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2019-11-06

VIDEODRONES - Atavistic Future

Aus Dänemark kommt wieder einmal Futter für alle Freunde der retrofuturistischen Musikrückschau auf die 1980er Jahre. Kristoffer Ovesen und Jakob Skøtt haben sich nach "Mondo Ferox" und "Nattens Hævn" zum dritten Mal in ihrer geheimen Synthiehöhle, irgendwo unter den wolkenverhangenen Gipfeln des Kimbrischen Halbinselhochgebirges, getroffen und eine Langspielplatte mit fünf Tracks eingespielt, die zur Weltflucht in die nur den coolsten Hobbyhackern bekannten top secret spots des BTX einladen.

Also zieh den Datenhandschuh an und dial das Modem, bis es glüht!






VIDEODRONES - Atavistic Future (LP) (2019)


Wer die beiden Vorgängeralbum kennt und liebt, der kann hier nichts verkehrt machen, denn an der grundsätzlichen Formel hat sich nichts geändert.

Auch "Atavistic Future" bezieht seinen Charme aus dem Gegensatz, dass man sich seine Instrumentalstücke einerseits als epischen Soundtrack zu einen philosophisch unterfütterten SciFi-Action-Movie wünscht, die Musik sich anderseits jedoch immer noch jene frühkraftwerksche "Ralph & Florian"-Naivität bewahrt, die dem Hörer gegenüber keinen Hehl daraus macht, dass hier einfach zwei Nerds im Maschinenraum ihres Weltraum-U-Bootes (Fuck, kann ich nicht einmal konsequent bei einem Bild bleiben?) zum Jam die Tasten drücken und Knöpfchen drehen.

Der Verzicht auf leicht zum pumpenden Puls der Tracks vorstellbare Beats und weitere verzierende Elemente, welche Videodrones mit wenigen Kniffen in eine tanzbare Retro-Synthwave-Hitmaschine verwandeln könnten, verleiht auch dem neuen Album - und das, obwohl es durchaus fokussierter als die beiden Vorgänger daherkommt - einen leicht skizzenhaften, unvollendeten Touch.

Oder im Sinne der Soundtrack-Idee ausgedrückt: Bei aller lebendigen Fülle seiner analogen Elektroklänge lässt "Atavistic Future" dem Hörer immer noch bewusst sparsam möbilierte Räume, die erst in Symbiose mit dem fiktiven Film in seinem Kopf komplett gefüllt werden sollen.


Man kann meinen letzten beiden Absätzen anderseits auch gerne Overthinking understellen und die sehr tolle Synthiemucke des Duos einfach so für sich genießen.

Vorausgesetzt, man ist dafür nicht zwingend auf positive Vibes angewiesen. Denn Videodrones erzeugen mehr denn je eine dringlich dräuende Grundstimmung, wie der Albumtitel ja bereits verrät, wiederum vorausgesetzt, einem ist die im umgangssprachlichen Alltag eher selten benutzte Vokabel "atavistisch" bekannt.
(Ich muss gestehen, dass mein Wortschwatz hier bislang eine unverzeihliche Lücke aufwies. Dabei ist der Begriff doch wie dafür gemacht, in jedem zweiten facebook-Post zum Thema Hitlernde Geschichtsrevisionisten leugnen den Klimawandel gedroppt zu werden. Ich gelobe Besserung!)

Doch wirklich: So trippy Stücke wie der Titeltrack oder "Church" auch phasenweise sein mögen, so sehr würden sich der Opener "Venetian Blinds" und mehr noch der Closer "Zeta Beacon" problemlos in Jóhann Jóhannssons dunkelbösen "Mandy"-Score einfügen.


Ebenfalls zum Genießen ist wie so oft Jakob Skøtts Cover-Artwork, diesmal mit standesgemäß in die verchromte Zukunft weisenden, spiegelnden Stanzflächen. Finster, aber auch ein bisschen crazy und cyber, diese Welt von morgen!





Die Spielzeit des Albums ist zwar überschaubar, passt damit allerdings perfekt zum kleinen und doch cineastisch großen Charakter des Werkes.

Lieber etwas weniger und dafür so starkes Material, dass es zum loop listening einlädt (Sagt der Angelsachse das überhaupt? Die Hipness des Sujets zwingt mich, die coolen, heute fünfzigjährigen Eighties-Kidz in Anglizismen zu showern, sorry!), als eine ausladende Gesamtspielzeit mit schwächelnden Längen.


Fazit: Der fucking Wildschweinzaun ist auf dem dänischen Karma-Konto zwar schwer auszugleichen, doch Videodrones leisten beim Versuch exzellente Arbeit. Fein!









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