Während ich mich, wie anderswo im Netz festgehalten, nach wie vor an den inzwischen eingetrudelten, vor einem Monat am Bandcamp Day abgegriffenen Vinylschätzen von A.A. Williams und Esben And The Witch erfreue, hat sich die Plattform entschieden, es doch noch nicht das letzte Mal gewesen sein zu lassen, dass den Künstlern 100% ihrer Gewinne (inklusive der Provision von BC selbst) überlassen wird. Die Tradition des Bandcamp Day am ersten Freitag des Monats wird also auf unbestimmte Zeit fortgesetzt.
Dieses Mal (also gestern) bin ich gar nicht dazu gekommen, mich groß mit dem Angebot zu beschäftigen, doch zwei Tonträger und einen Einzeltrack haben sich dann doch in meinen Einkaufskorb gedrängelt.
Bevor ich auf diese eingehe, empfehle ich aber noch dringend, bei Yazz Ahmed vorbeizuschauen, da die Jazztrompeterin die Exklusivveröffentlichungen vergangener Bandcamp Fridays für dieses Wochenende noch einmal zugänglich gemacht hat!
LINGUA IGNOTA - Wicked Game (download) (2020)
Wiederholungstäterin Kristin Hayter aka Lingua Ignota schlägt erneut mit einem Einzeltrack zu. Wie schon mit "Jolene" handelt es sich um ein Coverstück in ihrem einzigartig verzweifelt düsteren Stil.
Zumal ich persönlich mit Chris Isaaks "Wicked Game" auch Erinnerungen an ein eigenes Unplugged-Konzert verbinde (eine der liebsten Fremdkompositionen, die ich je live gesungen und gespielt habe), gab es natürlich gar keinen Zweifel, dass ich auf diese - natürlich vollkommen anders dekonstruierte - Version nicht verzichten konnte.
Ergreifend intensiv.
Das vierte Album in der auf Karlrecords erscheinenenden Reihe von Kooperationen der türkischen Experimentalfreejazzer Konstrukt mit anderen Künstlern (zwei davon bisher mit Keiji Haino, eines mit Ken Vandermark) hätte für mich auch ohne Aktionstag Priorität gehabt.
"Eastern Saga" ist eine Livaaufnahme vom Tusk Festival 2018, auf der die Gruppe in Fünferbesetzung - zwei Drummer, Kontrabass und zwei Multiinstrumentalisten, die sich um Gitarre, Saxophon, Flöten und Elektronik kümmern - aufspielt und sich dazu mit dem japanischen Experimentalmusiker Otomo Yoshihide an Gitarre und Turntables verstärkt.
Das Resultat sind die zwei abenteuerlichen Longtracks "Fire Dance" und "The Myth", deren exzellente Mischung aus exzessivem Free Jazz mit leicht orientalischer Note und wildem Noiserock absolut großartig in den Hohlraum zwischen den Synapsen hämmert. Wer genauso auf Bill Laswell wie die letztjährige Zusammenarbeit von Keiji Haino mit Sumac steht, der wird hier eine Menge Freudenschweiß ausstinken.
PHURPA - Hymns Of Gyer (Tape) (2020)
Die Gerüchte stimmen: Ich habe mir tatsächlich wieder ein kleines Kassettenabspielgerät an die Anlage angeschlossen und mir vorgenommen, mir ab und zu mal ein Tape nicht nur als Regalschmuck, sondern tatsächlich zum Hören zu gönnen.
Den Anfang macht ein Livealbum des russischen Obertongesangkollektivs Phurpa.
Selbst wenn man die Gruppe schon einmal live erlebt hat, bleibt es beinahe unfassbar, dass dieser über einstündige Drone/Dark Ambient-Sog nur ducrh drei Kehlköpfe und zwei Klangschalen erzeugt wird
Ein Portal in andere Dimensionen. Oder zumindest der Wegweiser zu höheren Leveln des eigenen Bewusstseins.
In jedem Fall nicht von dieser Welt.
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