Sometimes German, sometimes English. • The title of this blog used to change from time to time. • Interested in me reviewing your music? Please read this! • I'm also a writer for VeilOfSound.com. • Please like and follow Audiovisual Ohlsen Overkill on Facebook!

2022-09-27

Perfekte Prophetie mit ARTHUR BROWN - Long Long Road und E-L-R - Vexier


In wenigen Tagen startet in der Balver Höhle wieder das Prophecy Fest. Da für mich persönlich nur vier wirklich interessante Bands/Künstler am Start sind und ich dieses Jahr auch noch andere Pläne habe, die ähnlichen Reiseaufwand und Urlaub verlangen, bin ich diesmal nicht dabei. Trotzdem nutze ich diese Gelegenheit doch gerne, um zwei großartige Veröffentlichungen aus dem Hause Prophecy Productions zu würdigen!

Beide Alben habe ich mir in der einfachsten Variante als CD-Digipak ohne zusätzlichen Luxus besorgt, aber man muss/kann ja nicht immer den Gottkönig der Sammler mimen. Zu meckern gibt es an diesen schönen Varianten - zumindest in Unkenntnis hier nicht vorhandener Bonustracks - ja tatsächlich auch erstmal nichts. 







ARTHUR BROWN with RIK PATTEN - Long Long Road (CD) (2022)

Einer der vier erwähnten Namen, die für mich dieses Jahr interessant gewesen wären (die anderen drei sind Alcest, Coven und Darkher) ist der "God of Hellfire", der zum Glück aber auch schon 2021 dabei gewesen ist und die großenteils sicherlich jenseits seines Riesenhits wenig mit ihm vertraute Menge mehr als nur überrascht hat. Eindrucksvoller hätte der Labeleinstand der inzwischen achtzig Jahre jungen Rocklegende Arthur Brown nicht ausfallen können.

Arthur Brown live 2021
Nun folgt der spektakulären Liveshow also ein neues Studioalbum, welches herrlich aus der Zeit gefallen ist, ohne jedoch altbacken zu klingen. Klar, musikalisch zelebriert der Meister die Tradition, die er beherrscht, und das ist vor allem theatralischer, oft auch etwas bösartiger und psychedelischer, immer aber zutiefst bluesgetränkter Rock. Doch auch wenn er hier auf auf seine schon vor fünfzig Jahren gehegten Wurzeln zurückgreift, verbreitet Brown nicht den geringsten Hauch von angestaubter Altherrenroutine, sondern ist hörbar hungrig, voller Kraft und Inbrunst, selbst wenn Sterblichkeit und Rückschau zu zentralen lyrischen Motiven von "Long Long Road" gehören.

Einen überaus wichtigen Beitrag dazu leistet seine Band, bzw. der zurecht gleichauf mit dem Sänger im Titel herausgestellte Rik Patten, der hier tatsächlich Gitarre, Bass, Drums, Klavier, Orgel, Keyboards, Mundharmonika, Flöte, Saxophon, Sargdeckel... ja, komplett alle Instrumente eingespielt hat.
Angesichts der ungebrochenen stimmlichen Wucht und Ausdruckskraft von Arthur Brown wäre die Verlockung, sich durchgehend auf den Ausnahmesänger zu verlassen, wie es am ehesten noch im balladesken Titelsong geschieht, durchaus nachvollziehbar. Doch stattdessen feuert Patten aus allen Rohren. An allen Ecken passiert hier ständig etwas neues. Und mehr ist in diesem Fall einfach verdammt nochmal mehr.

Auch angesichts der Ähnlichkeit von Browns Organ mit Chris Farlowe (plus etwas Alice Cooper-Dreckigkeit und kingdiamondscher Range) verbreitet das Ganze das leicht bizarre Flair einer höllischen Variante der Jazzrock/Blues-Legenden Colosseum live im Vampirzirkus. Als langjähriger Fan muss ich mich ernsthaft fragen, warum ich so lange keine Ahnung von Arthur Browns Genie hatte. Ok, ich muss nicht wirklich fragen; ich bin halt kein sonderlich eifriger Plattensammler in der Klassik-Rock-Sparte.

Aber es ist ja nie zu spät dazuzulernen. Genauso wie es nie zu spät ist, ein jenseits von Nostalgie relevantes, beeindruckendes Album aufzunehmen. Mein allergrößter Respekt dafür! Ich ziehe den brennenden Hut. 











E-L-R - Vexier (CD) (2022)

Das Rauschen des Wasserfalls in der Klamm. Das Krachen des Gletschers. Das Grollen der Lawine. Das Schrammen der tektonischen Platten tief unter dem Berg. Das Gleißen der Sonne auf dem Gipfel. Die Düsternis des Bergwaldes. Die überwältigende Schönheit der Alm. Und im durch alle Höhen und Tiefen pfeifenden Wind singen Geisterstimmen aus altvorderer Zeit von alten, längst vergessen geglaubten Mythen.

Fragst Du nach Künstlern, deren Musik die Seele ihrer Heimatlandschaft widerspiegelt, so kommen sicherlich nicht nur mir zuallererst diverse Isländer in den Sinn. Von Björks Avant-Pop über Sigur Rós' verträumten Ambientrock, Misthyrmings lebensfeindlichen Black Metal oder Sólstafirs Post Black Metal. Als Referenz an dieser Stelle sind allerdings vor allem die monumentalen Postrocker GlerAkur von Belang, benutzt das Trio E-L-R doch sehr ähnliche Stilmittel des unendlichen mächtigen Riffaufbaus zum Ausdruck ganz ähnlicher Motive. Nur liegen diese hier eben nicht auf der kargen skandinavischen Vulkaninsel, sondern in der alpinen Majestät der Schweiz.

E-L-R live 2021
Natürlich fällt es im schwer definierbaren Grenzbereich zwischen die Arme zur Ewigkeit austreckendem Post Rock und sludgigem Post Metal ab einer gewissen Gewaltigkeit leicht, Bands miteinander zu verwechseln. Diesem Risiko begegnen E-L-R mit dem Alleinstellungsmerkmal ihres ätherischen weiblichen Doppelspitzengesangs, der vielleicht noch am ehesten an die Doomer Undersmile erinnert, sich allerdings als noch mystisch entrückteres Naturelement manifestiert.
Gegen Ende in "For​ê​t" rückt den helvetischen Sirenen auch noch männlicher Sprechgesang (ja, tatsächlich im Sinne von beinahe gesprochen, nicht gerappt!) zur Seite, der "Vexier" zum vermutlich einzigen Album in meiner Sammlung macht, welches schwyzerdütsche Mundart fietschört. Also in meinen Ohren ähnlich fremdartig wie isländisch, um diesen kleinen Kreis an dieser Stelle mal zu schließen.

Davon abgesehen etablieren sich E-L-R nach dem bereits fantastischen Debüt "M​æ​nad" und ihrem hypnotisierenden Auftritt auf dem letztjährigen Prophecy Fest als eine meiner liebsten eidgenössischen Gruppen der Gegenwart. Und wenn Du dieses Jahr nur ein einziges monolithisch-eskapistisches Post-Irgendwas-Album kennenlernen möchtest - wähle dieses hier!     
 





ELONMUSK / ELECTRIC MOON / KUNGENS MÄN / KANAAN - International Space Station Vol. 1

Ok, wenn ich hier schon beim Thema Worst Bassist Records und Electric Moon gelandet bin, passt es natürlich, darauf hinzuweisen, dass gerade wieder eine frische Rezension für mir im Klangschleier erschienen ist. Oder um es für alle Angelsachsen verständlich auszudrücken:

AN EXTENSIVE ENGLISH REVIEW OF THIS ALBUM HAS ALREADY BEEN PUBLISHED HERE ON VEILOFSOUND.COM!

Für eine Übersetzung des kompletten Textes bin ich genauso zu faul wie für ein gänzlich alternatives Review. Deswegen folgen nun die wesentlichen musikbezogenen Absätze ohne das ganze Geschwafel drumherum...


ELONMUSK / ELECTRIC MOON / KUNGENS MÄN / KANAAN - International Space Station Vol. 1 (2LP) (2022)

Lulu Neudeck, Navigatorin des elekrischen Monds, hat mit dieser Veröffentlichung eine Reihe begonnen, die durchaus das Zeug hat, zum Aushängeschild ihres Labels Worst Bassist Records zu avancieren. Basierend auf der simplen Idee, den Flug der ISS von verschiedenen Punkten auf der Erde aus der Ferne zu beobachten, ist diese wunderbar präsentierte Hommage der Internationalen Raumstation mit einer Crew aus vier verschiedenen Bands bestückt, die jede auf einer eigenen Schallplattenseite ihre eigene Interpretation beisteuern.
Willkommen zu beinahe neunzig Minuten, in denen wir durch die Linse eskapistischen Wohlklangs der Umlaufbahn unseres künstlichen Sterns folgen!

Wir beginnen unsere Himmelbeobachtung in NASA's own country mit ElonMusk. Nein, nicht der fragwürdige Milliardär, sondern die Band! Vermutlich hat er sich seinen Namen von ihnen ausgeliehen, da er ja auch ein bisschen am Weltraum interessiert ist.
Ihre zweiundzwanzigminütige Reise "Gods Of The Swamp Planet" fällt immer wieder in einen kontemplativen Modus zurück, der sich um mäandernde Sci-Fi-Synthiesounds dreht, und bricht dann in verschiedene härtere Schübe aus, welche diese den Sternen zugewandte Sehnsucht mit der Sumpfigkeit von Stoner Rock und dem epischen Monumentalismus des Post Metal verbinden.

Den deutsch-österreichischen Teil der Mannschaft bilden Electric Moon, die mit dem treffend betitelten Zweiteiler "Duality" für eine Viertelstunde das Kommando übernehmen. Die erste Hälfte prescht mit fetter Basslinie und sehr perkussivem Rhythmus voran. Obenauf laufen die Effektpedale der beiden wild wirbelnden Gitarren heiß, bis der Schweif des brennenden Kometen urplötzlich erlischt und die Band uns in den sehr viel ruhigeren zweiten Teil leitet.
Vor allem die Interaktion der Leadgitarren gegen Ende, welches eine an die japanischen Postrocker Mono erinnernde Atmosphäre in den entspannten Krautjam streut, unterstreicht, dass sich im typischen Electric Moon-Sound einige leicht unerwartete Details verbergen. Einen möglichen Grund hierfür hat der Fan sicherlich schon ausgemacht, markiert diese Aufnahme aus dem Jahr 2020 doch eine bedeutende Wachablösung für die Gruppe. Hier handelt es sich nämlich um das erste Stück, bei dem sowohl das mittlerweile ausgeschiedene Gründungsmitglied Dave Schmidt aka Sula Bassana als auch in späteren Overdubs sein Nachfolger Joe Muff an den sechs Saiten zu hören ist. Das ist eine ziemlich elegante Art, die Spaceaxt zu übergeben und gibt dem Fan Zuversicht, dass man sich um die musikalische Zukunft der Band wohl keine Sorgen machen muss.

Kungens Män live
Aus Schweden folgt der an dieser Stelle bisher längste Astronomiesoundtrack "Keeper Of the One Key". Strukturell hält es das Sextett Kungens Män eher einfach. Die unmittelbar vertraute Grundlage ist traditioneller, ein wenig pinkfloydisch und östlich beeinflusster, vor allem aber direkt im Blues verwurzelter, hypnotischer Psych Rock. Bass, Drums und subtile Keyboards locken den Hörer mit lässiger Coolness in eine verträumte Zeitschleife, in der jedes chronologische Empfinden zur nebligen Erinnerung wird, während einem das Triumvirat aus ineinander verwobenen Gitarren auf eine schwer beschreibbare, aber umso spürbarere Weise die Sinne umspült. Ich fühle mich an den diesjährigen Roadburn-Auftritt erinnert und begreife die gewaltige Wertschätzung, welche der Gruppe von Genrekennern entgegengebracht wird nun noch ein wenig mehr.

Wir schweben nun schon über eine Stunde lang in weltraumtrunkener Glückseligkeit, doch das Sahnehäubchen des kosmischen Kuchens liegt gerade erst vor uns: Von Hause aus die wohl am wenigsten mit Space-Rock-Sounds assoziierte, anderseits aber auch sicherlich unberechenbarste Band dieses Samplers sind die Norweger Kanaan. Ihr Beitrag hier ist an sich zwar am überraschendsten, doch angesichts der schnellen Entwicklung des Trios um Trommelmonster Ingvald André Vassbø von Mahavishnu Orchestra-Powerpsychrock bis zur ohrenzerfetzender Fuzzdoomheaviness von "Earthbound" gewöhnt man sich sofort daran, sie hier wieder von einer ganz anderen Seite zu hören.

Kanaan live
Der kosmische Prog-Jam "Beyond" strotzt derart vor perfekt aufeinander eingespielter, musikalischer Chemie, dass man sich wünscht, er würde niemals aufhören. Die Band teilt diesen Wunsch offenbar, weshalb auf der Schallplatte auch nur ein Edit der zum Glück aber digital verfügbaren kompletten halben Stunde passt.


Ein sicheres Zeichen für den künstlerischen Erfolg eines Samplers bzw. Splitalbums ist ja, wenn man sich trotz der Vielfältigkeit der unterschiedlichen Künstler in einem geschlossenen Werk wähnt. "International Space Station Vol. 1" erreicht dieses Ziel mit einer klaren, aber nicht zu strengen konzeptionellen Vorgabe, welche das Team gerade so eng zusammenrücken lässt, dass es hervorragend funktioniert.

Alles in allem ist dies eine hervorragende Veröffentlichung, für die man ausdrücklich kein langjähriger Fan der beteiligten Gruppen sein muss, sondern die ich auch Neulingen in der Welt der spacigen Gitarrenmusik wärmstens empfehlen möchte.
Der zweite Teil ist bereits in Planung, und wie lange auch immer wir angesichts all der aktuellen gesamtsituationsbedingten und tonträgerproduktionsspezifischen Hindernisse auf ihn warten müssen - ich freue mich jetzt schon!







2022-09-25

Weltuntergang revisited: Reissues von KONSTRUKT & PETER BRÖTZMANN und ELECTRIC MOON


Ich dachte mir, ich müsste doch mal wieder ein langes Sammelreview zu aktuellen Wiederveröffentlichungen in meiner Sammlung schreiben. Aber da Kassetten hier ja ihre eigene Rubrik haben, habe ich jetzt tatsächlich nur zwei davon zusammengezählt. Macht aber nichts, denn diese beiden Doppelalben schaffen zusammen ja schon so einiges.







KONSTRUKT & PETER BRÖTZMANN - Dolunay (2LP) (2008/2022)

Es ist schon wieder eine gute Weile her, dass ich mir eine kollaborative Scheibe der türkischen Freejazzer Konstrukt gegönnt habe. Da kommt mir dieser Zeitsprung von Karlrecords ins Jahr 2008 gerade recht. Im Vergleich zu den späteren mir bekannten Alben mit Keiji Haino, Ken Vandermark und Otomo Yoshihide ist das Instrumentarium auf den sechs Improvisationsexplosionen von "Dolunay" noch etwas sparsamer, was zusammen mit Saxophonriesen Peter Brötzmann zu einer Konstellation führt, in welcher der Bassfrequenzbereich nicht gezielt einer Verantwortung überlassen wird, sondern von allen fünf Spielern an Drums, Percussion, Gitarre und zwei mal Chaotengebläse irgendwie gemeinsam nebenbei erledigt werden muss.
Die meiste Zeit über finden hier parallel gleich zwei wilde Tänze oder Schlachten statt: zum einen wirbeln Özün Ueta und Korhan Argüden um- und durcheinander als ob es kein Morgen gibt, und natürlich ist das Zusammenspeil der Bläser von Korhan Futaci und Brötzmann alles andere als eine sanfte Bootsfahrt in den Sonnenuntergang, sondern ein herrlich manisches Inferno.
Dass dabei mitunter tatsächlich auch mal tiefe, dichte Atmosphäre entstehen kann, ist rational kaum zu erklären und muss wohl einfach hingenommen werden. Besonders im minimalistischen Abgang der D-Seite "Nokta" entstehen hier interessante Spannungsfelder. Im Schnitt regiert in diesem Treffen allerdings die hirnschüttelnde Achterbahn. So macht Jazz Spaß! - Natürlich nicht nur so, aber so halt besonders.








ELECTRIC MOON - Doomsday Machine (remastered 11 years anniversary edition 2LP) (2011/2022)

Songtitel sind Schall und Rauch. Das gilt zumindest für einige Genres, zu denen jamorientierte Rauschmusik sicherlich zu zählen ist, relativ häufig. Von daher würde mich nicht wundern, wenn die Tracknamen auf der elfjährigen Jubiläumsausgabe von Electric Moons "The Doomsday Machine" absichtlich weggelassen wurden. Und falls ihre Abstinenz doch der Tagträumerei beim Layouten geschuldet sein sollte - egal. Vor allem wenn dadurch noch mehr Raum für das tolle Artwork des Gatefolds entstanden sein sollte. Dass die hierfür verwendeten Kohle-Gemälde in den 1970er Jahren von Bassistin/Effektspielerin/Gelegenheitssängerin Komet Lulus Vater Ulrich Mahn geschaffen wurden, ist natürlich auch eine schöne Geschichte.

Und was ist mit der Musik? Ja, die ist auch da.
Bis auf den Opener und Titelsong (Drums: Alex) alle in der klassischen SulaPabloLulu-Besetzung entstanden, taugt dieses Album zweifellos als Blaupause für vieles, was die Band ausmacht und gehört nicht umsonst zum gefragtesten Rillengold in ihrer Diskographie. Vor allem gehört es aber auch zum heaviesten und düstersten Material der Band. Nix verträumtes Weltraumyoga! Nein, einen derart dreckigen Basston packt Madame Neudeck nicht alle Tage aus. Selbst im streckenweise etwas runtergeschalteten längsten Stück "Stardust Service", welches auch auf der Compilation "Phase" vertreten war, ranzt es noch gehörig. Zusammen mit der effektbesessenen Gitarre entsteht hier mitunter eine durchdringend dröhnende Melange, welche das Remaster aus dem Institut für angewandten Krach hervorragend zur Geltung bringt.

Wenn Weltuntergang sich so anhört, dann Hachgottchen, was warten wir überhaupt noch groß? Doomsday olé!






harineweekly 38/52

Two of last week's mornings on my commuting route. Don't worry, I'm always shooting this blind! Well, not blind as in closing my eyes, but as in keeping them on the road and just pointing the Digital Harinezumi 3.0 in a hopefully lucky direction.






2022-09-24

Guruguru Brain storm: DHIDALAH - Sensoria / KIKAGAKU MOYO - Kumoyo Island


It's Japanese double trip time with the latest beautiful vinyl package I received from Guruguru Brain!

MONTHS AGO I'VE ALREADY WRITTEN A DETAILED REVIEW OF KIKAGAKU MOYO'S ALBUM HERE ON VEILOFSOUND.COM!






DHIDALAH - Sensoria (transparent yellow vinyl LP) (2022)

The heavy psych trio from Tokyo appearantly doesn't see a reason to stray from the quality of the previous album "Threshold" or its predecessing EP "No Water". So all signs are on feverish jams with a rumbling fuzzy bass and a lot of lead and shred guitar excess.
Especially when Dhidalah are adding blurry vocal lines one can easily be reminded of the raw energy of The Heads. This is at least the case for the first quarter-hour, which is comprised of the two tracks "Soma" and "Invader Summer".
The relaxed "Dead", by far the most "Eastern" sounding piece, works as a small interlude, before the band needs the whole B side to open the "Black Shrine". After this twenty-minute epic with multiple parts both slowly increasing and wildly escalating you should have a pretty complete impression of this band's capabilities. If not, listen again, because the motorpsychic finale of this monster is worth spinning this album alone. Great music, a wonderful comic style artwork... What's not to love here? Good times!
 







KIKAGAKU MOYO - Kumoyo Island (transparent orange vinyl LP) (2022)

This one, yes. I could have grabbed a copy of Kikagaku Moyo's final studio release back in June, when their still ongoing farewell tour spectacularly stopped in Berlin - but it wouldn't have been the orange pressing I had already pre-ordered before. And even though I had to keep just streaming this amazing album for quite a while, it was undoubtly worth the wait. The unique cover artwork, which combines photography with the actual cover painting and even the credits as head-high murals makes this a wonderful physical item.

And the music? As mentioned above I've already reviewed "Kumoyo Island" on Veil of Sound and rereading my words with a little distance I must say there isn't anything that has drastically changed in my perception of the album. In fact this multi-faceted krautrock masterpiece has only grown on me even more. I'm feeling tempted to just copy-paste the whole shebang here, but instead I'll just recommend you take a look at my elaborate writing over there!
I'll have to find words for this dream manifested in sound again soon enough anyway, when it's time to rank my favorite albums of the year. As sad as it is that Kikagaku Moyo are ending their mission now - at least they are leaving us on the highest possible note with a parting gift for the ages.  







2022-09-18

harineweekly 37/52


I know, I know, I started this whole series with a rainbow picture. So nothing new here. This week's Digital Harinezumi 3.0 photographs:



2022-09-15

MY DISCO + NADJA live im Hafenklang, Hamburg (14. September 2022)


Alter Schwede, was war das gestern im Hafenklang für eine Brummkunst!

Und "Alter Schwede" ist auch der Titel des aktuellen, letztes Jahr erschienen Albums der Australier My Disco. Doch ich greife vor, begann der Abend doch mit einem in Berlin lebenden Duo aus Kanada.





Nadja

Abzüglich ihres fabelhaften Roadburn Redux-Streams hatte ich Nadja zuletzt im Januar 2019 gesehen, als sie vor Esben And The Witch im Molotow eines meiner liebsten Konzerte jenes Jahres eröffneten. Ich wusste also, was mich erwartete und wurde nicht enttäuscht: Herrlich vielschichtiger Drone Metal, zumeist auf halbem Wege zwischen Godflesh / Jesu und Sunn O))), durchdringend und durch den unkonventionell weit entfernten Mix des oft erstaunlich eloquenten Drumcomputers doch irgendwie außerkörperlich entrückt.
Anders als vor dreieinhalb Jahren spielten Nadja diesmal Songs mit Gesang, wobei Aidan Bakers Stimme in echter Shoegazemanier eher die Nähe der Elektrodrums als der Ohren des Publikums suchte. Echte Pausen für Applaus gab es nicht, da Bass, Gitarre durch den Effektpedalwolf gedreht einfach immer weiterdröhnten. Besonders gut gefiel mir, als es im letzten Drittel des Sets so richtig zäh und minimalistisch langsam wurde. Insgesamt haben Baker und Leah Bukareff wieder fantastisch abgeliefert.

Und was ich mir vom diskografisch prall gefüllten Merchandise-Tisch mitgenommen habe, das verrate ich in einer zukünftigen Ausgabe meiner Cassette Craze Chronicles.









My Disco

Die in dieser Location zumeist eh sparsame Beleuchtung wurde nun noch schwächer, so dass es anders als noch bei Nadja mal wieder überhaupt keinen Sinn ergab, überhaupt Aufnahmen mit meiner Lieblingskonzertknipse (Digital Harinezumi 3.0) zu versuchen. Das nur, falls jemand meinen individuellen Bebilderungstouch etwas vermissen sollte...

Die Band hatte ich ebenfalls im Jahr 2019 schon einmal gesehen, damals als Support von Big|Brave auf der Schute. Im Vergleich zu jenem Auftritt waren weniger john cagesche Stillepausen am Start. Das bedeutete jedoch nicht, dass My Disco sich in irgendeiner Form der konventionelleren Rockformel annäherten. Nein, das in erster Linie von "Alter Schwede" stammende, in der Bühnenversion jedoch noch experimenteller ausladende Musikmaterial glich weniger Songs als Bewegungen aus Geräuschen. Über lange Strecken lässt hier der Gitarrist nur Instrument und Effekte lärmen, soliert dort der Drummer / Perkussionist scheinbar unzusammenhängend über Bassdröhnschleifen, und "spielt" wieder anderswo der Bassist statt seinem Instrument nur sein Kabel. Und irgendwie ergeben diese scheinbar wahllosen Versatzstücke doch ein beeindruckend stimmiges Ganzes.

Die Wirkung dieser höchst advantgardistischen Lärmschau ist wohl leichter zu erleben als zu konservieren oder in ihrer Wirkung zu erklären. Irgendwo zwischen Drone, No Wave, Noise, Bada, Stockhausen und Sumac entwickelte die Show auf jeden Fall eine enorme Intensität. Ich liebe einfach so herrlich gegen jeden Strich gebügelten, radikal kompromisslosen Kunstscheiß. Habe mir den australischen Schweden mit Tanzschlagern wie "STVO", "Folterkammer" oder "Baustellenlüftung" dann auch folgerichtig auf Langrille mit nach Hause entführt.

Finde ein/e Partner/in die/der musikalisch auf Tanzclubs geeicht ist und überzeuge sie/ihn davon, dich zu einer My Disco-Show zu begleiten! Das wird der Break-Up des Jahres. Herrlich!