Doppelt hält besser, sagt der Volksmund. Und auch wenn das Volk oft blödes Zeug von sich gibt, kann man in diesem Fall wohl kaum etwas verkehrt machen, wenn man seinem Ratschlag folgt. Das jedenfalls dachten sich auch Kanaan und beglücken uns bereits im ersten Quartal des Jahres mit zwei neuen Alben.
Nach den spontan gemeinsam mit Jonas Munk eingejammten "Odense Sessions" im Februar folgte im April mit "Double Sun" das zweite reguläre Studioalbum der Norweger.
Nach den spontan gemeinsam mit Jonas Munk eingejammten "Odense Sessions" im Februar folgte im April mit "Double Sun" das zweite reguläre Studioalbum der Norweger.
KANAAN - Double Sun (LP) (2020)
Das auf dem Cover mit zwei unterschiedlichen grafischen Darstellungen der Sonne begonnene Pärchenspiel setzt das Trio auch in der Tracklist noch fort. So beginnen beide Schallplattenseiten jeweils mit einem vergleichsweise kurzen Track. "Worlds Together" und "Worlds Apart" beruhen beide auf derselben Melodie, aber das muss man schon wissen, da die Spielweisen der Stücke wirklich komplett unterschiedlich sind.
Ein weiteres Doppel bildet der in zwei aufeinander folgenden Teilen präsentierte Titeltrack, auf dem die Band zudem von einem zweiten Gastgitarristen unterstützt wird.
Stilistisch ist "Double Sun" zwar wieder geplanter / komponierter als die "Sessions", doch von einer kompletten Rückkehr zur vorigen Formel kann nicht die Rede sein.
Wenn man - was an sich schon grob vereinfacht ist -, die Instrumentalmusik von Kanaan in die drei Komponenten Powertrio-Rock, Psychedelia und Jazz Fusion aufteilt, dann kann man z.B. feststellen, dass der letztgenannte Aspekt zwar über die gesamte Albumlänge an Bedeutung verloren hat, sich allerdings wenn er - wie im wilden Mahavishnu-Freakout von "Worlds Apart" - in den Vordergrund tritt, dies umso imposanter tut.
Das Psychedelische ist auf jeden Fall - dem Trend des Februar-Albums folgend - wichtiger geworden, sei es auf floydsche, mit Orgel unterlegter, getragene Art wie im Opener, in Form des langsam gitarrenblubbernden (und sich später zu Black Sabbath-Heaviness steigernden) Jam von "Double Sun Pt. 1" oder als mechanisch treibender Krautrock wie in "Double Sun Pt. 2".
Bleiben noch der über zwölfminütige längste Track "Mountain", welcher als treibender Fuzzrock beginnt, sich zwischendurch verträumt absenkt und durchweg von ausdrucksstarken Leadgitarren bestimmt wird, welche auch aus den Fingern der El Paraiso-Labelkollegen Monarch stammen könnten.
"Öresund" schließlich ist mit wüstenrockenden, melodischen und ätherisch schwebenden Gitarren über nimmermüden Zappelrhythmus wohl die Nummer, welche das Spektrum des Albums am meisten in sich zusammenfasst.
Ich gebe zu, dass Kanaan im Sinne eines Alleinstellungsmerkmals für mich immer noch am meisten Kanaan sind, wenn Ingvald André Vassbø seine Superjazzpillen nimmt und an den Drums so richtig ungezügelt durchdreht, was nur in einer Minderzahl der Stücke geschieht.
Aber es ist ja nicht Aufgabe der Band, genau den Zirkusäffchentanz aufzuführen, den ich bestellt habe. Und nicht dass wir uns falsch verstehen: Das Songwriting der Gruppe ist hörbar (weiter) gereift und "Double Sun" ist ohne Zweifel von Aufgang bis Untergang ein durchgehend schweinegutes, mitreißendes Album.
Die Entwicklung von Kanaan schreitet also weiter voran. Und ich liebe es!
Gar nicht auszumalen, wie viele Sprünge und Veröffentlichungen die Drei weiter sein werden, wenn man endlich wieder unter normalen Umständen live spielen kann. Mein Verstand explodiert vorsorglich jetzt schon.
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