Sometimes German, sometimes English. • The title of this blog used to change from time to time. • Interested in me reviewing your music? Please read this! • I'm also a writer for VeilOfSound.com. • Please like and follow Audiovisual Ohlsen Overkill on Facebook!

2020-05-16

BILL LASWELL - Against Empire

Ich hatte da doch im letzten Review noch etwas offen im Raum stehen gelassen.

Also, das für mich neben den neuen Scheiben von Oranssi Pazuzu und Dool (naaa gut, eigentlich auch Bada) wirklich große Album des Aprils 2020 hat für mich Jazz/Dub/Funk/Advantgarde/usw.-Bass-Riese Bill Laswell veröffentlicht.



BILL LASWELL - Against Empire (CD) (2020)

Ob Klassiker oder Zeitgenössisches, die vier durchschnittlich viertelstündigen Stücke von "Against Empire" zwingen einen allesamt dazu, die ganz großen Namen als Vergleich heranzuziehen.

So beginnt der Opener sogleich mit einem Saxophon, welches ganz tief den Geist von John Coltranes "A Love Supreme" atmet, um kurz darauf in eine Bläserharmonie zu wechseln, welche sich so auch als typisches Element auf einem Album von Kamasi Washington wiederfinden könnte. Der Urheber ist jedoch noch eine ganze Spur legendärer, ist doch Spiritual-Jazz-Gigant Pharoah Sanders selbst hier an der Seelentröte zu hören.

Die weltmusikalische und funkige Note des Stücks lässt mich schnell an Herbie Hancocks "Sextant" denken, und wessen Name ist hier als weiterer Kollaborateur aufgeführt? Genau!



Namen sind überhaupt das einzige, was das CD-Digipack in Bezug auf die Musiker hergibt. Welches Instrument auf welchem Track? Das zählt wohl als Information, die bereits von der Musik an sich ablenkt. Dabei hätte man es durchaus zum Konzept erheben können, dass Laswell die rhythmische Basis jedes Songs mit jeweils einem anderen Rockdrummer eingespielt hat.
Der populärste - und doch in diesem Zusammenhang etwas überraschende - Name darunter ist sicherlich Red Hot Chili Pepper Chad Smith, der - so nehme ich es doch jedenfalls stark an - den zweiten Track "Tabu" markant bestimmt.



Komplettiert wird die insgesamt neunköpfige Besetzung des Album durch Multiinstrumentalist Peter Apfelbaum an Saxofon, Flöte und Keyboards, sowie Perkussionist Adam Rudolph, der sich vor allem im langen Ambient-Mittelteil von "Tabu" als großer Freund der Triangel herausstellt. So auffällig hört man das Instrument nicht alle Tage.

Eingeleitet mit minutenlanger Schlagzeugeskalation durch Hideo Yamaki und ständig in neue rhythmische Richtungen umschwenkend ist "Shadowline" der am offensivsten freejazzende Titel  von "Against Empire". Laswell bleibt hier am Bass sozusagen als Kontrapunkt mit seinem typisch blubbernden Dub-Sound betont entspannt.

Ach ja - und das Ding hat ein Zwischenspiel und einen Epilog, die für sich in ganz anderem Zusammenhang glatt als - haha, festhalten! - Dungeon Synth durchgehen könnten.



"The Seven Holy Mountains" schließlich ist ein weiterer Jazz-Fusion-Wirbelwind, der den Geist von sowohl John als auch Alice Coltrane mit jeder Menge Percussiongewusel durch unterschiedliche Spielarten inklusive in später elektrischer Phase orgelndem Miles Davis bläst.



Überhaupt hat Bill Laswell hier ein Album abgeliefert, welches in seinem Mix aus Studiokomposition und Improvisation in ganz direkter Tradition von Davis-Klassikern wie "Bitches Brew" steht.
Wer Weather Report und Konsorten mag, aber auch für neuere Einflüsse aus weiteren Genres die Ohren offen hat, für den gibt es auf "Against Empire" unendlich viel zu entdecken.

Dies gilt natürlich auch für alle Fans der hier beteiligten Protagonisten, deren Namen "Against Empire" vollends gerecht wird. Die alten Meister beweisen hier, dass sie nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt haben.

Ein wahrhaft reiches, viel Liebe zur Musik an sich verströmendes Werk.







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen