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2013-06-17

ANVIL - Hope In Hell

"Stabreim zu Stabreim" im Titel? Check!

 Albernes Klischee-Metal-Coverartwork mit Amboss? Check!

Infantile Schülerbandtexte? Check!

Breitmaulig grimassierender Frontmann und Drummer mit angewachsener Gehirnkappe? Check!

 --> ein neues Album von Anvil ist da!


 ANVIL - Hope in Hell (2013)


Wenn die schon knapp vor der Entdeckung des Feuers dagewesen Kanadier um Frontspinner Steve "Lips" Kudlow ein neues Album herausbringen ("Hope in Hell" ist ihr fünfzehntes Werk), dann ist mit einer Sache nicht zu rechnen, nämlich der Neuerfindung des Rades Ambosses.

Stattdessen wird die Zeitmaschine auf Anfang der Achtzigger gestellt und purer Heavy Metal ohne Schnörkel und Sperenzchen abgeliefert.

Die Stärken liegen dabei wie immer in der absolut souveränen musikalischen Permormance, die von Robb Reiners legendären Powerdrumming getragen und von Lips' aus vollem Herzen schreddernder Leadgitarre veredelt wird.

Die Schwäche liegt vor allem in den Texten, die man in Ermangelung einer geeigneten deutschen Vokabel nur als cringeworthy bezeichnen kann. Allerdings ist dies hier ja keine feinsinnige Prog-Veranstaltung, also muss man wohl einfach drüber hinweghören. Es ist ja nicht so, dass z.B. AC/DC uns jemals philosopisch stimuliert hätten. Und wenn es in "BadAss Rock'n'Roll" selbstreferentiell heißt "Bang your head / til you're dead / what Metal on Metal said" oder wenn in "Flying" tatsächlich nur diverse Flugrouten rund um die Welt aufgezählt werden, dann ist es auch schon wieder lustig.

Der Umgang mit Klischees ist eines der wesentlichen Merkmale, die für mich entscheiden, ob ich eine Band mag oder nicht. Die besten Herangehensweisen sind, Klischees ganz zu vermeiden, geschickt mit ihnen zu spielen oder sie gezielt zu kultivieren.
Anvil leben ihre Klischees. Die sind wirklich so! Und deswegen funktioniert diese Band. What you see ist what you get. Ehrlich währt am längsten. Totgesagte leben länger. Hach, da freut sich das Phrasenschwein!

Aber abgesehen davon, dass Anvil es grundsätzlich einfach draufhaben, muss man doch festhalten, dass das Niveau von "Juggernaut of Justice" leider in keiner Minute erreicht wird. Den Anspruch dieses Albums kann man ganz klar nach Motörhead-Manier verorten: "We are Anvil and we are rock'n'roll!"
Das sind sie auch und selbst das "Smoke On The Water"-Gedächtnisriff in "Through With You" ändert nichts daran, dass "Hope In Hell" frischer wirkt als das bekannterweise unter schwierigen Bedingungen entstandene "This Is Thirteen".

Doch im Vergleich zum direkten Vorgänger, der auch ein paar erfolgreiche Experimente wagte, fehlt einfach etwas. Und ich bin wohl nicht der einzige, der vermutet, dass "etwas" der letztes Jahr im Unfriedenen gegangene Bassist Glenn „Five“ Gyorffy sein könnte, der der Band songwritingtechnisch sicherlich mehr Feuer unterm Hintern gemacht hat, als es sein Nachfolger Sal Italiano kann, von dem ich hier noch keine nennenswerten Impulse heraushöre.

So bleibt für Album Nummer 16 ("Artwork mit Amboss"), durchaus wieder Luft nach oben.

Live hingegen (bald ist ja wieder Wacken!) mache ich mir keine Sorgen, denn die Bühne ist für Anvil ohnehin wichtiger als das gerade aktuelle Studioalbum.

Anspieltipps: Call Of Duty, Pay the Toll, Shut The Fuck Up, Mankind Machine



2 Kommentare:

  1. Sehr geil :) Ich hatte von dem Album gelesen und es dann doch wieder vergessen, aber ich schätze, dass es in der Hölle rauf und runter läuft. Du solltest also nicht so kritisch sein, es ist solide und macht Bock. Ich werd´s mir nun mal in voller Länge anhören :)

    Grüße Poli

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  2. Yepp, aber "Juggernaut" macht noch einen ganzen Ticken mehr Bock. ;)

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