Mensch, was bin ich trotz immer wieder interessantem Programm lange nicht mehr im Hafenklang gewesen!
Letztes Jahr Ende November war es, es spielten Jo Quail und... oh... Corecass. Das ist ja praktisch! Da kann ich meinen kleinen Bericht ja einfach copypasten.
Ach nee, schade, geht nicht. Diesmal wurde ja nicht unten im großen Raum gespielt, sondern oben im Roten Salon. Und wenn das schon nicht übereinstimmt...
Dabei war die Präsentation am Sonntag durchaus ähnlich, als Elinor Lüdde in Gänze das neue Album ihres Projekts vorstellte, welches man auf dieser Release-Show auch schon vorab am Merch abgreifen konnte.
Und damit unterbreche ich diesen Konzertbericht auch schon für ein kleines Review im Review:
CORECASS - Tar (Gold Spot Blue Splattered Ultra Clear vinyl LP) (2024)
Schon auf der 2020er EP "V o i d", die ich mir auf dem letzten Konzert mitgenommen hatte, war dieses Eine-Damen-Projekt schwer eindeutig zu klassifizieren. Und auf dem neuen Album macht die Multiinstrumentalistin und Sängerin mir diese Übung nicht einfacher, da die Trajektorie ähnlich ist, allerdings diesmal noch etwas gereifter und stilistisch umfangreicher daherkommt.
Aber zum Glück verlangt ja niemand eine eindeutige Zuordnung, also darf, um die (auch bei mir) beliebte billige Ausflucht "Experimental" zu vermeiden, fröhlich aufgezählt werden:
Vom Fluss und den dominantesten Klängen her lässt sich die Basis von Corecass' Sound in Neoklassik und Dark Ambient verorten. Viel Klavier, Orgel, Harfe, Streicher (bzw. streicherartige Synthesizer), der Gesang, wenn er stattfindet oft wie eine mystische Textur in einem weiten sakralen Raum.
Anna von Hausswolff, Kali Malone und Jóhann Jóhannsson kamen mir dazu schon vor einem Jahr in den Sinn und finden sich auch auf "TAR" wieder. Naheliegend ist auch der Vergleich zu den letzten Veröffentlichungen von - Überraschung - Jo Quail. Nicht nur kompositorisch verbergen sich in diesen überwiegend aktives Zuhören einfordernden Stücken nämlich ebenso metal-entlehnte Elemente. Nein, manchmal wird dies auch ganz offen mit Drums und Gitarren offenbar, in "Disrupt" sogar mit passendem Gebrüll von Ercüment Casalar. Und gerade dieser Einsatz von Gastgesang kam mir sofort sehr vertraut vor.
Während instrumental bis auf die Trompete alles komplett von Elinor Lüdde eingespielt wurde, gibt es gesanglich noch ein paar Fremdgesänge mehr. So hören wir auf "Sørunej" ihr Schwester Barbara. Kollaborativ am weitesten geht jedoch "Glijd Me", auf dem reichlich spoken words und fiesem Geschrei Colin H. van Eeckhout von Amenra nicht nur einfach seine Stimme leiht, sondern auch den Songtext beigesteuert hat.
Das Konzept des Albums kann ich hier nach so kurzer Zeit natürlich nicht entschlüsseln, aber ich spüre ganz diffus umschrieben durchaus einen Faden, der sich durch dieses dunkelschöne Contemporary Gothic-Werk zieht. Ein atmosphärisch dichtes Album für die Weltflucht zur späten Abendstunde, während nur sanftes warmes Kerzenflackern durch die geschlossenen Lider an die Augen dringt.
Wenn man die LP schon vor offiziellem Erscheinen von der Quelle schöpfen kann, dann nimmt man sich natürlich tendentiell schon gerne die limitierteste Version mit, was in diesem Fall blaue und goldene Farbklekserei auf dem transparenten Vinyl bedeutet und auch einigermaßen passt. Also warum nicht? Noch schicker finde ich allerdings das restliche Layout inklusive festem Textblatt und sehr stimmiger Coverfotografie.
Diese schöne Platte mitzunehmen war - neben dem sehr viel günstigeren Eintritt - auf jeden Fall auch ein Argument gewesen, mich an diesem Sonntag immer noch sehr schweren Herzens für den Auftritt von Corecass und gegen Lili Refrain, die im Bahnhof Pauli als Supportact auftrat, zu entscheiden. Im Moment sind diese Konzertclashs aber auch ständig brutal... Aber hey, ich bin nun ja schon wieder im Konzertreview-Modus, also bitte zum Weiterlesen etwas nach unten scrollen!
Letztes Jahr Ende November war es, es spielten Jo Quail und... oh... Corecass. Das ist ja praktisch! Da kann ich meinen kleinen Bericht ja einfach copypasten.
Ach nee, schade, geht nicht. Diesmal wurde ja nicht unten im großen Raum gespielt, sondern oben im Roten Salon. Und wenn das schon nicht übereinstimmt...
Dabei war die Präsentation am Sonntag durchaus ähnlich, als Elinor Lüdde in Gänze das neue Album ihres Projekts vorstellte, welches man auf dieser Release-Show auch schon vorab am Merch abgreifen konnte.
Und damit unterbreche ich diesen Konzertbericht auch schon für ein kleines Review im Review:
CORECASS - Tar (Gold Spot Blue Splattered Ultra Clear vinyl LP) (2024)
Schon auf der 2020er EP "V o i d", die ich mir auf dem letzten Konzert mitgenommen hatte, war dieses Eine-Damen-Projekt schwer eindeutig zu klassifizieren. Und auf dem neuen Album macht die Multiinstrumentalistin und Sängerin mir diese Übung nicht einfacher, da die Trajektorie ähnlich ist, allerdings diesmal noch etwas gereifter und stilistisch umfangreicher daherkommt.
Aber zum Glück verlangt ja niemand eine eindeutige Zuordnung, also darf, um die (auch bei mir) beliebte billige Ausflucht "Experimental" zu vermeiden, fröhlich aufgezählt werden:
Vom Fluss und den dominantesten Klängen her lässt sich die Basis von Corecass' Sound in Neoklassik und Dark Ambient verorten. Viel Klavier, Orgel, Harfe, Streicher (bzw. streicherartige Synthesizer), der Gesang, wenn er stattfindet oft wie eine mystische Textur in einem weiten sakralen Raum.
Anna von Hausswolff, Kali Malone und Jóhann Jóhannsson kamen mir dazu schon vor einem Jahr in den Sinn und finden sich auch auf "TAR" wieder. Naheliegend ist auch der Vergleich zu den letzten Veröffentlichungen von - Überraschung - Jo Quail. Nicht nur kompositorisch verbergen sich in diesen überwiegend aktives Zuhören einfordernden Stücken nämlich ebenso metal-entlehnte Elemente. Nein, manchmal wird dies auch ganz offen mit Drums und Gitarren offenbar, in "Disrupt" sogar mit passendem Gebrüll von Ercüment Casalar. Und gerade dieser Einsatz von Gastgesang kam mir sofort sehr vertraut vor.
Während instrumental bis auf die Trompete alles komplett von Elinor Lüdde eingespielt wurde, gibt es gesanglich noch ein paar Fremdgesänge mehr. So hören wir auf "Sørunej" ihr Schwester Barbara. Kollaborativ am weitesten geht jedoch "Glijd Me", auf dem reichlich spoken words und fiesem Geschrei Colin H. van Eeckhout von Amenra nicht nur einfach seine Stimme leiht, sondern auch den Songtext beigesteuert hat.
Das Konzept des Albums kann ich hier nach so kurzer Zeit natürlich nicht entschlüsseln, aber ich spüre ganz diffus umschrieben durchaus einen Faden, der sich durch dieses dunkelschöne Contemporary Gothic-Werk zieht. Ein atmosphärisch dichtes Album für die Weltflucht zur späten Abendstunde, während nur sanftes warmes Kerzenflackern durch die geschlossenen Lider an die Augen dringt.
Wenn man die LP schon vor offiziellem Erscheinen von der Quelle schöpfen kann, dann nimmt man sich natürlich tendentiell schon gerne die limitierteste Version mit, was in diesem Fall blaue und goldene Farbklekserei auf dem transparenten Vinyl bedeutet und auch einigermaßen passt. Also warum nicht? Noch schicker finde ich allerdings das restliche Layout inklusive festem Textblatt und sehr stimmiger Coverfotografie.
Diese schöne Platte mitzunehmen war - neben dem sehr viel günstigeren Eintritt - auf jeden Fall auch ein Argument gewesen, mich an diesem Sonntag immer noch sehr schweren Herzens für den Auftritt von Corecass und gegen Lili Refrain, die im Bahnhof Pauli als Supportact auftrat, zu entscheiden. Im Moment sind diese Konzertclashs aber auch ständig brutal... Aber hey, ich bin nun ja schon wieder im Konzertreview-Modus, also bitte zum Weiterlesen etwas nach unten scrollen!
Wie wurde "TAR" nun live umgesetzt?
Also, im Prinzip, wie ich eingangs schon sagte, ähnlich wie beim Auftritt voriges Jahr.
Elinor konnte natürlich nicht alles live darbieten, also konzentrierte sie sich neben dem Gesang auf die Klavier-, Orgel- und Harfenparts und hatte als entscheidenden Unterschied wieder einen Bassisten/Gitarristen (bediente auch weitere Elektronik und Pedale) dabei, wodurch sich das Gewicht dieser Elemente schon deutlich in rock-peripherere Richtung verschob.
Was dann noch fehlte wurde in Sampleform nachgereicht, auch die gelegentlichen Schlagzeugeinsätze. Das war jetzt nicht so explosiv, wie ein halbes Dutzend echter Musiker dafür abzustellen, funktierte hier im Kontext aber durchaus gut. Die Narration von van Eeckhout wurde, wenn ich mich recht erinnere auch gesampelt, die restlichen Gastgesänge inklusive beinahe schwarzmetallischem, aggressiveren Geschrei übernahm die Künstlerin aber sehr kompentent und wirkungsvoll selbst.
Corecass ist wie die meisten vergleichbaren Multitasking-Projekte kein Livespektakel, bei dem neben der Musik viel passiert. Das kann, will und muss es ja auch nicht sein. Trotzdem wäre es sicherlich interessant und könnte die traumhafte Wirkung noch weiter steigern, wenn die ohnehin sehr filmscore-taugliche Musik noch durch passende Projektionen unterstützt würde.
Doch auch so war es eine wunderbar entrückende Albumpremiere. Und ich konnte kaum fassen, wie früh es danach noch war! Beginn neunzehn Uhr ist schon Frühschoppen, wenn es keinen Supportact gibt.
Aber gar nicht doof für mich, denn schon am nächsten Abend stand gestern ja schon die nächste Fahrt nach Hamburg an. Der Browsertab, in dem Du dies liest, kann also gerne weiter geöffnet bleiben. Und ich tippe gleich weiter... also bis dann!
Also, im Prinzip, wie ich eingangs schon sagte, ähnlich wie beim Auftritt voriges Jahr.
Elinor konnte natürlich nicht alles live darbieten, also konzentrierte sie sich neben dem Gesang auf die Klavier-, Orgel- und Harfenparts und hatte als entscheidenden Unterschied wieder einen Bassisten/Gitarristen (bediente auch weitere Elektronik und Pedale) dabei, wodurch sich das Gewicht dieser Elemente schon deutlich in rock-peripherere Richtung verschob.
Was dann noch fehlte wurde in Sampleform nachgereicht, auch die gelegentlichen Schlagzeugeinsätze. Das war jetzt nicht so explosiv, wie ein halbes Dutzend echter Musiker dafür abzustellen, funktierte hier im Kontext aber durchaus gut. Die Narration von van Eeckhout wurde, wenn ich mich recht erinnere auch gesampelt, die restlichen Gastgesänge inklusive beinahe schwarzmetallischem, aggressiveren Geschrei übernahm die Künstlerin aber sehr kompentent und wirkungsvoll selbst.
Corecass ist wie die meisten vergleichbaren Multitasking-Projekte kein Livespektakel, bei dem neben der Musik viel passiert. Das kann, will und muss es ja auch nicht sein. Trotzdem wäre es sicherlich interessant und könnte die traumhafte Wirkung noch weiter steigern, wenn die ohnehin sehr filmscore-taugliche Musik noch durch passende Projektionen unterstützt würde.
Doch auch so war es eine wunderbar entrückende Albumpremiere. Und ich konnte kaum fassen, wie früh es danach noch war! Beginn neunzehn Uhr ist schon Frühschoppen, wenn es keinen Supportact gibt.
Aber gar nicht doof für mich, denn schon am nächsten Abend stand gestern ja schon die nächste Fahrt nach Hamburg an. Der Browsertab, in dem Du dies liest, kann also gerne weiter geöffnet bleiben. Und ich tippe gleich weiter... also bis dann!
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