Das wunderbare The Kilimanjaro Darkjazz Ensemble / The Mount Fuji Doomjazz Corporation-Konzert im Lido hatte den Trip nach Berlin für mich im Grunde schon amortisiert. Trotzdem wollte ich natürlich noch ein bisschen mehr mitnehmen, wenn ich schon hier war. Und ich hatte ein paar sehr unterschiedliche Optionen zur Auswahl. Letztendlich entschied es sich zwischen zwei Jazzkonzerten und dem zweiten Tag eines Underground-Metalfestivals. Auch wenn sieben Bands vielleicht eine etwas herausfordernde Ansage nach einem Touristentag sein konnten, entschied ich mich u.a. aufgrund der größeren Nähe zu meinem Hotel - aber auch, weil ich einfach Bock auf Geballer hatte - für das Morbid Catacombs Fest in der Neuen Zukunft.
Ich war tagsüber zwar eine Weile in der City unterwegs, habe mich insgesamt aber einigermaßen zurückgehalten, um abends nicht komplett erschlagen zu sein. Und so blieben es meine trotz Kühlgel schmerzhaft juckenden, abartig durch Insektenstiche angelaufenen Beine, die versuchten, mir meine Krachlaune zu vermiesen. In den Pausen klappte das zugegebenermaßen auch manchmal. Unfassbar, wie lästig das gewesen ist! Allerdings immer noch besser, als tatsächlich krank zu sein, wie ich es jetzt eine Woche später bin. Falls ich also im weiteren Text irgendwo etwas viel jammern sollte, liegt es vielleicht... zumindest ein bisschen... auch daran. Ich bitte also um Nachsicht!
Wie auch immer: Was live von den mir allesamt unbekannten Bands dargeboten wurde, holte mich aber in den meisten Fällen zuverlässig aus meinem zwischenzeitlichen Motivationsloch heraus.
Wie auch immer: Was live von den mir allesamt unbekannten Bands dargeboten wurde, holte mich aber in den meisten Fällen zuverlässig aus meinem zwischenzeitlichen Motivationsloch heraus.
Den Anfang machte das einheimische Trio Raze mit einer rohen, old-school-zertifizierten Mischung aus punkig krudem Thrash Metal mit angekokelt nachtschwarzer Speed-Metal-Attitüde. Songwriterisch taten sich hier keine Offenbarungen auf, aber der rebellisch polternde und sägende Spirit, den die an diesem Abend einsam die Frauenquote auf der Bühne vetretende Sängerin/Bassistin und ihre Brüder im Gekloppe dem Publikum vor den Latz knallten, war zweifellos ein effektiver, unüberhörbarer Startschuss.
Enthemmter, exzessiver, eindrucksvoller und einstampfender ging es danach mit dem französischen Quartett Profanation weiter, deren Tornado aus Grindcore und garstigem Death Metal mit krank jaulenden Gitarren auch einfach mehr auf meiner persönlichen Wellenlänge wütete. Der Spalt zur Hölle öffnete isch und die ersten Schwefelschwaden zogen herauf. Bösartig bestialisch. Und eine repektable Messlatte für die nächsten paar Stunden.
Auch wenn sie für mich nicht ganz an vorherige Gruppe heranreichten, muss ich sagen dass deren Vorsprung vor den - mir im Nachhinein auf Konserve tatsächlich besser gefallenden - Dänen Ascendency eine ziemlich knappe Kiste war. Einfacher geradeaus arrangiert, aber mit unnachgiebigem Bleifuß auf dem Blastpedal, ging es bei dieser Band vor allem um eine überwältigenden Wall of Black Metal. Die wenigen musikalischen Verschnaufpausen zeigten, dass die Kopenhagener auch anders könnten, wenn sie wollten. Aber warum sollten sie? Nö, war schon geil so.
Ok, zur Mitte der Running Order nun der Rant. Apparition war die einzige Band des Abends, die mich enttäuschte - was in einem Billing von sieben mir vorher komplett unbekannten Gruppen, in die ich jeweils nur kurz hineingelauscht hatte, schon eine Leistung darstellt.
Das Auftreten der Spanier fühlte sich einfach zu großspurig an für das was hinten raus kam. Muss man auf einem DIY-Festival, bei dem jede Umbaupause ohnehin schon den Zeitplan eine Viertelstunde nach hinten verschiebt, wirklich AC/DCs komplettes "For Those About To Rock" als Intro im halbleeren Raum verpuffen lassen? (Zwischen den Bands waren die meisten Leute draußen.)
Und nur Sekunden nachdem die Band loslegte, pfefferte mir der übermotiviert dauergrimassierende Drummer auch schon mit Wucht einen zerbrochenen Stick in die Brust. Zum Glück bin ich kein Vampir! So wirklich die Death Metal-Entprechung von AC/DC waren Apparition entgegen des offensichtlichen Selbstverständnisses hinter der Schießbude dann aber auch nicht. Nein, das Trio klang im Vergleich zu den anderen Gruppen ziemlich dünn und kümmerlich.
Als Krönung riss dann auch noch eine Gitarrensaite, was zu einer längeren Unterbrechung führte. Ich ließ die Show dann auch Show sein und verabschiedet mich frühzeitig in die frische Sommerluft, um mich mit meinen Insektenstichen zu beschäftigen..
Und nur Sekunden nachdem die Band loslegte, pfefferte mir der übermotiviert dauergrimassierende Drummer auch schon mit Wucht einen zerbrochenen Stick in die Brust. Zum Glück bin ich kein Vampir! So wirklich die Death Metal-Entprechung von AC/DC waren Apparition entgegen des offensichtlichen Selbstverständnisses hinter der Schießbude dann aber auch nicht. Nein, das Trio klang im Vergleich zu den anderen Gruppen ziemlich dünn und kümmerlich.
Als Krönung riss dann auch noch eine Gitarrensaite, was zu einer längeren Unterbrechung führte. Ich ließ die Show dann auch Show sein und verabschiedet mich frühzeitig in die frische Sommerluft, um mich mit meinen Insektenstichen zu beschäftigen..
Keine Frage, nach diesem Durchhänger musste es zum Ausgleich jetzt idealerweise sehr stark weitergehen. Und das Morbid Catacombs Fest lieferte, vor allem, weil es auch musikalisch den Schalter umlegte und zwischen all dem düsteren Zeugs nun eine echt partytaugliches Denim- und Nieten-Kommando präsentierte.
Gefrontet von einem jungen Weird Al-Verschnitt und optisch extrem auf retro gebügelt, hätte der Auftritt der Schweizer Amethyst potentiell ja auch durchaus peinlich werden können, aber nix da! Purer Endsiebziger/Frühachtziger-Heavy Metal mit Hooks, Hooks, Hooks, galoppierender Rhythmussektion und einem Überflüss an battelnden und harmonierenden NWoBHM-Leadgitarren. Würde ich die Band zu Hause hören? Schon, ab und zu mal. Vor allem der Maidenismen und der manchmal an Lucifer erinnernden Stimmung wegen. Realistisch betrachtet aber wahrscheinlich eher selten.
Live jedoch räumte der größte stilistische Ausreißer des Abends sowohl in meinen Ohren als auch für den Rest des Publikums komplett ab. Und nebenbei bewies sich auch, dass die Neue Zukunft offenbar als Safe Space empfunden wird, tanzte ein euphorisches Mädel aus der ersten Reihe doch plötzlich magisch ihres Kleides entledigt nur noch in ihrer Unterwäsche durch das Publikum.
Keine Frage, Amethyst lieferten eine erinnernswerte Show und gehörten zu den Hauptgewinnern des Tages. Da machte ich mir fast schon Sorgen, mich bei den noch kommenden letzten beiden Bands langweilen könnte...
Gefrontet von einem jungen Weird Al-Verschnitt und optisch extrem auf retro gebügelt, hätte der Auftritt der Schweizer Amethyst potentiell ja auch durchaus peinlich werden können, aber nix da! Purer Endsiebziger/Frühachtziger-Heavy Metal mit Hooks, Hooks, Hooks, galoppierender Rhythmussektion und einem Überflüss an battelnden und harmonierenden NWoBHM-Leadgitarren. Würde ich die Band zu Hause hören? Schon, ab und zu mal. Vor allem der Maidenismen und der manchmal an Lucifer erinnernden Stimmung wegen. Realistisch betrachtet aber wahrscheinlich eher selten.
Live jedoch räumte der größte stilistische Ausreißer des Abends sowohl in meinen Ohren als auch für den Rest des Publikums komplett ab. Und nebenbei bewies sich auch, dass die Neue Zukunft offenbar als Safe Space empfunden wird, tanzte ein euphorisches Mädel aus der ersten Reihe doch plötzlich magisch ihres Kleides entledigt nur noch in ihrer Unterwäsche durch das Publikum.
Keine Frage, Amethyst lieferten eine erinnernswerte Show und gehörten zu den Hauptgewinnern des Tages. Da machte ich mir fast schon Sorgen, mich bei den noch kommenden letzten beiden Bands langweilen könnte...
... Langeweile? Nein! Aber der krasseste stilistische Sprung des Tages, wurde es nun im dauerhaft giftgrünen Dimmlicht doch wahrlich faulig und verrottet in diesen Katakomben!
Mit einer kehlig diffusen Gesangsperformance, die mehr mit alptraumhaft verzerrten Naturgewalten - unheiligen Winden und blutiger Brandung - als dem tatsächlichen Transport lyrischer Inhalte zu tun hatte, feierten die Spanier Sanctuarium die Macht der überwältigenden Krankheit, mit eitrigen Death Metal- und fies schleichenden Doom-Death-Riffs, die allesamt keinen Hehl daraus machten, den großen Autopsy (siehe neulich auf dem Stonehenge Festival!) zu huldigen.
Es war eine unerwartet umfassende, einen wie tödlicher Morast langsam verschlingende Erfahrung. Wenn eine Death Metal-Show es schafft, bei niemals nachlassender Abgründigkeit atmosphärisch so tief zu gehen - das gehört einfach zum großartigsten was Metal kann. Meine Lieblingsshow des Tages, und im Tandem mit Amthyst sicherlich die zentrale Erinnerung, die ich von diesem Festival noch lange in mir tragen werde.
Ihr "Melted and Decomposed"-Tape landete dann folgerichtig auch in der Cargohosentasche.
Mit einer kehlig diffusen Gesangsperformance, die mehr mit alptraumhaft verzerrten Naturgewalten - unheiligen Winden und blutiger Brandung - als dem tatsächlichen Transport lyrischer Inhalte zu tun hatte, feierten die Spanier Sanctuarium die Macht der überwältigenden Krankheit, mit eitrigen Death Metal- und fies schleichenden Doom-Death-Riffs, die allesamt keinen Hehl daraus machten, den großen Autopsy (siehe neulich auf dem Stonehenge Festival!) zu huldigen.
Es war eine unerwartet umfassende, einen wie tödlicher Morast langsam verschlingende Erfahrung. Wenn eine Death Metal-Show es schafft, bei niemals nachlassender Abgründigkeit atmosphärisch so tief zu gehen - das gehört einfach zum großartigsten was Metal kann. Meine Lieblingsshow des Tages, und im Tandem mit Amthyst sicherlich die zentrale Erinnerung, die ich von diesem Festival noch lange in mir tragen werde.
Ihr "Melted and Decomposed"-Tape landete dann folgerichtig auch in der Cargohosentasche.
Im Grunde war ich jetzt ja echt schon satt. Trotzdem bereute ich nicht, zumindest noch für den größten Teil der abschließenden Show von Hexecutor geblieben zu sein. Die Franzosen waren so ein bisschen die Zusammenfassung des kompletten musikalischen Programms des Tages. Klassischer Heavy Metal fand sich in ihrem Sound genauso wie todesmetallische Düsternis, epochaler Black Metal und tollwütig rasender Thrash. Extremmetallische Brutalität und Ohrwurmpotential. Spielerisch anspruchsvoll, aber räudig in der Ausführung.
Mein einziges Problem war eigentlich nur, dass ich einfach platt war und es mich ins Bett zog, so dass ich irgendwann mit spitzem Krächzgesang und wirbelnden Leadgitarren im Rücken den Weg zum Hotel antrat.
Auch wenn ich es nach wie vor sehr schade fand, dass einige Touren nicht passend zu meinem Aufenthalt eine Woche früher oder später nach Berlin kommen konnten (ich meine u.a. euch, Papangu und Kayo Dot!), war das Morbid Catacombs Fest doch eine sehr gute Wahl und ein interessanter Kontrast nicht nur zum Vortag, sondern auch zum noch bevorstehenden dritten Tag in Berlin gewesen. Mehr dazu - voraussichtlich nach wie vor inklusive Kranker-Mann-Gejammer - demnächst!
Mein einziges Problem war eigentlich nur, dass ich einfach platt war und es mich ins Bett zog, so dass ich irgendwann mit spitzem Krächzgesang und wirbelnden Leadgitarren im Rücken den Weg zum Hotel antrat.
Auch wenn ich es nach wie vor sehr schade fand, dass einige Touren nicht passend zu meinem Aufenthalt eine Woche früher oder später nach Berlin kommen konnten (ich meine u.a. euch, Papangu und Kayo Dot!), war das Morbid Catacombs Fest doch eine sehr gute Wahl und ein interessanter Kontrast nicht nur zum Vortag, sondern auch zum noch bevorstehenden dritten Tag in Berlin gewesen. Mehr dazu - voraussichtlich nach wie vor inklusive Kranker-Mann-Gejammer - demnächst!
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