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2018-11-24

WANG WEN - Invisible City

Direkt vor ihrer Europatour über den Jahreswechsel im Studio von Sigur Rós auf Island aufgenommen, ist im September ein neues Album der Post-Rocker Wang Wen erschienen.




WANG WEN - Invisible City (exclusive band edition coloured 2LP / special packaging) (2018)


Es ist ja nicht das erste Mal, dass mich die Chinesen zum Kauf eines der luxuriöseren Musikpakete des Jahres verleiten. 2016 gab es mit der 4x10"+DVD+Fotobuch-Veröffentlichung "In Course Of The Miraculous" und dem ungewöhnlich designten regulären Album "Sweet Home, Go!" sogar gleich zwei davon.

Auch das neue, auf LP dreiseitige Album (Seite D hat ein Edging) besticht durch ein nicht alltägliches Design. Und entscheidet man sich noch für die "Band Edition" dann bekommt man ein ganz spektakuläres Teil mit transparenter Außenhülle, Aufklappoptionen und selten gesehenem Vinylfarbmuster. Das sieht alles sogar noch schicker aus, als ich es fotografisch festhalten konnte:


 
 
 
 
 


Der einzige Nachteil, den ich nicht bedacht hatte, ist, dass diese Variante nicht von Pelagic Records verpackt wurde und deswegen keinen Downloadcode enthält.


Musikalisch schließen Wang Wen, jetzt nur noch in sechsköpfiger Besetzung, auf "Invisible City" an den Vorgänger an. Es ist erneut die reine, mit ihrem speziellen Bouquet abgerundete, eskapistische Post-Rock-Lehre mit einer sehr präzise aufeinandersitzenden Rhythmussektion, in der sich Ausflüge in extremere Genres wie noch auf "Eight Horses" sehr rar machen.

Auch auf Gesang wird wieder weitgehend verzichtet, nur das einzige über zehn Minuten lange Stück "Stone Scissors" wartet mit sehr verfremdeten Vocoder-Stimmen auf, wie die Gruppe sie auch schon 2010 auf "L & R" verwendet hat, während bei "Lost In Train Station" Sprachsamples in die Bresche springen.


Wang Wen live 2018
Das unverkennbarste Markenzeichen neben den gelegentlich chinesisch-folkloristischen Anflügen von Gitarre und Keyboards bleiben die Blasinstrumente. Wenn Huang Kai Althorn oder Trompete erklingen lässt, dann droht höchste Seelenentschwebungsgefahr.

Doch Wang Wen belassen es selten bei den perfekt umgesetzten Schöngeistigkeiten. Nicht nur entwickeln die Grooves bisweilen eine bewusste harte Kantigkeit oder walzen plötzlich unerwartet fette Bass/Gitarren-Wände aus den Boxen. Nein, man merkt zudem auch, dass ihnen im Studio viele analog-elekronische Spielzeuge zur Verfügung standen, mit denen sie reichlich experimentiert haben, man lausche da z.B. dem kratzbürstigen Herumgeräusche in "Mail From The River".

Eine gewisse Spannung zwischen Zeitlosigkeit und Moderne erhalten Wang Wen über die gesamte Länge des Albums aufrecht, so dass meine Zuhörerphantasie immer wieder zu einem Dronenflug durch endlose melancholische bis brutalistische chinesische Metropolen aufbricht.
 

Die Produktion ist fabelhaft. Perfektionistisch, sortiert, aber auch ungestüm, wenn sie es sein muss. Insgesamt wirkt der Sound noch ganzheitlicher als auf "Sweet Home, Go!", es gibt also zumindest gefühlt weniger Klangunterschiede zwischen den einzelnen Tracks.

Trotzdem möchte ich hier gar nicht mit besser oder schlechter anfangen. "Invisible City" ist einfach eine weitere Großtat innerhalb einer ohnehin herausragenden Diskographie.


Genau wie bei der Abbildung der Plattenhülle habe ich auch bei der Beschreibung von Wang Wens Musik das Gefühl, dem Gebotenen in diesem Review niemals gerecht werden zu können.

Ich liebe diese Gruppe einfach. Für mich persönlich sind sie aktuell mindestens die zweitbeste Post-Rock-Band dieses Planeten!





Highlights: Stone Scissors, Silenced Dalian, Lost In Train Station



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