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2020-05-29

WANG WEN - 0.7

Wang Wen teilen sich nun schon seit einigen Jahren mit den oftmals eng verwandten, weltweit allerdings weitaus etablierteren Japanern Mono den Titel meiner persönlichen Lieblings-Postrockgruppe.

Wang Wens Sound ist ist dabei dabei im direkten Vergleich vielleicht nicht ganz so überwältigend intensiv, dafür allerdings stilistisch noch etwas breiter aufgestellt.

Die Anfänge der Band sind mir bisher noch nicht bekannt, doch so weit ich nun in die frühere, nur in China veröffentlichte Diskographie zurückgehört habe - also bis zum 2010 erschienen Album "L & R" - war das technische und kompositorische Niveau der Gruppe eigentlich  immer schon weitgehend gegen ernsthafte Kritik immun.

Dies gilt auch für das nun von Pelagic Records neu aufgelegte sechste Album.




WANG WEN - 0.7 (LP) (2012/2020)


"0.7" besteht aus sieben Titeln, beginnt mit dem Opener "2012" und erschien ursprünglich 2012. Nein, Wang Wen lassen einem wirklich keinen Spielraum für Mysterien.

Das hindert die Musik jedoch zum Glück nicht daran, einen dennoch auf ganz große Weltfluchtreise mitzunehmen. Die typisch fernöstlichen Melodieführungen sind vorhanden, aber oft noch nicht so sehr ausgeprägt wie auf späteren Werken, und die heute so prägenden Bläser finden auf "0.7" noch gar nicht statt. Beides fiel mir allerdings erst wirklich auf, als ich mich spezifisch auf diese Merkmale konzentriert habe, denn in diesen epochalen Instrumentalstücken zwischen traumhafter Schönheit, über auch mal beschwingte lateinamerikanische Einflüsse oder tragische Streicher bis zum hoch im Himmel explodierenden Wall of Sound, fällt es ungemein schwer, irgend etwas zu vermissen.

Nein, dass der Gipfel von Wang Wens Originalität hier noch in der Zukunft liegt, schmälert den Genuss von "0.7" in keiner Weise.

Die Chinesen lieben verspielte Details, platzieren hier mal einen Part, der - auch wenn nicht quantenmathematisch verknotet - eher an eine Progrockband denken lässt, lassen dort mal das Jazzpiano hüpfen, ordnen alle Bestandteile ihres eklektischen Postrocks jedoch immer dem Grundprinzip des Genres unter, dass die ganz große, nicht in Worte zu fassende Gefühlskaskade das oberste Maß aller Dinge ist.

Wie gewohnt wird auch der visuellen Aspekt nicht vernachlässigt. Mit einer so außergewöhnlichen Präsentationsform wie bei "Sweet Home, Go!", "Invisible City" oder gar "In Course Of The Miraculous" haben wir es hier zwar nicht zu tun, das großformatige, stimmungsvollen Gemälden gewidmete Booklet macht aber durchaus was her.




Fazit: 2012 war ein gutes Jahr. Ich will zurück!

Aber immerhin hat das Loserjahr 2020 als eines seiner raren Highlights dieses Album zurückgebracht.






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