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2012-11-24

LED ZEPPELIN - Celebration Day

10. Dezember 2007, O2 Arena London - das einmalige Reunionskonzert, die größte Kartennachfrage in der Geschichte der Rockmusik. Ich müsste jetzt voranstellen wie sehr ich mir gewünscht hätte, einer der Glücklichen zu sein, die live dabei sein durften... Das wäre allerdings übertrieben.

Zu Led Zeppelin habe ich dann doch eher ein entspannt ambivalentes und weniger fanatisches Verhältnis. Klar, ich sehe bzw. höre einerseits schon ihre musikhistorische Bedeutung, das individuelle Talent der Herren Plant, Page, Jones und Bonham und das Genie der Band als Ganzes. Das Ausmaß des Hypes und der Superlative um die Gruppe kam mir anderseits allerdings schön immer reichlich übertrieben vor.

Doch nun ist das 2007er Konzert nach fünf Jahren auf Bild- und Tonträger in gefühlt dreißig Varianten  erschienen, von denen ich mir das 2CD/2DVD-Digipack ausgesucht habe.

Werde ich nun auch zum fundamentalistischen, an nichts anderes mehr glaubenden LedZep-Knecht?


LED ZEPPELIN - Celebration Day (2012)

Zunächst einmal hatte ich mit "Celebration Day" ja meine Startschwierigkeiten, für die Band allerdings nichts kann. Denn nicht nur dass das eigentlich sehr schöne Digipack durch amazons Sparsamkeit bei der Verpackung schon ziemlich ramponiert aussieht und mich das Entfernen des FSK-Aufklebers mal wieder unnötig Nerven kostete - nein, mein DVD-Player kommt auch nur nach einem Opfer von mindestens drei jungen Ziegen über das Startmenü hinaus.
Hat da mal wieder jemand mit neuen Kopierschutztricks experimentiert? Dass man niemals sicher sein kann, ob eine Silberscheibe auch auf allen Abspielgeräten funktioniert, das hasse ich ja an diesem Medium...

Aber zurück zu Zeppelin: Was die Band da nach so langer Pause auf die Beine gestellt hat, ist wirklich aller Ehren wert. Ob man die perfekt aufeinander abgestimmte Rhythmussektion nimmt, in der Jason Bonham seinem verstorbenen Vater großartig Tribut zollt, Jimmy Pages Gitarrenspiel, oder die altersbedingt natürlich etwas tiefere Stimme Robert Plants: Besser kann man es eigentlich nicht machen.
Die Soli und Improvisationspassagen sind natürlich nicht ganz so ausufernd wie in den 70ern. Da wollte man wohl entweder auf Nummer sicher gehen, oder es fehlte einfach der entsprechende Drogenkonsum. Mich persönlich stört es nicht.

Jenseits der ganz großen Übersongs gibt es ein paar Stücke, denen für mich dieses zeitlose Format fehlt und die deswegen daneben etwas Lückenfüller-Charakter besitzen. Wollte ich also nach Schwächen im Konzert suchen, dann würde ich also am ehesten bei einer handvoll (von sechzehn) Lieder ansetzen, die für mich den Kult um die Gruppe nicht so rechtfertigen. Knaller wie "Kashmir" oder "Dazed And Confused" gleichen das aber im Gesamteindruck leicht wieder aus.

Die eindeutige Schwäche dieser Veröffentlichung ist ganz klar die komplett überflüssige Bonus-DVD, auf der es statt wirklichem Hintergrundmaterial die Generalprobe des Konzerts zu sehen gibt - gefilmt mit Standbild aus gefühlten fünfhundert Metern Entfernung. Da hätte man die Box auch etwas schlanker gestalten können - dann wäre meine vom Transport wohl auch weniger lädiert...

An der eigentlichen Konzert-DVD und den beiden CDs gibt es erwartungsgemäß nichts auszusetzen (sofern sie erstmal laufen - siehe oben). Sound, Bild, alles super.

Fazit: Klasse Konzert, optimal für die Nachwelt aufgezeichnet. An der grundsätzlichen Einstellung zur Band (egal ob man sie liebt, hasst oder alles dazwischen) dürfte "Celebration Day" aber kaum bei irgendwem etwas ändern. Alles was sich neben Led Zeppelin in meine Musiksammlung gewagt hat verbrennen werde ich also nach wie vor nicht.

Glück gehabt.

Anspieltipps: No Quarter, Kashmir, Dazed And Confused, Whole Lotta Love, Stairway To Heaven

SWANS live im Kampnagel, Hamburg (22.11.2012)

"Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist / Wenn sie ihr in den Magen fährt / Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist / Wenn der Boden unter den Füßen bebt [...]"

Weiter habe ich Herrn Grönemeyer nicht mehr singen lassen. Trotzdem schon ein bemerkenswerter Zufall, dass das Stück letzte Nacht gerade dann im Radio lief, als ich gerade nach zwei Stunden Lärmkaskade (= Swans-Konzert) die Heimfahrt antreten wollte.

Dabei ging es doch zunächst ganz entspannt los...

Da ich vorher noch nie im Kampnagel war, vorher noch ein paar Zwischenstopps auf dem Hinweg eingeplant hatte, die dann doch nicht so lang ausfielen, und vor allem weil ich mir nicht sicher war, ob die Zeitangabe auf dem Ticket für Einlass oder Beginn stand, war ich ziemlich früh da und hatte vor Ort reichlich Zeit, mich weiter vorzufreuen und den Merchandising-Stand leerzukaufen. Nur der Umstand, dass ich vergessen hatte, noch etwas Bargeld abzuheben, hat mich davor bewahrt. ;)

Und auch musikalisch war es zunächst einmal eher ruhig.

Sir Richard Bishop setzte sich mit seiner Akustikgitarre mitten in die mit Boxen, Verstärkern und Instrumenten gefüllte Bühne und spielte gekonnt zum Flamenco auf.
Als er dann aber anfing mit Delay und weiteren Effekten zu spielen, wurde es mitunter auch schon ziemlich krank und getösig, also die perfekte Unplugged-Einstimmung auf das, was danach kommen sollte...


Ob die Swans live einfacher oder schwerer zu beschreiben sind als auf Platte, da kann ich mich noch nicht entscheiden. Einerseits leichter, weil sie während der zweistündigen Darbietung von sieben Songs auf ruhigere Stücke komplett verzichtet haben, so dass nur wenige Minuten - extrem relativer - Entspannung im Set blieben. Man kann also sagen, es war eine riesige Krachorgie und liegt damit sachlich nicht falsch.

Anderseits ist der unglaubliche Lärmorkan, den die sechs Herren auf der Bühne entfachen, in seinem Nuancenreichtum sowohl der Darbietung als auch der Rezeption noch viel unmöglicher zu fassen als eine Studioproduktion.

Denn in Wahrheit ist das, was einem da die Ohren grundreinigt, ja nicht zufällig dahingeschreddert, sondern alles vielschichtige, anspruchsvolle Musik, die sich ganz bewusst ihren Plätze zwischen Postrock-Symphonie und Grundrauschen sucht - und sich von dort aus so tonnenschwer auf uns kleine Menschlein stürzt, dass ich mich in dem Tagtraum wiederfinde, die Swans würden in Wacken spielen. Wieviele tausend Metaller würden sich dort wohl vor Angst in die Hosen kacken?

Kontrolliert und dirigiert wird alles von Michael Gira, der minimale Riffs zu Ritualen macht und die überlangen Stücke wie der Zeremonienmeister eines Kultes zelebriert.

Was seine Schwanenkirche mit meiner Seele letztendlich anstellen will, weiß ich zwar noch nicht, doch ich bin zum Jünger konvertiert, so viel steht fest. Obwohl ich ja ohnehin schon lange ein Freund kakophonischer Katharsis bin, hat dieser Abend im Kampnagel mein Musikverständnis noch einmal um einige Meter erweitert.

Und was kann man von einem Konzert mehr erwarten?


Setlist:

  • To Be Kind
  • Avatar
  • She Loves Us
  • Coward
  • The Seer
  • Nathalie
  • The Apostate

2012-11-22

SWANS - The Seer

Beim Review zur neuesten Magma-Scheibe hatte ich ja um einen zentralen Begriff meditiert, nur um festzustellen, dass er auf das besprochene Album eben nicht anwendbar war.

Zum Ausgleich packe ich dafür aber nun einen Brocken auf den Tisch, der wie kaum etwas anderes, was jemals durch den Tinnitus in mein Ohr gedrungen ist als Synonym und Klangwerdung eben jenes Begriffs verstanden werden kann.

Das Wort: MONOLITHISCH

Das Album:

SWANS - The Seer (2012)

Außer "monolithisch" fällt mir auch keine Beschreibung ein, die einen Leser ernsthaft auf das vorbereiten könnte, was ihn in diesem auf zwei CDs verteilten, zweistündigen Magnum Opus der Swans erwartet. Zumindest glaube ich das. Versuchen will ich's natürlich trotzdem.

Am hilfreichsten ist selbstverständlich, die Band um Meisterhirn Michael Gira bereits zu kennen. In dem Punkt muss ich zugeben, noch große Defizite zu haben, da sie mir in erster Linie als maßgeblicher Einfluss von Godflesh- und Jesu-Macher Justin K. Broadrick und anderer Projekte aus der personellen Napalm Death-Verwandschaft (z.B. PainKiller) ein Begriff sind, und ich aus ihrer Album-Diskographie bislang einzig "Great Annihilator" inhaliert habe.
Und auch Archive haben natürlich von Zeit zu Zeit ihre schwanenhaften Momente. Ganz zu schweigen von der extremen Doom-Szene, in der es von Swans-Jüngern gewiss wimmelt.

Dass ich es dennoch wage, mit diesem Marginalwissen vom Schaffenshöhepunkt der 1982 gegründeten Band zu sprechen, hat einen ganz einfachen Grund, und der kommt - in möglichst großer Lautstärke - aus den Boxen gedröhnt, gekrochen, gescheppert, geflüstert und explodiert. Es ist rational kaum festzumachen, doch es quillt dem Album einfach über die gesamte Länge aus allen Poren: "The Seer" kann und darf nichts anderes sein als die absolute Kulmination eines abgründig visionären Musikerdaseins.

Dabei ist es müßig, einzelne Stücke besonders herauszuheben, denn egal ob in kleinen Folkballaden wie "Song for a Warrior" und "The Daughter Brings The Water" oder massiven Ungetümen jenseits der 20- und sogar 30-Minuten-Grenze wie "The Apostate" und dem Titelsong: "The Seer" funktioniert nicht als Sammlung von Liedern, sondern als unabhängig von der musikalischen Form immer gleichsam intensives Gefühlskaleidoskop. Und der Schwerpunkt liegt dabei eindeutig am finsteren Ende des Spektrums.

Wechsel geschehen oft abrupt und radikal, Geräusch wird zu Musik, wenn man es schon gar nicht mehr erwartet. Das ist kein traditionelles Songwriting, sondern Collage.

Die Texte dazu sind sind Psalme und Mantren, verdichtet, oftmals gleichklingend und repetiv, nichts für das Poesiealbum.

Und das Ganze ist in dieser Form verdammt einzigartig -  monolithisch eben.

Das Cover passt auch zum Inhalt: Das alptraumhafte Spiegelbild einer nachtschwarzen Seele.


Als Fazit der Rezension kann ich nur die Swans selbst zitieren:

"We're on a ladder to God.
We're on a ladder to God.
We are blessed!
We are blessed!
Fuck!
Bliss!
Fuck!
Bliss!"

Um die Kür eines Albums des Jahres werde ich mich für 2012 wegen zu starker Auswahl wohl voraussichtlich drücken. Ansonsten wäre "The Seer" auf jeden Fall ein ganz heißer Kandidat!

Es ist nun schon fast wieder mitten in der Nacht, das Finale des letzten Stücks fliegt mir um die Ohren und lacht mich aus, wie ich jetzt denn wohl Schlaf finden soll.
Mal sehen, wie es mir morgen um diese Zeit erst geht. Heute Abend sehe ich die Herrschaften nämlich livehaftig in Hamburg...


Anspieltipps: A Piece Of The Sky, The Seer, Avatar, Lunacy, The Apostate

2012-11-04

MAGMA - Félicité Thösz

Ok, was die Faktentreue angeht, war mein letztes Review wohl etwas öhm... undiszipliniert.

Aber das gleichen wir jetzt schön wieder aus. Denn für eine Magma-Rezension gibt es ja zum Glück ein paar ganz klare Regeln.


MAGMA - Félicité Thösz (2012)

Zunächst gilt es, die Grundlagen aufzufrischen. Wie sehr man dabei ins Detail geht, liegt im eigenen Ermessen, je nachdem wie man den Kenntnisstand der Leserschaft einschätzt. Drei Begriffe müssen dabei aber zwingend genannt werden: Christian Vander, Zeuhl und Kobaïa.

Der französische Schlagzeuger Christian Vander gehört zu den wenigen Menschen, die mit Recht für sich in Anspruch nehmen können, ein originäres Musikgenre begründet zu haben. Dies geschah vor über vierzig Jahren, und das aus Versatzstücken der Klassik, Jazzfusion und des Progrock zusammengerührte, eigenwillige Gemisch nannte er Zeuhl.
Der Begriff stammt aus dem Kobaïanischen, der von den Kobaïanern, also den Bewohnern des Planeten Kobaïa gesprochenen Sprache, in der auch die Texte Magmas verfasst sind, welche von der Geschichte eben jenes Planeten handeln.

Das liest sich dann beispielsweise folgendermaßen: "Ô rindöh tendëï ẁëh sündi / Ïüwa sïn dö ẁïr tendëïa / Ô ẁërïssï dëhn / Doẁï ïošaah / Kobaïa ïss tendiwa"

Der Gesang ist meistens choral und wiederholt sich oft in geradezu hypnotischen Schleifen. Überhaupt ist das repetive, einhämmernde Element auch in der Musik sehr wichtig.

Die Wirkung, welche dadurch erzielt wird, führt wiederum zu der absolut zentralen Vokabel, die in einem Magma-Review unausweichliche Pflicht ist, und deren Nicht-Benutzung in der Rezensentenhöllehöllehölle mit ewiger Wolfgang-Petry-Beschallung bestraft wird:

MONOLITHISCH


Das Problem ist nur: "Félicité Thösz" ist ein (für Magma-Verhältnisse!) äußerst zugängliches und gerade zu lebensbejahend beschwingtes Stück Musik geworden, das man ausgerechnet mit jenem Pflicht-Attribut einfach nicht belegen kann.

Das Gewicht der einzelnen musikalischen Zutaten hat ja immer variiert, doch dieses (mit knapp über dreißig Minuten leider nicht mit einer monolithischen Spielzeit gesegnete) Werk führt weiter, was schon in einzelnen Passagen des Vorgängers "Ëmëhntëhtt-Ré" angedeutet wurde und hat schon Züge eines Musicals.
Das ist glücklicherweise nichts Schlimmes, da einfach immer noch genügend kauziges, virtuoses, unverkennbar unfassbares Magma drin steckt.

Nur eben diesmal nicht monolithisch.

So gesehen ist das Album (oder doch eher die EP?) für den Fan eine durchaus sehr schöne Sache, wer als Neuling jedoch wissen möchte, was bei den  französischen Zeuhlisten wirklich Sache ist, für den ist das erwähnte "Ëmëhntëhtt-Ré" sicherlich ein besser geeigneter Einstieg.

Anspieltipps: Félicité Thösz

2012-11-03

Ein Buch! Ein Buch!

Ich habe auf Lulu ein kleines, aber feines, 100seitiges Buch veröffentlicht, welches ab sofort on demand bestellen werden kann!

Das Thema hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel, aber das mach die Serie ja nicht schlechter, oder?




Ein weiteres Fotobuch mit neueren Bildern ist übrigens in Arbeit! Ich befinde mich da allerdings noch in der Auswahlphase und möchte deshalb noch nicht allzuviel verraten...

2012-11-02

DIE ÄRZTE - Ist das noch Punkrock? / LATERNEN-JOE

Damals nach dem Krieg, unter Adenauer, haben sie den Punk erfunden. Doch spätestens als die ganze Welt gebannt verfolgte, wie der lustige Astronaut Lance Armstrong gedopt bis zum Trompetenmundstück zum siebten mal auf dem Mond landete, war es aus mit der Ärzte-Seligkeit.
Von da an gab es von den ehemals supersiffigen Vorzeigepunkern nur noch uninspirierten Kommerz-Reggae. Auf dieser traurigen Kommerzschiene fahren Bela, Farin und Rod leider noch heute.

Der Titel der dritten Singleauskopplung des Albums "auch" ist angesichts dessen natürlich der blanke Hohn...


DIE ÄRZTE - Ist das noch Punkrock? / LATERNEN-JOE (Split-Single) (2012)

Würde man nur die A-Seite dieser CD zählen, bräuchte sie natürlich keine Sau. Seit Hitler sich im Bunker-Bunker unter seinem Bunker hat kryonisch einfrieren lassen, machen Die Ärzte ja nichts anderes mehr als diese elende Dancehall-Scheiße...

Eines muss man ihnen jedoch bei allem berechtigten Hass zugute halten: Wahrscheinlich weil sie ihre vom Kaviar fett gefressenen Ärsche nicht für mehr als einen einzigen Song aus den Luxus-Designersesseln hochbekommen konnten, haben sie die B-Seite von "Ist das noch Punkrock?" einer echten Kultgruppe überlassen, die tatsächlich noch weiß, was Punkrock ist:

 
Laternen-Joe polieren den zurecht in der Gosse gelandeten, abgehalfterten Pseudopunks mal so richtig die Fresse und verschütten literweise Dosenbier, während sie auf ihrem Grab pogen!

Und so steht auf dieser Split-Scheibe eine Die Ärzte-Pop-meets-Klassik-Charity-Schnulze viermal echtem Punk gegenüber.

Unterm Strich lohnt es sich also schon, sich dieses Ding zu kaufen klauen.

In diesem Sinne:

"Laternen-Joe - so heißt die Mancht im Universum. Und so heißt auch eure Lieblingsband."  (Laternen-Joe, "Hymne wider Willen")


Anspieltipps: alle Punkrock-Stücke auf der LATERNEN-JOE-Seite

2012-11-01

ARCHIVE live in den Docks, Hamburg (31.10.2012)

Wie gut, dass es das Internet gibt! Und wie gut, dass meine Anreise zum Archive-Konzert in Hamburg nicht so weit war, wie jene für Laibach im September... Dann hätte mir nämlich auch das Internet am Montag nicht geholfen. Das Gerücht geht um, die Band habe etwas falsches gegessen. Wie auch immer, das Konzert wurde kurzfristig wegen Krankheit abgesagt, aber zum Glück nur zwei Tage später nachgeholt.

Pünktlich nach der Tagesschau legte das mit allen vier Lead-Sänger(inne)n des aktuellen Albums "With Us Until You're Dead" angerückte und somit auf der Bühne bis zu neunköpfige Kollektiv mit einem unerwartet brachialen Intro los, ehe Pollard Berrier gleich im Opener "Wiped Out" für mächtig Gänsehaut sorgte.

Es folgte ein Set, das fast das gesamte aktuelle Album, aber auch genügend ältere und sogar zwei brandneue, noch unveröffentlichte Songs enthielt, und bei dem auch die Bühnenpräsenz der Mitglieder ziemlich gerecht verteilt war.
Besonders umjubelt wurden dabei die Auftritte von Maria Q, ebenso wie die aktuellen Video-Auskopplungen "Violently" und "Hatchet" mit Neuzugang Holly Martin am Mikro, und bewährte Klassiker wie "Fuck U" oder "Dangervisit".

Streng genommen verbietet es sich aber schon fast, Highlights zu nennen, wurde man doch über die gesamte Konzertlänge von der einzigartigen Electronica/Postrock/Prog-Mélange Archives in verzückte eskapistische Sphären entrückt.

Schade war für mich, dessen erstes - und garantiert nicht letztes - Archive-Konzert dies war, eigentlich nur, dass der epische Showeröffner "Lights" gar nicht und "Again" nur in einer abgespeckten Akustikgitarrenversion, die zwar wunderbar begann, dann aber die meiner Meinung nach besten Stellen des Songs vermissen ließ, gespielt wurden. Kürzen ist halt immer blöde. Vielleicht lieber ein Medley? Ich bin mir allerdings der Problematik, die Longtracks jenseits der Zehn-Minuten-Grenze für die Gestaltung einer Setlist bedeuten, bewusst und sehe diese Variante von daher schon ein.

Als Ausgleich gab es als letzte reguläre Zugabe dafür ja auch den auf der "Live in Athens"-DVD fehlenden Titelsong von "Controlling Crowds" auf die Ohren!


Und wohl auch als Entschuldigung für die Umstände, die die Konzertverlegung einigen Besuchern gemacht haben dürfte, wurde der Abend dann mit zwei weiteren musikalischen Sahnehäubchen odendrauf abgeschlossen, womit das Konzert meines Wissens nach das bisher der längste der Tour gewesen sein müsste.

Was will man noch mehr?


Fazit: mind = blown


Und als Bonus an diesem Super-Musikabend habe ich auf dem Hinweg bei Hoeffner sogar noch ein paar passende Rahmen für ein paar der Fotos aus der Fanta-4-Deluxe-Box gefunden. ;)



Setlist:

  • Wiped Out
  • You Make Me Feel
  • Sane
  • Interlace
  • Stick Me In My Heart
  • Conflict
  • Violently
  • neuer Song
  • Again (Akustikversion)
  • Fuck U
  • Pills
  • Black And Blue
  • Dangervisit
  • Damage
  • Rise
  • Silent
  • Hatchet
  • Controlling Crowds
  • Twisting
  • Kings Of Speed