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2025-10-18

DRAZEK FUSCALDO - Attachements * / Certain Kinds **

* with JÖRG A. SCHNEIDER
** feat. JÖRG SCHNEIDER and THYMME


Es ist doch immer wieder dasselbe Spiel: Sobald Du dich mit einem hyperaktiven Musiker beschäftigst, der ständig mehr Alben produziert als Du überhaupt verarbeiten kannst, stößt Du über sein Umfeld auch schon auf viele andere, ähnlich überproduktive Gestalten.

So hatten Drummer Jörg Schneider und seine Band Glimmen dieses Jahr bereits ein absolut großartiges Album mit dem Duo Przemyslaw Drazek und Brent Fuscaldo veröffentlicht, welches es nur sehr knapp nicht in meine Halbjahresbestenliste geschafft hat.

Und nun sind (neben vielen anderen Schneider-Kollaborationen, die ich in späteren Posts beleuchten werde) noch zwei weitere Scheiben von Drazek Fuscaldo erschienen, die sich beide nicht vor dem Vorgänger verstecken müssen, und auf denen die Multiinstrumentalisten / Sänger erneut das hückelhofener Trommeltier zu Gast haben.







DRAZEK FUSCALDO feat. JÖRG SCHNEIDER and THYMME - Certain Kinds (CD) (2025)

"Drazek Fuscaldo Glimmen" war ein trotz hohem Aktivitätsfaktor sehr meditatives Spiritial Jazz-Werk, welches den Geist der Gigant(inn)en der Sechziger und Siebziger Jahre beschwor, mit moderneren Einflüssen aus Ambient, Psychedelik und Folk verband und mit einem faszinierenden, sehr eigenwilligen Gesang krönte.

Das Quartett-Album "Certain Kinds" geht generell in eine ähnliche Richtung, setzt in seinen vier Mammuttracks zwischen neun und knapp achtundzwanzig Minuten Länge aber auch andere Akzente.

So lässt der Opener "Core" mich schnell die Frage stellen: Seid ihr es, The Necks?
Natürlich verneint schon Fuscaldos Stimme, hier sonorer und mit viel Raumklang subtil ins Ganze eingebettet, diese Frage. Das hypnotisch zu Schneiders klöterndem Dauergewühle improvisierende Klavier von Thymme Jones macht jedoch in der Tat einen entscheidenden Unterschied in der Gesamtwirkung aus. Die Australier hätten sich hier vermutlich wesentlich konsequenter auf ein Thema fokussiert, während Drazek Fuscaldo und Freunde immer wieder in neue Kammern ihrer musikalischen Unterwasserhöhle hineingleiten. Und doch versprüht dieser bei anderen Gruppen schon alleine als komplette Veröffentlich durchgehende Track denselben Post Jazz-Geist. Und wie wunderschön erhaben ist es, als sich im letzten Drittel in cineastischer Mount Fuji Doomjazz Corporation-Manier sanft die Bläser ins Spiel bringen, um ein düster spannendes Finale einzuleiten?

Das längste Stück "The Gate" beginnt in tausendundeiner Nacht mit viel orientalischer Melodie und Rhythmik. Geduldig verbinden sich hier eine Spiritual Jazz-Basis mit dem Geschichtenerzählertum von Yazz Ahmed und der avantgardistischen Atmosphäre von Kayo Dot. Während des Durchschreitens des Tores und nach der Ankunft auf der anderen Seite hält diese Reise aber noch einige Abzweigungen bereit. Und vielleicht ist dies auch mal eine passende Gelegenheit, um zu erwähnen, dass der gute Herr Schneider nicht nur eine hyperaktive Dauerherausforderung für seine Mitmusiker darstellen, sondern tatsächlich auch sehr songdienöich zurückgenommen agieren kann, wenn dies gefragt ist.

Es folgen mit zusammen fünfundzwanzig Minuten nur noch die beiden kürzesten Tracks "Brain In Tangles" und "Deviation", die von beinahe schon traditionell basswalkendem Jazz zu noch mehr Ambient/Darkjazz-Flächen, die Jason Köhnen stolz machen würden und der Rückkehr Fuscaldos zur größeren stimmlichen Geste des Vorgängeralbums noch eine Menge weiterer spannender Details und Wendungen bieten.

Ein nicht nur aufgrund der mächtigen Spielzeit von beinahe achtzig Minuten sehr großes Album!











DRAZEK FUSCALDO with JÖRG A. SCHNEIDER - Attachements (LP) (2025)

Kann und will man mit dem dritten Album dieser Reihe - und dem mit der kleinsten Besetzung - überhaupt noch größer und ambitionierter werden? Kaum. Aber wenn man nur wieder genügend neue Variationen hineinbringt muss man dies wohl gar nicht.

Zunächst einmal fällt das von Feeding Tube Records und Cardinal Fuzz veröffentlichte Album "Attachements" vom Trio Drazek Fuscaldo Schneider natürlich optisch aus der Reihe, ist es doch nicht auf CD, sondern als LP mit richtig schön klassischer Jazz-Covergestaltung erschienen.
Aus dem Format lässt sich natürlich auch schließen, dass die Spielzeit etwas handlicher sein muss - und manchmal reicht eine Dreiviertelstunde ja auch locker aus.

Musikalisch wirken die beiden jeweils seitenlangen Longtracks am pursten und am wenigsten nachbehandelt (grundsätzlich scheinen diese Alben ja alle auf Liveimprovisationen zu basieren, zu denen weitere Instrumente und Gesang als Overdub hinzugefügt wurden). Sowohl durch die zumindest anfangs actionreichere "Death Mask" als auch das atmosphärischere "Born In A Storm" ziehen sich die meiste Zeit über hypnotische Loops, die dem Ganzen starke Schwingungen von Ivan The Tolerable auf Free Jazz verleihen. Sehr deep, sehr stark!

Insgesamt gibt es gar keinen Zweifel: Der musikalische Hattrick Drazekrick Fuscaldick achwasweißick Dreifachschlag innerhalb eines Jahres ist dem Duo mit "Drazek Fuscaldo Glimmen", "Certain Kinds" und "Attachements" eindeutig eindrucksvoll gelungen.









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