Der geduldigste Mensch der Welt bin ich sicher nicht. Aber ich habe meine Momente.
So lasse ich mir seit über einem Jahr von amazon Emails schicken, dass ein Album von Gordion Knot leider immer noch nicht lieferbar ist.
Oder nehmen wir die Vorbestellung der Neupressung von Bongs Album "Bethmoora": Während sich die Produktion immer weiter verzögerte, habe ich monatelang der Versuchung widerstanden, mir die dazugehörigen, längst heruntergeladenen mp3s anzuhören, weil ich es aus Prinzip zuerst die Platte hören wollte.
Und ebenso habe ich mir auch noch keinen Ton von "Vulnicura", dem geleakten und zumindest digital daher vorzeitig veröffentlichten neuen Album von Björk, angehört.
Zugegebenermaßen hilft dabei, dass ihre letzte Veröffentlichung für mich noch sehr frisch ist. Es handelt sich um das audiovisual package von "Biophilia Live".
So lasse ich mir seit über einem Jahr von amazon Emails schicken, dass ein Album von Gordion Knot leider immer noch nicht lieferbar ist.
Oder nehmen wir die Vorbestellung der Neupressung von Bongs Album "Bethmoora": Während sich die Produktion immer weiter verzögerte, habe ich monatelang der Versuchung widerstanden, mir die dazugehörigen, längst heruntergeladenen mp3s anzuhören, weil ich es aus Prinzip zuerst die Platte hören wollte.
Und ebenso habe ich mir auch noch keinen Ton von "Vulnicura", dem geleakten und zumindest digital daher vorzeitig veröffentlichten neuen Album von Björk, angehört.
Zugegebenermaßen hilft dabei, dass ihre letzte Veröffentlichung für mich noch sehr frisch ist. Es handelt sich um das audiovisual package von "Biophilia Live".
BJÖRK - Biophilia Live (3LP/DVD) (2014)
Mit drei LPs (plus DVD) im Gatefoldcover ist diese Version von "Biophilia Live" schon ein durchaus beachtlicher Brocken im Plattenregal, und preislich ist das Paket für mich schon im Bereich Ich gönne mir mal was.
Dabei war das Studioalbum "Biophilia" für mich ja gar nicht der ganz große Wurf in Björks Diskographie. Unbestritten riesig war es in seinen Ambitionen, als multimediales gefühliges vs. wissenschaftliches Gesamtkunstwerk mit all seinen Apps und anderen Nebenbaustellen, doch genau das war auch seine Schwäche; oder ich war mit meinem Anspruch, einfach nur ein Album mit guter Musik ohne weiteren Erklärungsbedarf genießen zu wollen, zu banausig.
Wobei ich "Biophila" ausdrücklich niemals in irgendeiner Form schlecht fand, damit wir uns hier nicht missverstehen! Tatsächlich ist es mit der Zeit in all seiner experimentellen Sperrigkeit sogar noch gewachsen. Doch warum man daran so lange entwickeln und sogar neue Instrumente erfinden musste, das hat sich mir aus dem reinen Hören nicht erschlossen. Für mich klang das meiste einfach nach geschmackvollen, björk-typischen (Elektro-)Sounds.
Doch mit dieser Veröffentlichung kommen ja nun Live-Magie und die visuelle Komponente hinzu.
Das erste Instrument, welches wir (nach dem Intro) in dem auf dem letzten Konzert zu "Biophilia" in London aufgenommenen Film hören und sehen, ist eine Orgel - die sich selbst spielt. Ob live ferngesteuert oder vorab programmiert, das weiß man nicht.
Die Bühne befindet sich zu allen Seiten hin offen mitten im Publikum und ist mit allerhand seltsamem und z.T. sehr großem Intrumentarium zugestellt.
Musiker findet man - abgesehen von Björk und ihrem isländischen Damenchor - allerdings nur zwei. Einer ist Drummer und Perkussionist, der andere bedient vor allem Tablets und allerlei anderes für mich kryptisches Elektrozeug.
Aber zurück zum ersten Song. Das zweite Instrument, welches in "Thunderbolt" einsetzt, ist ein Blitze schleudernder Tesla-Transformator!
Wer also nach den ersten paar Minuten noch nicht verstanden hat, das dies ein ganz außergewöhnliches Konzert ist, dem ist eigentlich nicht zu helfen.
Was sich durch die komplette Performance zieht, ist das Staunen darüber, wie effektiv die eigentliche minimalistische Besetzung ist. Allein, wie das komplette Arrangement von "Possibly Maybe" nur mit dem Hang (siehe Wikipedia) umgesetzt wird, ist einfach nur fett und fantastisch.
Instrumentenbau-Nerds können vor allem angesichts der "gravity harp" in "Solstice" und dem nach Jules Verne und Cyberpunk riechendem Ungetüm der zweiten Zugabe "Sacrifice" große Augen bekommen. Und nein, ich versuche erst gar nicht, diese Gerätschaften zu beschreiben... optisch, klanglich, konzeptionell - und wörtlich - sind sie jedenfalls schon verdammt groß.
Die Seele des Konzerts liegt bei Björk natürlich jederzeit im Gesang, was ausdrücklich nicht nur ihr selbst, sondern auch dem unkonventionellen Chor zuzuschreiben ist.
Weitere Klassiker, die neben dem schon erwähnten "Possibly Maybe" und den dominierenden "Biophilia"-Songs in das Set eingebunden wurden, sind u.a. "Isobel", "Hidden Place", das energische "Declare Independence" und "One Day", in dem die ansonsten gesanglich großartig aufgelegte Björk ganz sympathisch an die Grenzen ihres Pfeiftalentes stößt.
Alle alten Songs werden so interpretiert, dass sie sich perfekt in das in sich sehr stimmige Klangspektrum der Show integrieren.
Alles in allem kann man bei diesem Konzert ohne Übertreibung von einem in jedem Detail einzigartigen Gesamtkunstwerk sprechen, orchestriert von einer Musikvisionärin, die ganz in ihrer Kunst aufgeht.
Für mich wertet die Live-Performance das "Biophilia"-Songmaterial auf jeden Fall enorm auf. Ein toller Konzertfilm!
Dabei war das Studioalbum "Biophilia" für mich ja gar nicht der ganz große Wurf in Björks Diskographie. Unbestritten riesig war es in seinen Ambitionen, als multimediales gefühliges vs. wissenschaftliches Gesamtkunstwerk mit all seinen Apps und anderen Nebenbaustellen, doch genau das war auch seine Schwäche; oder ich war mit meinem Anspruch, einfach nur ein Album mit guter Musik ohne weiteren Erklärungsbedarf genießen zu wollen, zu banausig.
Wobei ich "Biophila" ausdrücklich niemals in irgendeiner Form schlecht fand, damit wir uns hier nicht missverstehen! Tatsächlich ist es mit der Zeit in all seiner experimentellen Sperrigkeit sogar noch gewachsen. Doch warum man daran so lange entwickeln und sogar neue Instrumente erfinden musste, das hat sich mir aus dem reinen Hören nicht erschlossen. Für mich klang das meiste einfach nach geschmackvollen, björk-typischen (Elektro-)Sounds.
Doch mit dieser Veröffentlichung kommen ja nun Live-Magie und die visuelle Komponente hinzu.
Das erste Instrument, welches wir (nach dem Intro) in dem auf dem letzten Konzert zu "Biophilia" in London aufgenommenen Film hören und sehen, ist eine Orgel - die sich selbst spielt. Ob live ferngesteuert oder vorab programmiert, das weiß man nicht.
Die Bühne befindet sich zu allen Seiten hin offen mitten im Publikum und ist mit allerhand seltsamem und z.T. sehr großem Intrumentarium zugestellt.
Musiker findet man - abgesehen von Björk und ihrem isländischen Damenchor - allerdings nur zwei. Einer ist Drummer und Perkussionist, der andere bedient vor allem Tablets und allerlei anderes für mich kryptisches Elektrozeug.
Aber zurück zum ersten Song. Das zweite Instrument, welches in "Thunderbolt" einsetzt, ist ein Blitze schleudernder Tesla-Transformator!
Wer also nach den ersten paar Minuten noch nicht verstanden hat, das dies ein ganz außergewöhnliches Konzert ist, dem ist eigentlich nicht zu helfen.
Was sich durch die komplette Performance zieht, ist das Staunen darüber, wie effektiv die eigentliche minimalistische Besetzung ist. Allein, wie das komplette Arrangement von "Possibly Maybe" nur mit dem Hang (siehe Wikipedia) umgesetzt wird, ist einfach nur fett und fantastisch.
Instrumentenbau-Nerds können vor allem angesichts der "gravity harp" in "Solstice" und dem nach Jules Verne und Cyberpunk riechendem Ungetüm der zweiten Zugabe "Sacrifice" große Augen bekommen. Und nein, ich versuche erst gar nicht, diese Gerätschaften zu beschreiben... optisch, klanglich, konzeptionell - und wörtlich - sind sie jedenfalls schon verdammt groß.
Die Seele des Konzerts liegt bei Björk natürlich jederzeit im Gesang, was ausdrücklich nicht nur ihr selbst, sondern auch dem unkonventionellen Chor zuzuschreiben ist.
Weitere Klassiker, die neben dem schon erwähnten "Possibly Maybe" und den dominierenden "Biophilia"-Songs in das Set eingebunden wurden, sind u.a. "Isobel", "Hidden Place", das energische "Declare Independence" und "One Day", in dem die ansonsten gesanglich großartig aufgelegte Björk ganz sympathisch an die Grenzen ihres Pfeiftalentes stößt.
Alle alten Songs werden so interpretiert, dass sie sich perfekt in das in sich sehr stimmige Klangspektrum der Show integrieren.
Alles in allem kann man bei diesem Konzert ohne Übertreibung von einem in jedem Detail einzigartigen Gesamtkunstwerk sprechen, orchestriert von einer Musikvisionärin, die ganz in ihrer Kunst aufgeht.
Für mich wertet die Live-Performance das "Biophilia"-Songmaterial auf jeden Fall enorm auf. Ein toller Konzertfilm!
Daneben sind in dieser Edition natürlich noch die drei Schallplatten enthalten. Ob zwei evtl. auch gereicht hätten, habe ich nun nicht ausgerechnet; anderseits bedeuten weniger Songs pro Seite ja auch mehr Platz für vollen Bass (=breitere Rille), also wird das schon seine Richtigkeit haben.
Im Grunde gibt es weiter nichts zu sagen. Allerdings hat mich schon genervt, dass Björks voluminöse rote Perücke nach der Tour anscheinend in der Vinyl-Produktion verwendet wurde, um die Scheiben abzuputzen. So fusselig kamen sie jedenfalls aus der neuen Hülle.
Das war dann zum Glück auch das einzige (Perücken-)Haar, welches ich in der Suppe finden konnte.
Ok, die Geschwindigkeit der mp3-Downloadseite für den beiliegenden Code war auch unterirdisch. Aberso eine Internettageslaune in eine Rezension einfließen zu lassen, wäre albern.
Von daher kann ich allen Björk-Fans dieses Paket voll empfehlen - auch wenn "Biophila" vielleicht nicht das persönliche Lieblingsalbum ist.
Im Grunde gibt es weiter nichts zu sagen. Allerdings hat mich schon genervt, dass Björks voluminöse rote Perücke nach der Tour anscheinend in der Vinyl-Produktion verwendet wurde, um die Scheiben abzuputzen. So fusselig kamen sie jedenfalls aus der neuen Hülle.
Das war dann zum Glück auch das einzige (Perücken-)Haar, welches ich in der Suppe finden konnte.
Ok, die Geschwindigkeit der mp3-Downloadseite für den beiliegenden Code war auch unterirdisch. Aberso eine Internettageslaune in eine Rezension einfließen zu lassen, wäre albern.
Von daher kann ich allen Björk-Fans dieses Paket voll empfehlen - auch wenn "Biophila" vielleicht nicht das persönliche Lieblingsalbum ist.
Anspieltipps: Mutual Core, Possibly Maybe, Crystalline, Isobel, Declare Independence, Hidden Place