Eines wenigstens war einfach in der vergangenen Woche, nämlich die Auswahl dieses Bildes.
Es ist das letzte Foto, welches ich von der schönsten, liebsten, besten aller Katzen aufgenommen habe. Es entstand ungefähr sechs Stunden bevor ich sie einschläfern ließ.
Das war am Mittwoch, und danach geschahen selbstverständlich noch mehr Dinge diese Woche.
Unter anderem war da die nach langer Pause dringend notwendige Wiederaufnahme des Probebetriebes meiner Band. Gestern hörte sich das zum Glück schon deutlich besser an als am Donnerstag. Seit zehn Tagen wissen wir, dass endlich mal wieder ein Auftritt ansteht, nämlich nächsten Freitag in Itzehoe, und zwar ausgerechnet auf einem Benefizkonzert für das dortige Tierheim!
Dauerhafter in Erinnerung bleiben wird mir allerdings die erste Wochenhälfte, das ist klar.
In der Zeit vom Entschluss zur Euthanasie des über zehn Jahre geliebten Haustieres am Montag, bis zur Beerdigung am Donnerstagvormittag, waren es vor allem drei konkrete Erfahrungen, die mich nachhaltig beeindruckten:
- Der Abschied - Am Dienstagabend haben wir uns voneinander verabschiedet. Diesen Moment habe ich an anderer Stelle bereits gewürdigt: "Gerade hielt ich sie für eine halbe Stunde fast wie ein Baby im Arm, eine sehr verletzliche Position, die sie sonst niemals zugelassen hätte. Aber sie ließ mich gewähren und wir sahen uns in die Augen. Katzen können schauen, als wüssten sie alles über uns und die Welt. Aber ihr Blick vorhin war noch anders. Sie schaute mich so alt und weise und vetrauensvoll an, als wüsste sie ganz genau, was morgen geschehen wird. Es war fast so, als würden wir uns gegenseitig sagen, dass alles gut wird."
Das sind vielleicht reichlich kitschige Worte im Zusammenhang mit einem Haustier, doch sie sind einfach ehrlich und wahr, und sie beschreiben eine ganz substantielle Erfahrung, die manche Menschen vielleicht schon in der Kindheit, andere erst viel später oder gar nicht machen, nämlich die Erkenntnis darüber, was Liebe zum Tier tatsächlich bedeuten kann. Ich persönlich hätte auch nach den fast zwei leidvollen Wochen davor niemals erwartet, mit einem Tier einmal solch einen reinen und klaren Moment zu teilen.
- Der Mond - Auf dem finalen Weg zur Kleintierpraxis hatte ich beinahe die ganze Fahrt über den Mond im Blick. Jener hatte offenbar erst kürzlich ein Hollywood-Drehbuch gelesen und steckte mitten in den Proben zum Film. Ich habe ohne Scheiß noch niemals vorher einen derart greifbaren Mond gesehen. Er sah aus wie ein von innen leuchtender Ballon, welcher in vielleicht einem Kilometer Entfernung höchstens dreißig, vierzig Meter über den Feldern schwebte. Ein Mond, den man eigentlich nur fliegend auf einem Fahrrad passieren darf, den man mit einer Nadel zum Platzen bringen könnte.
Sechs Kilometer lang kreisten meine Gedanken in erster Linie um diesen selten nahen, überaus faszinierenden Mond, der ausgerechnet an diesem Tag erfolgreich danach strebte, das plastischste Bild in meinem Kopf zu bleiben. Was für ein Angeber!
- Die Erleichterung - Drinnen schien dann kein Mond mehr und wir mussten noch recht lange warten. Das hat mich nochmal ein paar Taschentücher gekostet, und ich hatte die feste Erwartung, dass es danach noch schlimmer werden müsste.
Tatsächlich fiel in dem Augenblick, als es geschehen war, aber so vieles von mir ab und ich war dermaßen erleichtert und geradezu euphorisch angesichts dieser Erleichterung, dass ich mir trotz toter Katze im Kofferraum vor der Heimfahrt einfach irgendwas gönnen musste.
Im Edeka-Markt steht sein geraumer Zeit ein kleines Regal mit viel zu teuren, original aus den Vereinigten Staaten importierten Softdrinks und Schoko/Nougat/Peanut-Riegeln, aus dem ich mich trotz grundsätzlicher Neugier wohl normalerweise nie im Leben bedient hätte... Ich habe mich für Peanut entschieden. Und ich muss den Amis hier wirklich einzigartiges Talent bescheinigen: So viel schmackhafte, dreifach erdnussige Extra-Erdnussigkeit auf so kleinem Raum - dass kennt die deutsche Süßigkeitenkultur einfach nicht.
Das Foto - um darauf zurückzukommen, worum es in dieser Rubrik ja eigentlich gehen soll - ist vermutlich für eine Weile das persönlichste hier und wird hoffentlich für dieses Jahr das traurigste bleiben.
Eines wird es aber bestimmt nicht sein - das letzte Stubentigerbild. Ganz ohne Vierbeiner kann ich's mir nämlich dauerhaft nicht mehr vorstellen.
"Maikätzchen" ist das Stichwort. Ich freu mich schon drauf. :)
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