Nach den ersten paar Minuten des ersten Hördurchlaufs war mir schon klar, dass dies ein besonderes Album ist. Und nur wenig später wusste ich ebenso, dass ich wohl kaum in der Lage sein würde, darüber eine für mich zufriedenstellende Rezension zu verfassen. Denn wie soll man für so etwas angemessene Worte finden?
Während ich noch ein wenig über die Antwort auf diese Frage sinniere, hier zunächst einmal ein Blick auf die Band vor der Veröffentlichung dieses Werks:
Mythic Sunship sind eine sehr produktive dänische Gruppe aus dem El Paraiso-Stall. Das Trio hat seit 2016 die drei Alben "Ouroboros", "Land Between Rivers" und "Upheaval" veröffentlicht.
Stilistisch gehört die Gruppe in die engere Verwandschaft der Labelbesitzerband Causa Sui, speziell deren heavierer, fuzzigerer Seite. In Kritiken habe ich häufiger etwas von psychedelischem Doom gelesen, doch auch wenn der Bass schön tief dröhnt, höre ich letzteren eigentlich kaum heraus. Da sind es doch schon eher ausladende Hawkwind-Spacerockjams, die in einen modernere Produktion übertragen werden.
Während ich noch ein wenig über die Antwort auf diese Frage sinniere, hier zunächst einmal ein Blick auf die Band vor der Veröffentlichung dieses Werks:
Mythic Sunship sind eine sehr produktive dänische Gruppe aus dem El Paraiso-Stall. Das Trio hat seit 2016 die drei Alben "Ouroboros", "Land Between Rivers" und "Upheaval" veröffentlicht.
Stilistisch gehört die Gruppe in die engere Verwandschaft der Labelbesitzerband Causa Sui, speziell deren heavierer, fuzzigerer Seite. In Kritiken habe ich häufiger etwas von psychedelischem Doom gelesen, doch auch wenn der Bass schön tief dröhnt, höre ich letzteren eigentlich kaum heraus. Da sind es doch schon eher ausladende Hawkwind-Spacerockjams, die in einen modernere Produktion übertragen werden.
Das hat zwar auch mal starke Ähnlichkeit mit der Black Sabbath-Urbesetzung, wenn jene instrumental so richtig abgegangen ist, aber es deswegen als Doom zu labeln, ist doch ein wenig irreführend.
Unbestritten ist allerdings, dass es sich um eine powervolle, mammutös improvisierende Psychedelicrockgruppe handelt.
Doch jetzt kommt, bereits als zweites Album im Jahr 2018, "Another Shape Of Psychedelic Music":
MYTHIC SUNSHIP - Another Shape Of Psychedelic Music (2LP) (2018)
Beginnen wir mal mit Titel und Coverartwork. Selbstbewusster geht es ja wohl kaum.
Die Wortfolge "Another Shape Of Psychedelic Music" unterscheidet sich zwar genügend von Ornette Colemans 1959er Gamechanger "The Shape Of Jazz To Come", um als nicht dreist geklaut durchzugehen, doch die Konnotation ist natürlich gewollt und nicht zu übersehen.
Jakob Skøtts Cover ist eine sehr direkte grafische Umsetzung des Titels, welches demonstriert, wie innerhalb der Schnittmenge zweier Objekte neue Formen entstehen. Eine beinahe unverschämt simple, aber gerade dadurch absolut brilliante Idee, welche auf der Innenseite der Gatefold-Hülle noch fortgeführt wird.
Nein, dies hier ist kein Albumtitel mit irgendwie dazu passendem Artwork. Es ist ein Statement. Vielleicht das deutlichste, welches mir seit Gnods "Just Say No To The Psycho Right-Wing Capitalist Fascist Industrial Death Machine" ins Plattenregal gewandert ist.
Die Credits auf dem Backcover zeigen, dass die Band sich von drei auf fünf Mitglieder vergrößert hat: ein zweiter Gitarrist hat sich angeschlossen, und - von Anfang an nicht zu überhören - ein Saxophonist.
Außerdem steuert Causa Suis Jonas Munk, der auch für die makellose Produktion des Doppelalbums verantwortlich ist, in zwei Tracks noch mehr zusätzliche Gitarre bei.
Und nun bin ich an dem Punkt angekommen, wo es echt schwer wird, dem Gebotenen gerecht zu werden. Denn unter den einzelnen Bestandteilen, aus denen sich Mythic Sunships Musik zusammensetzt, ist für sich genommen keines eine komplett neuartige Revolution.
Die Art und Weise, in der alles zusammenkommt allerdings, die ist geradezu magisch. "Another Shape Of Psychedelic Music" fühlt sich sofort an, als würde man es schon seit zwanzig Jahren immer wieder gerne auflegen. Zutiefst vertraut und doch frisch und explosiv. Ein Instant-Jazz/Psychrock-Fusion-Klassiker.
Abgesehen von dem langen göttlichen Free Jazz-Auftakt des Openers ist die Basis der Stücke fast immer harter Psychedelicrock, der je nach Gewichtung auf Bass, unermüdlichen Drums oder Gitarre mit Bands wie Electric Moon, Papir oder - als wäre der Name noch nicht oft genug gefallen, aber auf ihrer "Live In Copenhagen" spielen z.T. ja sogar in sehr ähnlicher Besetzung - Causa Sui klingt.
Der absolute Kicker ist aber das mit den Sechsaitern als darüber solierender Hauptdarsteller abwechselnde Saxophon. Søren Skov hat einen fantastischen warmen Ton, der auch bei wildestem Remmidemmi rings um sich herum noch tiefenentspannt in sich ruhen kann. Wenn er es möchte, heißt das. Er kann auch fantastisch durchdrehen; und wenn dies passiert, dann zählt es auch richtig.
Das irgendwie doch noch kontrollierte Durchdrehen ist sowie die Kernkompetenz von Mythic Sunship.
"Another Shape" wird niemals zum komplett formlosen Krach und überschreitet auch nicht die Grenze zu sperrig herausfordernder Advantgarde. Doch was innerhalb dieses Rahmens an aus allen Rohren feuerndem Exzess möglich ist, das wird auch vollkommen ausgelotet. Es passiert wahnsinnig viel, nicht nur in der Entwicklung der Stücke und über die Gesamtlänge der Platte, sondern tatsächlich passiert auch wahnsinnig viel auf einmal in so ziemlich jedem Augenblick.
Mythic Sunship betreiben hier ungehemmte Reizüberflutung, die einen nicht ermattet, sondern ganz im Gegenteil berauscht und süchtig macht. Man will immer mehr mehr mehr. Und die Band setzt unfassbarerweise wirklich immer noch einen drauf und liefert mehr mehr mehr.
Der einzige Kompromiss, den das Album eingeht, ist, dass der finale Track auf LP nur in fünfeinhalbminütiger Teaserversion zu hören ist. Nachvollziehbar, müsste man doch eine dritte Schallplatte anbrechen. Im beiliegenden Download bzw. der CD-Version ist "Elevation" jedoch in seiner ganzen, mehr als doppelt so langen Pracht zu genießen.
Es ist keine große hellseherische Kunst, aber ich sage trotzdem: "Another Shape Of Psychedelic Music" wird in den Kennerkreisen der Zukunft als legendär gehandelt werden!
Allerhöchstwahrscheinlich das Psych-Album des Jahres.
Da kommt für mich bisher nur ein ganz anders klingendes Ding aus Japan in die Nähe. Doch das Review folgt demnächst.
Highlights: Resolution, Out There, Backyard Ritual