In ihrem Heimatland China ist die siebenköpfige, überwiegend instrumentale Postrock-Band Wang Wen eine beachtlich große Nummer. Musikalische Innovatoren, Vorreiter der Vinyl-Renaissance und eine der wenigen auch im Ausland auftretenden Rockgruppen.
Doch eigentlich ist dieses erste Auftauchen der Band in diesem Blog gar nicht für eine allgemeine Einführung der Band geeignet, denn das hier vorliegende Fotobuch inklusive vier 10"-Schallplatten und einer DVD verhält sich sowohl vom physischen Umfang der Veröffentlichung als auch von der Sonderstellung des musikalischen Inhalts im Œuvre der Künstler ähnlich wie Motorpsychos "Konsert For Folk Flest" zu deren üblichen Schaffen.
Im Zentrum steht auch hier eine einmalige Liveperformance in ungewöhlicher Kulisse...
Doch eigentlich ist dieses erste Auftauchen der Band in diesem Blog gar nicht für eine allgemeine Einführung der Band geeignet, denn das hier vorliegende Fotobuch inklusive vier 10"-Schallplatten und einer DVD verhält sich sowohl vom physischen Umfang der Veröffentlichung als auch von der Sonderstellung des musikalischen Inhalts im Œuvre der Künstler ähnlich wie Motorpsychos "Konsert For Folk Flest" zu deren üblichen Schaffen.
Im Zentrum steht auch hier eine einmalige Liveperformance in ungewöhlicher Kulisse...
WANG WEN - In Course Of The Miraculous (4 x 10" vinyl Fotobuch + DVD) (2016)
Wer z.B. "Hero" oder "House Of Flying Daggers" kennt, der weiß, dass im chinesischen Kino, wenn es dem Regisseur möglich ist, ungerne gekleckert wird. Und so schlägt Cheng Rans "In Course Of The Miraculous", die Verfilmung des Schicksals eines einsamen Atlantikseglers, bei stolzen 9 (neun!) Stunden an.
Bei diesen Dimensionen ist es für den gewöhnlichen Durchschnittscineasten wohl nur eine Randnotiz, dass die Abspannmusik im passenden Verhältnis selbst schon so lang ist wie anderswo ein ganzer Film.
Für Musikfans hingegen wird es gerade hier natürlich interessant, kommen nun doch Wang Wen mit einem kompletten einstündigen Liveauftritt, sowie mehreren Studiotracks ins Spiel.
Die Bilder im edel aufgemachten Fotobuch, welches auch alle Bild- und Tonträger enthält, zeigen in Farbe Fotos der Performance und in schwarzweiß Eindrücke der Studioarbeit.
Von außen wurden die für den europäischen Markt bestimmten Exemplare leider auf der Reise durch die Schrauben, die den Einband zusammenhalten, etwas lädiert. Pelagic Records hat den Vorbestellern netterweise extra eine Mail mit Fotos und der Möglichkeit zu stornieren geschickt, doch so dramatisch sind diese paar Kratzer wirklich nicht. Da sehen einige LP-Hüllen in meinem Regal (auch durch eigene Doofheit) wirklich wesentlich mitgenommener aus.
Der hintere Teil besteht aus Papptaschen für die vier Vinylscheiben, während die DVD in einer Einsparung an der Umschlagseite des Buches untergebracht ist. Da diese allerdings ziemlich eng ist, gestaltet sich die Herausnahme recht mühsam und könnte Kratzer hervorrufen, weshalb ich eine permanente Auslagerung der Silberscheibe empfehle.
Ich habe mir "In Course Of The Miraculous" zunächst einmal auf dem Plattenteller zu Gemüte geführt und dabei festgestellt, dass das Auflegen dieses Albums vor allem ein Ritual maximaler Entschleunigung darstellt.
Zum Teil liegt dies natürlich bereits daran, dass man insgesamt sieben Mal - meistens nach etwa einer Viertelstunde Spielzeit - die Seite wechseln muss.
Der Liveauftritt, eine durchgehende, komplett auf wenigen Themen aufgebaute Improvisation, welche die endlose Weite des Ozeans in Klangbilder überträgt, wurde dabei auf fünf Seiten verteilt, während die letzten drei Seiten den sieben jeweils unterhalb der Zehn-Minuten-Marke liegenden Studiotracks gehört.
Die Musik ist auf allen Tracks ganz eindeutig dem eigentlich außerhalb der gewohnten Komfortzone von Wang Wen liegenden Ambient-Genre zuzuordnen.
In langsamen Wogen dröhnt, schwingt, surrt und schwebt man durch eine Vielzahl unterschiedlicher Klangfarben, die sich zu einer einzigen großen Stimmung verdichten.
Ein durchgehendes Grunddröhnen bleibt während der Liveperformance zwar fast immer erhalten und lullt einen gemeinsam mit den ziemlich starken Laufgeräuschen der Tonträger (Sind diese Plastikhüllen so begünstigend für statische Aufladungen?) regelrecht ein, ähnlich wie es die meisten Alben von Sunn O))) tun. Die Band versteht es allerdings, die Aufführung in mehrere klar unterscheidbare Bewegungen zu gliedern, so dass es auch durchaus möglich und sinnvoll ist, die einzelnen Seiten aus dem Kontext losgelöst für sich zu hören.
Das lohnt sich vor allem in der zweiten Hälfte, wenn die melodischen und rhythmischen Elemente konkreter werden und sich zu mächtigen Crescendos steigern.
Die Studiotracks sind thematisch konzentrierter, schließen atmosphärisch aber direkt an und ergänzen das Gesamtwerk nicht nur qualitativ. Immerhin fünfundverzig Minuten messen sie schließlich zusammen, man hätte sie also durchaus auch seperat veröffentlichen können.
Es gibt Livealben, die ich in der Audioversion bevorzuge. Und dann gibt es Alben wie Björks "Biophilia Live", welches ich erst durch das Video vollends verstanden und zu schätzen gelernt habe.
"In Course Of The Miraculous" gehört ebenfalls zu jener zweiten Kategorie. Zu sehen, wo Wang Wen welche Streicher, mit Bogen gespielte Gitarren, Bläser, Percussion, Klangschalen, Glockenspiele usw. benutzen mag vielleicht ein wenig entmystifizierend wirken, steigert für mich allerdings nur die Bindung zur Musik.
Vor allem aber spürt man die Magie der Location. Das Konzert fand nämlich in einer großen Filmstudio-Halle statt, von der ein großer Teil mit Wasser geflutet wurde. Ein Segelboot schwimmt darin, und auch ein paar Eisberge gehören zum Set. Die Bühne liegt nun mitten in diesem großen Studio-Ozean, so dass die Musiker direkt am Wasser spielen. Das trägt nicht nur zur ungewöhnlichen Akustik bei, sondern liefert im Zusammenspiel mit der Lightshow auch einige ganz faszinierende Bilder.
Ich habe durch das Video tatsächlich erst begriffen, wie brilliant die Band hier agiert.
"In Course Of The Miraculous" gehört auf meinem Einkaufszettel zweifelsohne zu den luxuriöseren Musikanschaffungen. Und ich bereue den Kauf trotz der genannten Mängel nicht. Denn dieses Konzert und Gesamtpaket ist einfach großartig und mit viel Liebe gemacht.
Und konzeptionell passt es natürlich auch sehr gut ins Programm des Hauslabels von The Ocean.
Parallel habe ich mir übrigens das fantastische letzte (normale und daher ganz andere) Studioalbum "Eight Horses" gegönnt, dessen Nachfolger wiederum in knapp zwei Wochen ins Haus steht. Ich glaube, Wang Wen können in den folgenden Tagen und Wochen noch zu meiner Lieblings-Post Rock-Band avancieren.
Zumindest bis im November das nächste Livekonzert von Mono ansteht.
Bei diesen Dimensionen ist es für den gewöhnlichen Durchschnittscineasten wohl nur eine Randnotiz, dass die Abspannmusik im passenden Verhältnis selbst schon so lang ist wie anderswo ein ganzer Film.
Für Musikfans hingegen wird es gerade hier natürlich interessant, kommen nun doch Wang Wen mit einem kompletten einstündigen Liveauftritt, sowie mehreren Studiotracks ins Spiel.
Die Bilder im edel aufgemachten Fotobuch, welches auch alle Bild- und Tonträger enthält, zeigen in Farbe Fotos der Performance und in schwarzweiß Eindrücke der Studioarbeit.
Von außen wurden die für den europäischen Markt bestimmten Exemplare leider auf der Reise durch die Schrauben, die den Einband zusammenhalten, etwas lädiert. Pelagic Records hat den Vorbestellern netterweise extra eine Mail mit Fotos und der Möglichkeit zu stornieren geschickt, doch so dramatisch sind diese paar Kratzer wirklich nicht. Da sehen einige LP-Hüllen in meinem Regal (auch durch eigene Doofheit) wirklich wesentlich mitgenommener aus.
Der hintere Teil besteht aus Papptaschen für die vier Vinylscheiben, während die DVD in einer Einsparung an der Umschlagseite des Buches untergebracht ist. Da diese allerdings ziemlich eng ist, gestaltet sich die Herausnahme recht mühsam und könnte Kratzer hervorrufen, weshalb ich eine permanente Auslagerung der Silberscheibe empfehle.
Ich habe mir "In Course Of The Miraculous" zunächst einmal auf dem Plattenteller zu Gemüte geführt und dabei festgestellt, dass das Auflegen dieses Albums vor allem ein Ritual maximaler Entschleunigung darstellt.
Zum Teil liegt dies natürlich bereits daran, dass man insgesamt sieben Mal - meistens nach etwa einer Viertelstunde Spielzeit - die Seite wechseln muss.
Der Liveauftritt, eine durchgehende, komplett auf wenigen Themen aufgebaute Improvisation, welche die endlose Weite des Ozeans in Klangbilder überträgt, wurde dabei auf fünf Seiten verteilt, während die letzten drei Seiten den sieben jeweils unterhalb der Zehn-Minuten-Marke liegenden Studiotracks gehört.
Die Musik ist auf allen Tracks ganz eindeutig dem eigentlich außerhalb der gewohnten Komfortzone von Wang Wen liegenden Ambient-Genre zuzuordnen.
In langsamen Wogen dröhnt, schwingt, surrt und schwebt man durch eine Vielzahl unterschiedlicher Klangfarben, die sich zu einer einzigen großen Stimmung verdichten.
Ein durchgehendes Grunddröhnen bleibt während der Liveperformance zwar fast immer erhalten und lullt einen gemeinsam mit den ziemlich starken Laufgeräuschen der Tonträger (Sind diese Plastikhüllen so begünstigend für statische Aufladungen?) regelrecht ein, ähnlich wie es die meisten Alben von Sunn O))) tun. Die Band versteht es allerdings, die Aufführung in mehrere klar unterscheidbare Bewegungen zu gliedern, so dass es auch durchaus möglich und sinnvoll ist, die einzelnen Seiten aus dem Kontext losgelöst für sich zu hören.
Das lohnt sich vor allem in der zweiten Hälfte, wenn die melodischen und rhythmischen Elemente konkreter werden und sich zu mächtigen Crescendos steigern.
Die Studiotracks sind thematisch konzentrierter, schließen atmosphärisch aber direkt an und ergänzen das Gesamtwerk nicht nur qualitativ. Immerhin fünfundverzig Minuten messen sie schließlich zusammen, man hätte sie also durchaus auch seperat veröffentlichen können.
Es gibt Livealben, die ich in der Audioversion bevorzuge. Und dann gibt es Alben wie Björks "Biophilia Live", welches ich erst durch das Video vollends verstanden und zu schätzen gelernt habe.
"In Course Of The Miraculous" gehört ebenfalls zu jener zweiten Kategorie. Zu sehen, wo Wang Wen welche Streicher, mit Bogen gespielte Gitarren, Bläser, Percussion, Klangschalen, Glockenspiele usw. benutzen mag vielleicht ein wenig entmystifizierend wirken, steigert für mich allerdings nur die Bindung zur Musik.
Vor allem aber spürt man die Magie der Location. Das Konzert fand nämlich in einer großen Filmstudio-Halle statt, von der ein großer Teil mit Wasser geflutet wurde. Ein Segelboot schwimmt darin, und auch ein paar Eisberge gehören zum Set. Die Bühne liegt nun mitten in diesem großen Studio-Ozean, so dass die Musiker direkt am Wasser spielen. Das trägt nicht nur zur ungewöhnlichen Akustik bei, sondern liefert im Zusammenspiel mit der Lightshow auch einige ganz faszinierende Bilder.
Ich habe durch das Video tatsächlich erst begriffen, wie brilliant die Band hier agiert.
"In Course Of The Miraculous" gehört auf meinem Einkaufszettel zweifelsohne zu den luxuriöseren Musikanschaffungen. Und ich bereue den Kauf trotz der genannten Mängel nicht. Denn dieses Konzert und Gesamtpaket ist einfach großartig und mit viel Liebe gemacht.
Und konzeptionell passt es natürlich auch sehr gut ins Programm des Hauslabels von The Ocean.
Parallel habe ich mir übrigens das fantastische letzte (normale und daher ganz andere) Studioalbum "Eight Horses" gegönnt, dessen Nachfolger wiederum in knapp zwei Wochen ins Haus steht. Ich glaube, Wang Wen können in den folgenden Tagen und Wochen noch zu meiner Lieblings-Post Rock-Band avancieren.
Zumindest bis im November das nächste Livekonzert von Mono ansteht.
Highlights: In Course Of The Miraculous Part 4 + Part 5, Distance, Till The End
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