Kennt ihr das, wenn um einen herum die ganze Welt scheinbar einhellig auf gewisse hauptnachrichtenrelevante Ereignisse reagiert, während es einem selbst ganz anders geht?
Oder konkreter: Mangelt es mir an Empathie? Bin ich gar ein gefühlskaltes Monster?
Zwei Todesmeldungen diese Woche lassen mich dies ja fast ein wenig befürchten.
Zuerst war da natürlich unser aller Vorzeigehumorist Loriot, bei dem mich das Ausmaß des Schocks in Internetforen und auch in meinem direkten facebook-Umfeld irgendwie überrascht hat.
Nun habe ich mich - bei aller ehrlichen Wertschätzung - schon lange Zeit nicht mehr mit seinem Schaffen auseinandergesetzt, zum Teil auch deswegen, weil ich dieser ständigen Herausstellung Loriots als einzigem witzigen Deutschen aller Zeiten ein wenig überdrüssig geworden war.
Ich hatte ihn also nicht so recht auf dem Radar, als ich die Todesmeldung las, so dass mein erster Gedanke war: Ach, der lebt ja noch!
Wurde mir dann auch schnell klar, dass das nicht mehr so ganz stimmte.
Man verstehe mich nicht falsch, ich finde es schon traurig, dass Herr von Bülow nun nicht mehr da ist, aber bin ich wirklich so entsetzt und aufgewühlt, dass ich - so las sich mancher spontane Nachruf - das Ende alles Lachens verkünden muss?
Ganz sicher nicht. Da ist ein alter Mann mit vollendetem Lebenswerk an Altersschwäche gestorben. Das klingt doch im Vergleich zu so vielen anderen Möglichkeiten nach einem sehr wünschenswerten, versöhnlichen Abgang.
Der zweite Todesfall berührte mich da im ersten Moment schon mehr, weil es um einen Mann ging, der ohne seine tödliche Krankheit noch viele Jahre vor sich gehabt haben könnte.
Als ich jedoch einen der als Hauptaufmacher bei allen wichtigen Nachrichtenseiten ganz oben verankerten Nachrufe aufmerksamer las, da dämmerte mir, dass ein entscheidendes Detail in diesem Nekrolog nicht ganz stimmig war. Ach, überkam es mich, der lebt ja noch!
Der Verstorbene war gar nicht Steve Jobs, nein der tritt nur von seinem iJob als Apple-Chef zurück.
Aber irgendeinen Toten muss es dem Tonfall der Berichterstattung und vieler Kommentare nach einfach geben. Oder zumindest eine Ahnung des Todes, die Angst vor einer diffusen Bedrohung (vgl. auch islamistischer Terrorismus), einer apokalyptischen Umwälzung unser aller Lebensumstände.
Der allheilige Superinventor der Moderne, dessen Visionen unser aller Leben so epochal verbessert haben, lässt seine Jüngerschar führungslos zurück. Oh nein, es wird Brombeeren und Fenster regnen!
Ohne iTunes, iPhone, iPad geht heutzutage gar nichts mehr, habe ich gelesen. Und mich gewundert.
Ich bin kein Apple-Hasser, aber ich finde es schon bemerkenswert, wie dieses Unternehmen es anscheinend verstanden hat einen quasi religiösen Kult um sich herum aufzubauen, der dazu führt, dass selbst in öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern im ansonsten bei ähnlichen Großkonzernen eher überkritischen Deutschland ständig kostenlos Werbung für seine Produkte gemacht werden.
Wo bleiben die Tagesschau- und heute-Berichte, wenn Siemens eine neue Waschmaschine oder Nestlé eine neue Schokoladensorte auf den Markt bringt?
Apple stellt auch nur Produkte her, Dinge, iDinge meinetwegen.
Dinge, ohne die die Welt sich problemlos weiterdrehen würde. Dinge, die mich nicht wirklich brennend interessieren.
Und ich bin kein Apple-Hasser, nein. Die Firma stellt bloß einfach nichts her, was es mir wert wäre, dafür Geld auszugeben. iTunes war ja kostenlos, hat mich aber irgendwann genervt und wurde deinstalliert. Diese kleinen iChoc-Schokoriegel (nein, nicht von Nestlé!), sind allerdings ziemlich lecker und zum Glück relativ oft als reduzierte Ware mit kurzer Haltbarkeit zu finden. Für meine iZone-Sofortbildkamera habe ich leider noch nie Film in die Finger bekommen, da der nicht mehr produziert wird. Aber das ist ja alles nicht Apple. Von Apple schwöre ich eigentlich nur auf die Beatles.
Mag sich ja vielleicht mal ändern, wer weiß.
Aber bis dahin bleibe ich mal bei meinem atheistischen Standpunkt, dass Steve Jobs einfach nur Sachen verkauft hat, die fürs Leben nicht wirklich wichtig sind.
Ein gewisser Einfluss auf Pop- und Alltagskultur ist sicher nicht zu verkennen, aber ob der nun wirlich ähnlich essentiell ist wie beispielsweise der der Albrecht-Brüder auf unser Konsumverhalten? Ich wage das mal vorsichtig zu bezweifeln. Aber was weiß ich iloser iGnorant schon? ;)
Schönen Weltuntergang noch!
[an dieser Stelle bitte noch passendes Loriot-Zitat einsetzen]
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