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2022-09-15

MY DISCO + NADJA live im Hafenklang, Hamburg (14. September 2022)


Alter Schwede, was war das gestern im Hafenklang für eine Brummkunst!

Und "Alter Schwede" ist auch der Titel des aktuellen, letztes Jahr erschienen Albums der Australier My Disco. Doch ich greife vor, begann der Abend doch mit einem in Berlin lebenden Duo aus Kanada.





Nadja

Abzüglich ihres fabelhaften Roadburn Redux-Streams hatte ich Nadja zuletzt im Januar 2019 gesehen, als sie vor Esben And The Witch im Molotow eines meiner liebsten Konzerte jenes Jahres eröffneten. Ich wusste also, was mich erwartete und wurde nicht enttäuscht: Herrlich vielschichtiger Drone Metal, zumeist auf halbem Wege zwischen Godflesh / Jesu und Sunn O))), durchdringend und durch den unkonventionell weit entfernten Mix des oft erstaunlich eloquenten Drumcomputers doch irgendwie außerkörperlich entrückt.
Anders als vor dreieinhalb Jahren spielten Nadja diesmal Songs mit Gesang, wobei Aidan Bakers Stimme in echter Shoegazemanier eher die Nähe der Elektrodrums als der Ohren des Publikums suchte. Echte Pausen für Applaus gab es nicht, da Bass, Gitarre durch den Effektpedalwolf gedreht einfach immer weiterdröhnten. Besonders gut gefiel mir, als es im letzten Drittel des Sets so richtig zäh und minimalistisch langsam wurde. Insgesamt haben Baker und Leah Bukareff wieder fantastisch abgeliefert.

Und was ich mir vom diskografisch prall gefüllten Merchandise-Tisch mitgenommen habe, das verrate ich in einer zukünftigen Ausgabe meiner Cassette Craze Chronicles.









My Disco

Die in dieser Location zumeist eh sparsame Beleuchtung wurde nun noch schwächer, so dass es anders als noch bei Nadja mal wieder überhaupt keinen Sinn ergab, überhaupt Aufnahmen mit meiner Lieblingskonzertknipse (Digital Harinezumi 3.0) zu versuchen. Das nur, falls jemand meinen individuellen Bebilderungstouch etwas vermissen sollte...

Die Band hatte ich ebenfalls im Jahr 2019 schon einmal gesehen, damals als Support von Big|Brave auf der Schute. Im Vergleich zu jenem Auftritt waren weniger john cagesche Stillepausen am Start. Das bedeutete jedoch nicht, dass My Disco sich in irgendeiner Form der konventionelleren Rockformel annäherten. Nein, das in erster Linie von "Alter Schwede" stammende, in der Bühnenversion jedoch noch experimenteller ausladende Musikmaterial glich weniger Songs als Bewegungen aus Geräuschen. Über lange Strecken lässt hier der Gitarrist nur Instrument und Effekte lärmen, soliert dort der Drummer / Perkussionist scheinbar unzusammenhängend über Bassdröhnschleifen, und "spielt" wieder anderswo der Bassist statt seinem Instrument nur sein Kabel. Und irgendwie ergeben diese scheinbar wahllosen Versatzstücke doch ein beeindruckend stimmiges Ganzes.

Die Wirkung dieser höchst advantgardistischen Lärmschau ist wohl leichter zu erleben als zu konservieren oder in ihrer Wirkung zu erklären. Irgendwo zwischen Drone, No Wave, Noise, Bada, Stockhausen und Sumac entwickelte die Show auf jeden Fall eine enorme Intensität. Ich liebe einfach so herrlich gegen jeden Strich gebügelten, radikal kompromisslosen Kunstscheiß. Habe mir den australischen Schweden mit Tanzschlagern wie "STVO", "Folterkammer" oder "Baustellenlüftung" dann auch folgerichtig auf Langrille mit nach Hause entführt.

Finde ein/e Partner/in die/der musikalisch auf Tanzclubs geeicht ist und überzeuge sie/ihn davon, dich zu einer My Disco-Show zu begleiten! Das wird der Break-Up des Jahres. Herrlich!







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