2024-10-05

BLUES PILLS und DANIEL ROMANO'S OUTFIT live im Gruenspan, Hamburg (04. Oktober 2024)


So schnell kann die Zeit vergehen! Zehn Jahre ist mein erster Livekontakt mit den Blues Pills im Uebel & Gefährlich nun schon her, und es sah alles danach aus, dass dies zu einem recht regelmäßigen Ritual werden könnte. Bis zum Rock Spektakel auf dem Hamburger Rathausmarkt im September 2017 war dies auch so. Doch dann legte die Band eine Pause ein, ließ vielleicht auch einmal Norddeutschland auf Tour aus, und überflüssigerweise legte auch noch die Welt eine Pause ein...

Und nachdem ich vom Auftritt auf der Kieler Woche leider erst im Nachhinein hörte und ihre Wacken-Show ohne Festivalticket trotz geographischer Nähe nicht zur Debatte stand, gab es nun sieben Jahre später endlich ein Wiedersehen!

Das Gruenspan war gut und erschreckend alt gefüllt. Ich hätte doch einen höheren Anteil von Zuschauern unterhalb der Generation Jeansjacke (bzw. Generation Jeansjacke-ist-zu-klein-geworden) erwartet, doch daran mag vielleicht auch der für ein Konzert dieser Größenordnung realistisch einfach zu happige Eintrittspreis beteiligt gewesen sein. Vielen Anwesenden mag das egal gewesen sein, da in dieser demographischen Gruppe ohnehin oft nur ein bis zwei Veranstaltungen im Jahr besucht werden, wie aus mitgehörten Rookie-Gesprächen vor Ort auch schnell durchklang. Doch für die Mission der Band, einen klassischen Sound für das Hier und Jetzt aufzubereiten, wäre eine niedrigere ökonomische Schwelle schon wünschenswert gewesen, um dies auch im Zuschauerraum abzubilden.

Dies alles ist natürlich kein pills-spezifisches Problem, sondern zeigt sich bei größeren Acts natürlich noch vielfach deutlicher und ist vielmehr auf die bekannten Ticketmonopolisten zurückzuführen. Es ist also im Prinzip ziemlich sinnlos, dies hier zum Thema zu machen, insbesondere da ich ja auch bezahlt habe. Doch wenn anderseits immer überall alle die Fresse halten, ändert sich daran ja auch nie etwas, oder? 





Daniel Romano's OUTFIT

Doch nun zum Opener des Abends: Daniel Romano? Ein Kanadier, bisher nie gehört. Seine Band heißt Outfit und ich frage mich, ob sich der Name buchstäblich auf die Bühnenklamotten bezieht, denn die Gruppe sieht schon sehr nach Kids aus, die sich zum Fasching als Rockmusiker verkleidet haben. Doch warum müssen zumindest alle drei Jungs Daniels Sachen auftragen? Haben sie ihr letztes Hemd verkauft, um auf dieser Tour spielen zu können?

Ansonsten entsprach die Gruppe mir auch etwas zu sehr dem Supportact-Klischee: Eine ähnliche Richtung wie der Headliner, aber ohne das spezielle Etwas. Ordentlich genug gemacht, dass man es niemals schlecht nennen dürfte, aber ohne dass muskalisch wirklich etwas hängen blieb.

Mir gefiel das gut abdampfende, stets von David St. Hubbins Freundin/Managerin am Tamburin unterstützte Uptempodrumming, und dass die Band jeden Song ohne Pause unmittelbar in den nächsten übergingen ließ.
Letztendlich blieb statt der Musik aber eher im Gedächtnis, dass der Frontmann kürzere Jeans kaufen sollte und die Hi-Hat beinahe an die Decke des Saals stieß.
Ok, fairerweise sollte ich noch erwähnen, dass die Backgroundsängerin nicht nur den Schellenring, sondern in ein oder zwei Songs auch eine Gitarre bediente. Für eine Rolle im nächsten Spinal Tap-Film war sie dann also doch zu sehr vollwertiges Bandmitglied.








BLUES PILLS

Das Quartett aus Schweden, welches ich heute natürlich auch zum ersten Mal in der auch schon einige Jahre alten aktuellen Besetzung sah, entfachte danach aber eine ganz andere Energie. Und auch wenn ich von meiner Perspektive aus gerne mehr Instrumentalisten vor die Linse meiner Spielzeugknipse bekommen hätte, weiß natürlich jeder, wo bei den Blues Pills das Charismaepizentrum zu verorten ist:
Im Mittelpunkt stand wie immer Sängerin Eilin Larsson, die ganz in weiß, nach wie vor agil wie ein Flummi, voller ansteckend positiver Ausstrahlung und mit mühelos souveräner Gesangsleistung durch eine mit Knallern übervolle Setlist aus inklusive Zugabe satten zwanzig Stücken führte.

Das Hauptgewicht legte die Band dabei auf das aktuelle Album "Birthday", welches beinahe komplett gespielt wurde. Auch der direkte Vorgänger "Holy Moly!" und das Debütalbum wurden reichlich berücksicht. Ein bisschen schade fand ich allerdings schon, dass "Lady In Gold" tatsächlich gar nicht vertreten war. Kommt dann hoffentlich im nächsten Tourzyklus zurück. Das ist eben das Luxusproblem: Vier Longplayer und so viele Hits...

In meiner Erinnerung waren die Blues Pills früher ein bisschen verspielter und laut/leise-dynamischer, doch das gleichen sie nun mit einem heavieren Grundsound aus. Und natürlich immer wieder Eilin - hat sie überhaupt jemals auf einem Niveau performt, von dem aus man noch weiter reifen kann? Anscheinend schon. Vor "California" bezweifelte sie noch scherzhaft, die besonders hohen Noten in dem Stück treffen zu können. Und wow, was hat sie dann abgeliefert!

Die Faszination der Blues Pills ist nach wie vor nicht alleine durch die Wahl ihres irgendwie dann doch sehr modernen Retrostils erklärbar. Die schiere Qualität der Umsetzung jedoch und die unabgehobene, sympathische Ausstrahlung dabei haben auch diesen Abend in Hamburg wieder zu etwas Besonderem gemacht.

Bleibt mir zum Abschluss dieses Berichts von der Happy F*cking Birthday Tour nur noch abschließend ein "Happy *** Birthday" an den Sohnemann der Sängerin, der wie sie verriet, genau heute ein Jahr alt wird! 








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