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2023-07-09

JESU in Heaven, it's GODFLESH! • Pity/Piety and Purge


Justin Broadrick is back with... nah, that's wrong. When has Justin Broadrick actually ever been away? Well, nevermind. Here are two new releases of his main creative outlets, both digging deep in classic periods of his own discography:






JESU - Pity/Piety (white with gold splatter 12") (2023)

Two sides, seventeen minutes each, so what is it? The official reading is that these two longtracks called "Pity" and "Piety" form an EP. The vinyl looks as rusty as that angel on the minimalistic cover. Wouldn't have called this a "gold splatter" edition, but it's cool anyway.

The music? Shoegazy, dreamy, yet also dissonant and emotionally crushing this release gathers a lot of typical Jesu elements. I hear the sad dragging of the split with Battle of Mice, the deliberate miscords of "Everyday I Get Closer To The Light From Which I Came", the hard electronic drums of those releases closer to the mechanical aspects of Godflesh. I guess I hear almost everything I wish for in Jesu. Especially the hypnotic second half of "Piety" which lets its motif rise to heavenly heights puts this EP easily at par with all the greatest stuff Broadrick has done with this project since 2004. Definitely not one a fan should skip.









GODFLESH - Purge (silver vinyl LP) (2023)

Similar to the pity / piety wordplay, the new Godflesh album echoes the title of the 1991 classic "Pure", and alongside details which would also have suited the late ninetees' works "Songs of Love and Hate" and "Us and Them" it definitely is the cold "Pure" sound which is revisited here the most.
BC Green's rumbling bass, the brutally sawing riffs and nastily screeching leads over agile programmed or sampled drums. Minimanihilist lyrics with an average count of sixteen words per track, which Broadrick is mercilessly shouting into your face or singing to his pained self.
The key element of repetition just in that dosage which has the desired effect of hammering the sound into your psyche, yet not overdoing it to a point where it isn't enjoyable anymore. Analogous to the Roadburn live recording of "Pure" has been updated to a sludgier, more guitar-centric aesthetic, but in its icy English heart "Purge" truly is the throwback it openly admits it is.

This means that this third post reunion album is neither as focussed on sheer brutality as "A World Lit Only By Fire" nor as experimental and innovative as "Post Self". But while its referential nature may lose it some originality points, the execution is honest and compelling enough to let "Purge" sit comfortably between both predecessors. And of course the world "comfortable" seems wildly misplaced in the context of the bleak force of existential anxiety like this.

The perfect soundtrack to the byeffects of the strong antibiotics I'm currently taking. Godflesh by the numbers maybe, but the numbers are still as staggering and uncompromising as decades ago.







2021-02-21

Resterampe 2020 (mit BLUES PILLS, JESU und MIZMOR)



Ok, die Überschrift klingt jetzt ein wenig despektierlich. Ist aber gar nicht so gemeint. Hier frühstücke ich einfach noch ein paar Musikveröffentlichungen des letzten Jahres ab, die erst kürzlich in meine Sammlung eingegangen sind.


Den Anfang macht ein Bündel aus vier Wiederveröffentlichungen des Black/Sludge/Funeral Doom- Metal-Projekts Mizmor:


MIZMOR - Mizmor (Tape) (2012/2020)
MIZMOR - Mishlei (Tape) (2018/2020)
MIZMOR - Yodh (Tape) (2016/2020)
MIZMOR - Cairn (Tape) (2019/2020)

Das überwiegend auf Kassetten spezialisierte Label Tartarus Records hat letztes Jahr alle drei Studioalben von Mizmor in luxuriös anzuschauenden Versionen im schwarzen Karton inklusive Booklet mit Texten und Artwork neu herausgebracht. Dazu kommt die erstmals 2018 erschienene Compilation "Mishlei", welche alle Tracks der Split-Releases zwischen Debüt und "Yodh" vereint und faktisch auch ein vollwertiges Album darstellt.

Alle vier zusammen gibt es mit Rabatt und inklusive Logo-Patch als Set. Und weil mein bisher einziger Mizmor-Tonträger die "Yodh: Live at Roadburn 2018"-CD gewesen ist, war der Versuchung, hier zuzuschlagen, einfach unmöglich zu widerstehen. Zum Glück!

Denn diese räudig mächtig epochale, musikalisch so bösartige, aber inhaltlich durchaus sehr ernsthaft durchdachte Diskographie, hat einfach keinen Schwachpunkt. "Cairn" ist ganz klar das krönende Meisterwerk, doch alles davor zeigt schon sehr deutlich den Weg dahin.

Wer sich in Black Metal getunkte Yob, Conan und Bell Witch vorstellen mag, auf Longtracks und auf extreme Vocals mit Wiedererkennungswert steht (diese aus einem hohlen Baumstamm zu kriechen scheinenden Growls klingen, wie das ikonenhafte Cover von "Yodh" aussieht), der bekommt mit Mizmor eine wunschlos beglückende Vollbedienung.

Und dieses Tape-Quartett ist natürlich ein Juwel in meiner jungen Sammlung.










JESU - Never (blue in white vinyl 12" EP) (2020)

Neulich im Review des neuesten Jesu-Albums "Terminus" hatte ich ja noch zu Protokoll gegeben, die vorangegangene Comeback-EP des Justin-Broadrick-Projekt ausgelassen zu haben, da es mir zu effektüberladen experimentell war und ich mich einfach noch nicht hineinhören konnte.

Inzwischen habe ich mich dann doch mal getraut, das immer noch in Farbvarianten erhältliche Vinyl zu bestellen. Anders als die als Beikauf mitgenommene Final-CD "Reading All The Right Symbols Wrong" von 2009, die mich auf Anhieb abholte, bleibe ich auch dabei, dass es sich bei "Never" zumindest für mich um das vielleicht bislang schwierigste Werk Broadricks (in meiner Sammlung; ich bin weit davon entfernt, Komplettist zu sein) handelt. Das Ding musste ich mir schon relativ mühsam erarbeiten.

Nicht, dass es sich hier um besonders komplizierte Musik handelt. Allerdings wurde die an sich auch emotional sehr direkte und eingängige Basis der vier Stücke dermaßen durch den Pixelschieberfleischwolf gedreht, dass der Mix aus Shoegaze und Elektro schon einen sehr fragmentarischen und künstlich distanzierten Eindruck macht.

Jetzt, da der Knoten geplatzt ist, kann ich den surreal träumerischen Charakter von "Never" auch voll genießen. Für Newbies, die nicht eh schon Fans sind, halte ich die EP allerdings für sehr herausfordernd. Da erschließt sich das stilistisch deutlich geerdetere Full-Length-Album mit Sicherheit trotz des langsameren Durchschnittstempos schneller.










BLUES PILLS - Holy Moly!
(2CD Digibook) (2020)

Zum Abschluss nun noch ganz andere Töne. Die Gemeinsamkeit zu Jesu ist, dass ich auch hier zunächst skeptisch war und lange mit dem Kauf (bzw. dem Hinzufügen auf meine Geburtstagswunschliste) zögerte.

Blues Pills ohne die naturtalentiere Wundergitarre von Dorian Sorriaux? Fehlt da nicht eines der wichtigsten Markenzeichen?
Dazu kommt die Neigung der Band, sich als erste Single gerne Stücke auszusuchen, die sehr formelhaft und on the nose sind und mich für sich erst einmal nicht allzu mächtig umhauen.

Letztendlich waren hier aber alle Sorgen müßig.

Der seit jeher für die zeitgeistige Authentizität verantwortliche Musiknerd und Hauptsongwriter Zack Anderson wechselt vom Viersaiter auf die Gitarre, was natürlich - in gar nicht so dramatischen Ausmaß - nicht mehr ganz so filigran und brilliant daherkommt, allerdings u.a. durch mehr direkten Dampf ausgeglichen wird. Sehr schnell wird klar, dass "Holy Moly!" das bisher am stärksten rockende Album der Band geworden ist.

Die von mir so hochgeschätzten Motown/Soul/Gospel-Elemente von "Lady In Gold" sind allerdings nicht verloren, sondern blitzen hier und da weiterhin hervor. Und wie!
Elin Larsson wird ja gewohnheitsmäßig von Album zu Album (und wenn live gespielt werden darf auf den Touren dazwischen) immer besser, und das gilt hier besonders für die hohen Soul-Schreie wie in "California", einem der Songs, die aus dem vorherrschenden Powertrio-Uptempo ausbrechen.
Zu jenen gehören auch das dunkle "Dust", das bittersüße "Wish I'd Known", der mit Piano und Streichern zu unerwarteter Größe wachsende "Song From A Morning Dove" und die abschließende Bluesballade "Longest Lasting Friend".

Moment! Habe ich da etwa tatsächlich "Trio" geschrieben? 

Technisch ist das für "Holy Moly!" korrekt, denn Neu-Bassist Kristoffer Schander posiert bisher nur auf Bandfotos und in Videos. Bis auf die überschaubaren, aber stets umso wirkungsvolleren Gastmusikereinsätze hören wir hier also tatsächlich das Trio LarssonAndersonKvarnström.

Vermutlich war es für die Band auch wichtig, im kleinen Kreis an diesem Ding zu werkeln. Das Resultat zeigt auf jeden Fall eine eng zusammengeschweißte und gewachsene Gruppe. Das Wunderkinder-Image früherer Tage ist komplett abgestreift und weiterer Souveränität und Songwritingqualität gewichen.

Ein großartiges Album. Vielleicht sogar das beste der Blues Pills. Allerdings  müsste man die Songs wohl live erleben, um diesen Eindruck zu verifizieren.


Eine deutliche Steigerung zur Debüt-EP "Bliss" von 2012 ist "Holy Moly!" ohne Frage. Komische Aussage, ich weiß. Darauf komme ich auch nur, weil eben jenes vergriffene Teil der Digibook-CD-Version des Albums als Bonus beiliegt.

Angesichts der vielen Neuaufnahmen und Liveversionen der hier vertretenen Hits "Bliss", "Astral Plane", "Devil Man" und "Little Sun" halte ich das Ding nicht zwingend für den allerheiligsten Gral, aber es ist halt wie es ist: Auch wenn man ein Blues Pills-Song schon neunundneunzig mal gehört hat, ist er halt beim hundertsten Durchlauf noch super.

Ok, "Devil Man" war mir in der Vergangenheit durchaus schon mal über, haha.








2021-01-24

OVERLORD MAN JESU ! (4 album reviews)



Well, I still got a couple of 2020 releases I want to review. So here's the first bunch of those:





PHARAOH OVERLORD - 6
(snakebite yellow vinyl) (2020)

As the title suggests this band from Finland already has several albums under its belly. It's in fact even a couple more than five releases since the year 2020. Shame on me that they weren't on my radar until now!
Of course I cannot dive into their whole discography now, but just peeking here and there it's obvious that their sound went through many transformations, beginning with a mixture of stoner, space and psychedelic rock / metal.

"6" is something totally different though. While all of the album's five tracks contain metal guitars, the sound is dominated by Moog synthesizers and groovy electronic midtempo beats. In its core this highly danceable synthwave. And also very sinister! That's not only because of some spooky sounds and melodies in the instrumentals, but due to the extremely upfront growl vocals, which immediately felt familiar on first hearing. Yet only when I received the LP I realized that the guttural organ belongs to none other than Isis' / Sumac's Aaron Turner.

Super sick shit. Party music somewhere between Carpenter Brut, "Spectre" Laibach and pure joyful evil.








OLD MAN GLOOM - Seminar VIII: Light of Meaning (LP)
(2020) / Seminar IX: Darkness of Being (LP) (2020)

Speaking of Aaron Turner, the man's also active in a certain little group called Old Man Gloom which released not one, but two albums last year, thankfully (and unlike the infamous "The Ape of God") not bearing the identical title.

But even though these are two seperate releases I find it hard not to view them as one double album, because they complement each other way too good. Both are obviously dealing with themes of death and love under the influence of the passing of former friend and band member Caleb Scofield, who still as writing credits on the music of several tracks. His successor is the always busy Stephen Brodsky, who was also Scofield's partner in his other band Cave In.

Old Man Gloom's ultra heavy post hardcore sludge doom... or whatever you fancy to call it is quite a special blend. It's abrasiveness and the couple of minutes of pure noise sprinkled here and there over both albums make sure that many casual listeners will soon flee for their life and probably miss that beyond the brutal repetitive nature reminiscent of Neurosis and Swans both works actually have a very honest beautiful soul, which even shows glimpses of itself in the music and lyricism of songs like "Calling You Home", "Death Rhymes" or "Love Is Bravery".

"You are agrain of sand
You are a drop of rain
A particle of light
And you can never end

You are a grain of sand
You are a drop of rain
So insignificant
And also everything"

What an epitaph!

Even though most songs are built around simple ideas and the prevalence of thick heaviness is almost constantly pummeling you into the ground, listening to both albums is a remarkably diverse journey, not only due to rotation between Turner, Brodsky and Nate Newton as lead vocalists, but also because of the sheer chops, creativity and intensity everyone brings to the table.

I won't tell you which of these seminars is better, because frankly I could never decide. Just get them both, they rule. 








JESU - Terminus
(LP) (2020)

With the return of Godflesh and many other projects going on anyway it has been a while since Justin K. Broadrick graced us with a full length release of Jesu. "Every Day I Get Closer To The Light From Which I Came" came out way back in 2013.

Just like said album this new one is not one of Broadrick's most brutal or heavy works (Godflesh and JK Flesh have that aspect covered I guess), but mostly consists of slow and atmospheric shoegaze, which shows some affinity to doom and post rock, but also allows itself to bathe in dream pop sweetness.

While all eight songs are filled with longing and melancholy, they sound distinct enough from each other to keep the album interesting, which some being focussed on the slightly disharmonic guitar, while others are mostly dominated by electronic sounds. As always almost all instruments were played and programmed by Broadrick, except for the drums on a couple of tracks that demanded a more naturalistic feel and were performed by long-time collaborator Ted Parsons.

Especially with the title track and "Sleeping In" I maybe love the first half of "Terminus" a little bit more, but the songwriting and feeling is excellent throughout the whole album.

The most difficult track to get used to is the effect-laden "Consciousness", which is closest to the extreme experimentalism of the "Never" EP which was also released last year. But other than that EP which I skipped, because I just  couldn't get into it so far, I really dig this track. And it's followed up by even stronger material (what a majestic build-up in "Don't Wake Me Up" - and that sweet-sour final instrumental "Give Up"...), so my overall rating of the whole record should be no surprise:

"Terminus" clearly belongs to those Jesu releases I absolutely adore and is my favorite Jesu album since "Inifinity". (The cover artwork is even more minimalistic now than back in 2009.)

Praise the overlord!










2014-10-20

JESU - Infinity (Digital Deluxe Edition)

Wenn man eh schon bei Justin Broadrick einkauft (die neue Godflesh ist ja Pflicht), dann lohnt es sich natürlich auch zu schauen, was Avalanche Records sonst noch so im Angebot hat.

So ist dieses Jahr z.B. die Digital Deluxe Edition von "Infinity" erschienen. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hier um einen Download, es gibt allerdings auch noch Restbestände des Ein-Song-Albums auf Vinyl, und zu diesem bekommt man die Digitalversion umsonst obendrauf.



JESU - Infinity (Digital Deluxe Edition) (2014)

Das Album beginnt mit dem original 50-Minuten-Songbrocken, wie er 2009 auf CD erschienen ist. Das bedeutet, dass Fans, welche diesen noch nicht besitzen, hier schon einmal gar nichts verkehrt machen können.
Auf der LP-Version wurde der Song logischerweise geteilt, was auch gut passt, da er ja ohnehin aus zwei unterschiedlichen Hälften besteht. Die erste Seite unterschied sich jedoch von der CD-Version und wird hier als erster Bonustrack digital für alle nachgereicht.

Track 3 und 4 sind Neuinterpretationen der beiden Songhälften, die sich erheblich vom eher groben Brutalklang des Originals unterscheiden. Stark verkürzt bzw. verdichtet und mit mehr eher melancholischen Soundebenen angereichert, kann man hier im Grunde schon fast von neuen Songs sprechen, die durchaus mehr Fluss haben und stilistisch auch auf den letzten Album "Every Day I Get Closer To The Light From Which I Came" gut aufgehoben wären.

Lohnenswert sind die vier Tracks alle, wenn auch nicht unbedingt hintereinander am Stück. Ich höre mir ja auch Laibachs "Sympathy For The Devil" (mit acht Versionen des Songs) eher selten komplett an.

Auslöser für diese Veröffentlich war ja, dass Justin Broadrick mit der ursprünglichen Version nicht mehr zufrieden war. Nun kann ich zwar nachvollziehen, was ihm nicht mehr gefiel, zumal er ja in den neuen Versionen zeigt, worauf es ihm bei Jesu heute eher ankommt. Für mich bleibt die CD-Originalversion in ihrer gewaltigen, die Grenzen zum Quälenden suchenden Konsequenz und Länge allerdings unerreicht.

Von daher würde ich diese Veröffentlichung vor allem Fans empfehlen, denen "Infinity" ohnehin noch in der Sammlung fehlt. Der Rest ist zwar auch sehr guter Broadrick, aber kein essentieller Meilenstein seines Schaffens.


Anspieltipps: Infinity, Infinity (Part 2 Re-Interpretation)

2013-12-30

Jahresrückblick Musik 2013

Willkommen zur Fortsetzung meiner letztes Jahr begründeten Blog-Tradition des Jahresrückblicks im üblichen Musikpresse-Format.



ALBUM TOP 15:

  • THE WINERY DOGS - The Winery Dogs
  • VOIVOD - Target Earth
  • JANELLE MONÁE - The Electric Lady
  • THE DILLINGER ESCAPE PLAN - One Of Us Is The Killer
  • AUTOPSY - The Headless Ritual  
  • STEVEN WILSON - The Raven That Refused To Sing
  • DAVID BOWIE - The Next Day
  • MOTORPSYCHO - Still Life With Eggplant
  • EXIVIOUS - Liminal 
  • DREAM THEATER - Dream Theater
  • AYREON - The Theory Of Everything
  • SWANS - Not Here / Not Now
  • YOUN SUN NAH - Lento
  • BLACK SABBATH - 13
  • JESU - Every Day I Get Closer To The Light From Which I Came

Auf 10 Stück wollte ich es beim besten Willen nicht mehr runterbrechen. Die Auswahl war so schon knifflig genug und ist im Grunde bis auf die ersten beiden Plätze als Momentaufnahme zu betrachten. Gerade ein paar Livealben (NEAL MORSE, BONGRIPPER) hätten hier eigentlich noch hineingehört. HAKEN wären mit ihrem sensationellen "Mountain"-Album wohl auch vetreten, aber das kaufe ich mir ja erst im neuen Jahr. Und LAIBACH waren mit einer anderen Version ihres "Iron Sky"-Scores ja schon letztes Jahr dabei; ganz davon abgesehen dass der Soundtrack zum Director's Cut auch nur noch einen Tag Zeit hat, um noch 2013 per Post bei mir einzutreffen.


TOP Konzert-BLU RAY:
  • DREAM THEATER - Live At Lunapark


KONZERT TOP 5:
  • THE WINERY DOGS - Knust, Hamburg
  • NEAL MORSE - Markthalle, Hamburg
  • IRON MAIDEN - O2 World, Hamburg
  • THE DILLINGER ESCAPE PLAN - Knust, Hamburg 
  • ANTHRAX - Wacken Open Air
Es überrascht vielleicht das Fehlen von DEPECHE MODE. Irgendwie habe ich die gar nicht so sehr als Konzert, sondern mehr als Event in Erinnerung, was bei großen Sportarenen und Mehrzweckhallen wohl immer die Gefahr ist. Aus diesem Grund spare ich mir schweren Herzens auch die anstehende Tour von DREAM THEATER. Für diesen "Konzertsaal" wieder nach Hannover? Nein.


BESTES KONZERT von DAS ROTE UNIVERSUM:
(Nein, die Auswahl war wieder nicht riesig. Unsere Performance war vielleicht bei den anderen Gigs besser, aber schon durch die Umstände werden wir uns an diese Party wohl am längsten erinnern.)


WIEDERENTDECKUNG 2013:
  • DANZIG
Es gibt ja diese Bands, die man früher live gesehen und ständig gehört hat, aber da man alle Alben nur auf Kassette besaß (heute wäre die Entsprechung wohl "in den Youtube-Favoriten gespeichert" oder so ähnlich), haben sie irgendwann an Bedeutung verloren. So ging es mir mit DANZIG.
In Wacken habe ich Meister Böse nun wiederentdeckt und mir nicht nur endlich die ersten vier Alben auf CD zugelegt, sondern zusätzlich auch noch sein zweites düsterorchestrales Solowerk "Black Aria II" (Nr. 1 kenne ich dank exzessiven Einsatz in Rollenspielrunden in- und auswendig), sowie die sehr lohnenswerte Sammlung "Lost Tracks of Danzig", die inzwischen so rar ist, dass ich drei Monate auf ihre Lieferung warten musste.

Und neben der großartigen Musik gehören bei Danzig natürlich auch grenzwertige Cover und peinliches Posing mit Pornohäschen-Blondinen zum Entertainment-Package dazu.




UND SONST SO 2013?

Dank den tollen La Discotheque Ideale-Boxen eine Menge Jazz-Klassiker kennengelernt.

"FRAKTUS - Der Film" gehört in jede gut sortierte Heimkinosammlung. Dickie Schubert ist der norddeutsche Nigel Tufnel!
 


ENTTÄUSCHUNG 2013:

Zunehmende Special Edition-Abzocke:
Als erstes das Album in normal und als Special Edition mit Bonustracks auf den Markt bringen. Dabei würden die Bonustracks auch locker auf die normale Version mit drauf passen. Außerdem kaufen zunächst einmal sowieso fast alle die Special Edition, was diese eigentlich zur normalen Version macht, während sich die Normalversion nur Leute besorgen, die übersehen haben, dass es auch die Special Edition gibt. Alles klar?
Wie auch immer, wenn der Verkauf läuft, dann bringt man zu Weihnachten noch einmal eine zusätzliche Version mit noch mehr Bonustracks raus. Musikliebhaber finden ja ohnehin nichts geiler, als sich zehn mal dasselbe Album zu kaufen.
Und dann gibt es ja auch noch die Boxen.... Du möchtest das Konzert auf Audio-CD? Ok, aber nur wenn Du die Blu Ray und DVD dazukaufst. Nichts brauche ich mehr, als identischen Inhalt auf DVD und Blu Ray - und fucking Digital Copy natürlich auch noch... Im übrigen ein Problem, dass sich die Musikindustrie mit Film-DVDs und -Blu Rays teilt.

Und über die Unfähigkeit, FSK-Aufkleber vernünftig entfernbar anzubringen und die Immer-noch-nicht-Erfindung der CD-Hülle habe ich mich ja schon oft genug ausgelassen. Obwohl... geholfen hat es bisher noch nicht. ;)



VORFREUDE / HOFFNUNG 2014:

Neue Alben von CYNIC, TRANSATLANTIC, TRIPTYKON und LAIBACH. Von letzteren vielleicht auch endlich die immer wieder verschobene "Revisited"-Scheibe, bevor man sie in "Slovenian Democracy" umbenennen muss. Hoffentlich auch Gelegenheit, diese Bands alle live zu sehen. Bisher sieht es, auch wenn ich dafür weit fahren muss, sehr gut aus, denn es fehlt mir tatsächlich nur noch das Ticket für CYNIC - wenn sie denn auf Tour kommen. Sie teilen sich ja mit EXIVIOUS die Plattenfirma. Das wäre doch die Traumkombination...

TRIPTYKON spielen u.a. zusammen mit CANDLEMASS, NAPALM DEATH und den leibhaftigen MAGMA auf dem Roadburn Festival, auf das ich schon extrem gespannt bin, inkl. mir persönlich noch neuer Künstler wie YOB und LOOP. Und das Festival bringt mich gedanklich natürlich zu VOIVOD. Die dürfen 2014 selbstverständlich gerne die Tour zu "Target Earth" nachholen.

2013-11-14

JESU - Every Day I Get Closer To The Light From Which I Came

Wow, vierzehn Alben und/oder EPs aus neun Jahren Jesu sind es nun schon, die sich auf meinem Player tummeln. Der letzte stoffliche Tonträger war 2011 das Album "Ascension", doch seitdem habe ich meine Sammlung noch um "Christmas", "Duchess / Veiled", "Sundown / Sunrise" und "Pale Sketches" erweitert, die allesamt nur (noch) als Download zu haben sind. Besonders die beiden letztgenannten würde ich zum Fan-Pflichtprogramm zählen.

Doch nun zum aktuellen Output mit dem längsten Titel in der Jesu-Geschichte:



JESU - Every Day I Get Closer To The Light From Which I Came (2013)

Formal liegt Justin K. Broadricks neuester Streich mit fünf Tracks und einer Spielzeit von knapp über vierzig Minuten irgendwo zwischen seinen EPs und Alben.

Personell ist die Band mal wieder sehr überschaubar geraten, will sagen: der Meister hat alle Instrumente selbst eingespielt. Bis auf einen Track, doch dazu später...

Musikalisch steht nach Sekunden fest, welche Band man hört, und doch hat das Album wie alle seine Vorgänger eine ganz eigene Identität.

"Every Day" hat zwar ein paar Ausbrüche von saiteninstrumentalem Geranze, ist überwiegend jedoch ein relativ ruhiges, spielerisch anspruchsvolles, sehr feinfühliges, elegisch postrockendes Shoegaze-Album geworden. Leicht zu verdauen ist es deswegen allerdings nicht, da es sich gerade in den ruhigen Passagen extrem beim Stilmittel der kultivierten Dissonanz bedient. Da klingt alles leicht verstimmt, es leiert mitunter wie in einem defekten Kassettenrekorder. Und diese Effekte sind genau so dosiert, dass sie um den eigentlich schönen Kern der Songs herum ein hypnotisches Spannungsfeld bilden.

Tatsächlich ist das, was Herr Broadrick hier anstellt, ganz große, gereifte Klangkunst. Entsprechend avantgardeoffene Ohren vorausgesetzt natürlich.

Höhepunkt des Albums ist nach dem reduzierten Titelsong der über siebzehnminütige Longtrack "The Great Leveller", in dem - als einziger Gastmusikereinsatz - ein Ein-Mann-Streicherorchester die schiefschöne Melancholie von Jesu langsam und erhaben zu ihrer größten Blüte treibt.

Das kürzeste Stück "Grey Is The Colour" bleibt als Abschluss danach ein wenig blass. Aber das liegt vielleicht auch nur an der Farbe.

Mein Gesamturteil fällt ganz klar aus:
"Every Day I Get Closer To The Light From Which I Came" ist graues Gold!


Anspieltipps: The Great Leveller, Comforter

2012-04-23

ROADBURN 2012, Tilburg (April 12th - 15th 2012)

Man, that was quite a memorable weekend!

And since it was my main language in Tilburg with most people I met there, I'll try something new and write my little personal report of the Roadburn Festival in english instead of german. I'm also sympathizing with all those non-german speakers here, who had to buy the german edition of Away's art book, because the english one was sold out.

So, where do I start? With my excitement last year, when they announced that Voivod would headline the festival on two days? Or with my huge disappointment, when tickets were sold out after only 7 minutes - yet none to me?

Thanks to the band I got the chance to visit Roadburn with a photopass anyway, and with a billing which apart from the Voivod döuble pack also featured one of my alltime-favorite guitarists and musical visionaires Justin K. Broadrick, who I unfortunately hadn't seen live since way back in the 90s, and the swiss thrash metal legend Coroner, which I had never ever seen, I didn't need to think twice to take it!

As for the rest of the bands - I must admit that there was none which I was really acquainted with in noteworthy depth. Yet even with this gap of musical education, the whole selection of artists sounded exciting on paper alone. You don't need to dig deep to understand that Roadburn isn't primarily interested in only giving you the easiest music to party to, but also to challenge you and broaden your horizon. If any of the terms doom, metal or avantgarde stirs up your interest, there's a pretty high chance that you can discover a lot of great stuff.
I did so, and watching videos of acts I missed on youtube afterwards, I still feel like I've only scratched the surface. Of course the range goes far beyond those mentioned three, as for example also stoner rock, prog and punk are covered, but most of the artists seem to have something in common, which ist kind of hard to grab. Maybe it's that certain amount of edges which sets them apart from the mainstream, or the accurate balance between artistic ambition and rebellious coolness.
Or another way to conclude this whole paragraph: Here's a festival which celebrates the creme de la creme of doom and other "outsider music" in a manner that just makes you pinch yourself to make sure it is really happening. Just think: where else could Voivod, who despite their undisputed worldwide cult status are still just too odd for many regular metalheads, receive this ackknowledgement, including being curators selecting a whole bunch of the other bands for the billing, and drummer Away having an exhibition of his art near the venues and designing the main festival poster? When I arrived in Tilburg and saw those voivodish Roadburn flags saluting at the street in front of the station, I already had a feeling that I might have arrived in a slightly off part of the Multiverse, and that this might very well turn out to be one of the best indoor music events ever...

And what can I say? It was!

One part in that had the venues. There were four stages, three alone in the 013, the main stage with a hall for about 2000 people that could be entered on three levels. I had seen it on several DVDs from Transatlantic and Neal Morse before and it really answered my high expectations.
The fourth stage could be found in another building just a few footsteps away on the other side of the street. Het Patronaat wouldn't be your ordinary live club, yet the wing of a real church. So on Saturday I went to church to see Jesu. Can't remember having done that before...
All stages had good light shows and a screens for changing backdrops or films, which added to the overall visual feast, which also contained lots of painted art, in huge parts specially made for this festival and its musicians. I already mentioned Away's exhibition, where you could meet the master himself every afternoon.


But now finally something about the concerts!

Instead of trying to cover everything in chronological order, I'll just start with the two Voivod shows.

Thursday saw SnakeChewyBlackyAway starting off with the unevitable hymn "Voivod" into a ride through classics from most of their phases, as well as presenting the new song "Target Earth" which was really welcomed by the audience and makes you eager for the new album to come out - hopefully this summer. After one hour of their unique cyberpunkthrashprogmetal (or whatever you call it - as long as it rocks the way it does, who cares?) I had this same feeling like in Wacken 2010 oder last year in Zurich, that this might have been the best Voivod show I've ever witnessed. Only this time that notion should only last for not even 24 hours...

On Friday the canadians performed the whole 1988 album "Dimension Hätross" in its entirety - well almost. They skipped one rather silly bonus track of it... Instead they invited Dan Kubinski, singer of 80s post-punk act and Voivod-influence Die Kreuzen on stage for one cover song of his former band.

And after that the unbelievable happened, which fans had been hoping to see for almost twenty years: the 17-minutes epic "Jack Luminous" from their underrated 1993 output "The Outer Limits" was played live for the first time ever!

I spotted grown men come to tears in the audience - as for me, I was especially surprised because I had just talked to two band members seperately about that song and those poker-faced bastards seriously assured me that it would not happen. Yet when I suggested to Dan (guitar), that playing "Jack Luminous" would be the next special thing to do, he just said "Nah! That would be Batman." With "Batman" being the left out "Dimension Hätross" track I guess I should have suspected something by then...


As another side note it's worth mentioning, that Voivod wasn't the only band playing one regular set followed by the performance of a complete album the other day, so did Yob (who I can't say anything about) and Bongripper.

My second personal headliner was Justin K. Broadrick, who as "artist in residence" didn't play two, but even three times in Het Patronaat with three of his projects.

Due to overlapping with Voivod I couldn't watch his first show as JK Flesh / White Static Demon, of which he himself stated on facebook that it managed to clear a good portion of the audience.

Luckily I could be there for Final on Friday, which was basically just him with his Apple, guitar and some effects generating a single one-hour soundscape not even underlayed with a single beat. I doubt that it's possible to describe the real impact of this performance or that internet clips could do it justice, because you really have to allow this wave of noise to wash over you. An astonishing amount of people did. Maybe my most intense Roadburn experience.

Compared to this one Jesu surely was more accessible, though I had to adjust to the fact that they appeared in Godflesh fashion as a two-piece with a drum machine, while I had hoped to see them in a more organic lineup with real drums. But I got over it pretty soon. Broadrick may not be the greatest singer on earth, but is overall vision just is a class of its own, and with a set that starts off with the debut album masterpieces "Your Path To Divinity" and "Tired Of Me" nothing can go wrong anyway.


And then there were Switzerland's finest (besides Triptykon, who already played at the Roadburn Festival in 2010). Coroner played on Sunday night as part as the Afterburner event, which took place in only two of the four stages as an extra treat, and I struggled a while with staying for so long, because work was waiting on Monday... Let me give you this one advice, boys and girls: If you visit a four-day-festival six hours away from home and you're driving alone, make damn sure that you have a proper place to sleep for all nights!
I had only booked three nights in my hotel and went home directly after Coroner pausing several times first to get some fresh air, then for three naps - always until I woke up from the cold - on some Autobahn rest areas. And I can tell you that the rest of my work Monday was anything but productive.

Back to Coroner - they delivered their signature thrash metal classics not only with razorsharp precision, but also shined with atmospheric parts and some of the most brilliant guitar solos of the genre.
A break due to technical issues was a little annoying, but I guess digging deep into the band's demo-days past with playing a Celtic Frost style song, which was originally even sung by the the master Thomas Gabriel Fischer himself back in the days made up to it. For the trivial gossip rate of this report I have to mention that Fischer, though not performing himself could be seen as a festival visitor.
And back to Coroner once again - the show was fully worth the exhausting night drive and I can't wait to see them as a highlight of this year's Wacken Open Air!


Another good reason to stay on Sunday which I didn't know beforehand was the discovery of one of the most impressive new bands for me, when the instrumental fourpiece Bongripper played their hilariously titled album "Satan Worshipping Doom". What a mighty concrete wall of extreme slow motion doom metal!
Too bad that a not very appatizing mixture of food and beer was spilled on parts of my leather jacket at the end of the show. That was really disgusting and spoiled the memory a little. Nevertheless I've ordered my digital copy of this great album today.


I won't go into detail about every other artist I watched - be it for one or two songs or a whole set, but some names deserve to be mentioned:

OM - doom minimalism, made of at least 80% bass, drums and one guy switching between tambourine and occasionally keys or guitar - and surely a little too much to smoke. Last - and long - song performed without light show in darkness. Can't imagine another place where so many people attend such an obscure performance.
Same goes with Sleep, the evil distorted twin of OM, where the room was packed. Four amplifiers and tons of distortion for one bass. Not sure if that's what german lyricist Das Bo meant when he said "Bass, Bass, wir brauchen Bass" in his poem "Türlich Türlich", but it definitely had something to it.

Killing Joke!

Ulver playing a concept show about love with cover songs from the 60s. Trippy!
Obviously too much for some fans, but those who stayed had a good time.

Nachtmystium surprised me. Who would have thought that I would actually stay and listen to a black metal band with the notorious cheesy keys and such an awkward band name.

J.G. Thirwell's Manorexia - a chamber orchestra on progressive krautrock? I have no idea how to label it, but it was a welcome diversion.
In retrospect I would have also liked to see more of The Mount Fuiji Doomjazz Corporation, which was another interesting fully non-rock music avantgarde act on Sunday.

Sometimes a little bit too repetitive, but still Sólstafir's mixture of metal and cool psychedelic rock was a late afternoon highlight as well as the gothic death metal of Celestial Season, which fitted very well into that clerical environment.


On Saturday and more so on Sunday I felt that my absorption capacity for new music began to wear out, so I spent a little more time outside the venues or with George R. R. Martin's "Song of Ice and Fire", which may be a big book, but with its short pov chapters has proven to be a good read for short breaks, like while you're waiting for your pizza.

And anyone who knows me won't be surprised that I also took my time to walk around in Tilburg (and Oisterwijk, where I was sleeping) with some of my cameras, so you can expect that there's some tourist stuff Der Ohlsen style still to come on my flickr stream once the films are developed.


My Roadburn concert photographs can all be found HERE!


With the promise of Godflesh performing "Pure" I'm already tempted to visit again next year, but all in all it  is an expensive long weekend... and of course you need some luck with the tickets.
Concerning this I'm just realizing that writing a positive festival review might not really be helping. Damn!

Greetings to everyone I've met in Tilburg and Oisterwijk and again a cölossal thank you to Blacky and Voivod for the invitation!

 my personal fan package ;)

ROADBURN 2012 pics - days 3 (Sat.) + 4 (Sunday)

review coming even sooner than last time I mentioned it ;)

CELESTIAL SEASON:

JESU:

THE OBSESSED:

CORONER:


2012-01-07

Tonträger 2011, Teil 5: Die nihilistische Dreifaltigkeit (JESU)

Kein Jahr, in dem uns Justin K. Broadrick nicht mit mindestens einem Release von Jesu beglückt. Um für 2011 auf drei zu kommen, habe ich allerdings etwas geschummelt, da "Heartache / Dethroned" schon im Dezember des Vorjahres rauskam. Aber der Dezember geht ja immer so schnell vorbei, deswegen wollen wir hier mal keine Haarspalterei betreiben. ;)

Außerdem hat die Musik auf dieser Doppel-EP ja ohnehin schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel, handelt es sich doch um eine Wiederveröffentlichung des Debüts von Jesu, sowie die Aufbereitung noch älterer Demoaufnahmen. 

 JESU - Heartache / Dethroned (2010)

Die aus nur zwei, jeweils ca. zwanzigminütigen Songs bestehende EP "Heartache", ursprünglich 2004 erschienen, kommt zwar nun optisch reduzierter in noch monochromerer (und sich somit besser in die Diskografie einfügender) Aufmachung daher, hat aber musikalisch nichts von ihrer Kraft und Relevanz eingebüßt.
Nach wie vor ist dies eines der ganz essentiellen Werke im Broadrick-Universum.

Den Song "Heartache" kann man aus heutiger Sicht als Vorläufer des mehr als doppelt so langen Brockens "Infinity" betrachten, dem er im Aufbau nicht unähnlich ist.
Nachdem man zunächst einmal an die Zerre der Saiteninstrumente gewöhnt wird, bestimmen Riffs und relativ häufige Wechsel das Klangbild, ehe das Stück etwa in der Mitte sein langsames Mantrathema mit der immer gleichen Textzeile "But really there's nothing" findet.

Im Vergleich zu den meisten Veröffentlichungen des Vorgängerprojektes Godflesh zeigt sich der Sound insgesamt melancholischer und dynamischer, der Drumcomputer hingegen klingt in manchen Passagen noch gewollt synthetischer. In "Ruined" öffnet Broadrick seinen Klangkosmos zudem noch weiter für Pianosounds, die man früher von ihm nicht so gehört hätte. Anderseits hält dieser Track im Gegensatz zu den meisten späteren Jesu-Werken noch das damals gewohnte brutale Shouting bereit, welches im Laufe der Zeit immer mehr von der zerbrechlichen Gesangsstimme abgelöst worden ist.
Alles in allem bewegt sich "Heartache" perfekt im Spannungsfeld Mensch und Maschine, Gefühl und Kälte, Schönheit und Abgrund.

Das ältere Material der nun erstmals erschienenen "Dethroned"-EP steht dem kaum nach. Die Stücke sind zwar kürzer, dafür sind derer vier zu hören. Von harten Godflesh-Rhythmen zu melancholischeren Elegien umfasst sie ein angesichts ihrer Kürze schon bemerkenswertes Klangspektrum. Irgendwo knarrzt, ranzt und dröhnt es dabei allerdings ständig, im Vergleich zu "Heartache" ist der Sound also schon etwas dreckiger. Mit einem echten Schlagzeug hätten sich die Stücke auch allesamt gut in das erste Full-Length-Album "Jesu" eingefügt.

Als eigenständiges Merkmal dieser EP kann man die Effekte auf dem Gesang betrachten, die natürlich im Prinzip nichts wirklich neues sind, hier aber beispielsweise im Titeltrack eine besonders entfremdende Qualität entfalten.

Für Freunde der musikalischen Katharsis liefert der Meister auf diesem Solowerk wieder einmal feinste Kost, und während der hypnotischen letzten Takte von "I Can Only Disappoint You" wünscht man sich, es hätte davor noch ein bisschen mehr als eine knappe halbe Stunde Musik gegeben.

Anspieltipps: Heartache, Dethroned, Ruined, I Can Only Disappoint You





JESU - Ascension (2011)

Während ich "Heartache" (mit dem Bonus "Dethroned" nun erst recht) zu jenen Jesu-Scheiben zähle, die ich einem Neuling zum Einsteig ans Herz legen würde, sieht es bei diesem neuesten Longplayer etwas anders aus... Nein, das Album ist definitiv kein Flop! Aber es ist schon sehr... anstrengend, selbst für Jesu-Verhältnisse.

Dabei ist es aber weit entfernt von der ausufernden Stumpfheit von Songs wie dem genialen Debütalbum-Opener "Your Path To Divinity". Auch wabert sich hier kein Song über die Zehn-Minuten-Grenze. Und es mangelt ähnlich wie auf dem zweiten Album "Conqueror" oder der "Lifeline"-EP ebenso nicht an Melodien, denen man anders arrangiert schon fast Pop-Appeal attestieren könnte.

Dennoch hat sich das Album sehr langsam an mich herangeschlichen. Hört man "Ascension" nämlich nur so nebenbei, besteht das Risiko, dass einen die Musik einfach verdammt runterziehen kann.
Nie klangen Jesu (hier mal wieder als Duo mit Ted Parsons als echtem Drummer) so organisch, nie stand so wenig Maschine zwischen dem Song und den Hörer. Selbst der fragile Gesang verzichtet über weite Strecken auf die gewohnten Delay-Spielereien. Dadurch ist  "Ascension" sehr intim geworden, und so nah wie hier am emotionalen Kern der Musik zu lauschen, das erfordert schon ein gehöriges Maß an Gewöhnung. Denn hier geht es nunmal eine Stunde lang sehr langsam und schlechtwetterlyrisch zu.

"You give life and then don't feed it - It's all smothered beauty"
"Is it any wonder that something's missing forever more?"
"Age comes like the night in winter, just after we leave December"
"Can't you keep it to yourself? Does it eat you up like the cancer in us all?"

Hat man sich in dieser Gedankenwelt zu einer Stunde lang permanent schwermütig langsamer Musik erst einmal zurecht gefunden, dann dringen durch all die Depression auch die Songs zu einem durch und entfalten irgendwann auch ihre ganze Schönheit. Und am Ende - im Finale von "December", dem darauf folgenden "King of Kings" und dem abschließenden Epilog und Titelstück - meint man fast dieser Himmelfahrt (="Ascension") beizuwohnen.

Dieser Prozess der Entfaltung hat eben nur - bei mir zumindest - deutlich länger als allen vorangegangen Alben und EPs gedauert. Aber was langsam wächst, wird ja oft umso besser.
So auch hier. Hat man es sich erschlossen, so reiht sich "Ascension" nahtlos in die Reihe seiner meisterlichen Vorgänger ein.

Anspieltipps: Broken Home, King Of Kings, Small Wonder, Fools


Und nun schwelge ich noch ein wenig in bitterem Selbstmitleid, weil ich Jesu dieses Jahr nicht auf dem Roadburn Festival sehen kann...

2009-11-30

JESU - Infinity

- real time review -


JESU - Infinity (2009)

Nachdem ich Why Are We Not Perfect? ja nicht so 100%ig perfekt fand, war ich sehr gespannt, was Justin K. Broadrick dem geneigten Hörer mit dem - zumindest für mich aktuell neuesten - JESU-Werk "Infinity" auftischen würde.

Schon das Layout der CD ist wieder einmal äußerst minimalistisch geraten. Und weil der Chef erneut alles selbst gemacht hat und "Infinity" mit "Infinity" auch nur einen einzigen 50minütigen Songbrocken enthält, konnten alle relevanten Informationen kompakt gebündelt und evtl. störende Typographie auch auf ein Minimum reduziert werden.

Ganz so reduziert ist die Musik nicht. Zumindest in der ersten Hälfte des Stückes passiert für Jesu-Verhältnisse ziemlich viel - es gibt zahlreiche Rhythmus- und Themenwechsel, die typische nihilstische Melancholie, aber auch einiges an Aggression. Zum Teil tönen knarzender Bass und (programmierte) Doublebass sogar schon etwas todesmetallisch.
Insgesamt fühle ich mich am ehesten an die "Heart Ache"-EP erinnert, mit einigen groben Old-school-Godflesh-Anleihen.

Zur Halbzeit wird's dann aber abgründig und "Infinity" findet sein extrem langsames Hauptthema, welches sich - nun mit organischem Schlagzeug - in Variationen durch die komplette zweite Hälfte wummert, schleppt und scheppert.
Broadrick singt dazu das Mantra: "I cried when you cried. I'll die when you die. You don't deserve it. You won't deny it." Und was auch immer er damit meint - daran, dass er es ernst meint, gibt es keinen Zweifel.

Auf "Infinity" muss man sich einlassen, sonst kann ein Song, der allein gute zehn Minuten braucht um auszuklingen, natürlich nicht funktionieren. Aber wenn man es tut, dann lohnt es sich!
Trotz der schon im Titel angedeuteten teilweise repetiven Konstruktion des Stückes, wird mir in keiner der knapp 50 Minuten langweilig. Zäher und dabei gleichzeitig intensiver kann Musik kaum sein - ein Meisterwerk, das Fans direkt neben dem selbstbetitelten Debütalbum einsortieren sollten! 100%ige Empfehlung!

Auf der guten alten Fanseite Crumbling Flesh war man übrigens so nett, den Text abzuhören - clevererweise sogar mit Zeitangaben.

Huch, ich wollte ja eigentlich keine "real time reviews" mehr machen, aber nun ist dies versehentlich doch eines geworden. Naja, was soll's... halb so schlimm. ;)

2009-05-30

Jesu live 2007

Passend zum letzten Review hier noch ein Video von Jesu:



(Am besten erstmal auf Pause klicken und eine Weile buffern lassen!)

JESU - Why Are We Not Perfect?

- real time review -



JESU - Why Are We Not Perfect? (2008)

Justin K. Broadrick ist ein Minimalist, der im Grunde seit 1988, dem Gründungsjahr seiner alten Hauptband Godflesh ein relativ eingegrenztes, aber mit hohem Wiedererkennungswert ausgestattetes musikalisches Konzept immer wieder um kleine Nuancen variiert und damit doch oft erstaunlich große Unterschiede bewirkt.
Zwei der größten dieser Schritte waren wohl als 1996 auf Godflesh's "Songs Of Love And Hate" erstmals ein echtes Schlagzeug statt des obligatorischen Drumcomputers zu hören war und natürlich die mit dem Debüt des Nachfolgeprojekts Jesu verstärkte Hinwendung von den aggressiven und nihilistischen Klängen Godfleshs hin zur (auch früher schon immer unterschwellig vorhandenen) melancholischen - und vor allem laaaangsamen Seite.

Der Schritt von der vorangegangen EP "Lifeline" zu "Why Are We Not Perfect?" war ein eher kleiner. Oder?
Nach einem Beinahe-Solowerk, auf dem nur ein Track von einer Band (plus Gastsängerin) eingespielt wurde, liegt nun mal wieder ein lupenreiner Broadrick-only-Release vor.
Wie "Lifeline" ist Perfect großenteils sehr gemächlich, im direkten Vergleich aber deutlich programmierungs-/keyboardlastiger. Zum Teil hat der Mastermind hier seine Gitarre fast komplett zurückgefahren. Unter dem für Jesu-Verhältnisse fast schon optimistisch hellen Synthieteppisch brodelt der Bass aber nach wie vor gewaltig. Dazu quellen - vor allem im rhythmisch flotteren "Blind And Faithless" - auch mal die einen oder anderen nicht so ganz geraden Töne hervor, so dass sich ein Easy-Listening nicht einstellen mag. Und das ist natürlich auch gut so!
Nach drei Tracks gibt es - eine alte aus Godflesh-Zeiten bekannte Tradition - noch zwei alternative Versionen zu hören, welche zwar vielleicht nicht unbedingt sein müssten, aber auch keinesfalls stören. Ich kann mich immerhin bisher noch nicht entscheiden, welche Version von "Farewell" und dem Titelsong ich vorziehe.

Sehr gut zu jenem passt übrigens mal wieder das extrem reduzierte, monochrome Layout der CD.

Eine schöne EP in gewohnter Jesu-Manier also?
Auch wenn es sich oben anders lesen mag, ist diese Veröffentlichung tatsächlich die vielleicht bisher schwächste unter diesem Namen. Das heißt allerdings nicht allzuviel, da die Musik an sich ja immer noch originär und weit aus der Masse herausragend ist.
Kein Einstiegstipp für Leute, die die Band noch nicht kennen, aber für Fans auf jeden Fall zu empfehlen!


Und wem dieses Review nun gar nichts sagt, der kann sich das Teil natürlich auch einfach komplett als Stream anhören: whyarewenotperfect.com