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2018-11-08

KIKAGAKU MOYO - Masana Temples

Vor kurzem habe ich hier ein Album mit brilliantem Coverartwork rezensiert, welches irgendwie mit Formen (Mythic Sunship "Another SHAPE Of Psychedelic Music") zu tun hatte und sich musikalisch als eines der wahrscheinlich besten Psych-Alben 2018 herausstellte.

Heute rezensiere ich hier ein Album mit brilliantem Coverartwork, welches irgendwie mit Formen zu tun hat ("Kikagaku Moyo" = "geometrische Muster") und sich musikalisch... ok, wir wollen ja nicht gleich alles spoilern, oder?




KIKAGAKU MOYO - Masana Temples (green vinyl) (2018)


Es führt kein Weg daran vorbei: Bei diesem Album muss man zunächst einmal angesichts der Verpackung ausflippen! Schon vom Zeichenstil und der Farbgebung her fällt mir wirklich nichts ein, was mit dem Artwork, welches Phannapast Taychamaythakool für die Band gezaubert hat, vergleichbar wäre. Dass ich bei einer Platte beinahe die komplette Laufzeit über das Cover in der Hand halte, um Stimmung und Details zu bestaunen, kommt nicht alle Tage vor.

Und ich bin gewiss nicht der einzige, der sich die grünvinylige Version von "Masana Temples" in erster Linie wegen des Gatefold-Covers gegönnt hat. Die normale schwarze Variante enthält zwar ebenso  das Panorama-Motiv, allerdings verteilt auf die zwei Seiten der Innenhülle.




Optisch kann das Album also schon einmal alles.
Der Klang des Tonträgers ist ebenso einwandfrei.

Und musikalisch?

Die einfachste Beschreibung wäre wohl die Feststellung, dass Kikagaku Moyos Musik in jeder Beziehung perfekt zur äußeren Erscheinung des Albums passt.
Es sind Klänge, die einen zu unbekannten, märchenhaften Orten voller buntem Leben entführen. Einzelne Elemente sind vertraut, doch ihre Kombination fühlt sich einzigartig an.

Die Japaner brauen auf "Masana Temples" ein Gemisch aus psychedelischem Krautrock, fernöstlichen und in Form der Sitar sehr prominenten indischen Einflüssen. Doch auch tarantinoeske Coolness und jazzige Gelassenheit finden hier und da ihren Platz.

Die Basis sind meistens ruhige, manchmal geradezu naive Töne, in die auch alle (soweit ich weiß durchgehend japanischen) Gesangspassagen eingebettet sind. Tatsächlich muss ich schon sehr angestrengt nachdenken, um auf Rockbands zu kommen, in denen vergleichbar sanft gesungen wird.

Erstaunlicherweise hindert dies die Musik aber niemals daran, aufregend zu sein. Hier ist zu jedem Moment eine Menge los, ohne dass es zum überproggten Selbstzweck wird. Und wenn die aufgebaute Spannung aufgelöst wird, geschieht dies mit einer genauso virtuosen wie natürlich wirkenden Dynamik.

Kikagaku Moyo live auf dem Roadburn 2018
Im Vergleich zu "House In The Tall Grass", dem einen älteren Album, welches ich mir nach den fabelhaften Auftritten von Kikagaku Moyo auf dem Roadburn Festival (einmal regulär alleine, einmal im großen gemeinsamen Jam mit Earthless) zugelegt habe, ist das Songwriting deutlich straffer und fokussierter geworden. Jeder Ton ist bewusst komponiert, die Arrangements sind äußerst präzise und die Band verliert sich trotz des gewaltigen Talents dafür niemals im Jam-Leerlauf.

Nein, "Masana Temples" enthält keine Minute Füller, alles ist tolles Songwriting voller Ohrwürmer, die auch nach Wochen bei jedem Hören besser werden. Und doch hat das Album diese transzendierende Qualität eines spontanen spacigen Jams, bei dem die Sterne perfekt stehen.


Nicht als i-Tüpfelchen, sondern eher schon als logische Konsequenz ist auch die Produktion des Ganzen großartig. Ein so sauberer, aber nicht klinischer Klang, der in jeder Lautstärke, ob im Vorder- oder Hintergrund funktioniert, ist keine Selbstverständlichkeit.

An "Masana Temples" stimmt für mich alles. Selbst die relativ kurze Spielzeit von vierzig Minuten mag mich nicht ernsthaft stören, sondern motiviert mich eher, das Album einfach nochmal zu hören.


Das Fazit kann nur sein, was ich wahrscheinlich ganz am Anfang schon dezent angedeutet habe: Kikagaku Moyo haben hier eines der besten Psychedelic Rock-Alben des Jahres gezaubert.

Ich freue mich jetzt schon, die Band in zweieinhalb Wochen wieder live zu erleben!







Highlights: Gatherings, Dripping Sun, Nana, Orange Peel




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