Big|Brave |
Die Schute, ein kleiner, motorloser Frachtkahn, ankert über Stege mit weiteren Booten verbunden, neben der Honigfabrik auf dem Veringkanal, welcher parallel zur Industriestraße durch Hamburg Wilhelmsburg verläuft. Sowohl für mich als auch für mein im Hamburger Hafengebiet gerne mal überfordertes Navi war das meiste davon bis Dienstag Abend Neuland.
Umso gespannter war ich, was mich beim Konzert der kanadischen Noisedröhner Big|Brave erwarten würde. Da das Wetter ähnlich gut wie am Sonntag zum Wang Wen-Konzert war und der Innenraum der Location offenbar sehr kostbar, war das Merchandising direkt neben dem Eingang draußen auf dem Boot aufgebaut.
Im Inneren fühlte man sich tatsächlich fast wie in einem kurzen, aber dafür etwas breiter geratenen Frachtcontainer - an dessen Ende halt Anlage und Instrumente standen, natürlich.
Der kleine Raum war schnell ansprechend gefüllt, womit meine größte Sorge bezüglich der Kombination von Location und Musikstil sich schnell erledigt hatte. Man bedenke, dass ich auf der ähnlich zivilisationsfernen MS Stubnitz bisher was Publikumsquantität anging bisher nur Totentänze miterlebt habe.
Im Inneren fühlte man sich tatsächlich fast wie in einem kurzen, aber dafür etwas breiter geratenen Frachtcontainer - an dessen Ende halt Anlage und Instrumente standen, natürlich.
Der kleine Raum war schnell ansprechend gefüllt, womit meine größte Sorge bezüglich der Kombination von Location und Musikstil sich schnell erledigt hatte. Man bedenke, dass ich auf der ähnlich zivilisationsfernen MS Stubnitz bisher was Publikumsquantität anging bisher nur Totentänze miterlebt habe.
My Disco |
Wer auf ein Konzert von Big|Brave geht, der erwartet natürlich eine gesunde Dosis sperrigen Lärm und Minimalismus. Die Supportband My Disco so: Hold my beer!
Die Australier hatten zwar klassische Rockinstrumente dabei, doch schon wenn man sich diese genau anschaute, war klar, dass hier kein Dad Metal by the numbers zu erwarten war:
Das Drumkit bestand außer Snare, Bassdrum und Standtom nur aus einem Becken, einem Gong und einer Conga. Die Saiteninstrumente waren super flach und anscheinend im Ganzen aus Aluminium (?) geschnittene Customanfertigungen (nehme ich mal an). Und sie wurden gefühlt nicht einmal über 5% der Spielzeit benutzt, um echte Tonfolgen zu spielen. Tatsächlich - und das meine ich gar nicht abwertend - könnte ich bei der Hingabe des Bassisten zu diesem einen Ton gar nicht sagen, ob der Mann "wirklich" ein Bassist ist.
Was My Disco einander gegenüber stellten war auf der einen Seiten purster Extremkrach, mit jenem ganz brutal drahtig metallischen Sound, wie man ihn von Sumac kennt, wobei hier jedoch Anflüge von Riffs, Grooves, gar Tanzbarkeit weitgehend vermieden wurden.
Auf der anderen Seite gab es Passagen extremer Stille. Über eine ewig lange Strecke war der Drummer mit sich allein, schlug die Trommel mit über fünfsekündigen Pausen an und klöterte unfassbar geduldig mit Ketten, Blechdeckeln und anderem Zeug auf seinen Drums herum.
Die vielen rhythmisch nicht mehr mitdenkbaren Pausen waren so übertrieben, dass hier ganz klar alle in den Pausen von Bühne, Publikum und Umgebung erzeugten Geräusche wie bei "4'33"" von John Cage als Teil der Performance eingeplant sein mussten.
Dies lies sich vor allem ein Zuschauer nicht zweimal sagen. Wenn ein Konzert Eintritt auf Spendenbasis hat, musst Du ja immer mit jenem einem lokal bekannten Betrunkenen rechnen. Jener pflanzte sich hier direkt vor die Bühne und forderte immer wieder mit zu leiser Äußerung unfähiger Krächzstimme dazu auf, dass man doch mal ruhig sein sollte. Ja, danke auch.
Schließlich wurde er von zwei Leuten beherzt herausgeschleift, was er mit ununterbrochenem Gezeter der Marke "Ihr seid wie die scheiß Bullen!" etc. begleitete.
Und nur wenige Augenblicke später schalteten My Disco dann wieder in den infernalisch lauten Modus, als sei jenes Heckler-Zwischenspiel genau so geplant gewesen, haha.
Geil avantgardistisch schräger, aber eben in seiner Konsequenz auch guter Auftritt. Vor allem auch faszinierend, dass mit so einem kaputten, sich allen Konventionen verweigernden Zeug, tatsächlich am anderen Ende der Welt touren kann.
Die vielen rhythmisch nicht mehr mitdenkbaren Pausen waren so übertrieben, dass hier ganz klar alle in den Pausen von Bühne, Publikum und Umgebung erzeugten Geräusche wie bei "4'33"" von John Cage als Teil der Performance eingeplant sein mussten.
Dies lies sich vor allem ein Zuschauer nicht zweimal sagen. Wenn ein Konzert Eintritt auf Spendenbasis hat, musst Du ja immer mit jenem einem lokal bekannten Betrunkenen rechnen. Jener pflanzte sich hier direkt vor die Bühne und forderte immer wieder mit zu leiser Äußerung unfähiger Krächzstimme dazu auf, dass man doch mal ruhig sein sollte. Ja, danke auch.
Schließlich wurde er von zwei Leuten beherzt herausgeschleift, was er mit ununterbrochenem Gezeter der Marke "Ihr seid wie die scheiß Bullen!" etc. begleitete.
Und nur wenige Augenblicke später schalteten My Disco dann wieder in den infernalisch lauten Modus, als sei jenes Heckler-Zwischenspiel genau so geplant gewesen, haha.
Geil avantgardistisch schräger, aber eben in seiner Konsequenz auch guter Auftritt. Vor allem auch faszinierend, dass mit so einem kaputten, sich allen Konventionen verweigernden Zeug, tatsächlich am anderen Ende der Welt touren kann.
Big|Brave |
Über den Headliner kann ich diesmal gar nicht so viel schreiben.
Big|Brave hatten ihr großartiges frisches Album "A Gaze Among Them" im Gepäck - allerdings nicht in physischer Form, da die neuen Tonträger an diesem viertletzten Tag der Tour bereits ausverkauft waren -, und jenes Album spielten sie dann auch komplett.
Die beiden Gitarren wummsten, jaulten und krachten herrlich wie eh und je; da gingen alle Organe des Körpers mit. Robin Watties Gesang sorgte für Gänsehaut, und ich erkannte, dass er mich bei allen unterschiedlichen möglichen Vergleichen in seiner Livewirkung doch noch am meisten an Rachel Davies von Esben And The Witch erinnert.
Am Drumkit gab es einen Besetzungswechsel, welchen das Trio schadlos überstanden hat. Die neue Trommlerin hatte einen blast, wie der Englikaner so schön sagt. Überhaupt schien der Gruppe das komplette Drumherum dieses Auftritts sehr viel Freude zu bereiten, und das spürte man bei aller nihilistischen Intensität auch.
Ein wenig headlinergerecht länger hätte es für mich zwar noch sein, können, doch unterm Strich waren Big|Brave auch in diesem intimeren Rahmen als in München vor Sunn O))) oder letztes Jahr auf dem Roadburn Festival fantastisch.
Ich liebe diese Band einfach.
Und verdammt, auf diesem Boot hätte ich ja durchaus auch mal Bock, Musik zu machen.
Am Drumkit gab es einen Besetzungswechsel, welchen das Trio schadlos überstanden hat. Die neue Trommlerin hatte einen blast, wie der Englikaner so schön sagt. Überhaupt schien der Gruppe das komplette Drumherum dieses Auftritts sehr viel Freude zu bereiten, und das spürte man bei aller nihilistischen Intensität auch.
Ein wenig headlinergerecht länger hätte es für mich zwar noch sein, können, doch unterm Strich waren Big|Brave auch in diesem intimeren Rahmen als in München vor Sunn O))) oder letztes Jahr auf dem Roadburn Festival fantastisch.
Ich liebe diese Band einfach.
Und verdammt, auf diesem Boot hätte ich ja durchaus auch mal Bock, Musik zu machen.
My Disco:
Big|Brave:
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