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2022-07-27

VIDEODRONES - After The Fall

Es ist bei mir ziemlich fest etablierte El Paraiso-Politik, dass ich selten ein Album alleine kaufe. Und so hat neben dem Debüt des London Odense Ensemble nun auch das bereits vierte Album von Videodrones seinen Weg zu mir gefunden.

I'VE ALREADY WRITTEN A LONGER ENGLISH REVIEW OF THIS ALBUM HERE ON VEILOFSOUND.COM!


VIDEODRONES - After The Fall (LP) (2022)

Das 70er-Ambient und Soundtrack huldigende Duo aus Kristoffer Ovesen und Jakob Skøtt gibt sich und uns diesmal einen zusätzlichen Tritt in den Hintern. Denn waren die vorigen drei Alben "Mondo Ferox", "Nattens Hævn" und "Atavistic Future" komplett elektronisch entstanden, so packt der Causa Sui-Drummer Skøtt diesmal für die Jams, welche die Grundlage bilden, seine Sticks aus. Zusätzlich sind außerdem auch erstmals hin und wieder Gitarren dabei.

Geschädigt durch King Gizzards "Butterfly 3000" erwarte ich hier nach jedem zweiten Songintro einen unlösbaren Knoten aus fröhlich verwirrender rhythmischer Mathematik, pupsende Einhörner und zuckersüße Falsettgesänge. Doch tatsächlich erwartet mich fett groovende, instrumentale Synthwavemusik, die im Grunde so klingt wie eine improvisierte Version von Zombi, die allerdings im Vergleich viel mehr von frühen Kraftwerk (vor "Autobahn") und Klaus Schulze als John Carpenter inspiriert klingt.

"Irgendwann - Irgendwo" (um hier auch einen der zehn Tracks namentlich zu erwähnen) bietet dieses Album zwar durchaus Weltuntergangsmusik für den Tag des Jüngsten Gerichts, doch Videodrones sehen jenem offensichtlich erstaunlich funky und gelassen entgegen. Und so könnte man glatt sagen, dass "After The Fall" der fröhlich Bruder von Blood Incantations Krautausflug "Timewave Zero" ist.

Kommt also  auf jeden Fall mit in den Prepper-Bunker. Gleich neben die eingelegten Elektrogurken.

Achtung, Suchtgefahr!






2019-11-06

VIDEODRONES - Atavistic Future

Aus Dänemark kommt wieder einmal Futter für alle Freunde der retrofuturistischen Musikrückschau auf die 1980er Jahre. Kristoffer Ovesen und Jakob Skøtt haben sich nach "Mondo Ferox" und "Nattens Hævn" zum dritten Mal in ihrer geheimen Synthiehöhle, irgendwo unter den wolkenverhangenen Gipfeln des Kimbrischen Halbinselhochgebirges, getroffen und eine Langspielplatte mit fünf Tracks eingespielt, die zur Weltflucht in die nur den coolsten Hobbyhackern bekannten top secret spots des BTX einladen.

Also zieh den Datenhandschuh an und dial das Modem, bis es glüht!






VIDEODRONES - Atavistic Future (LP) (2019)


Wer die beiden Vorgängeralbum kennt und liebt, der kann hier nichts verkehrt machen, denn an der grundsätzlichen Formel hat sich nichts geändert.

Auch "Atavistic Future" bezieht seinen Charme aus dem Gegensatz, dass man sich seine Instrumentalstücke einerseits als epischen Soundtrack zu einen philosophisch unterfütterten SciFi-Action-Movie wünscht, die Musik sich anderseits jedoch immer noch jene frühkraftwerksche "Ralph & Florian"-Naivität bewahrt, die dem Hörer gegenüber keinen Hehl daraus macht, dass hier einfach zwei Nerds im Maschinenraum ihres Weltraum-U-Bootes (Fuck, kann ich nicht einmal konsequent bei einem Bild bleiben?) zum Jam die Tasten drücken und Knöpfchen drehen.

Der Verzicht auf leicht zum pumpenden Puls der Tracks vorstellbare Beats und weitere verzierende Elemente, welche Videodrones mit wenigen Kniffen in eine tanzbare Retro-Synthwave-Hitmaschine verwandeln könnten, verleiht auch dem neuen Album - und das, obwohl es durchaus fokussierter als die beiden Vorgänger daherkommt - einen leicht skizzenhaften, unvollendeten Touch.

Oder im Sinne der Soundtrack-Idee ausgedrückt: Bei aller lebendigen Fülle seiner analogen Elektroklänge lässt "Atavistic Future" dem Hörer immer noch bewusst sparsam möbilierte Räume, die erst in Symbiose mit dem fiktiven Film in seinem Kopf komplett gefüllt werden sollen.


Man kann meinen letzten beiden Absätzen anderseits auch gerne Overthinking understellen und die sehr tolle Synthiemucke des Duos einfach so für sich genießen.

Vorausgesetzt, man ist dafür nicht zwingend auf positive Vibes angewiesen. Denn Videodrones erzeugen mehr denn je eine dringlich dräuende Grundstimmung, wie der Albumtitel ja bereits verrät, wiederum vorausgesetzt, einem ist die im umgangssprachlichen Alltag eher selten benutzte Vokabel "atavistisch" bekannt.
(Ich muss gestehen, dass mein Wortschwatz hier bislang eine unverzeihliche Lücke aufwies. Dabei ist der Begriff doch wie dafür gemacht, in jedem zweiten facebook-Post zum Thema Hitlernde Geschichtsrevisionisten leugnen den Klimawandel gedroppt zu werden. Ich gelobe Besserung!)

Doch wirklich: So trippy Stücke wie der Titeltrack oder "Church" auch phasenweise sein mögen, so sehr würden sich der Opener "Venetian Blinds" und mehr noch der Closer "Zeta Beacon" problemlos in Jóhann Jóhannssons dunkelbösen "Mandy"-Score einfügen.


Ebenfalls zum Genießen ist wie so oft Jakob Skøtts Cover-Artwork, diesmal mit standesgemäß in die verchromte Zukunft weisenden, spiegelnden Stanzflächen. Finster, aber auch ein bisschen crazy und cyber, diese Welt von morgen!





Die Spielzeit des Albums ist zwar überschaubar, passt damit allerdings perfekt zum kleinen und doch cineastisch großen Charakter des Werkes.

Lieber etwas weniger und dafür so starkes Material, dass es zum loop listening einlädt (Sagt der Angelsachse das überhaupt? Die Hipness des Sujets zwingt mich, die coolen, heute fünfzigjährigen Eighties-Kidz in Anglizismen zu showern, sorry!), als eine ausladende Gesamtspielzeit mit schwächelnden Längen.


Fazit: Der fucking Wildschweinzaun ist auf dem dänischen Karma-Konto zwar schwer auszugleichen, doch Videodrones leisten beim Versuch exzellente Arbeit. Fein!









2017-11-22

VIDEODRONES - Nattens Hævn

Wer sowieso alles vom El Paraiso-Label abonniert hat, weil das Design der Platten so toll ist und die Musik eigentlich immer taugt (für mich steht der Gegenbeweis jedenfalls noch aus), der braucht auch beim zweiten Album des Synthesizerduos Videodrones nicht mit der Wimper zu zucken und kann das Ding bedenkenlos einstecken.

Ich persönlich bin allerdings ein wenig selektiver, schon weil die Versandkosten für die Alben den Preis schon recht happig machen. Nachdem ich das letztjährige Videodrones-Debüt "Mondo Ferox" aber vor ein paar Monaten tatsächlich für schlappe 10,66 Euro bekommen konnte, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, mir auch "Nattens Hævn" zuzulegen.




VIDEODRONES - Nattens Hævn (LP) (2017)

Videodrones, das sind Kristoffer Ovesen und Jakob Skøtt, Schlagzeuger der El Paraiso Records betreibenden dänischen Chefpsychedelikrocker Causa Sui - und daneben auch verantwortlich für das Design des Labels und das Coverartwork vieler Alben inklusive diesem hier.

Ob die Instrumentalmusik nun eher in der Tradition von Krautrock, Soundtrack oder vielleicht sogar Future Jazz steht, darüber wird wohl jeder Hörer sein eigenes Urteil fällen müssen. Wahrscheinlich ist es von allem ein kleines bisschen.

Hier haben sich zwei Typen mit einer Batterie von Analogsynthesizern ins Studio eingeschlossen und spielen mit dem Ziel, niemals zu lange an einer Stelle zu bleiben, los. Die dreizehn kurzen bis sehr kurzen Stücke, die sich allerdings eher anfühlen wie Bewegungen einer zusammenhängenden großen Performance, befinden sich ständig im kreativen Fluss. Doch so sehr sich die Musik auch ständig zu etwas anderem transformiert, bleibt sie doch immer nachvollziehbar und vollzieht keine Wandlung zu hektisch.

Der verwendeten Soundpalette nach treffen hier ein wenig Claudio Simonetti und John Carpenter aufeinander, verbinden sich hier doch die progressiven Horrorfilmscores von Goblin mit den kälteren, industrielleren Achtzigern.
Zwar erlauben sich die beiden bewusst die eine oder andere kosmisch-naive Kauzigkeit, doch überwiegend herrscht auf "Nattens Hævn" eine zwischen Ambient und explosivem Synthwave wogende Düsternis vor.

Und jene ist wie schon auf dem Vorgängeralbum ziemlich kurzweilig.

Insgesamt würde ich die beiden Werke eh als so gut wie gleichwertig bezeichnen. Der hauptsächliche Unterschied scheint mir zu sein, dass die Tracks von "Mondo Ferox" noch etwas strenger komponiert waren, während Ovesen/Skøtt die Dinge hier nun etwas mehr laufen und sich finden lassen.

Am Ende bleibt jedenfalls auch ohne Fuzzgitarren und Jamrockexzess eine weiterer Grund, sich alle Tonträger aus diesem Stall direkt automatisch aus dem Presswerk liefern zu lassen. (Wenn dies logistisch und finanziell denn möglich wäre natürlich.)

In der unmittelbaren Plattenregalnachbarschaft freuen sich besonders Wife und Zombi über die neuen Bewohner.





Highlights: Nattens Hævn, Maniac City, A Blade In Your Mind, Dream Within A Dream