Manchmal ist es nur ein Satz oder ein Wort, welches mir im Kopf herumschwirrt, welches darüber entscheidet, ob ich eine Plattenkritik auf deutsch oder englisch verfasse.
So ist über Cirith Ungol zu schreiben, wahrscheinlich generell auf englisch immer ein bisschen einfacher, schon weil es für die Vokabel "unapologetic" einfach keine alltäglich geläufige deutsche Entsprechung gibt, die wirklich genau trifft, was damit gemeint ist.
Gegründet bereits Neunzehnhundertfuckingzweiundsiebzig, kann man die kalifornischen Heavy-Metal-Pioniere zum Zeitpunkt ihres Debütalbums "Frost And Fire" (1981) in eine Reihe mit NWoBHM-Bands wie Satan oder Angel Witch stellen, jenen Bands, also, die es ein bisschen böser und verschrobener als der Rest ihrer Genregenossen mochten - und immer noch sehr überzeugend mögen.
Spätestens nach ihrer Auflösung 1992 wurden Cirith Ungol dann zu einer jener mythischen Gruppen, deren Einfluss auf Legionen anderer Bands den eigenen kommerziellen Erfolg weit überragt.
Dass sie den Namen von Celtic Frost inspiriert hatten, war für mich persönlich viele Jahre lang im Grunde das einzige, was ich über die Gruppe wusste. Noch wichtiger ist natürlich das Riffing und der Gitarrensound, beides räudiger und roher als beim Vorbild Black Sabbath, deren Kombination weiterentwickelt von Celtic Frost, Obituary u.v.a. zu einem Death-Metal-Standard wurde.
Neben dem US-Epicmetal, über den ich ungefähr null Fachkenntnis mein eigen nenne, gehören insbesondere alle fieseren Doomspielarten inklusive Doomdeath wie Paradise Lost (tatsächlich zufälligerweise auch der Titel des letzten Prä-Reunionsalbums) zu den Stilen, für die Cirith Ungol als frühe Blaupause gelten müssen.
Sowohl im primitiven Höhlenmenschendoom von Conan, als auch im melodisch wie spielerisch anspruchsvolleren Sound von Khemmis lässt sich heute ohne Mühe - und sogar inklusive der Fantasy-Cover mit sofortigem Wiedererkennungseffekt -, ganz direkt das Erbe der alten Ungol-Klassiker erkennen.
Die Möglichkeit, dass ihre eigene Laufbahn in auch nur halb so hohen Umlaufbahnen wie beispielsweise die der Zeitgenossen Priest oder Maiden hätte verlaufen können, war jedoch bereits aus einem ganz einfachen Grund niemals gegeben. Und dieser Grund heißt Tim Baker.
Ganz egal, ob man die Band liebt oder hasst; Darin, dass seine Gesangstimme extrem kauzig, "zu viel", zu übertrieben, also ganz klar super polarisierend ist, dürften sich wohl alle Lager einig sein.
Nicht zuletzt gibt es bei aller musikalischen Langzeitwirkung ihrer Klassiker kaum eine Band, die ausgerechnet den Gesang von Cirith Ungol emuliert. Das ist den meisten dann wohl doch zu extrem. Oder - auch nachvollziehbar - sie können's einfach nicht.
Von daher wäre jetzt vielleicht ein guter Zeitpunkt für jeden Leser, der die Band noch nie gehört hat, einfach mal in beliebiges Stück der Diskographie hineinzulauschen. Wenn Du den Gesang kacke findest, dann ist nämlich alles, was ich jetzt noch schreibe, für dich nutzlos. Cirith Ungol werden auch anno 2020 nichts für dich sein.
So ist über Cirith Ungol zu schreiben, wahrscheinlich generell auf englisch immer ein bisschen einfacher, schon weil es für die Vokabel "unapologetic" einfach keine alltäglich geläufige deutsche Entsprechung gibt, die wirklich genau trifft, was damit gemeint ist.
Gegründet bereits Neunzehnhundertfuckingzweiundsiebzig, kann man die kalifornischen Heavy-Metal-Pioniere zum Zeitpunkt ihres Debütalbums "Frost And Fire" (1981) in eine Reihe mit NWoBHM-Bands wie Satan oder Angel Witch stellen, jenen Bands, also, die es ein bisschen böser und verschrobener als der Rest ihrer Genregenossen mochten - und immer noch sehr überzeugend mögen.
Spätestens nach ihrer Auflösung 1992 wurden Cirith Ungol dann zu einer jener mythischen Gruppen, deren Einfluss auf Legionen anderer Bands den eigenen kommerziellen Erfolg weit überragt.
Dass sie den Namen von Celtic Frost inspiriert hatten, war für mich persönlich viele Jahre lang im Grunde das einzige, was ich über die Gruppe wusste. Noch wichtiger ist natürlich das Riffing und der Gitarrensound, beides räudiger und roher als beim Vorbild Black Sabbath, deren Kombination weiterentwickelt von Celtic Frost, Obituary u.v.a. zu einem Death-Metal-Standard wurde.
Neben dem US-Epicmetal, über den ich ungefähr null Fachkenntnis mein eigen nenne, gehören insbesondere alle fieseren Doomspielarten inklusive Doomdeath wie Paradise Lost (tatsächlich zufälligerweise auch der Titel des letzten Prä-Reunionsalbums) zu den Stilen, für die Cirith Ungol als frühe Blaupause gelten müssen.
Sowohl im primitiven Höhlenmenschendoom von Conan, als auch im melodisch wie spielerisch anspruchsvolleren Sound von Khemmis lässt sich heute ohne Mühe - und sogar inklusive der Fantasy-Cover mit sofortigem Wiedererkennungseffekt -, ganz direkt das Erbe der alten Ungol-Klassiker erkennen.
Die Möglichkeit, dass ihre eigene Laufbahn in auch nur halb so hohen Umlaufbahnen wie beispielsweise die der Zeitgenossen Priest oder Maiden hätte verlaufen können, war jedoch bereits aus einem ganz einfachen Grund niemals gegeben. Und dieser Grund heißt Tim Baker.
Ganz egal, ob man die Band liebt oder hasst; Darin, dass seine Gesangstimme extrem kauzig, "zu viel", zu übertrieben, also ganz klar super polarisierend ist, dürften sich wohl alle Lager einig sein.
Nicht zuletzt gibt es bei aller musikalischen Langzeitwirkung ihrer Klassiker kaum eine Band, die ausgerechnet den Gesang von Cirith Ungol emuliert. Das ist den meisten dann wohl doch zu extrem. Oder - auch nachvollziehbar - sie können's einfach nicht.
Von daher wäre jetzt vielleicht ein guter Zeitpunkt für jeden Leser, der die Band noch nie gehört hat, einfach mal in beliebiges Stück der Diskographie hineinzulauschen. Wenn Du den Gesang kacke findest, dann ist nämlich alles, was ich jetzt noch schreibe, für dich nutzlos. Cirith Ungol werden auch anno 2020 nichts für dich sein.
CIRITH UNGOL - Forever Black (light blue / red marbled vinyl) (2020)
Hier ist es nun also, das Comeback-Album.
Jahrelanges Betteln von Night Demon-Bassist und Festivalveranstalter Jarvis Leatherby, welcher letztendlich sogar als Bandmitglied hinzustieß, ging der Reunion, für die die alten Mitglieder teilweise aus dem vollkommenen musikalischen Ruhestand reanimiert und zum Wiedererlernen ihrer Instrumente motiviert werden mussten, voraus.
Es folgten eine Reihe gefeierter Shows, eine Single, sogar ein Livealbum und nun endlich "Forever Black".
Und ganz wie es sich wohl alle Beteiligten und die Fans gewünscht haben, ist dieser Longplayer ein komplett aus der Zeit gefallener Anachronismus.
Das Cover von Michael Whelan reiht sich nahtlos in die Hüllen der Achtziger ein, und gleiches gilt für alles andere.
Der Opener "Legions Arise" begrüßt uns mit dem vielleicht schlimmsten aller Metal-Klischees, der (nennen wir sie einfach mal) Fistraising Battlecry-Hymne:
"We lead not the weak, they won't answer the call
As Chaos descends, false metal will fall"
As Chaos descends, false metal will fall"
Apropos "battly cry" und apropos "chaos" (#wortbaukasten); In "Stormbringer heißt es später:
"The howling winds of Chaos sound above the battly cry
As we slay the beasts and drink their souls to keep us half alive"
As we slay the beasts and drink their souls to keep us half alive"
"Fractus Promissum":
"Do we cover in the shadows or step into the light
Embrace the blinding fury borne of Chaos' holy might"
Embrace the blinding fury borne of Chaos' holy might"
"Nightmare":
"A specter in the master plan, sent here from below
Curses, Death and Chaos are the only things I know"
Curses, Death and Chaos are the only things I know"
Und so weiter und so fort.
Kann man lustig finden. Könnte man sogar belächeln, wenn die Musik nicht so hammergut wäre.
Denn das ist eben das Ding: So sehr dies nach ewiger, mit Stahl in Stein gemeißelter Heavy-Metal-Tradition riechen mag, so wenig altbacken klingt es tatsächlich.
Dass sich einige Musiker in der Zwischenzeit gar nicht aktiv mit anderen Einflüssen auseinandergesetzt haben, mag sogar dabei geholfen haben, dass "Forever Black" in seiner vollkommenen Ignoranz der letzten dreißig Jahre Musikgeschichte zu keiner Minute so klingt wie eine Zwangsübung, die man als alte Wiedergängertruppe halt braucht, um zu legitimieren, dass man live dann doch letztendlich nur das alte Zeug zockt.
Nein, dieses Album wirkt frisch und ehrlich, weil es tatsächlich das musikalische Mindset der Band authentisch wiederspiegelt.
"Forever Black" hört sich nicht einmal nach einer alten Band an, die den Geist der Frühwerke erfolgreich wieder heraufbeschwört. Nein, man hat viel mehr den Eindruck, als würde hier man tatsächlich einen originalen Klassiker auflegen, auf dem jedes Stück seit Äonen ein Hit im Liverepertoire der Gruppe sein muss.
"Forever Black" hört sich nicht einmal nach einer alten Band an, die den Geist der Frühwerke erfolgreich wieder heraufbeschwört. Nein, man hat viel mehr den Eindruck, als würde hier man tatsächlich einen originalen Klassiker auflegen, auf dem jedes Stück seit Äonen ein Hit im Liverepertoire der Gruppe sein muss.
Und auch wenn es mir fern liegt, z.B. an "King of the Dead" (1984) etwas ändern zu wollen, lässt sich nicht überhören, dass Cirith Ungol inklusive der - physikalisch geradezu unmöglich - immer noch so kranken Stimme Tim Bakers nicht nur nur mindestens so geiles Zeug wie früher abliefern, sondern in Sachen Konsistenz über eine komplette Albumlänge sogar noch zugelegt haben.
Dass "Paradise Lost" eher durchwachsen war, mag kaum jemand bestreiten, doch auch die vorigen drei Alben hatten bei aller kultigen Heiligkeit doch allesamt ihre Tracks oder zumindest Passagen, die im Vergleich zum Rest nicht ganz so dolle toll waren.
"Forever Black" aber ist von vorne bis hinten durchgehend überragend.
Ich will mich damit nicht darauf festlegen, dass wir es hier mit dem besten Cirith Ungol-Album aller Zeiten zu tun haben, denn eine solche Beurteilung machen die dreißig bis vierzig Jahre zwischen den Veröffentlichungen dann doch unmöglich.
Eines jedoch steht für mich fest: Wer auf den alten Scheiß steht und hiermit nichts anfangen kann, der ist nicht mehr ganz frisch in der Birne.
Eines jedoch steht für mich fest: Wer auf den alten Scheiß steht und hiermit nichts anfangen kann, der ist nicht mehr ganz frisch in der Birne.
Neben der Musik ist auch das Gesamtpaket mal wieder eine Eins, denn wie schon die Wiederveröffentlichen der ersten drei und des vierten Albums ist die Scheibe optisch schick aufgemacht, enthält Texte, ist in verschiedenen lustigen Vinylfarben erhältlich und kommt mit einem großformatigen Poster des Covers.
Fazit: Perfekt!
(Und das sagt ein ansonsten wahrhaftig nicht allergrößter Traditionsmetalfundamentalist.)
(Und das sagt ein ansonsten wahrhaftig nicht allergrößter Traditionsmetalfundamentalist.)
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