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2018-10-01

LUCIFER - Lucifer II

Ein paar Jährchen hat es ja gedauert, bis Lucifer mit dem wie erwartet betitelten Nachfolgealbum zu "Lucifer I" rausgerückt sind.

Und schon das Cover von "Lucifer II" verrät einen Grund dafür: Bis auf Ringchefin Johanna Sadonis haben wir es personell nun auch mit einer komplett neuen Gruppe zu tun.




LUCIFER - Lucifer II (LP+CD) (2018)

Zunächst einmal sah es ja nur so aus, als würde die Band auf Zwei-Gitarren-Betrieb umstellen, wie ich 2016 live im Hafenklang beobachten durfte.
Es folgte jedoch eine komplette Umkrempelung, die mit dem Wechsel von Sadonis' kurzlebiger Vorgängerband The Oath zum ersten Lebenszeichen von Lucifer vergleichbar ist. Nur mit dem Unterschied, dass diesmal natürlich das alte Repertoire der Band live nicht verloren ist.

Die Nachfolge von Ex-Cathedral-Gitarrist Garry Jennings als Johannas Songwritingpartner tritt Ex-Entombed-Drummer und Hellacopters-Frontmann Nicke Andersson an, der bis auf einen Teil der Gitarren (Robin Tidebrink) hier auch gleich alle Instrumente eingespielt hat.

Live inzwischen um zwei feste Miglieder (plus bei ein paar Festivalshows einen dritten Gitarristen) erweitert, kann man nur wünschen, dass diese Kernbesetzung es mal auf mehr als nur einen Longplayer bringt, alleine schon aus dem Grund, dass Johanna und Nicke zwischenzeitlich ja auch außerhalb der Musik zum Rock'n'Roll-Pärchen geworden sind.

Eine weitere erwähnenswerte Umstellung ist der Wechsel vom Label des anderen Ex-Cathedral-Mitglieds Lee Dorrian zu Century Media. Gut für den Geldbeutel, denn Platten von Rise Above Records zu bestellen, ist schon eine etwas hochpreisige Angelegenheit. Außerdem gibt's nun auch noch ein CD-Exemplar des Albums zur Schallplatte obendrauf.

Das Coverartwork stellt natürlich einen Bruch zum ägyptischen Symbolminimalismus des Vorgängers dar und greift auf die Sex-sells-Strategie von The Oath zurück. Zugleich demonstriert es auch ganz witzig, wie sehr die Bandleaderin die Kontrolle darüber hat, wie weit sie diese Karte spielt: Jepp Jungs, hier gibt's mein Dekolleté zu kucken, aber im Gegenzug müsst ihr auch eine haarige Lederboybrust aushalten, haha.

Ist aber im Ernst schon ein ganz cooles Cover, schon da der Print echt etwas taugt.

Eigenwilligerweise ist die ungewöhnliche Art, in der die Plattenhülle geklebt ist, noch mit dem Debütalbum identisch. Da scheint es sich also um einen musiknerdigen Fetisch zu handeln, auf den Frau Sadonis bestanden hat.


Lucifer live 2016
Musik ist überhaupt das Stichwort, denn eben jene hat sich natürlich mit der neuen Aufstellung auch ein wenig geändert. Less Sabbath, more Blue Öyster Cult, also weniger Doom, mehr Hardrock ist die Devise.
Das ist eigentlich eine Entwicklung, von der ich nicht immer der größte Fan bin, und die mich bisher auch mit davon abgehalten hat, mir die neuesten Alben von Avatarium oder Khemmis zuzulegen.

Allerdings war der Mix dieser Komponenten bei Lucifer ja immer stark und die flotteren Stücke haben mit der Einführung der zweiten Gitarre auch in meiner Gunst gewonnen.
Zwar hätte ich nichts gegen ein, zwei langsame, stampfigere Stücke einzuwenden (der auffälligste Downtemposong "Dreamer" ist eher eine Rockballade), doch das was man stattdessen zu hören bekommt, ist dann doch einfach zu gut, um zu meckern.

Dieser schwer fuzzige Siebzigerrock macht einfach Laune; vor allem aber ist Johanna als Sängerin weiter gewachsen und bietet auf dem gesamten Album eine eindrucksvolle, herausragende Vorstellung, welche letztendlich auch hauptverantwortlich dafür ist, dass Lucifer es erneut schaffen, aus dem Heer retromusikalischer Rockveröffentlichungen herauszustechen.

Stilistisch natürlich eine andere Baustelle, aber in der Art, wie sie ihre traditionellen Einflüsse in die Gegenwart transportieren, durchaus artverwandt, würde ich das hier qualitativ auf einem ähnlichen Level wie die Blues Pills einordnen.


Ein bisschen warm werden musste ich mit Track vier, "Dancing With Mister D." - das Rolling Stones-Cover erschien mir zunächst unnötig, inzwischen kann ich der iommisierten Version dieses Deep Cuts aber schon einiges abgewinnen.

Gelungener - und in meinen Ohren anders als das Stones-Stück tatsächlich sogar besser als das Original - finde ich eine Coverversion, die es nicht auf "Lucifer II" geschafft hat.
Das aus der Uli-Jon-Roth-Zeit der Scorpions stammende "Evening Wind" war jedoch die B-Seite von Lucifers "California Son"-Single und ist nun auch alleine in digitaler Form zu haben. Von daher habe ich es in meiner Nullen-und-Einsen-Musiksammlung auch als abschließenden zehnten Track in das Album eingegliedert.


Auch wenn es aktuell so ziemlich jede Musik generell bei mir schwer hat, gegen die neue Voivod anzustinken - "Lucifer II" ist ohne Zweifel ein uneingeschränkt saucooles Album geworden, das Bock darauf macht, die Gruppe mal wieder live zu sehen. In ein paar Wochen gibt es wieder ein Montags-Gastspiel im Hafenklang. Hoffentlich bekomme ich es hin, da vorbeizuschauen!





Highlights: Faux Pharaoh, Aton, Eyes In The Sky, Dreamer





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