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2025-10-29

AUTHOR & PUNISHER und BONG-RA live auf der MS Stubnitz, hamburg (26. Oktober 2025)


Eine gute Show macht einen guten Abend, keine Frage. Idealerweise ist so eine Livemusiknacht natürlich besser als gut. Und je mehr auch die Kleinigkeiten drumherum alle stimmen, desto spezieller wird das Erlebnis.

Sonntag fing es bereits damit an, dass das Wetter zwar norddeutsch, aber längst nicht so nasskaltstürmisch wie erwartet ausfiel. Nö, das war Spaziergang. Hamburg begrüßte mich obendrauf sogar mit einer epochalen grünen Welle.

Dann das mobile musikalische Rahmenprogramm: Ich achte nicht immer darauf, aber manchmal bin ich schon stolz auf mich, wenn der Soundtrack meiner Hin- und Rückfahrt das Konzert passend einrahmt. So war z.B. vergangenen Freitag Cirith Ungols "Live At The Roxy" die perfekte Einstimmung auf den ja ebenfalls äußerst barbarischen Doom von Conan.
Zum Industrial Metal-Programm an Bord der MS Stubnitz umgab ich mich mit Drone-Allherrlichkeit von World Peace Corporation, Wrekmeister Harmonies und Thisquietarmy.

Auf dem Schiff musste man dann auch schon vor der Show die Stimme anheben, denn - und wann erwähne ich so etwas schon mal? - es legte ein echter DJ (mit Platten und so) ziemlich fett auf.

Freude machte auch, dass das Merch in einen größeren Bereich umgezogen ist - und dass Bong-Ra einen T-Shirt-obendrauf-Deal anboten, zu dem man nicht nein sagen konnte, wenn man es ohnehin auf das Remix-/Cover-Album "To Mega Panopticum" abgesehen hatte.

Da mussten natürlich nur noch die Livemusik selbst und der Sound stimmen. Gerade über letzteres hatte ich mir beim anstehenden dröhnendem halb-elektroinschen Brutalkrach gerade in dieser wie dafür gemachten Location mal gar keine Sorgen gemacht... zu Recht!




BONG-RA
Im Zentrum der Bühne waren bereits die Maschinen von Author & Punisher aufgebaut, so dass Bong-Ra rechts und links davon, jeweils mit einer transparenten Leinwand für Videoprojektionen hinter sich, Platz finden mussten. Da die Band / das Projekt mit der wandelbaren Gestalt, die aktuell eigentlich ein Trio ist, auf dieser Tour nur zu zweit unterwegs sein konnte, machte dies natürlich gar keine Probleme.

Meister Jason Köhnen, den ich vor einigen Wochen ja in ganz anderer musikalischer Ausrichtung mit dem Kilimanjaro Darkjazz Ensemble in Berlin erlebt hatte, war heute für Bass, sowie Brüll- und Klargesang verantwortlich, und wurde auf der linken Bühnenseite von einem Gitarristen unterstützt. Die harten Stampf- und Breakbeats ihres brutalen Industrial Metal kamen mit weiteren Sounds und Samples aus dem Computer.

Perfekt war der Sound hier noch nicht. Schon fett und brachial, aber wenn man sich als Hörer mal rhythmisch etwas verlaufen hatte, konnte es wegen der (absichtlichen) fehlenden Dynamik der Drums schon mal eine Weile dauern, bis man sich wieder in die richtige Nackenbewegungsfrequenz eingefunden hatte. Aber die Godflesh-meets-Ministry-meets-Breakcore-Tracks von "Black Noise" in voller Wucht zu erleben war natürlich geil. Und hatte bis auf das Duo-Format nur wenige Berührungspunkte zum Weltmusik-Drone Doom mit Live-Schlagzeug, den Bong-Ra 2018 auf dem Roadburn Festival präsentiert hatten.

Die deutlichste Brücke zwischen diesen beiden Welten stellte wohl das brilliante Godflesh-Cover "Cold World" dar. So eine gute Wahl, wenn es darum geht Justin Broadrick zu huldigen - und ohne Frage mein Highlight des Sets.

Vom Merchtisch hatte ich übrigens auch noch die Wiederveröffentlichung des 2003er Albums "Bikini Bandits: Kill! Kill! Kill!" mit abgeerntet. Es sollte niemanden überraschen, dass jene Inkarnation von Bong-Ra nochmal wieder komplett anders klang. Allerdings hat auch die Liveshow bestätigt, dass allen Varianten doch irgendwie eine konstante Handschrift zu Grunde liegt, auch wenn z.B. Jazz und Hip Hop aktuell nicht so sehr vorkommen wie in anderen Phasen.








AUTHOR & PUNISHER
Dass das ehemalige Industrial Metal-Soloprojekt Tristan Shores mit dem Alleinstellungsmerkmal der Performance mittels eindrucksvoller selbstgebauter Maschinen und spezieller Gesangsmikrofone seit einigen Jahren ein Duo mit Gitarre ist, hatte ich ja schon 2023 im Vorprogramm von Imperial Triumphant bezeugen können. Somit wusste ich ja auch schon, dass die gnadenlose Cyborgbrutalität inzwischen durch einige shoegazige melodische Elemente teilweise eine noch etwas menschlichere Note jenseits z.B. der mechanischen Erzeugung der elektronischen Beats durch einen Roboterarm bekommen hat.

Was mich allerdings trotz der Hafenklang-Show, trotz Bong-Ra direkt vorher und trotz meiner hohen Erwartungshaltung an die Akustik der MS Stubnitz für die Präsentation dieser Musik immer noch überrascht hat, war wie unglaublich laut und mächtig und doch sauber, dort wo es sein musste der Sound der Show war. Absolut beeindruckend - wahrscheinlich der beste Klang, den ich hier seit Big|Brave vor einem Jahr erlebt habe, und zweifellos eine der bestklingenden Shows des Jahres. Dieser postapokalyptisch dröhnenden und scheppernden Krachwand im Stahlbauch des Schiffs ausgesetzt zu sein, fühlt sich einfach auf ganz eigene Art größer als ein normales Konzert an.

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Ok, jetzt wird es ein bisschen komisch. Bis hierhin habe ich nämlich gestern Nachmittag geschrieben. Und danach war ich wieder auf der MS Stubnitz. Und dort [SPOILER] ist etwas geschehen, das A&P, die mich gerade noch so umgeworfen haben, geradezu zwergenhaft erschienen ließ.

Trotzdem meine ich alles, was ich weiter oben schrieb, ernst. Keine Ahnung, worauf ich überhaupt gerade hinaus möchte... Muss ich meinen Enthusiasmus kalibrieren? Brauche ich einen Satz neuer Superlative?

Hmm... am besten versuche ich einfach, das neptunianisch maximalistische Erlebnis von gestern für den Moment noch zu verdrängen und betone noch einmal, dass man - selbst wenn man wie ich mit dem Studio-Output noch nicht so richtig warm werden kann - Author & Punisher in dieser Form unbedingt live erlebt haben sollte!







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