Sometimes German, sometimes English. • The title of this blog used to change from time to time. • Interested in me reviewing your music? Please read this! • I'm also a writer for VeilOfSound.com. • Please like and follow Audiovisual Ohlsen Overkill on Facebook!

2020-06-27

DEAD NEANDERTHALS - Blood Rite

Brrrrp brrroooop krrrrgh üüüuuurrgh!

If you're hoping that Dead Neanderthals will one day drop their chill-out cool jazz jam, the title and cover artwork of this impending cassette release should already tell you that this certainly is not it.


DEAD NEANDERTHALS - Blood Rite (2020)


No, instead of anything even closely reminiscent of jazz "Blood Rite" is one mean nasty hulk of a track, spanning exactly twenty-seven minutes, which are filled with almost ridiculously distorted, slowly crawling doom death that drags your rotten ear mercilessly through the pungent sludge.

Drummer René Aquarius also delivers - a first for Dead Neanderthals - vocals, which are the most guttural and bell witchy you can get. In true fundamentalist extreme metal underground (and also funeral doom) tradition they are deliberately buried deep in the intestines of the mix.
Yes, René's death metal side from Cryptae is bleeding into this recording with a chewy strand of gooey pus.

Of course Otto Kokke, the other half of the Dutch duo is also playing an instrument on "Blood Rite".

Yes, I know which instrument it is, but honestly it almost doesn't matter, because that Earth's core shattering distortion is so overwhelming, what difference does it make if the original sound is a flute, a marimba or a self-made lute with rubber band strings?

Just know that the whole sound of this is extremely old-school Sunn O))), droning, creeping, punishing in all the right ways. Actually the sonic direction is close to that of the also still very recent Neanderthals spinoff Twin Sister, yet this is definitely gnarlier and rawer.

So what's the verdict? This is good stuff, man! I don't care if it bores you, but once again Dead Neanderthals get a big gurgling Fuck Yeah! from me.

"Blood Rite" will be premiered and up for pre-sale on Monday on Bandcamp.










2020-06-21

ZOLA JESUS - Live At Roadburn 2018

Eigentlich wollte ich die Halbjahresliste meiner zwölf Lieblingsalben des bisherigen Jahres 2020 ja erst nächstes Wochenende in den Äther pusten, doch dann kam dieses Ding mit der Post an und ich dachte mir: Jesus! Jetzt wird es ja noch schwerer als ohnehin schon, mich zu entscheiden!

Habe jene Liste dann schnell fertiggestellt, ohne es zu berücksichtigen. Dafür gibt es das Rezensiönchen nun auch gleich hinterher.





ZOLA JESUS - Live At Roadburn 2018 (clear/black pin wheel vinyl 2LP) (2020)

Über Livealben zu schreiben, wenn man das Konzert selbst schon einmal beschrieben hat, fühlt sich schon ein wenig redundant an. Vor allem dann, wenn sich am begeisterten Eindruck aus der Mitte der ersten Reihe in den zwei seitdem vergangenen Jahren nichts geändert hat.

Zola Jesus live in der Koepelhal auf dem Roadburn Festival. Das war sowohl für das Festival als Ganzes, als auch für das Publikum und die Künstlerin selbst ein ganz speziell bemerkenswertes Konzert. Eine so große stilistische Öffnung hin zum düsteren Elektro-Artpop hatte es vorher noch nicht gegeben.
Und dann war die Show auch noch inmitten eines der tödlichsten Clash-Cluster plaziert, die ich je auf einer Running Order gesehen habe. Und doch war die Bude proppevoll und die Sängerin schlug alle in ihren Bann.

Ihre während der manchmal sympathisch fahrigen Ansagen sichtliche Nervosität hat Zola Jesus mehr als erfolgreich in eine spürbar emotionale, energische Gänsehautperformance gewandelt und so - instrumental unterstützt durch eine Viola-Spielerin und einen ambient- und geräuschorientierten Gitarristen - für eines der grandiosesten, erinnernswertesten Erlebnisse des aus meiner Sicht historisch stark besetzten Roadburn-Jahres 2018 gesorgt.

Dass dieses Zeugnis davon nun die Welt erblickt hat (und angesichts der Einführung des "Bandcamp-Freitags", an dem alle Erlöse komplett an die Künstler gehen, der Veröffentlichungstermin sogar spontan drastisch vorgezogen wurde), ist daher nur folgerichtig.

Auch wenn man das in der Setlist hauptsächlich vertretene Studiowerk "Okovi" schon besitzt, lohnt sich die Anschaffung des Livealbums auf jeden Fall.

Auch optisch kann sich die Doppel-LP im Gatefold sehen lassen. Es gibt verschiedene Vinylvarianten (außerdem CD), die sich alle sehen lassen können. Ich habe mich für das schwarzweiße "Windrädchen " entschieden:




Ein Schmuckstück in allen Belangen. Wunderbar!







MIDYEAR TOP 12 : my favorite albums of 2020 (so far)

I've shared this on my profile and several groups on facebook yesterday, so why not also here?

Half of 2020 is almost over, so as one does these days here are my TOP 12 favorite albums so far, short and sweet, without further ramblings and not seperated by sub-categories like studio / live albums, boxes or whatever yet.




  1. LAIBACH


  2. TRIPTYKON with METROPOLE ORKEST


  3. DOOL


  4. BILL LASWELL


  5. BOHREN & DER CLUB OF GORE


  6. THE NECKS


  7. ORANSSI PAZUZU


  8. BADA


  9. INSECT ARK


  10. CAMEL DRIVER


  11. RADAR MEN FROM THE MOON


  12. CIRITH UNGOL




2020-06-17

RADAR MEN FROM THE MOON - The Bestial Light



Fuck je, Ik doe niet wat je me zegt!


RADAR MEN
AGAINST THE MACHINE

































































Na, das wäre doch ein schönes kleines, auf den Punkt gebrachtes Review gewesen.

Aber zumindest ein paar Zeilen mehr sollen es dann doch sein.




RADAR MEN FROM THE MOON - The Bestial Light (clear LP) (2020)


Die Niederländer RMFTM aka Radar Men From The Moon pflegen zwar auf all ihren bisherigen Veröffentlichungen einige wiedererkennbare Merkmale, sind allerdings deswegen noch lange nicht zu jenen Bands zu zählen, die sklavisch an ihrem etablierten Sound kleben.

Tatsächlich variiert die als Trio gestartete Instrumentalgruppe nicht nur ihren Stil an sich, sondern auch die gespielten Instrumente und die Anzahl der beteiligten Musiker von Album zu EP zu Album.
Und wenn das Spielfeld zwischen Roboterkraut, Psych Jam, Industrial, postmetallischer Heaviness und Elektrodrone noch deutlich weiter verbreitert werden soll, tut man sich auch gerne für ein komplettes Album mit anderen Bands wie z.B. 10.000 Russos zusammen.

"The Bestial Light" fährt mit sechs Mitgliedern das bisher größte reine Radar Men-Line-Up auf. Die Band besteht nun aus Bass, zwei Gitarren, zwei Drummern und einem Sänger, der zur diesmal sehr aggressiven Riff- und Rhythmusmacht in bester Agit-Manier persönlich und politisch herumschimpft.
Mein ursprünglicher Reviewansatz kommt also nicht von Ungefähr, sondern war tatsächlich das erste, was mir zu diesem Album einfiel.

Ob zwei synchrone Schlagzeuge, Gezeter mit Punkattitüde, ja sogar das Element, dass der Shouter in dem einen, poetisch "Sacred Cunt Of The Universe" getauften Stück, in dem er die Fresse hält, stattdessen zum Saxofon greift, ist so ähnlich schon von Temple Ov BBV, der fantastischen Kooperation mit Gnod  vertraut.

Im Grunde halten aber auch alle anderen Phasen der sehr fleißigen zehnjährigen Bandgeschichte in "The Bestial Light" Einzug und verbinden sich zu einem exzellent angepissten, brutal eingängigen Hassklotz mit unverkennbarer Psychedelik-Note.
Wer die Radar Men From The Moon vornehmlich von ihrem Debüt "Echo Forever" oder der "Subversive"-Trilogie kennt, den mag dieses Werk vielleicht überraschen, doch alles in allem ist dieser Evolutionsschritt der Band durchaus logisch nachvollziehbar.

Und er ist schweinegut. "The Bestial Light" haut den Putz von der Decke und wird RMFTM bei allem Risiko, den ein oder anderen Fan zu verprellen, gewiss auch viele neue Hörer erschließen.


So sieht die transparente Vinylscheibe aus:





Und so klingen die Stücke des Albums, wenn man sie in einer Isolation Session live spielt:



De Jongens kunnen het einfach. Definitiv ein Heavy-Psych-Higlight des Jahres!





2020-06-08

LOUISE LEMÓN - Devil

Eine neue Schallplatte von Louise Lemón, und sie steckt nicht in einer wichtigtuerischen, zehn Meter dicken Box?

Die Verwunderung weicht schnell der Erkenntnis, dass es sich diesmal ja auch nur um etwas über einer Viertelstunde Musik auf einer 45rpm-EP handelt.




LOUISE LEMÓN - Devil (12" EP) (2020)


Die Grundidee dieser im Proberaum von Lemóns Band aufgenommenen Kurzspielplatte war es, im Vergleich zum letzten Album etwas weniger produziert, etwas rauer und intimer zu klingen.

Nicht dass ich auf "A Broken Heart Is An Open Heart" irgendein Problem in Produktion oder Performance ausmachen könnte; es ist schließlich nicht grundlos auf Platz 4 meiner Alben des Jahres 2019 gelandet. Gerade die Rolle der Band hat mir darauf ausgesprochen gut gefallen.

Eine Verschlimmbesserung hat hier aber zum Glück auch nicht stattgefunden. Louise Lemóns warme, zwar oft dramatische, aber nie zu divenhaft angebende Stimme ist nach wie vor eine Wohltat fürs Ohr, und ihr Stil bleibt in allen Belangen klar erkennbar.

Jeder der fünf kurzen Tracks demonstriert davon eine etwas andere Facette.
Die im Vergleich durchaus etwas spontanere Banddynamik ist vor allem im leicht bluesrockigen Anstrich des Openers / Titelstücks und im gegen Ende bombastisch gospelnden "Taurus Woman" zu spüren.

Die lyncheske Gitarre in "Forever Alone" bereichert die sakrale Atmosphäre der düsteren Soulmusik um eine coole Note.  

Spätestens wenn die Gitarre wunderschön in die Pianoballade "Bathe In Gold" hineinjammert, fällt einem allerdings das sicherlich größte Manko dieser Veröffentlichung auf: Sowohl das ganze Teil als auch insbesondere die Titel der B-Seite sind schon verdammt kurz.

Ich wünsche mir im Grunde bei vier der fünf Songs, sie würden sich noch etwas mehr steigern, noch etwas länger bleiben. Die Musik der Schwedin teast immer einen Tick mehr an, als sie am Ende einlöst. Das kann auch durchaus so gewollt sein und macht "Devil" auf jeden Fall zu einer dieser EPs, die ich auch mal mehrmals direkt hintereinander hören kann bzw. muss.

Und jedes Mal stellt sich bei der Ankunft im hymnischen Mix aus Gitarren-, Rhodes- und Orgelsounds von "All My Tears" ein melancholisch erhabenes Glücksgefühl ein.

*hach*




2020-06-06

THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE - I Foresee The Dark Ahead, If I Stay / THE MOUNT FUJI DOOMJAZZ CORPORATION - Doomjazz Future Corpses!

Auch wenn uns Jason Köhnen nach wie vor mit seinen kleiner besetzten Projekten, allen voran The Thing With Five Eyes und Bong-Ra, beglückt, so ist es nach wie vor ein Jammer, dass das im Jahr 2000 gegründete Kilimanjaro Darkjazz Ensemble logistisch und finanziell nicht zu halten war.
Experimentelle Randgruppenmusik, die irgendwo zwischen Free Jazz, Ambient, Elektronik, advantgardistischer Klassik, Post Rock, Doom, Drone und Dub lebt und doch in keinem dieser Genres ganz zu Hause ist, macht anscheinend doch nicht super sorglos reich.

Reichtum schadet auf jeden Fall auch für den Fan nicht, sind doch die Tonträger sowohl des Kilimanjaro Darkjazz Ensembles als auch der Mount Fuji Doomjazz Corporation (Alias für die dunklere, noch improvisationslastigere Seite der Band) meist nur zu Mondpreisen zu haben, insbesondere auf Vinyl.

Es sei denn, man bekommt rechtzeitig mit, wenn eine Neupressung bei Denovali vorbestellbar ist, so wie im Fall dieser beiden Alben:






Das erste Werk ist streng genommen eine Compilation, welche 2011 ausschließlich als Download erschien und nun mit neun Jahren Verspätung erstmals auf Vinyl (und ebenso CD) erhältlich ist:



THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE - I Foresee The Dark Ahead, If I Stay (white vinyl 2LP) (2011/2020)

Das Ziel dieser Zusammenstellung, die aus Material der drei Alben und einer EP, vorher unveröffentlichten Tracks und einem in einem Stück eingebetteten Cover des Breakcore-Künstlers Venetian Snares besteht, war es, den vollen Abwechslungsreichtum des Darkjazz Ensembles abzubilden.

Dies ist mehr als gelungen, spiegeln sich auf den vier unschuldig weißen LP-Seiten doch tatsächlich mindestens alle weiter oben genannten Stilrichtungen wieder.


Die innerhalb einer Zeitspanne von sechs Jahren live in den Niederlanden, Ungarn, Polen, Spanien und Slowenien aufgenommenen Titel habe alle etwas andere Schwerpunkte. So geht es hier mal zwischen Postrock und cineastischem Doomjazz schwermütelnd zu, wird dort mal geradezu leichtfüßig geswingt, oder stehen sich im Finale "The MacGuffin" Köhnens heavy verzerrter Bass, elektronisches Ambientgwaber und elegische Bläser im musikalischen Mexican Standoff gegenüber.

Auf einen spezifischen Stil "plus Gimmicks" herunterbrechen kann man das Kilimanjaro Darkjazz Ensemble dabei niemals wirklich. Die Verkittung der unterschiedlichen Elemente vollzieht sich so nahtlos und natürlich, dass man ohne Hinweis nicht einmal merken würde, dass es sich hier nicht um das Ergebnis einer einzigen zusammenhängenden Aufnahmesession handelt.

In Kombination mit der hier präsentierten enormen epochalen, sehnsuchtsvollen Wucht und der schieren Qualität des Gebotenen bewirkt das genreübergreifende Wesen von "I Foresee The Dark Ahead, If I Stay", dass ich im Grunde kaum einen Fan irgendeines Musikstils zwischen smoother Jazz Fusion, neoklassischem Soundtrack, Post- und Psychedelic Rock und experimenteller Musik als potentiellen Fan pauschal ausschließen würde.

Einsortieren unter: DeadCanBohrenSigurRósMilesDavis-Superjam.







Sucht man sich die allerlangsamsten Momente des Darkjazz Ensembles heraus, spielt sie zehnfach verlangsamt ab und lässt einen Wal dazu singen, so kommt man klanglich vielleicht in Nähe des 2007 live in Amsterdam entstandenen Debüts von The Mount Fuji Doomjazz Corporation.




THE MOUNT FUJI DOOMJAZZ CORPORATION - Doomjazz Future Corpses! (silver vinyl 2LP) (2007/2020)

"Doomjazz Future Corpses!" stürzt sich im Zeitlupentempo mit wesentlich größerer Düsternis und Heaviness auf den Hörer.

Dass Drone Metal der Marke Sunn O))) und Free Jazz eine beachtliche Schnittmenge besitzen ist Freunden des Genres natürlich bekannt. Hier wird sie in konsequentester Form zelebriert.

Der zähflüssig brummende und erhaben trompetende Doomjazzklotz ist im beiliegenden Digitaldownload zwar in neun unbetitelte Tracks aufgeteilt, doch diese Portionierung ist im Grunde komplett unnötig und rein akademisch. In Wirklichkeit rührt die Corporation eine einzige siebzigminütige Soße an.

Auf der silbernen Doppel-LP funktioniert dies natürlich nicht. Hier wird der minutenlange Dröhnton (und mindestens einer davon ist immer da) einfach konsequent ohne abfederndes Ausfaden brutal unterbrochen, was ein bisschen fies ist - irgendwie in seiner gemeinen Unvermitteltheit aber auch gerade richtig so.



Wem "I Foresee The Dark Ahead, If I Stay" gefällt, der wird ausdrücklich nicht automatisch Gefallen an "Doomjazz Future Corpses!" finden. Dafür lotet diese Inkarnation der Band einfach zu sehr die Extreme aus.

Wer allerdings eher aus der brutalen Metal-Ecke kommt und bereits freudigen Kontakt mit ultrageduldigem Drone Doom / Drone Metal in der Vita stehen hat, der mag hier allerdings durchaus den besseren Einstieg finden und sich womöglich Hals über Kopf in ein Meisterwerk des Genres verlieben, welches auch die Tore in die Welt von Ambient und Advantgarde Jazz weit öffnen kann.


Nebeneinander bilden die beiden Doppelalbum auf jeden Fall ein monumentales Spektrum der Grandiosität des Kilimanjaro/Mount Fuji-Projekts ab.

Und sie machen auch schon ein wenig Vorfreude auf Jason Köhnens neue Band Mansur, die teilweise in ähnliche Fußstapfen tritt und deren Debüt bereits - ebenfalls bei Denovali - vorbestellbar ist.






2020-06-05

BANDCAMP DAY Juni 2020, mit DOOLHOF, GOLD, JO QUAIL und THE YAZZ AHMED QUINTET

So schnell kann ein Monat um sein! Es ist (noch) Freitag, der 5. Juni und schon wieder Bandcamp-Tag, d.h. die Seite verzichtet auf Gebühren, so dass alle Einnahmen zu hundert Prozent an die Künstler gehen.

Nicht alle Musiker nehmen diesen Covid 19-Bonus in Anspruch und locken entweder mit Rabattaktionen oder spenden ihren Gewinn wiederum an einen guten Zweck.
Mein Vorsatz, das muss ich ganz ehrlich zugeben, war eigentlich, mich komplett fernzuhalten, um mein für diesen Zeitpunkt innerhalb des Monats schon genug strapaziertes Portemonaie zu entlasten.
So ganz geklappt hat dies natürlich nicht.




Hier also meine Einkäufe:



THE YAZZ AHMED QUINTET - When We Were Live (download) (2020)

Genau wie letzten Monat eröffnet Yazz Ahmed den Reigen und steht aus Dringlichkeitsgründen hier an erster Stelle, da sie uns wieder die Pistole Trompete auf die Brust setzt und ihren aktuellen Download exklusiv nur dieses Wochenende anbietet.
Dies ist an sich schon beinahe aberwitzig, denn Liveaufnahmen der "Hohepriesterin des psychedelischen Arabischen Jazz" (Bandcamp-Profiltext) und ihrer exzellenten Band verdienen generell größtmögliche Verbreitung und Beachtung.

Bei dem zusammen fünfzig Minuten langem Material handelt es sich um im Sommer 2018 aufgenommene Darbietungen von fünf Stücken. Drei stammen vom damals aktuellen Album "La Saboteuse". Dazu gibt es "Lahan Al-Mansour" vom letztjährigen Meisterwerk "Polyhymnia" zu hören, sowie einen bisher unveröffentlichten Song namens "Whispering Gallery".

Mein Eindruck aus eigenem Erleben auf dem Überjazz Festival 2018 bestätigt sich hier: Ahmeds Mix aus Orient und Okzident, aus Jazz(fusion)-Tradition und elektronischer Moderne ist besonders live ein magisches Ereignis. Fantastisch!






GOLD - The Bedroom Sessions (download) (2020)

Auch die Niederländer Gold reiten nicht ihr erstes Bandcamp-Day-Rodeo und bieten erneut eine EP, wahlweise auch im Bündel mit physischen Extras wie T-Shirts, Postkarten oder den wieder blitzschnell ausverkauften handgeschriebenen Texten und Filmfotografien an.

Nach den "Isolation Sessions" nun also die "Bedroom Sessions". Nach der Beschreibung könnte es sich hierbei auch um die schlimmere Variante des Pandemie-Entertainments handeln; Sängerin Milena Eva und Gitarrist Thomas Sciarone interpretieren im Schlafzimmer entkernte Versionen vier eigener Songs plus - und das ist die größte Bedrohung - ausgerechnet ein Cover von Bob Dylans "Blowin' In The Wing". Auweia.

Doch gerade jenes Stück entpuppt sich mit aktualisiertem Text und vergoldeter Melodieführung als ein echtes Highlight dieser kleinen, feinen und durchaus auch in einem Studio zur Welt gekommen sein könnenden Veröffentlichung. Eine wunderschöne EP im getragen geduldigen Rhythmus ganz langsamer Dead Can Dance-Stücke. Und gegen Ende in "Teenage Lust" sogar mit einer Spur von Drone.






JO QUAIL - The Parodos Cairn (download) (2020)

Normalerweise sowohl alleine mit Loops und Pedalen, als auch als Gast wild in der Welt der anspruchsvolleren Metal/Postrock/Folk/usw.-Szene herumgeigend (Gibt es eigentlich ein entsprechendes Verb für das Cello?), zeigt sich Jo Quail auf diesem etwas über sieben Minuten langem Track mal von einer anderen Seite, nämlich als Arrangeurin und Massenkollaborateurin aus Quarantänelangeweile. "The Parodos Cairn" besteht nämlich aus 167 Musik-, Geräusch und Sprachsamplefetzen, die ihr von 124 Mitwirkenden aus allen Ecken des Globus zugeschickt wurden.

Und man muss sagen, dass sie aus dem Material eine naturgemäß ziemlich vielfältige, aber dabei auch durchaus stimmige Ambient-Reise zusammengestellt hat, die mich atmosphärisch bisweilen an den Stachelgeiger Saba Alizadeh erinnert.

Der Track ist umsonst, kann aber nach eigenem Ermessen mit einer Spende belohnt werden, welche direkt an die britische Clubrettungsinitiave Save Our Venues geht.



Apropos Jo Quail allein zu Hause: Gerade erst Anfang der Woche hat sie im Rahmen des Slay At Home Festivals von Metal Injection in ihrem gewohnten Element ein paar ihrer geloopten Cello-Kompositionen zum Besten gegeben:






DOOLHOF - Doolhof (download) (2020)

Ok. Wem alles vorherige hier noch zu gefällig und hörbar war, für den gibt es nun abschließend noch eine Entwarnung: Macht euch keine Sorgen, ich bleibe dem kranken Scheiß natürlich als Hörer erhalten! Insbesondere natürlich, wenn mir mit einem Album wie in diesem Fall ein Herzenswunsch erfüllt wird, schrieb ich in meinem letzten Roadburn Festival-Review doch: "Concerning wishes for future live at Roadburn releases Doolhof are my absolute number one."

Und genau die dort einmalig aufgeführte, ultraexperimentell improvisierte Advantgardeambientnoisedroneperformance der Herren Turner (Sumac), Brooks (Dälek) und Dennis Tyfus gibt es hier nun auf die Ohren.
Was sogar großen Teilen des abenteuerlustigen tilburger Publikums vor Ort zu viel war, das bleibt auch in der Aufzeichnung großartig. Der Mix aus geräuschender Gitarre, Samples, superbassiger Elektronik und vollkommen irrem äh... Gesang ist einfach ganz gewaltige Tonkunst.

Nur darüber, ob das hastig dahingekritzelte Cover nicht evtl. noch steigerungsfähig gewesen wäre, lässt sich natürlich noch diskutieren.

Der Erlös des Albums geht - wie alle diesen Monat erschienenen Bandcamp-Releases von Aaron Turners Label SIGE Records - an diverse nordamerikanische Bürgerrechts- und Hilfsorganisationen, die sich u.a. der Lage der Schwarzen, Opfern von Polizeigewalt, aber auch der Covid-19-Vorsorge der indigenen Navajo Nation widmen. 










2020-06-03

ZIFIR - Demoniac Ethics

Nanu. Für eine Weile hatte ich mir doch tatsächlich eingebildet, hier ein Review zum 2017 erschienenen Zifir-Album "Kingdom Of Nothingness" verfasst zu haben.

Dass ich es nicht getan habe, ist einerseits schade, da die Scheibe es ja allein für ihr großartiges Coverartwork verdient hätte. Anderseits muss ich mich dafür im folgenden Text nicht groß wiederholen, denn am grundsätzlichen Sound der Türken hat sich auf dem aktuellen, erneut auf dem norwegischen Label Duplicate Records erschienenen Album an sich nichts geändert. Und das ist auch gut so.




ZIFIR - Demoniac Ethics (grey vinyl) (2020)


Der erfrischend unverklausiert religionsfeindliche Black Metal Zifirs war schon auf "Kingdom of Nothingness" klangästhetisch ganz klar den frühen Neunzigern, also schrammelig schriller Gitarre plus Drums plus Heisergekrächze verpflichtet. Das Duo verzichtete zwar nicht ganz auf einen Bass, brachte ihn im Mix aber sehr unauffällig - und sehr dicht auf der Bassdrum gespielt - unter, um den gewünschten Gesamteindruck nicht zu verwaschen.

Auf "Demoniac Ethics" ist die Gruppe nun allerdings ganz offiziell zum Trio gewachsen, was dem Viersaiter offenbar einen etwas präsenteren Auftritt erlaubt. Überhaupt muss man sagen, dass die Produktion in allen Belangen eine Nummer dicker aufträgt, ohne den rauen, ursprünglichen Geist zu verraten.

Der für die Band sehr typische Effekt, dass man sich mitunter wundert, was für eine gefühlte Breite der widerborstige Primitivsound entfaltet (Spoiler: Es liegt hauptsächlich an den einfach guten Gitarrenarrangements), ist auf dem neuen Album nicht mehr ganz so extrem. Aber dafür haut halt alles fetter rein.

Als fortgesetzte Tradition - und i-Tüpfelchen des Zifir-Sounds - werden dem garstigen Schwarzmetall auch auf "Demoniac Ethics" wieder klerikale Chöre entgegengestellt, welche an die orthoxen Gesänge von Batushka (jetzt komme man mir bitte nicht mit welche Batushka...) erinnern und enorm viel zur Atmosphäre beitragen.

Zum Verhältnis der beiden Alben zueinander kann man abschließend sagen, dass Zifir sich zweifellos sehr treu geblieben sind, aber alles noch ein bisschen besser machen als auf dem letzten Werk.

Geiler Black Metal, der in erster Linie immer noch böse kratzt und scheppert, sich durch relativ wenige entscheidende Kniffe jedoch gut und unverkennbar vom Einerlei abhebt.




Optisch weiß die Scheibe ebenfalls wieder sehr zu gefallen, wurde das Cover doch erneut von Alptraumkünstler Vergvoktre verantwortet.

Schön böse. Böse gut.