Vorfall noch angefressen war, konnte man nur wenig später perfekt künstlerisch kanalisiert spüren. Zunächst einmal baute Quach mit Gitarre hinterm mit Effektboarden und Gerätschaften übersähten Tisch die ersten wummernden Ambientebenen auf, während Lane Shi mit Percussion und Delay/Loop-Pedal ins Ritual einstieg. Ihr erster Schrei riss dann aber markerschütternd  einen Riss in die Bordwand! Da war klar: Hier und heute werden keine Gefangenen gemacht!

Die ganze Performance steigerte sich in den kreativen instrumentalen Händen von Thisquietarmy in mehreren Akten, aber niemals komplett unterbrochen zum episch vielschichtigen Klangkaleidoskop, von rundum vibrierenden Drone zu harschem Krach, während Otay:onii säuselnd, singend, kreischend, brüllend, auf ihre eigene, direkt ins Herz stechende, ultra-emotionale Art alles und mehr gab.

Wie auch immer ich diesen Auftritt noch weiter beschreiben könnte, das Gefühl hinter dem Hörbaren, die Macht und Schönheit, vor allem aber auch der greifbare existentielle Zorn kann ich nicht in angemessene Worte fassen. So etwa muss man schlicht live vor Ort spüren. Ein wunderbarer Gut Punch in Zeitlupe. Uff. Ganz ganz groß!







2025-12-10

FLORENCE + THE MACHINE - Everybody Scream

Ok, nach Pink Floyd gleich noch ein weiteres bereits ausgiebig genug global besprochenes Album, zu dem kein Mensch auch noch meine kleine Meinung braucht. Aber nun sind wir ja eh schon hier, also sage ich natürlich schon ein paar Worte.


FLORENCE + THE MACHINE - Everybody Scream (The Bloodwood Edition) (Red Marble Translucent vinyl 2LP) (2025)

Aus zwei Gründen habe ich ein bisschen gebraucht, um in den Nachfolger von "Dance Fever" (2022) reinzukommen:

1. Kleinlich, aber es ist halt wie es ist: Das Album hat leider nicht eingelöst, was der erste Teaser versprochen hat. Dieser Urschrei in ein Erdloch hinein war so ein perfektes Sinnbild für die Weltlage, dass ich irgendwie ein sich mehr ums große Ganze kümmerndes, humanistisches, politisches Album erwartet hatte. Dass es dann doch sehr stark um Florence Welch selbst kreist, ist an sich überhaupt kein Problem; ich hatte mich halt nur schon auf mehr katharsische Weltwut eingestellt.

2. Das wesentlich größere Hindernis allerdings hört auf den Namen Anna von Hausswolff. Zwar leiden momentan auch alle anderen (neuen wie alten) Alben in meiner Sammlung darunter, sich in der Rotation kaum gegen das neue Meisterwerk der Schwedin durchsetzen zu können, Florence + The Machine trifft dies allerdings besonders, da hier einfach die größten Parallelen bestehen, vor allem natürlich dass es sich bei beiden Künstlerinnen um konsequente emotionale Maximalistinnen handelt. Zudem hat "Everybody Scream" auch überraschend dunkle Untertöne, die sich instrumental u.a. ausgerechnet in Orgeln, düsteren Synthies, gewagten Orchesterarrangements und mächtigen Trommeln im Kathedralenhall äußern. Dies alles, aber auch die Qualität der besonders in feministischen Passagen sehr pointierten Lyrik tun irgendwie alles dafür, dass das Doppelalbum mit "Iconoclasts" in ein Fernduell tritt - und für mich dabei zunächst einmal zwangsweise in Annas Schatten stand.

Inzwischen habe ich mich allerdings ans Dämmerlicht gewöhnt und mache die zwölf Songs immer besser aus. Und tatsächlich lerne sie mit ständig wechselnden Favoriten - vor allem gegen Ende mit wenig auf Radiotauglichkeit optinmierten Höhepunkten wie "Drink Deep" und "You Can Have It All" - mit jedem Hören mehr zu schätzen.
Und selbst ein etwas unterm Durchschnittsniveau liegender Song wie "Buckle" bietet in Sachen Arrangement, Performance und Produktion immer nochgenügend Qualitäten, um mich mühelos bei der Stange zu halten.
  
Wie immer liefern Florence und ihre Band also ab, mit einer abwechslungsreichen Mischung aus Chamber- und Überwältiguns-Pop, Alternative Rock mit Folk/Gospel-Einflüssen und hier und da beinahe schon Gothic-Vibes. Dabei wirkt "Everybody Scream" trotz zahlreicher unterschiedlicher akustischer, orchestraler, elektronischer Texturen noch mehr aus einem Guss als "Dance Fever" - was im Grunde nicht besser oder schlechter, sondern einfach nur anders gut ist.

Nein, man kann als prinzipiell antikapitalistischer Musikhörer noch so sehr die Nase über den kommerziellen Mainstream-Erfolg der Polydor-Künstlerin rümpfen, musikalisch macht die fantastisch charismatische Sängerin einfach alles richtig.

Ähnlich wie bei neuen Alben von Lana Del Rey wurde der Markt natürlich mit zahlreichen Varianten mit komplett unterschiedliche Coverartworks geschwemmt, so dass man, selbst wenn man sich wie ich mit der Indie Exclusive Red Marbled Vinyl Edition eigentlich super bedient fühlt, doch niemals so ganz sicher sein, ob die anderen drölf Versionen vielleicht nicht doch hübscher sind.

Schade ist auf jeden Fall, dass die vier minimalistischeren, noch mehr auf unverstärkte Instrumente, Chor und Orchester konzentrierten Bonusstücke der CD-Chamber Edition hier nicht dabei sind. Optisch habe ich allerdings gar nichts auszusetzen. Dass man Platten auch außerhalb bedruckter Innenhüllen verschicken kann, um Seamsplits zu vermeiden, sollte ja eigentlich bekannt sein. Ich erwähne es aus Gründen trotzdem noch einmal.






2025-12-09

PINK FLOYD - Live at Pompeii MCMLXXI

☑ purchased

Reicht das als Review?

Oder: DISCLAIMER: Dies ist eine reine Besitzstandsmeldung.


PINK FLOYD - Live at Pompeii MCMLXXI (2CD) (1974/2025)

Ich meine, ernsthaft: Wer dieses Album bzw. den Konzertfilm, aus dem seine Musik stammt, braucht, der hat es höchstwahrscheinlich eh schon, sei es in einer der zahlreichen CD-, DVD-, BluRay- oder Vinylvarianten dieser Neuauflage - oder halt in einer der hunderten offiziellen wie inoffiziellen Veröffentlichungen der letzten fünfzig Jahre.

Ich möchte also mal ganz bescheiden annehmen, dass ich zur Bedeutung dieser Aufnahmen und ihrer Einordnung im Œuvre von Pink Floyd kaum erhellende neue Erkenntnisse beisteuern kann.

Der Film ist auch schon ewig und drei Tage Bestandteil meiner eher kleinen Musik-DVD-Sammlung, weshalb mir die reine Audiovariante - gekonnt remixt von Steven Wilson - hier auch genügte.

Das klingt dynamisch, lebendig, nicht überproduziert, astrein. Und die Trackliste? Natürlich einfach unsterblich. Es gibt sicherlich so viele Präferenzen, was Lieblings-Pink Floyd-Phasen angeht, wie es eben Phasen gibt (Hauptsache nicht das überbewertete Snoozefest "The Wall", oder was?), aber come on: Allein "One Of These Days", "Echoes" und "Set The Controls For The Heart Of The Sun" in Zeiten des kreativen Hochs und noch gesund ausbalancierter Bandchemie! Dieses Zusammenspiel, diese Harmonien, diese Atmosphäre... aber auch diese wunderbaren Ecken und Kanten. Da können einen gewisse Mitglieder heute noch so sehr auf den Keks gehen, das ist und bleibt heiliger Psychedelic Rock-Gral.

Auf der zweiten CD gibt es zusätzlich noch einen alternativen Take von "Careful With That Axe, Eugene" und die zweieinhalb Minuten längere, ungeschnittene Version von "A Saucerful Of Secrets". Klar, nimmt man auch gerne mit.

Aufmachung, Booklet... sind nicht sensationell, aber ok. Doch ehrlich: Obwohl 1971 in der römischen Ruinenstadt ja noch nicht einmal Publikum dabei gewesen ist, kann man "Live at Pompeii MCMLXXI" wohl getrost irgendwo oben im Patheon der wichtigsten Livealben aller Zeiten verorten. Und wer das noch nicht mitbekommen hat, der sollte sich Album und/oder Film auch dann besorgen, wenn das Cover einen von der Vulkanasche des Vesuvs konservierten Haufen Hundescheiße zeigen würde. Basta!







2025-12-07

LAIBACH - Laibach40

There are certain albums which can crush any collecting completionist's financial stability, because it feels like they're just getting remixed, remastered, reissued in varying formats all the time*:

Pink Floyd - "The Dark Side of the Moon"
Dire Straits - "Brothers in Arms"
Fleedwood Mac - "Rumours"
The Kraftwerk catalogue after "Ralf und Florian"
Anything Beatles or Queen...

And now after "Opus Dei" (recently remastered AND revisited) also Laibach's self-titled debut album?


LAIBACH - Laibach40 (4CD + DVD Box) (1985/2025)

Given that 1. this particular album is already a part of the "Laibach Revisted" box (the most expensive item in my whole music collection) and 2. there's not too much actually new material in this new fourty years anniversary set, it took me a while to consider if I actually needed it - and which version (five LP's or four CD's) would be the preferable one.

Pro vinyl: Two big Laibach boxes side by side would definitely look cool. Contra: Even though it's not nearly as expensive as the self-released "Revisited" box, it's still a sevenscore Euro (plus shipping) investment for a lot of stuff I already. Ultimately I went for the compact disc variant, which has the exact same musical content and extras, and seriously is beautiful enough for me.

The debut itself is included 
under its originally intended name "Nebo  žari" ("The Sky Is Glowing") here. Like on all previously released versions the tracklist varies a little in the second half, but otherwise it's the same familiar essential Experimental Industrial classic.

Two of the three live albums in the box have also been released before:

"Ljubljana - Zagreb - Beograd", which documents Laibach's raw and provocative first Yugoslavian shows in 1982, hasn't even been in my collection for very long yet - but since it has been remastered and the last four pieces are all individual tracks now, there is at least a little improvement.

The same goes for the also remastered version of "M.B. December 21, 1984", a recording of the legendary show that officially never was, when the band was banned from live activities and forbidden to use their name. Just like the vastly different versions of "Država" on the previous CD this album is an excellent example of Laibach's versatility right from the start during their early years, when besides drums they were mostly relying on cheap self-made instruments and tape loops of samples from records to build their menacing wall of sound. Here it's especially the inclusion of a clarinet / trumpet player and Jazz improvisations, which still sticks out as a rare abnormality in their discography to this day.

The last CD finally brings us to the exlusive, previously unreleased part of this compilation. It's not the first album called "We Forge The Future", but actually an even more recent 2025 recording of another special show recreating Laibach's infamous scandal performance at the Zagreb Music Biennale 1983.
And since modern Laibach calling back to their Eighties' mechanical Industrial days is always a treat and this show "Live at the Cuktama Gallery" is different enough from the 2017 re-enacting "Live at Reina Sofia", this disc was the crucial factor pro purchase for me. I just love these kinds of retro-historic performances featuring original members Dejan Knez and Ivan Novak back on stage. And since I'm of course a little bit sad that I've only just missed one of those at the band's 45th anniversary in their hometown Trblovje, this is at least a decent consolation prize.

The first years of Laibach are surrounded by a lot of both mundane and mythical lore. So while perceived contradictions may naturally arise, ultimately every serious attempt of digging into the history - from their inception, over the suicide of  frontman Tomaž Hostnik, struggles with authorities, the "exile" in London and first European tour to the recording and very delayed release of their debut - adds new perspectives and thus other pieces of knowledge to the puzzle.

"Laibach40" does so with a booklet with recent and historic liner notes and even more intriguingly presented old and new insights on a DVD featuring the Slovene TV documentary "Music is the Art of Time - LP film Laibach" - plus another extra booklet dedicated to it.

This week I will finally get my long overdue first reading glasses, so I hopefully won't need the aid of my smartphone flashlight to actually read that stuff anymore. But apart from the small font the layout is fine. The whole solid box with seperate covers for each disc is a great item, which I would unhesitatingly recommend to anyone who isn't already familiar with most of its musical content.

In case you already own three of the four albums I cannot unburden you from your personal decision, if it's worth spending your money for the rest - especially the vinyl box. I can only tell you that every single part of this box is convincing - and that you probably should decide soon, because the limited stock obviously won't last forever.






* DISCLAIMER: I haven't actually controlled the accuracy of my "gut feeling" examples. 








THISQUIETARMY - Langue Hybride

Eric Quach aka Thisquietarmy ist ein Künstler, den viele so wie ich wahrscheinlich primär als über seinem Effektboard knieenden Gitarrensoundtüftler kennen, der entweder solo, im Duett (z.B. mit Jörg SchneiderN, Otay:onii oder Voivod-Drummer Away) oder als Teil des Hypnodrone Ensembles Klangwände zwischen Ambient, Post- und Psychedelic Rock und Drone erzeugt.

Wer aber z.B. die kosmische Jazz Fusion von Tempête Solaire kennt, der weiß dass die diskographisch-stilistische Bandbreite des Kanadiers sogar noch weit umfangreicher ist. Und so sollte es eigentlich nicht überraschen, dass auf seinem letzten, bereits im April veröffentlichten Album noch einmal neue Tore aufgestoßen werden.


THISQUIETARMY - Langue Hybride (red vinyl LP + 7") (2025)

Perfektionistische Pedanten sofort aufgepasst! Wer die Vinylausgabe dieses Albums in korrekter, vom Künstler beabsichtigter Reihenfolge hören möchte, der darf nicht einfach stumpf dem Alphabet folgen! Nein, nach den ersten beiden Stücken auf Seite A drehen wir die Schallplatte nämlich nicht um, sondern greifen zur kleineren Sieben-Zoll-Scheibe, die den auf deren Seite A beginnenden und auf Seite B fortgesetzten Track "Les Radicaux Libres" enthält! Erst dann beenden wir das Album auf Seite B der regulären LP. Ohne Mitdenken faul Musik hören kann schließlich jeder!

Und wenn ich schon beim physischen Tonträger bin, sei gesagt, dass mir sowohl das rostig rote Vinyl als auch das Gatefold gut gefallen. Insbesondere das von Herrn Quach selbst geschossene Panoramabild eines Flusses auf der der Innenseite des Covers finde ich fotografsch sehr ansprechend.

Auch wenn nur Thisquietarmy draufsteht, ist der Solokünstler auf "Langue Hybride" tatsächlich nicht alleine zu hören, sondern zusammen mit einem fünfköpfigen Ensemble aus Mitgliedern des CEM (Centre d'Expérimentation Musical) aus der Region um Quebec. Enstanden ist das - soweit ich's verstehe - als Mix aus Liveaufnahmen und Ergänzungen im Studio zusammengesetzte Album während seiner vierwöchigen Residenz im CEM im Sommer 2023.

Der Autodidakt Quach trifft hier auf in Jazz, Klassik und Metal erfahrene Musiker, die seine Vision an Bass, Gitarre, Elektronik und - vielleicht am prägendsten für das gesamte Werk - Geige und Cello umsetzen. Und alle Stücke sprechen tatsächlich die titelgebende hybride Sprache, in der beinahe zu jedem Zeitpunkt mehrere Stile zugleich zu hören sind.

Und so geht es von schneller folkloristischer Teufelsgeigerei zu mächtigem sehnsuchtsvollen Doom zu funkiger Jazz Fusion mit bluesig solierender Gitarre und den unweigerlich ein gewissen Mahavishnu Orchestra-Gefühl heraufbeschwörenden Streichern.
Den 7"-Track kann man anfangs wohl als Ambient Free Jazz klssifizieren, bevor sich ein treibender Unterbau irgendwo zwischen Swans-Gitarrengroove und Kammermusik manifestiert.

"Organismes En Aérobiose" ist als einzige Komposition nicht vor Ort entstanden, sondern existierte bereits seit 2003 (ob als Demo oder rein in Quachs Kopf weiß man nicht), wurde jedoch niemals richtig aufgenommen. Wahrscheinlich hat sich Thisquietarmy diese Nummer tatsächlich bis zur passenden Gelegenheit, sie angemessen umzusetzen, aufgespart. Hier lässt er auf jden Fall ganz offensichtlich den inneren Ennio Morricone und den brachialen Gitarrendröhner raus. Ein epochaler Hybrid zwischen Sergio Leone-Film-Heldenthema, Post Rock und Krachekstase. Hymnisch!

"Solastalgie Impalpable" schließlich ist über weite Strecken ein mit Streichermelodien gekrönter Midtempo-Metal-Banger, fügt mittendrin jedoch einen langen Durchatmer ein, in dem Thisquietarmy zunächst in seiner wohl reinsten Form loopt, layert und moduliert ehe der Song sich in ein SubRosa (bzw. den Nachfolgern The Keening oder The Otolith) würdiges großes Finale steigert.

Und damit endet ein unerwartet cineastisches, tatsächlich von Anfang bis Ende fantastisches Album klanglich wie emotonial heavier Instrumentalmusik vom Feinsten.

Wenn das nicht Bock macht, den Mann in ein paar Tagen (natürlich in anderem Zusammenhang) wieder live auf der MS Stubnitz zu sehen, ja dann weiß ich auch nicht...