Touristen, für die dies tatsächlich die Hauptattraktion ist. Originale, die in diesem Nachtleben zu Hause sind. Junggesell(inn)en, die hier das bodennahe Niveau ihrer bevorstehenden Ehe beschwören. Nö, ich verstehe sie alle nicht. Auf der Reeperbahn nachts um kurz nach elf:
Die Lichtverschmutzung. Die Klangverschmutzung. Die Menschenverschmutzung. Mir wird mal wieder klar, dass ich so ziemlich alles an diesem Ort hasse.
Aber ich hätte ja auch einfach der Bernhard-Nocht-Straße folgen und diesen Kurzeindruck auf dem Rückweg zum Auto vermeiden können... Und es ist ja auch nicht so, dass ich per se etwas gegen Menschenversammlungen hätte. Für ein Konzert wie gerade im Nochtspeicher erlebt, hätten sie z.B. auch gerne größer sein können.
Doch warum fange ich diesen Post überhaupt von hinten an? Nun ja... Der Headliner des Abends hatte darum gebeten, die Handys in der Tasche zu lassen, und auch wenn meine kleines Harinezumi-Spielzeug technisch natürlich etwas ganz anderes ist und ich in der ersten Reihe damit kaum jemanden hinter mir stören kann, fühlte ich mich doch zu sehr auf dem Präsentierteller, um auch nur ein Foto zu machen. Und weil es komisch aussieht, wenn am Ende des Konzertberichts die Bilder ausgehen, drehe ich die Reihenfolge heute einfach ausnahmsweise mal um.
Die Lichtverschmutzung. Die Klangverschmutzung. Die Menschenverschmutzung. Mir wird mal wieder klar, dass ich so ziemlich alles an diesem Ort hasse.
Aber ich hätte ja auch einfach der Bernhard-Nocht-Straße folgen und diesen Kurzeindruck auf dem Rückweg zum Auto vermeiden können... Und es ist ja auch nicht so, dass ich per se etwas gegen Menschenversammlungen hätte. Für ein Konzert wie gerade im Nochtspeicher erlebt, hätten sie z.B. auch gerne größer sein können.
Doch warum fange ich diesen Post überhaupt von hinten an? Nun ja... Der Headliner des Abends hatte darum gebeten, die Handys in der Tasche zu lassen, und auch wenn meine kleines Harinezumi-Spielzeug technisch natürlich etwas ganz anderes ist und ich in der ersten Reihe damit kaum jemanden hinter mir stören kann, fühlte ich mich doch zu sehr auf dem Präsentierteller, um auch nur ein Foto zu machen. Und weil es komisch aussieht, wenn am Ende des Konzertberichts die Bilder ausgehen, drehe ich die Reihenfolge heute einfach ausnahmsweise mal um.
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LUCIFER |
Welcome to the gossip corner! Wenn ich mal ohne Beweise frei spekulieren darf, hat die Bildersperre sicherlich damit zu tun, dass effektiv eine komplett neue Band (deswegen der Slogan "The Third Coming" oder auch Mark III, wie man in deeppurplescher Tradition sagen würde) zum allerersten mal gemeinsam auf der Bühne stand. Und da für den Rest des Jahres nur eine handvoll Auftritte - u.a. auf Festivals - geplant sind, will man sich vielleicht auch ein wenig Exklusivität und Überraschung erhalten. In dem Fall fühlt sich alles, was ich hier beschreibe ja schon wie ein Spoiler an.
Als maßgeblichen Grund für die unerwartet übersichtliche Publikumsanwesenheit zähle ich mal, dass Clubkonzerte es an einer Freitagnacht im Sommer einfach schwer haben, sich gegen viele andere mögliche Aktivitäten durchzusetzen. Oder haben etwa so viele über die Hellacopters zu Lucifer gekommenen Fans der Band den Rücken zugekehrt, weil ihr Idol Nicke Andersson nicht mehr dabei ist? Möchte ich nicht glauben, aber man weiß ja nie...
Die neue Besetzung ist Resultat der privaten wie professionellen Trennung von Sängerin Johanna Platow von ihrem Drummer und damit auch vom Bandsitz in Schweden. Nun ist Lucifer also ein in Deutschland rekrutiertes zu vier Fünfteln weibliches Quintett - ein Unterschied der unmöglich zu übersehen ist (außer aus genanntem Grund in diesem Konzertbericht). Aber ist er auch zu überhören?
Jein? Der okkulte Hardrock der Gruppe lebt instrumental natürlich mehr von seinen Songs als von unreproduzierbarem individuellen Virtuosentum. Von daher funktionierte es im Grunde schon. Im Vergleich zur viel eingespielteren Truppe, die letztes Jahr in Flensburg auf der Bühne stand und auch dank vollerem Saal einen merklich fetteren Abriss zelebrierte, war aber auch klar, dass hier noch nicht das volle Potential des neuen Lineups abgerufen wurde. Dies war die erste und mit Sicherheit noch nicht die beste Show.
Damit will ich aber ganz und gar nicht nicht sagen, dass mir die dritte Wiederkunft Lucifers nicht gefallen hat. Mal ganz abgesehen davon, dass die Band - auch wenn ich's hier nicht persönlich beweisen kann - natürlich noch nie so gut wie jetzt ausgesehen hat, war auch der harmonische Backgroundgesang, an dem alle Damen und Herr Kuhn (Die Nerven) beteiligt waren, so fett wie nie zuvor.
Im schlimmen Ohrwurm und Patti Smith-Cover "Because The Night" gab es sogar ein Duett mir Gitarristin Rosalie Cunningham. Davon abgesehen hielt die Show auch noch weitere große Momente bereit, wie z.B. den wirkungsvollen Auftritt einer Tänzerin in "Slow Dance In A Crypt".
Ich hätte mir aber ehrlich gesagt noch ein bisschen mehr Emanzipation von der Setlist der letzten Tour gewünscht. Das war mit Song der Alben zwei bis fünf mit Fokus auf letzten schon sehr änhlich. Klar, mein Sermon ist immer, dass ich gerne mal wieder etwas vom Mark I-Debüt hören würde. Aber gerade jetzt mit dessen zehnjährigem Jubiläum und dem Geist des Neubeginns hatte ich doch schon ein paar vorsichtige Hoffnungen entwickelt. Ein Doom-Kracher wie "Sabbath" mit diesem Gesangsensemble wäre wirklich was gewesen.
Trotzdem ein guter Auftritt, wenn auch noch nicht der Triumph, den diese Besetzung sicherlich (vielleicht schon morgen in Berlin) vor sich hat.
Als maßgeblichen Grund für die unerwartet übersichtliche Publikumsanwesenheit zähle ich mal, dass Clubkonzerte es an einer Freitagnacht im Sommer einfach schwer haben, sich gegen viele andere mögliche Aktivitäten durchzusetzen. Oder haben etwa so viele über die Hellacopters zu Lucifer gekommenen Fans der Band den Rücken zugekehrt, weil ihr Idol Nicke Andersson nicht mehr dabei ist? Möchte ich nicht glauben, aber man weiß ja nie...
Die neue Besetzung ist Resultat der privaten wie professionellen Trennung von Sängerin Johanna Platow von ihrem Drummer und damit auch vom Bandsitz in Schweden. Nun ist Lucifer also ein in Deutschland rekrutiertes zu vier Fünfteln weibliches Quintett - ein Unterschied der unmöglich zu übersehen ist (außer aus genanntem Grund in diesem Konzertbericht). Aber ist er auch zu überhören?
Jein? Der okkulte Hardrock der Gruppe lebt instrumental natürlich mehr von seinen Songs als von unreproduzierbarem individuellen Virtuosentum. Von daher funktionierte es im Grunde schon. Im Vergleich zur viel eingespielteren Truppe, die letztes Jahr in Flensburg auf der Bühne stand und auch dank vollerem Saal einen merklich fetteren Abriss zelebrierte, war aber auch klar, dass hier noch nicht das volle Potential des neuen Lineups abgerufen wurde. Dies war die erste und mit Sicherheit noch nicht die beste Show.
Damit will ich aber ganz und gar nicht nicht sagen, dass mir die dritte Wiederkunft Lucifers nicht gefallen hat. Mal ganz abgesehen davon, dass die Band - auch wenn ich's hier nicht persönlich beweisen kann - natürlich noch nie so gut wie jetzt ausgesehen hat, war auch der harmonische Backgroundgesang, an dem alle Damen und Herr Kuhn (Die Nerven) beteiligt waren, so fett wie nie zuvor.
Im schlimmen Ohrwurm und Patti Smith-Cover "Because The Night" gab es sogar ein Duett mir Gitarristin Rosalie Cunningham. Davon abgesehen hielt die Show auch noch weitere große Momente bereit, wie z.B. den wirkungsvollen Auftritt einer Tänzerin in "Slow Dance In A Crypt".
Ich hätte mir aber ehrlich gesagt noch ein bisschen mehr Emanzipation von der Setlist der letzten Tour gewünscht. Das war mit Song der Alben zwei bis fünf mit Fokus auf letzten schon sehr änhlich. Klar, mein Sermon ist immer, dass ich gerne mal wieder etwas vom Mark I-Debüt hören würde. Aber gerade jetzt mit dessen zehnjährigem Jubiläum und dem Geist des Neubeginns hatte ich doch schon ein paar vorsichtige Hoffnungen entwickelt. Ein Doom-Kracher wie "Sabbath" mit diesem Gesangsensemble wäre wirklich was gewesen.
Trotzdem ein guter Auftritt, wenn auch noch nicht der Triumph, den diese Besetzung sicherlich (vielleicht schon morgen in Berlin) vor sich hat.
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JONATHAN HULTÉN |
Direkt vor der Mitte der im Verhältnis zum Saal recht breiten Bühne war der Gesang bei Lucifer manchmal ein bisschen schwer auszumachen. Derlei Probleme hatte vorher bei Jonathan Hultén nicht gegeben. Nur mit Akustikgitarre, etwas Backingtrack und einer Effektkaskade, die seine Stimme zu einem eindrucksvollen Chor multiplizierte, war seine Performance klanglich perfekt. Umgeben von reichlich dekorativem Gestrüpp gab die androgyne Gothicgestalt einen mystisch dröhnenden Folkwohlklang aus einer anderen Sphäre zum Besten, der einen komplett einschloss und in den man sich beinahe schwerelos fallen lassen konnte. Definitiv live beeindruckender als auf Studioaufnahmen.
Wahrscheinlich hatte es auch mit dem kleineren Rahmen zu tun, aber dieser Auftritt gefiel mir deutlich besser als jener im Vorprogramm von Myrkur letztes Jahr im Uebel & Gefährlich.
Wahrscheinlich hatte es auch mit dem kleineren Rahmen zu tun, aber dieser Auftritt gefiel mir deutlich besser als jener im Vorprogramm von Myrkur letztes Jahr im Uebel & Gefährlich.
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WEDGE |
Ebenfalls alles andere als von schlechten Eltern war der Opener Wedge gewesen, ein Trio mit ledzeppelinscher Doppelbesetzung an Bass und Orgel und einem wilden, aber gefestigten Zusammenspiel, in dem besonders das oft knapp am Rande des Irrsinns balancierende Drumming Ausrufezeichen setzten.
Zwischen Powerrock der Marke Cream und Kraut in der Definition, die auch die frühe psychedelische Seite der Scorpions mit einschließt, schleuderten die Berliner einen atemlosen Siebziger-Jahre-Exzess aufs Parkett, der mächtig Laune machte und stilistisch gut mit dem Headliner harmonierte. Definitiv auch ein guter Anschluss an mein letztes Konzert, das Esbjerg Fuzztival, auf das diese Band auch super gepasst hätte.
Ein wirklich starkes Paket, welches sich Lucifer hier in den Nochtspeicher eingeladen hatten. Von Wedge landete dann auch folgerichtig die aktuellste CD in meine Jackentasche.
Überhaupt ein netter Laden, den ich hier zum ersten Mal von innen sah. Wenn es mal richtig voll ist, stelle ich mir die durch dicke tragende Säulen verbaute Sicht von hinten etwas problematisch vor. Aber solche Spots gibt es im Logo oder Hafenklang ja auch. Und damit bin ich nun beim chronologischen Beginn mit verpätetem Einlass angekommen, spare es mir aber rücksichtsvollerweise an dieser Stelle, mir noch Anekdoten zur Anfahrt aus den Fingern zu saugen.
Der nächste Trip nach Hamburg steht dann in einer Woche an. Es wird sicherlich ein paar Stufen lauter und brutaler...
Zwischen Powerrock der Marke Cream und Kraut in der Definition, die auch die frühe psychedelische Seite der Scorpions mit einschließt, schleuderten die Berliner einen atemlosen Siebziger-Jahre-Exzess aufs Parkett, der mächtig Laune machte und stilistisch gut mit dem Headliner harmonierte. Definitiv auch ein guter Anschluss an mein letztes Konzert, das Esbjerg Fuzztival, auf das diese Band auch super gepasst hätte.
Ein wirklich starkes Paket, welches sich Lucifer hier in den Nochtspeicher eingeladen hatten. Von Wedge landete dann auch folgerichtig die aktuellste CD in meine Jackentasche.
Überhaupt ein netter Laden, den ich hier zum ersten Mal von innen sah. Wenn es mal richtig voll ist, stelle ich mir die durch dicke tragende Säulen verbaute Sicht von hinten etwas problematisch vor. Aber solche Spots gibt es im Logo oder Hafenklang ja auch. Und damit bin ich nun beim chronologischen Beginn mit verpätetem Einlass angekommen, spare es mir aber rücksichtsvollerweise an dieser Stelle, mir noch Anekdoten zur Anfahrt aus den Fingern zu saugen.
Der nächste Trip nach Hamburg steht dann in einer Woche an. Es wird sicherlich ein paar Stufen lauter und brutaler...
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