Zeit für Superlative!
Schon als ich die ersten Minuten ihres Debütalbums "The Longing" auf YouTube gehört hatte, war für mich klar, dass ich unbedingt pünktlich von Beginn an beim Roadburn Festival sein musste. Und nun, nachdem ich sie live erleben durfte und beide Alben von ihnen besitze, gibt es für mich gar keinen Zweifel mehr; das us-amerikanische Doom-Duo Bell Witch gehört zur absoluten Speerspitze dessen, was dieses Genre jemals ausgebrütet hat.
BELL WITCH - Four Phantoms (2015)
Zunächst einmal muss ich feststellen, dass das tolle Cover-Artwork danach schreit, in LP-Größe bewundert zu werden. Leider war das Vinyl zum Roadburn noch nicht erschienen und es hieß für mich entweder das Debüt für 25 Euronen auf Schallplatte oder beide Alben für jeweils einen Zehner. Da war ich dann doch mal finanziell vernünftig.
Der Inhalt ist natürlich auch mit kaum noch lesbarem Albumtitel identisch: ca. 66 Minuten schwermütigster Funeral Doom in vier kolossalen Songbrocken. Bell Witch bleiben ihrem Konzept treu und erzählen ihre Texte ausschließlich aus der Sicht von Gespenstern. Vier Songs, "Four Phantoms" und - wie man auf dem Cover sieht - die vier Elemente Erde, Feuer, Wasser und Wind. Jedes Lied erzählt vom Tod in einem dieser Elemente und wie der jeweilige Geist für alle Ewigkeit im grauenvollen Moment dieses Todes gefangen ist.
Schwerer Stoff, der direkt auf menschliche Urängste anspielt, also. Zwar sind die Texte wohl gerade für nicht-englische Muttersprachler weder in den abgründigen Grunts des Drummers noch im gregorianischen Klagegesang des Bassisten zwingend auszumachen, doch die musikalische Umsetzung trifft das lyrische Konzept so auf den Punkt, dass man der Botschaft in keinem Fall entkommen kann.
Schwerer Stoff, der direkt auf menschliche Urängste anspielt, also. Zwar sind die Texte wohl gerade für nicht-englische Muttersprachler weder in den abgründigen Grunts des Drummers noch im gregorianischen Klagegesang des Bassisten zwingend auszumachen, doch die musikalische Umsetzung trifft das lyrische Konzept so auf den Punkt, dass man der Botschaft in keinem Fall entkommen kann.
Bell Witch zeigen für ihre quälende Langsamkeit ein erstaunlich präzises Zusammenspiel, bei dem jeder Ton, jeder Schlag tonnenschweres Gewicht hat. Dabei können sie verheerend brutal sein. Vor allem aber vermitteln Dylan Desmond und Adrian Guerra mit ihrer Musik ohne jeden Anflug von Kitsch eine grenzenlose Traurigkeit, wie sie kaum jemand zuvor auf Tonträger gebannt haben dürfte.
Und trotz aller Düsternis und unentrinnbaren Verzweiflung ist "Four Phantoms" ein sehr rundes, hörbares Werk. (Also relativ gesehen natürlich. Extreme Musik sollte man schon mögen)
Der Grund dafür ist, dass Bell Witch auch immer wieder die Sehnsucht nach dem Licht illustrieren, wenn z.B. über der gewaltigen sludgeverzerrten Basis trauernde Leads schweben oder der Bass einfach mal zwei Minuten lang unverzerrt für sich meditiert, während der Krach innehält. Dem kompletten Album wohnt so ein verzweifelter Drang zur Schönheit inne, was "Four Phantoms" letzlich zu einem zutiefst lebensbejahendem Hörerlebnis macht.
Und trotz aller Düsternis und unentrinnbaren Verzweiflung ist "Four Phantoms" ein sehr rundes, hörbares Werk. (Also relativ gesehen natürlich. Extreme Musik sollte man schon mögen)
Der Grund dafür ist, dass Bell Witch auch immer wieder die Sehnsucht nach dem Licht illustrieren, wenn z.B. über der gewaltigen sludgeverzerrten Basis trauernde Leads schweben oder der Bass einfach mal zwei Minuten lang unverzerrt für sich meditiert, während der Krach innehält. Dem kompletten Album wohnt so ein verzweifelter Drang zur Schönheit inne, was "Four Phantoms" letzlich zu einem zutiefst lebensbejahendem Hörerlebnis macht.
Für mich steht jetzt schon fest, dass dies ein Album für die Ewigkeit (hoffentlich nicht als Geist) ist, welches weit über 2015 hinaus Doomfreunde zum Verzücken bringen wird. Tatsächlich könnte man mich fragen, welcher Klassiker des Genres eindeutig besser als "Four Phantoms" ist, und mit würde wirklich keine Antwort einfallen. Ein Meisterwerk!
Und dann ist da ja noch die schmale Besetzung der Band. Beim noch etwas trockenerem Vorgänger "The Longing", den ich ebenfalls ohne Vorbehalte empfehlen möchte, staunt man ja noch manchmal, wie nur Schlagzeug und Bass ganz ohne Gitarristen so ein fettes Brett auftischen können.
Bei "Four Phantoms" hingegen haben Bell Witch ihren Sound dermaßen kultiviert und perfektioniert, dass man gar nicht mehr auf die Idee kommen kann, da noch irgendein Instrument zu vermissen.
Und wenn man dann noch weiß, dass dies keine Schummelaufnahme ist, sondern Dylan Desmond all diese parallel zu den tiefen Läufen getappten und geslideten Sounds auch live aus seinem 6-Saiter herausholt, macht es das Ganze natürlich noch besser.
Bei "Four Phantoms" hingegen haben Bell Witch ihren Sound dermaßen kultiviert und perfektioniert, dass man gar nicht mehr auf die Idee kommen kann, da noch irgendein Instrument zu vermissen.
Und wenn man dann noch weiß, dass dies keine Schummelaufnahme ist, sondern Dylan Desmond all diese parallel zu den tiefen Läufen getappten und geslideten Sounds auch live aus seinem 6-Saiter herausholt, macht es das Ganze natürlich noch besser.
Gewaltig!
Anspieltipps: Suffocation, A Burial: I - Awoken (Breaking Teeth), Suffocation, A Drowning: II - Somniloquy (The Distance Of Forever)
EDIT 01/2016: Habe das Album nun auch in groß und schwer und dazu einen kleinen Ergänzungstext geschrieben.
EDIT 01/2016: Habe das Album nun auch in groß und schwer und dazu einen kleinen Ergänzungstext geschrieben.
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