Zuerst war es letzten Donnerstag in Kiel schon ein wenig unangenehm.
Ich war der einzige Gast, der sich im Vorverkauf ein Ticket für den Tourauftakt von Lis Er Stille ausgedruckt hatte.
Und ich war eine Viertelstunde vor Beginn auch der einzige Gast, der in der Schaubude saß. Puh, das konnte noch seltsam werden...
Dann kamen aber zum Glück noch mehr Zuschauer. Nicht wirklich viele, vielleicht fünfundzwanzig plusminus Entourage der Vorband aus Hamburg. Zum Glück ist die Location ja auch eher klein.
Ich war der einzige Gast, der sich im Vorverkauf ein Ticket für den Tourauftakt von Lis Er Stille ausgedruckt hatte.
Und ich war eine Viertelstunde vor Beginn auch der einzige Gast, der in der Schaubude saß. Puh, das konnte noch seltsam werden...
Dann kamen aber zum Glück noch mehr Zuschauer. Nicht wirklich viele, vielleicht fünfundzwanzig plusminus Entourage der Vorband aus Hamburg. Zum Glück ist die Location ja auch eher klein.
Die Supportband hieß Cinnamonirgendwas, war jetzt nicht wirklich schlecht - also sie hatte gutes Equipment, konnte spielen, hatte ein paar gute Ideen und nette Melodien -, aber insgesamt war sie doch etwas gesichtslos. Hängengeblieben ist bei mir ehrlich gesagt nichts. Dafür war sicherlich auch das, was danach kam, zu stark.
Nicht, dass ich super viele Gruppen aus unserem nördlichen Nachbarland kennen würde, doch seit ich sie 2010 mit "The Collibro" kennengelernt habe, sind Lis Er Stille ganz klar meine Lieblingsband aus Dänemark.
Nun konnte ich sie endlich live erleben und muss sagen, dass meine durchaus hohen Erwartungen vollends erfüllt wurden. Und auch die meisten Referenzen, die ich in bisherigen Texten zur Band benutzt habe, bleiben bestehen.
So ist Sänger/Keyboarder Martin Byrialsen sowohl optisch als auch gesanglich absolut der aus der Velvet Goldmine gekrochene Siebziger-Jahre-David Bowie und der Dreh- und Angelpunkt eines epischen, Genregrenzen einreißenden und dabei erfrischend anarchischen musikalischen Spektakels, bei dem alle Beteiligten sowohl spielerisch als auch in puncto Stageacting alles geben.
Man kann einfach den Postrock-Stempel auf Lis Er Stille drücken, doch im Grunde wird das der Band nicht gerecht, da sie die klassische Rockmusik ja keinesfalls hinter sich gelassen hat, sondern sowohl ihre advantgardistischen, progressiven, exzessiven und theatralischen Seiten einfach mit großem Selbstbewusstsein umarmt und durchschüttelt.
Kayo Dot bleiben für mich eine im Kern wesensverwandte Band, auch wenn die verarbeiteten Einflüsse nicht hundertprozentig identisch sind. Überschneidungen in Konzept und Ausführung höre ich allerdings eindeutig.
Gerade angesichts der Annährung de New Yorker an den Achtziger-Jahre-Pop auf der einen und der größeren Gewichtung auf spacige Elemente und Keyboards beim kommenden Werk der Dänen auf der anderen Seite, scheint mir die Verwandschaft sogar noch zu wachsen.
Was bei Lis Er Stille jedoch live besondere Freude macht sind nur das Ausufernde und Cinastische, sondern auch die gesunde Prise Chaos, die sie auf die Bühne schleppen. Jene ist in der Schaubude sehr klein und war schon mit Schlagzeug, Bass, Gitarre und zwei Keyboarden vollkommen zugestellt. Noch dazu kommen ein paar weitere Instrumente wie eine einzelne große Tom oder ein elektronisches Saxophon (glaube ich...). Innerhalb dieses Instrumentenparks wurde dann noch munter getauscht, so dass zwischen den Songs oft gerückt, verschoben und umgestellt werden musste.
Das ist z.T. amüsant anzuschauen, genauso wie so einige technische Probleme, durch die sich die Band durchwursteln musste, unterstreicht allerdings auch den lebendigen, analogen Charakter den Lis Er Stille trotz aller elektronischen Spielereien verströmen.
Letztendlich war das Konzert einfach wilder, abgefahrerener, mitreißender geiler Scheiß auf ganz hohem Niveau, der ein zigfach größeres Publikum als an diesem Abend verdient hat.
Auf die Uhr geschaut habe ich nicht, aber da doch so eine Longtracks im Set verbraten wurden, wird dieses wohl schon ziemlich lang gewesen sein. Quantitativ stimmte also auch alles. Nur das fantastische neue Album "Empirical Ghost", von dem auch vieles gespielt wurde, hat es leider noch nicht aus dem Presswerk geschafft. Immerhin gibt es aber beim Kauf aller anderen Artikel die Downloadversion obendrauf. Da habe ich mir doch noch die Vinylversion der "Flight Of Belljár"-EP gegönnt.
Zum Fotografieren mit meiner Spielzeug-Harinezumi-Knipse ist die Beleuchtung der Schaubude zu schummrig. Nur ganz am Schluss habe ich ein paar Mal ausgelöst, als für ein wildes Finale, in dem Instrumente zu Boden geworfen wurden und auf der Bühne alles ineinander stürzte, das Stroboskoplicht angeworfen wurde.
Deswegen sind die Keyboards also mit Klebeband verarztet! Und da wundern die sich noch über technische Probleme... haha.
Auf jeden Fall eine Hammer-Show - nächstes Mal in der Nähe bin ich gerne wieder dabei!