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2023-12-30

SULPHUR AEON - Seven Crowns and Seven Seals

Dass einer der am schönsten verpackten Tonträger des Jahres aus dem Hause Ván Records kommt, sollte niemanden überraschen - zumindest nicht, wenn man mitbekommen hat, dass Sulphur Aeon eine neue kosmische Horrorapokalypse auf die Menschheit losgelassen haben.


SULPHUR AEON - Seven Crowns and Seven Seals (Red/Black Corona Effect vinyl LP) (2023)

Ja, die Death Metaller pflegen ihre liebgewonnenen Traditionen: edle extra Außenhülle, ein detailreiches aberwitziges Weltuntergangsmotiv auf dem Cover, Gatefoldhülle, doppelseitiges Poster, liebevoll gestaltetes LP-formatiges Textbooklet - und alles ohne Zögern den deutschen Lovecraftkultisten zuzuordnen.

Klar, konzeptionell geht es auch auf dem vierten Werk von Sulphur Aeon einzig und ausschließlich um Cthulhu, Azathoth und all die anderen Großen Alten. Gibt es irgendwo da draußen eine Band, die sich noch konsequenter, totaler dem Werk eines Autors verschrieben hat? Man fragt sich ja schon, wie lange sich das noch fortsetzen lässt. Sind vielleicht sieben Alben insgesamt das Ziel?

Hier wird jedenfalls sieben Kronen und sieben Siegeln gehuldigt, natürlich in sieben Tracks.

Ich spreche ja ungern von Melodic Death Metal, da ich die meisten derart gelabelten Gruppen eigentlich immer eher ähm... uninteressant fand. Tatsächlich haben Sulphur Aeon in diesem Segment aber zugelegt, hauptsächlich um noch grandioser, überlebensgrößer zu wirken, denn klar, vom Konzept ausgehend kann diese band ja eigentlich niemals monumental genug klingen.
Leider birgen ein paar der melodischen Passagen auch den einzigen Schwachpunkt des Albums. Nicht alle cleanen Gesänge können hier mit dem Niveau des Gesamtwerks mithalten.

Aber keine Sorge, diese Momente gehen schnell vorüber! In erster Linie haben wir es hier immer noch mit auf Höchstniveau gespieltem, brutalem und allesverschlingend gigantischem Death Metal zu tun. Und das mit meisterhaftem Songwriting, dass genau weiß, wann überwältigendes Geblaste, mächtiges Midtempo  mit bombastischen Doppelleadgitarren oder jenseits des menschlichen Verstandes wütendes Chaos angebracht ist.

Sulphur Aeon haben wieder einmal alles gegeben und einen mit urzeitlichen Runen bedeckten Genremonolithen geschaffen, der unter etwas anderen Umständen leicht in meine TOP 23 Alben des Jahres 2023 hätte einziehen können. Das Niveau war dieses Jahr einfach schwindelerregend und andere Alben haben halt mehr Ausfmerksamkeit bekommen, während ich mich von diesem Monstrum erst so richtig in den letzten Wochen habe verschlingen lassen.

Auch wenn man aktuell ja fantastische Death Metal-Alben aus jeder Straßenpfütze angeln kann, ist an diesem aus tiefster Tiefsee beschworenen Giganten für Fans kaum vorbeizukommen.    






2019-09-08

DEAF FOREVER Birthday Bash • 07. September 2019 in der Markthalle, Hamburg (mit SATAN, SULPHUR AEON, METAL INQUISITOR u.a.)

Satan


Das Deaf Forever feierte gestern in der ausverkauften Markthalle  seinen fünften Geburtstag. Dass es soweit gekommen ist, liegt zugegebenermaßen sicherlich nicht an mir. Aber hier und jetzt ist vielleicht nicht so ganz der richtige Ort, um darauf einzugehen, warum mir das Heft irgendwann über war, so dass ich es eigentlich nur noch ein mal pro Jahr kaufe, um mich über die Roadburn-Berichterstattung zu ärgeramüsieren, haha. Also sage ich einfach mal diplomatisch, dass mich persönlich wohl kein Printmagazin mehr an sich binden kann. Oder besser: Ich bin halt nur mit einem kleinen Anteil meines Musikgeschmacks die Zielgruppe.

Das galt auch für dieses Jubiläumsfestival. Fünf Bands, die laut Götz Kühnemund allesamt "Album des Monats"-würdig waren. Ist wohl so, wenn man trueerer Metalhead als ich ist.

Für mich war das Billing eher ein Glücksspiel am Rande meiner Komfortzone, wollte ich doch im Grunde nur Sulphur Aeon wirklich sehen. Die restlichen vier Gruppen liefen spätestens nach etwas YouTube-Recherche unter der Kategorie Overkill-Syndrom, d.h. auf Konserve brauche ich das Zeug kaum bis gar nicht, aber live könnte es eventuell (hoffentlich!) sehr geil werden.


Chapel Of Disease


Den Anfang machten Punkt sechs Uhr abends Chapel Of Disease.

Der Bandname brüllt zwar Death Metal, doch für jenen steht durchgehend nur der Gesang. Die Gruppe baut inzwischen nämlich reichlich Versatzstücke aus Hard Rock und Heavy Metal ein, sowie Parts, die mich ein wenig an Fields Of The Nephilim bzw. Sólstafir denken lassen.

All jene Elemente holen mich auf ihrem aktuellen Album (des Monats) in ihrer Ausführung nicht immer ab, und auch wenn mir die Gruppe live von Beginn an gefiel, dachte ich in der ersten Sethälfte an entsprechenden Stellen meistens, dass mir ein guter Todesmetall-Part jetzt schon noch lieber wäre.
In der zweiten Hälfte kamen dann aber die stärkeren Stücke und fischten die Haare aus der Suppe.

Insgesamt boten Chapel Of Disease also eine sehr gute Heavy Death-Bedienung.



Metal Inquisitor


Metal Inquisitor. Der Name sagt einem ja schon zwei Dinge:

1. Die Band kann nur entweder richtig gut sein - oder allerhöchste Fremdscham auslösend grottenscheiße. Alles andere passt einfach nicht.

2. Stilistisch kann es sich nur um lupenreinsten, klassischen Heavy Metal handeln, den man eigentlich gar nicht beschreiben darf, aus Angst, seiner Lupenreinheit in Worten nicht gerecht zu werden.


Und so war es dann auch, wobei Metal Inquisitor sich zum Glück als sehr geile Liveband herausstellten. Insbesondere das super saubere Sirenenorgan von Sänger El Rojo muss ich hier loben. Doch auch der Rest des zumeist im schnellen Judas Priest-Tempo geschnürten Pakets namens Metal Inquisitor ist zu hundert Prozent darauf optimiert, live zu funktionieren.

Sehr gut!

(Die Band erntete übrigens auch "Priest"-Sprechchöre, die auf einer Ansage vom Headbanger's Open Air beruhten und von den Besuchern nun als Running Gag mitgeschleppt worden war.)


Sulphur Aeon


"Ihr seid mir alle noch ein bisschen zu gut drauf für die nächste Band.", hieß es in der Ansage zu Sulphur Aeon.

Man kann es auch übertreiben, denn die Band spielt ja weder Funeral Doom, noch Sabaton-Cover, sondern auf starkem Songriting basierenden, extrem abgehenden, technisch komplexen und sich exklusiv der lovecraftschen Apokalypse widmenden Düster-Death-Metal.

Ok, jetzt wo ich es sage, sehe ich schon ein, dass das ziemlich böse war und man als Fan auch durchaus ehrfürchtig vor der Allmacht erstarren konnte. Die Musiker selbst lassen auch eher den sinistren Klang für sich sprechen. Ich hätte noch hundert Fotos mehr knipsen können und die hätten wohl fast alle mehr oder weniger gleich ausgesehen. Aber das ist ok. Wer so einen Cthulhunami entfesselt, der braucht auch nicht den Partyinselanimateur zu geben.

Urgefuckingwaltig!



Satan


Und nun hieß es: Endlich mal den Alptraum aller Tod, Musik und Teufel fürchtenden Großeltern erleben! Live auf einem Metalkonzert und die Meute ruft "Sa-tan! Sa-tan! Sa-tan! Sa-tan!" und "Hail Satan!"

Die Beschwörung funktionierte tatsächlich, denn es standen die 1979 (als noch nicht alle einfachen Bandnamen vergeben waren) gegründeten New Wave of British Heavy Metal-Veteranen Satan auf der Bühne. Gesanglich und musikalisch war das alles noch eine Nummer dreckiger, kauziger, schneller als vorher bei Metal Inquisitor. Und es war tatsächlich auch noch eine Ecke geiler.
Ob die spitzen Schreie von Brian Ross, die aberwitzigen Leadgitarrenduelle oder auch jene Stellen, in denen die direkt Blueswurzeln der Musik anklangen, Satan waren satanisch gut.

Auch wenn mir musikalisch Sulphur Aeon nach wie vor immer noch sehr viel mehr sagen; mit dieser Vorstellung waren die Briten für mich eindeutiger Tagessieger. Hip hip hurra Satan!



Deaf Forever Birthday Bunch


Nach der letzten Umbaupause versammelte sich dann zunächst einmal das komplette Deaf Forever-Team auf der Bühne, einer der Initiatoren des Deaf Forever-Forums hielt eine ähm... Rede und schenkte der Redaktion - Achtung, jetzt wird's originell! - Bier.

Ja, Bier.

Und warum muss eigentlich, wenn spontan "Happy Birthday" angestimmt wird, immer gerade der schlimmste Sänger das Mikro in der Hand halten?



Atlantean Kodex


Als letzter Programmpunkt, eine Band, die als "süddeutsche Epic-Metal-Institution" angekündigt war. Beliebtes Ding, gefühlt drei Viertel des Saales trug nun Atlantean Kodex-Merchandise am Leib. Ich hab neulich zum ersten Mal reingehört und war eher vorsichtig skeptisch, aber durchaus aufgeschlossen.

Was soll ich sagen, außer dass die Band bei ihrem Publikum gut abgeräumt hat? Vielleicht hilft es, die Texte zu kennen? Ich persönlich war nämlich müde und ertappte mich schnell dabei, wie ich auf die Gesangsmelodien Schlaflieder dichtete. Das konnte kein gutes Zeichen sein, also verließ ich die Markthalle lieber nach etwa zwei oder drei Songs gepflegter Langeweile vorzeitig, bevor ich zu sehr eingelullt wurde, um noch Auto fahren zu können.


Anders als auf dem Hinweg musste ich auf dem Weg zu meinem Parkplatz nicht durch den Starkregen laufen und vor noch verschlossener Tür warten. Mein Kapuzenshirt war nämlich immer noch durchnässt. Zum Glück habe ich mich nicht erkältet. Das hätte nämlich noch ein paar Abzüge in der B-Note gegeben, für einen Konzertabend, der alles in allem (vier von fünf Shows ein Treffer) sehr gelungen war. 


Und nun versuche ich mal, mich zu erinnern, wann ich zuletzt fünf Drummer mit Doublebass-Metalkit hintereinander gesehen habe. Ist das Jahre oder schon Jahrzehnte her? Hmm...




Chapel Of Disease:





Metal Inquisitor:




Sulphur Aeon:




Satan:




Atlantean Kodex: