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2015-08-24

LAIBACH - A Chicken In Every Pot And Laibach in Every City Tour 2015

Ok, über ein rein digitales Album zu schreiben, welches zudem nur exklusiv im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne erhältlich war, ist ein wenig, als würde man sagen: "Ätsch! Kuck mal, was Du mal nicht legal bekommen kannst!"



In Wahrheit brauche ich hier auch einfach nur einen Vorwand, um Laibach zu feiern, die ja gerade weltweit große mediale Aufmerksamkeit für ihren skurrilen Auftritt in Nordkorea erfahren haben.


Von den zahlreichen Aktivitäten der Band seit dem Erscheinen des z.T. höchst selbstreferenziellen Albums "WAT" im Jahre 2003 schienen einige ja durchaus mehr der Pflege des eigenen musealen Status' als dem bissigen Kommentar zum aktuellen politischen und/oder kulturellen Geschehen zu gelten. Und in den letzten Jahren gaben sich Laibach auch in Interviews noch zugänglicher, freundlicher, geradezu handzahm. Waren die intelligenten Provokateure, deren Live-Besetzung inzwischen ja auch hauptsächlich aus ehemaligen Fans, die mit der Gruppe groß geworden sind, besteht, etwa faul oder müde geworden? Bequeme Künstler, die sich auf ihrem in den Achtzigern und frühen Neunzigern erspielten Kultstatus ausruhen, im allgemeinen Kulturbetrieb einigermaßen akzeptiert sind und mal hier mal da eine des Subversiven unverdächtige Auftragsarbeit zur norwegischen Verfassung oder zum Warschauer Aufstand 1944 abliefern?

Ja, ich weiß dass diese Sichtweise an der Realität vorbeigeht!

Doch der Nordkorea-Coup zeigt, dass einige langjährige Fans anscheinend tatsächlich vergessen haben, wer Laibach sind - oder es von Anfang an nie begriffen haben.
Da kündigen sie empört der Gruppe die Gefolgschaft wie "Game Of Thrones"-Zuschauer, die die Serie nie wieder ankucken werden, weil [SPOILERALARM!!!] gestorben ist, oder sie sagen, in Pjöngjang aufzutreten, das sei so wie während des Dritten Reichs in Dachau vor KZ-Wärtern zu spielen. Eine Analogie, die zugegeben nicht ganz daneben ist, sobald man sie um einen Halbsatz ergänzt: Es ist wie in Dachau vor KZ-Wärtern deutsche Volkslieder zu spielen und diese mit Bildern aus Charlie Chaplins "The Great Dictator" zu unterlegen.

Um es also ganz klar zu sagen:

Seit Laibach kurz nach Beendigung ihrer US-Tour frei nach Leonard Cohen ankündigten: "First we take Manhattan and then we take Pyongyang!" und man panisch auf den Kalender schaute, ob nicht schon wieder der erste April sei, hatte ich nur noch ein dickes Grinsen (und eine leicht besorgte Stirn) im Gesicht, was Laibach anging. Das passte einfach zu gut!

Meiner Meinung nach handelt es sich - natürlich nicht musikalisch, aber unter dem Gesichtspunkt von Laibach als Gesamtkunstwerk - um die vielleicht größte Aktion, an der die Slowenen seit der NSK-Passausgabe in Sarajevo jemals beteiligt waren.
Der Rummel indes war diesmal natürlich ungleich gigantischer.



Dem größten Teil der internationalen Presse sind die Feinheiten des Vorgangs natürlich entgangen, weil Online-Recherche ja in erster Linie heißt, aus dem Wikipedia-Artikel zur Gruppe die alten Klischees von Marschmusik, Uniformen, Queens "One Vision" als "Geburt einer Nation" und natürlich das alte Faschisten/Hitler/Maler-Zitat auszukramen, ohne es zwangsweise verstehen zu wollen. Der Copy-Paste-Journalismus des Internets war oft schluderig, manchmal tatsächlich bemüht, aber letztendlich angesichts der Komplexität des Phänomens überfordert.

Manche Zeitungen griffen natürlich auch mächtig ins Klo, bezeichneten Laibach z.B. als Faschistenband aus der Slovakei(!) oder ließen wie Spiegel Online den anscheinend vollkommen besoffenen Georg Diez den vielleicht unqualifiziertesten Schwachsinn seines Lebens verzapfen.

Auf der anderen Seite meldete sich aber erwartungsgemäß auch Philosoph Slavoj Zizek zu Wort, dessen permanent explodierendes Gehirn die Brücke von "The Sound Of Music" (mehr dazu gleich) über den österreichischen Triebtäter Josef Fritzl zu den beiden Nordkorea-Konzerten von Laibach schlug. Ein interessanter Text, aber schon viel abenteuerlicher als notwendig, um zu verstehen, was da vor sich gegangen ist.


Lustig war im Vorfeld natürlich der kurze Beitrag in Last Week Tonight mit dem grandiosen John Oliver. Man muss zwar feststellen, dass selbst das sonst so treffsichere Team dieser Sendung Laibach wohl eher nicht ganz verstanden hat, aber das halte ich im Sinne von ein paar guten Lachern in einem satirischen Dreiminüter für entschuldbar. 


Naheliegende Quellen sind natürlich der Norweger Morten Traavik, welcher die Mini-Tour in die Wege geleitet hat, und Laibach selbst, doch beide sind in diesem Fall nicht hundertprozentig vertrauenswürdig, geben sie sich doch in einem erstaunlichen Maß pro-nordkoreanisch bzw. in bester Laibach-Ambivalenz diplomatisch. Diese Freundlichkeiten gehören jedoch zwangsweise zum Spiel dazu und waren Grundvoraussetzung, um das ganze Schauspiel überhaupt erst durchführen zu können.






Den interessantesten Artikel hat mit Abstand die Süddeutsche Zeitung abgeliefert, deren Kulturredaktion schon bei Ankündigung der beiden Konzerte die mögliche Tragweite klar war und die deswegen einen echten Journalisten direkt vor Ort hatten. Auf ihrer Seite 3 vom 22. August (hier die stark gekürzte Onlineversion) wurde nicht nur anhand von konkreten Beispielen erklärt, wie subversiv das Spektakel trotz aller Zensurmaßnahmen immer noch gewesen ist, sondern auch sehr einleuchtend erklärt, wie es überhaupt möglich sein konnte, dass unter allen Künstlern der Welt ausgerechnet Laibach zu den Feierlichkeiten um den Tag der Befreiung von der japanischen Besatzung aufspielen durfte. ("Wie soll man die Band vorher googeln, wenn man nur mit einem Antrag und zwei Aufsehern ins Internet kommt?")

Außerdem schneidet der Artikel auch an, dass Laibach selbst hier gar nicht die eigentlichen Künstler waren.

Zwar haben sie sich extra für diese Reise schlechtsitzende kurzärmelige Anzüge im nordkoreanischen Stil schneidern lassen, ein paar wunderbare Fotos für ihr Familienalbum aufgenommen und ihr Repertoire u.a. um ihre Version des nordkoreanischen Pophits "We Will Go To Mount Piktu", das Volkslied "Arirang"und ausgerechnet mehrere Stücke aus dem in Nordkorea zugelassenen Hollywood-Klassiker "The Sound Of Music" erweitert, doch insgesamt war die komplette Bilderwelt und Botschaft von Laibach ohnehin schon absolut readymade für diesen Anlass und die Slowenen selbst nur (bereitwillige) Marionetten.

Der eigentliche Künstler dieser Aktion war tatsächlich Morten Traavik, welcher es über jahrelangen Kulturaustausch und Kontaktpflege mit Nordkorea geschafft hat, auf diese eine große Pointe hinzuarbeiten. "Denn", so die SZ, "der Auftritt in Pjöngjang war kein Konzert für die Nordkoreaner, sondern der Finale Akt, eines der irrwitzigsten Kunstprojekte überhaupt: Die wahrscheinlich immer noch provokativste Band der Welt an den ironiefreisten Ort der Erde zu bringen, und das ist gelungen."


Von der "Tour" ist übrigens trotz aller Freundlichkeiten dann doch nur ein einziger Auftritt übrig geblieben. Da von den ursprünglich achtzehn den Behörden vorgelegten Songs schon die Hälfte nicht genehmigt war und selbst bis in die Proben hinein noch Lieder gestrichen wurden, blieb am Ende nur noch eine Dreiviertelstunde Programm übrig.

Doch selbst in diesem Rest konnte noch in jedem Stück etwas als intelligente Provokation des Regimes interpretiert werden. Für die Unterhaltungsmedien im Rest der Welt ist das Land Kim Jong-Uns häufig nur Lieferant für offensichtliche Flachwitze, doch Laibach haben es geschafft, Nordkorea gleichzeit zu trollen und doch ernst zu nehmen, indem sie gezielt mit der Bedeutung bestimmter Bilder und Symbolen für den nordkoreanischen Alltag gearbeitet haben.
Konsequenterweise fiel der zweite Auftritt dann wegen "technischer Probleme" (wer's glaubt...) komplett ins Wasser.

Alles in allem also eine schon verzweifelte Propaganda-Abwehrschlacht der Nordkoreaner, die so gerne ihre Weltoffenheit präsentiert hätten, gegen ein Künstlerkollektiv, das ihnen gnadenlos den Spiegel vorgehalten hat.
Wenn schon der in Ironie und Freiheit der Kunst geübte Rest der Welt, ja z.T. selbst die eigenen Fans mit dem laibachschen Prinzip der Überidentifikation oft überfordert sind, dann hatten die nordkoreanischen Offiziellen von Anfang an nicht die geringste Chance, diesen Kampf zu gewinnen.


Und ausgerechnet gerade in dem Moment, wo man Laibach doch lieber ganz stummgeschaltet hat, eskaliert an der nord-süd-koreanischen Grenze der äußerst groteske Lautsprecher-Krieg.

Südkorea beschallt den Norden per riesiger Lautsprecherwände mit Propaganda und Popmusik, die wohl hauptsächlich im Nirgendwo des Grenzstreifens versackt. Laibach hingegen spielten als unbekannte Fremde vor tausendfünfhundert Zuschauern im Herzen von Pjöngjang.

Nein, für Laibach hätte diese Visite nicht besser laufen können.


Ich bin schon sehr gespannt auf die Dokumentation, welche nächstes Jahr erscheinen soll.
Hoffentlich gibt es darin auch Einblicke in die Proben. Ich würde nämlich zu gerne wissen, welche Lieder genau da noch auf der Streichliste gelandet sind.




Ein längeres Set als in Pjöngjang dürfte auf der Nordamerika-Tour von Laibach im Mai an jedem Abend drin gewesen sein. Das Tondokument dazu bringt es jedenfalls - ausgerechnet! - auf achtzehn Lieder.
 

LAIBACH - A Chicken In Every Pot And Laibach In Every City Tour 2015 (mp3) (2015)

Die meisten der Konzerte in den USA und Kanada waren reguläre Headlinershow, es gab aber auch spezielle Sets mit "kulturlastigerem" Inhalt oder im Vorprogramm von Ministry.

Das digitale Album enthält kein komplettes Konzert, sondern ist eine Zusammenstellung von Aufnahmen u.a. aus Portland, Toronto, San Francisco und Vancouver, vermutlich einfach die jeweils besten Versionen der Lieder. Der Sound ist aber sehr einheitlich auf hohem Niveau, so dass es ohne diese Information tatsächlich wie ein Auftritt klingt.

Bis auf wenige Ausnahmen (wenigstens einmal wurde z.B. anscheinend "To The New Light" wieder ausgegraben) sind alle Songs der Tour vertreten.

Wie beim letzten Konzert in Hamburg  beginnen Laibach zunächst einmal mit dem fünfundzwanzigminütigen, zweiteiligen Epos "Olav Tryggvason".
Schon damit hat sich dieses Album für mich gelohnt, ist dies doch die erste offizielle Aufnahme des Titels.

Danach begrüßt die Band ihr Publikum mit "America" - die letzte US-Tour ist über zehn Jahre her und das Nationalhymnen-Album "Volk" wurde hier nicht gespielt -, ehe es in die von der letzten Europatour bekannten Tracks des "Spectre"-Albums plus einiger aktueller Coversongs ("Ballad Of A Thin Man", "See That My Grave Is Kept Clean", "Love On The Beat") geht.
Alles nach wie vor großartig und hiermit erstmals in einem Live-Release festgehalten.

Dazu noch der "WAT"- und "Iron Sky"-Hit "B Mashina" und ganz am Schluss die Gassenhauer "Tanz Mit Laibach" und "Leben heißt Leben".

Als besondere Leuchttürme im Set prägen noch zwei Revisited-Versionen aus der Industrial-Frühphase das Album, nämlich "Brat Moj" und eine über zehn Minuten herrliche Version des sinistren "Smrt Za Smrt".

Mir fehlt natürlich schon der physische Tonträger, was einer der Gründe ist, warum "A Chicken In Every Pot" nicht an das phänomenale Livealbum "Monumental Retro-Avant-Garde" heranreichen kann. Verstecken müssen sich diese Aufnahmen aber keinesfalls, geben sie doch die musikalische Klasse von Laibach anno 2015 hervorragend wieder.

Dafür habe ich doch gerne mit ein paar Euro geholfen, diese Tour möglich zu machen.

Und was ihr künstlerische Stärke jenseits der Musik angeht, da habe ich mich ja schon weiter oben ausführlich geäußert.


Anspieltipps: Olav Tryggvason, Smrt Za Smrt (revisited), Resistance Is Futile, Ballad Of A Thin Man, Koran, Walk With Me, Americana, Brat Moj




2015-08-23

SUNN O))) - ØØ Void / SUNN O))) - Black One

Die Tonträgerauswahl am Merchandisingstand neulich beim Sunn O)))-Konzert in Hamburg war schon ziemlich brutal. So viele Alben der Drone-Legenden und ihrer Nebenprojekte... Was tun, wenn man kaum Ahnung von der Diskographie des Duos (und seiner wechselnden Mitstreiter) hat?

"Monoliths & Dimensions" und die Ulver-Kollaboration "Terrestials" hatte ich bereits auf CD, die "Soused" mit Scott Walker interessierte mich nicht, da ich mit dessen Stimme zu Sunn O))) nichts anfangen kann.

Ohne reinhören zu können (und wie lange sollte man auch bitte in ein Dronealbum reinhören?) wäre die Auswahl aus dem immer noch großen Restangebot ohnehin ein reines Glücksspiel, also habe ich mich einfach an die beiden Alben gehalten, von denen ich nachmittags noch gelesen hatte, dass sie gerade frisch als hochwertige Doppel-LPs wiederveröffentlicht worden waren.

Und damit hatte ich natürlich auch schon eine Menge Geld ausgegeben, für das ich am Stand auch fünf CDs bekommen hätte. Hat es sich denn gelohnt?

Das Auge zumindest sagt angesichts der äußerst ansprechenden Aufmachung beider Gatefolds zunächst einmal JA



 
SUNN O))) - ØØ Void (2LP) (2000/2015) 

Das Debütalbum von Stephen O'Malleys und Greg Andersons Droneprojekt ist wohl so etwas wie die Blaupause bzw. die Basis für das komplette weitere Studio- und Liveschaffen der Band.

Das macht "ØØ Void" einerseits zum Klassiker, lässt allerdings für jemanden, der spätere Werke zuerst kennengelernt hat, noch etwas den Detailreichtum vermissen, der ein Album wie "Monoliths & Dimensions" so gekonnt über allen hundertprozentigen Genrezuordnungen schweben lässt. 
Wobei auch hier schon neben dem reinen Gitarren- (und Bass-)Dröhnen durchaus schon Gesang und Violine mitmischen, sich allerdings nur sehr subtil aus der Brummsuppe herausheben, so dass man sie beim ersten Durchlauf auch komplett überhören kann.

Tatsächlich habe die vier Stücke auf vier LP-Seiten erstmals am Abend nach dem Konzert aufgelegt und komplett durchgehört, ohne zu merken, dass das Album nicht für die normale Abspielgeschwindigkeit von 33 rpm, sondern für 45 rpm ausgelegt ist! Erst beim Digitalisieren für den Genuss am PC habe ich bemerkt, dass meine Tracks irgendwie alle zu lang waren... Das kann einem auch nur bei Drone passieren!

Zugegeben war ich auch etwas enttäuscht, das Ganze mir doch tatsächlich etwas zu lahm.
Ich hatte also sozusagen doppelte Anlaufschwierigkeiten mit "ØØ Void".

Inzwischen habe ich das Album allerdings schon geradezu erschreckend oft gehört und muss feststellen, dass es jedes Mal wächst und wächst und wächst - eine gewisse Grundlautstärke vorausgesetzt. Allein das ist und bleibt bei dieser im Vorbeihören scheinbar so stumpfen und ereignislosen Musik faszinierend.

Nicht zwingend der beste, jedoch der bemerkenswerteste Track findet sich wohl mit "Rabbits' Revenge" auf Seite C. Das mit dreizehneinhalb Minuten kürzeste Stück des Albums ist nämlich ein Cover (oder die Weitererzählung?) des Melvins-Songs "Hung Bunny" von deren 1992er Album "Lysol".
Allein von diesem Album etwas zu covern, ist schon eine kuriose Wahl. In der CD-Version, die ich von "Lysol" besitze, wurde der Albumtitel aus markenrechtlichen Gründen übergeklebt, und alle sechs Songs wurden in einen CD-Track gepackt und vor allem nirgendwo auf der Hülle namentlich genannt. Spätere Auflagen erschienen dann komplett ohne den Namen "Lysol".

Nun sind es ja oftmals die reduzierten Coverversionen, die besonders gut funktionieren (siehe z.B. zahlreiche von Tori Amos gespielte Lieder), aber überhaupt auf die Idee zu kommen, diesen elfminütigen Lavabrocken, der bei den Melvins immerhin noch Spuren von Schlagzeug enthält, noch langsamer, entkernter und brummdröhniger aufzunehmen, ist schon so komplett bedrogt, dass es den Kult um Sunn O))) fast schon alleine rechtfertigt.

Die Aufmachung für "ØØ Void" wurde in dieser Neupressung komplett überarbeitet, d.h. vor allem, es gibt ein neues lichtdurchflutetes Cover, welches sich auf dem dicken matten Karton sehr gut macht.

Und wirksamer ist diese Musik auf fetter schwarzer Rille natürlich ohnehin.

Es ist durchaus möglich, dass für mich z.B. "White2" mit Attila Csihar oder die Zusammenarbeit mit Boris "Altar" noch interessanter gewesen wären, aber bereuen tue ich es auch nicht, mich für dieses Schmuckstückchen entschieden zu haben.
 
Anspieltipps: NN O))), Ra At Dusk





SUNN O))) - Black One (2LP) (2005/2015)

Fünf Jahre und einige Veröffentlichungen (inklusive "White1" und "White2") später erschien dann dieser - wie der Titel schon sagt - nachtschwarze Klotz.

Schon das wunderbare Artwork in schwarz und silbergrau lässt keinen Zweifel daran, dass hier keine Feelgood-Sommerhitmusik zu erwarten ist.


Man könnte fast meinen, dass es sich bei "Black One" nicht um Drone, sondern um ein Black Metal-Album handelt, wofür auch diverse Gastmusiker aus dem schwarzmetallischen Bereich, der Gebrauch von passenden Pseudonymen, blumigen Synonymen wie "Calls From Beyond The Grave" statt "Vocals" und genrekonformen Songtiteln wie "Cursed Realms (Of The Winterdemons)" sprechen.

Und tatsächlich findet man sich nach einem skandalöserweise nur zwei Minuten kurzen Finsterintro auch musikalisch voll im Black Metal wieder. "It Took The Night To Believe" ist nicht nur ebenfalls eine für Sunn O)))-Verhältnisse sehr knappe Komposition (unter sechs Minuten), sondern wird sogar von einem hohen und schnellen Schraddel-Gitarrenlauf getragen und vom BM-Gegurgel Jef "Wrest" Whiteheads veredelt.
Im Grunde ist dies ein lupenreiner Black Metal-Song - vor dessen Aufnahme sich allerdings der Drummer auf dem Weg ins Studio im norwegischen Wald verlaufen hat.


Ähnliches gilt auch für weitere der insgesamt sieben Tracks, wobei das Tempo jedoch nie wieder so angezogen wird und auch die Länge der Stücke sich mit zunächst acht bis zehn und schließlich auf der zweiten Langrille um die fünfzehn Minuten wieder im normalem Sunn O)))-Bereich einpendelt.


Es bleibt nicht nur finster, sondern wird immer abgründiger, dabei jedoch schon fast so abwechslungsreich und farbenfroh wie "Monoliths & Dimensions". Alles natürlich nur in Schattierungen von schwarz und mit nur minimalsten als hoffnungsvoll interpretierbaren Momenten.

Die absolute Geheimwaffe des Albums, die einen manchmal geradezu überrumpeln kann, ist dessen Dynamik, die es z.B. erlaubt, dass in "Orthodox Caveman", zu einem Zeitpunkt, da das ganze Ding schon über zwanzig Minuten im Gange ist, plötzlich die Lautstärke noch einmal auf jenseits von Spinal Taps elf anschwillt. Gerade wenn man "Black One" streng nach Vorschrift hört (die Anleitung auf dem Backcover lautet "Maxim Volume Yields Maximum Results") drückt dieser Wumms einen unvermittelt einen Meter tiefer in den Sessel.

Im letzten Viertel das Doppelalbums - Du glaubst eigentlich, dass Sunn O))) dich spätestens mit "Cry For The Weeper" schon vollkommen durchgeknarzt und ausgewrungen haben - wird es mit dem finalen Geräuschfest "Báthory Erzsébet" dann tatsächlich noch eine Stufe verstörender.
Ich will gar nicht erst versuchen zu spoilern, was hier geschieht, doch es ist wirklich der Punkt erreicht, an dem sich der eigene, kleine sterbliche Verstand fragt, wie und warum zum Waldschrat er das, was da so krank aus den Boxen gekrochen kommt, überhaupt genießen kann.

Doch er tut es! Dieser pechschwarze Teer-Blob von einem Album macht einfach süchtig - selbst wenn man wie ich Schlagzeug spielt und Sunn O))) deswegen ja eigentlich schon prinzipiell ablehnen sollte, haha.

Großes Album, tadellose Wiederveröffentlichung.

Wer musikalisch immer auf der Suche nach Extremen und dem Herz der Finsternis ist, der darf sich "Black One" nicht entgehen lassen. Absolut böse.


Anspieltipps: Cry For The Weeper, Orthodox Caveman, Báthory Erzsébet, Cursed Realms (Of The Winterdemons)


LISERSTILLE - Empirical Ghost

Zusammen? Getrennt? Ist das jetzt eine endgültige Entscheidung?
Ok, für diesen Text folge ich mal der Band und schreibe Liserstille.

In der Kieler Schaubude im Mai fand ich sie sensationell, und auch im eher so mittelbegeisterten Review zur aktuellen Scheibe von Muse habe ich die Dänen bereits als die besseren Muse ins Spiel gebracht und demnächst ein Review versprochen. Das ist auch schon über zwei Monate her *räusper*, aber ich mache das hier *hust* ja schließlich nicht professionell. *zwinker*

Doch nun, tadaa!



LISERSTILLE - Empirical Ghost (2LP/white vinyl) (2015)

Natürlich sind Liserstille nicht die besseren Muse, dafür existieren einfach in zu vielen Punkten und natürlich in der Dimension der Liveshows und des Erfolges zu gewaltige Unterschiede.

Anderseits gibt es aber durchaus Parallelen, die den Vergleich generell rechtfertigen. Und "Empirical Ghost" ist tatsächlich besser und in meiner persönlichen Rotation weitaus beanspruchter als die durchwachsene "Drones", welche ich seit dem Review vielleicht maximal ein oder zwei Mal komplett gehört habe.

Doch zu den Gemeinsamkeiten: Ebenso wie die Briten lieben Liserstille die große musikalische Geste, die hymnische Melodie, den Kitsch.

Wo Matthew Bellamy allerdings an der Gitarre Brian May und am Klavier und mit seinem Gesang Freddie Mercury emuliert, da orientiert sich der große Blonde Martin Byrialsen in seinem gesamten Auftritt viel mehr am "thin white duke" David Bowie und dem Postpunk / Wave der Achtziger.
Und wo Muse sich mittlerweile schon manchmal zu sehr an der angenommen Aufnahmefähigkeit eines Stadionpublikums orientieren, da suchen Liserstille noch Advantgarde und Abenteuer, Kunst und Chaos.



Auch die Wahl des für seine Arbeit mit den Drone-Giganten Earth und Sunn O))) bekannten Produzenten Randall Dunn spricht nicht zwingend für den brennenden Wunsch, sich an ein großes Radio-Publikum ranzuschmeißen - obwohl das Potential zum kommerziellen Hit durchaus in den vier Musikern schlummert.
Was Dunn diesem Album hingegen beschert hat, ist eine der mächtigsten Produktionen des Jahres, mit einer ranzig dröhnenden und doch nie das restliche Spektakel störenden Wucht in den Bässen, wie man sie dieser Art von Musik nicht zwingend verordnen würde.

Womit ich bei der Frage wäre:
Was ist "diese Art von Musik"?

Es ist nach wie vor ein kaum an Strophe-Refrain-Schemata gebundener, ganz seiner eigenen epischen Dramaturgie und Leidenschaft folgender Mix aus Art- und Progrock mit gelegentlichen Elektronika-Einsprengseln, dessen Energie sich auch in die Gefilde von Postmetal und Doom bewegt.

Neu im Vergleich zum vorigen Schaffen der Band ist der noch sehr viel prominentere Einsatz von ganz auf Achtziger-Jahre-Sounds gebügelten Keyboards, die zusammen mit dem von Bassist Asbjørn Helboe bedienten Wind-Synthesizerzu einer spacigen Grundstimmung führen, welche sich allerdings den meisten Psychedelic Rock-Klischees verweigert und eher in die soundtrackartige Richtung wie bei Zombi tendiert.

So extravagant theatralisch sich Byrialsen auch geben mag; der stimmliche Anteil des Sängers ist auf "Empirical Ghost" erstaunlich gering. Neben vielen ausufernden Instrumentalpassagen, ob in der Quasi-Hitsingle "Gold Future" oder erst recht dem epischen Zwölfminüter und Albumhöhepunkt "Zenith" enthält das Werk mit dem beinahe naiv beginnenden, großartigen "Precognition", sowie den drei Zwischenspielen "Hymn To The Past", "Hymn To The Sorrow Squad" und "Hymn To The Echo" gleich vier reine Instrumentalstücke (bei zehn Tracks insgesamt).

Die "Hymnen" sind in Wahrheit die unhymnischsten Tracks des Albums und tatsächlich nicht von der Band, sondern von Randall Dunn zusammengebastelte Klanginstallationen aus Versatzstücken der restlichen Songs, welche den gesamten Zusammenhalt des Albums nicht unerheblich stärken.

Blöde ist nur, dass das Wort "hymn" so in Tracklisting und Texten/Credits insgesamt sechs Mal auf der Gatefold-Hülle der Doppel-LP (45rpm) gedruckt ist und davon satte vier Mal falsch geschrieben wurde, was den Grammatik-Nazi in mir ähnlich aufregt wie die vielen Rechtschreibfehler der aktuellen Wiederveröffentlichungen von Cirith Ungol - zumal auch hier alles andere optisch so wunderbar gelungen ist.

Das von Duracell-Häschen / Drummer Jon Gotlev liebevoll in dunkelblau und gold gestaltete Artwork und das passende weiße Vinyl sind nämlich eine echte Augenweide.

 


Ich könnte jetzt noch über alle restlichen Songs etwas lobendes sagen, doch es genügt wohl, wenn ich feststelle, dass Liserstille auf "Empirical Ghost" eigenständiger denn je klingen und ein höchst spannendes, dramatisches Album geschaffen haben, welches sich weder vor seinen Vorgängern (auch nicht dem Diskographie-Monolithen "The Collibro"), noch vor sonst irgendwem da draußen in der Musikwelt - inklusive Muse - verstecken muss.

Dänemarks beste - und wahrscheinlich auch unterbewerteste - Band hat hier weitaus mehr als nur eine Duftmarke hinterlassen.

Ein Meisterwerk. Und beim Kauf bitte nicht vergessen, die ebenfalls noch recht frische Vinylveröffentlichung der zunächst nur digital erschienen EP "Flight Of Belljár" mit einzupacken!

Anspieltipps: Zenith, Capsules, Precognition, Gold Future, Harlequin's Tale



2015-08-21

VATTNET VISKAR - Settler

"I stood upon the ground with legs of fire
and I leaped into the sky"



VATTNET VISKAR - Settler (LP) (2015)



Ja, Vattnet Viskar sind eine Black Metal-Band!

Und natürlich muss man bei diesem Album über das Cover sprechen.

Wer glaubte, dass die rosa sonnendurchflutete Typo auf Deafheavens "Sunbather" bereits das antizyklischste, lebensbejahendste Artwork darstellte, mit welche man diesem Genre kommen kann, der hat sich angesichts dieser fröhlich schwebenden Dame gründlich geirrt.
Ich habe gelesen, dass manche Fans das Cover albern und unpassend finden, doch dem kann ich mich absolut nicht anschließen. Mit einem Minimum an Recherche - oder auch, indem man sich die restlichen Bilder auf der Plattenhülle anschaut und in Beziehung zu den Songtexten setzt - entpuppt es sich nämlich schnell als absolut passend, ja sogar brilliant.

Angesichts des nuklearen Unglücks in Fukushima habe ich 2011 einen Text verfasst, in dem ich feststellte, dass ich mich in meinem Leben eigentlich nur an drei große Ereignisse des globalen kollektiven Gedächtnisses erinnern kann, und diese sind der Anschlag auf das WTC 2001, der Mauerfall 1989 und Tschernobyl im April 1986.

Doch tatsächlich gab es nur wenige Wochen vorher, kurz vor meinem neunten Geburtstag, noch ein weiteres Ereignis von großer psychologischer Tragweite, verkündete es doch das Ende der ganz großen Träume von der zivilen Raumfahrt, welche damals sehr viel lebendiger waren als heute. Die "Challenger"-Katastrophe wirkt bis heute nach.

Im Mittelpunkt der der Wahrnehmung der Tragödie stand die aus elftausend Kandidaten für den Weltraumflug ausgewählte Lehrerin Christa McAuliffe, deren Schüler beim Start der Raumfähre zugegen waren und sie nur eine Minute später in einem Feuerball aufgehen sahen.

Das Cover von "Settler" ist die Nachstellung eines berühmten Fotos, welches McAuliffe kurz vor dem Unglück auf einem Parabelflug beim buchstäblich unbeschwerten Training in der Schwerelosigkeit zeigt. In diesem Zusammenhang ist es natürlich ein sehr aufgeladenes, dramatisches Foto.
 



Vattnet Viskar schreiben (recht interpretationsoffene) Texte über Fortschritt und Forschungsdrang, das Streben und tragische Scheitern des Menschen. Ikarus, Sisyphos, Prometheus, wenn man so will.
Und diesen konzeptionellen Rahmen bringen sie unmittelbar und einleuchtend mit dem emotionalen Einschlag des "Challenger"-Disasters zusammen, dass man sich nicht mehr über das scheinbar fröhliche Cover wundert, sondern sich vielmehr fragt, warum eigentlich noch niemand vorher dies in der Form getan hat.


Musikalisch setzt die US-Band mit dem schwedischen Namen ("Das Wasser flüstert") voll auf die Mischung aus traditionellem, ranzig produziertem Black Metal und Elementen aus Sludge und hypnotischem Postrock.
Die Dichotomie von Höhenflug und Absturz spiegelt sich also auch im Gegensatz aus Blastbeats und verzweifelten Geschrei auf der dunklen und episch hoffnungsvollen Gitarrenharmonien auf der lichten Seite.

Stilistisch schlagen Vattnet Viskar insgesamt in eine ähnliche Kerbe wie z.B. die doomigeren Bast oder die eingangs erwähnten, noch mehr zum Shoegaze tendierenden Deafheaven, wobei ich persönlich mit jenen allerdings gesangsbedingt nicht warm werde.

"Settler" ist mit knapp vierzig Minuten ein eher handliches Album, benötigt aber auch keine längere Spielzeit, da in den acht Stücken alles gesagt wird, was die Band loswerden will. Und das geht eben auch ohne ein über dreizehnminütiges "Barren Earth" wie auf der ebenfalls empfehlenswerten, selbstbetitelten Debüt-EP.

Falls man die groben Black Metal-Soundmanierismen nicht gewohnt ist, kann es eventuell ein paar Durchläufe brauchen, eh sich einem der ganze epische Charakter dieses Werkes erschließt, doch das bedeutet ja nur, dass das Album beim mehrmaligen Hören noch wächst und ist letztendlich sogar etwas Gutes.

Für mich als eher BM-Ahnungslosen gehören Vattnet Viskar auf jeden Fall u.a. neben Botanist zu jenen Gruppen, die das Genre für mich immer interessanter machen.

Ein rundum gelungenes Album.
 

Anspieltipps: Heirs, Yearn, Glory, Coldwar

2015-08-18

SUNN O))) im Kampnagel, Hamburg (16. August 2015)

"Guten Tag, haben Sie einen Moment Zeit für uns? Wir würden gerne mit Ihnen über Drone sprechen."



Zum Abschluss ihres Sommerfestes hat sich das Kampnagel-Team passenderweise Sunn O))) (ausgesprochen wie "sun") eingeladen. Clever. Und eine der raren Gelegenheiten, diese schon bald mythische Band live zu sehen. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen.

Schon der Merchandising-Stand war verboten verlockend bestückt. Zu meinem finanziellen Glück fehlte den T-Shirts vorne ein X für meinen Droneumfang, sonst hätte ich mich sicherlich nicht beherrschen können.
Doch auch das Tonträgerangebot aus Vinyl und CDs von Sunn O))) und verwandten Projekten ließ einem die Wahl zwischen Armut und Elend. Immerhin die beiden Doppel-LPs "Black One" und "00 Void" habe ich mir gegönnt.


Es gab auch einen Supportact, ein Solokünstler, der den gut gefüllten Saal warmgeräuscht hat, doch ehrlich gesagt ist davon bei mir angesichts der folgenden Urgewalt nichts hängengeblieben.


Aus zwei Mal Swans und dem Motorpsycho-Lärmfest neulich hatte ich an diesem Abend endlich gelernt und mir einen einigermaßen professionellen Gehörschutz mitgebracht. Deswegen ist mir in der Kategorie des reinen "Dieser hier geht bis elf." auch kein Vergleich möglich.

Dummerweise sind meine Gehörgänge ein bisschen zu groß für die meisten Ohrstöpsel, so dass es mir ein leichtes war, einen davon zu tief reinzudrehen. Und da die freundlichen Damen vom Kampnagel-Infotresen leider keine Pinzette in ihrem Notfallkasten fanden, konnte ich mir das Teil erst zu Hause wieder herausoperieren.

Zum Glück drückte das Ding aber noch nicht aufs Trommelfell, so dass ich das Konzert ungestört direkt am Bühnenrand genießen konnte.

Der Bühnenaufbau bestand aus drei mal drei Verstärkertürmen, zwei Drittel davon für Gitarren und natürlich ausschließlich mit Sunn-Verstärkern (nach denen sich die Band benannt hat) bestückt.
Als drittes Instrument war als Substitut für einen Bass (als ob jener bei dem Gitarrensound nötig wäre...) ein Rogue Moog aufgebaut.

Dass der größte Teil des Bühnenlichtes, sowie Unmengen von Nebel aus dem Nichts hinter dem Boxenhalbkreis strömten, verstärkte den Eindruck einer Kultstätte, auf der einer höheren Doom-Macht (Iommi?) gehuldigt wurde.

Neben den drei Instrumentalisten vervollständigte der u.a. auf "Monoliths & Dimensions" vertretene Mayhem-Vokalist Attila Csihar das Live-Lineup, so dass es insgesamt vier Gestalten in schwarzen Kapuzenkutten waren, die zwei Stunden lang die pure Macht des Drone zelebrierten.

Songs? Waren wohl die Grundlage, so habe ich z.B. Fragmente von "Aghartha" erkannt.
Doch im Grunde war es ein pausenloses, an- und abschwellendes Dröhnen, das tausendfach verlangsamte Doom-Riff, die maximale Slow Motion einer Rockperformance.
Der tief blubbernde Sprechgesang ging natürlich oft unter, doch wenn ihm mal Raum gelassen wurde, konnte man sich nur wundern, was aus dieser Kehle abgesondert wurde. Sang/sprach da überhaupt noch ein Mensch oder waren dies Nachrichten aus einer anderen Sphäre?

Manchmal verließen ein oder zwei der Dronepriester ihre Stätte für längere Zeit, doch das ewige Brummen ging immer weiter.
Nach längerer Abstinenz Csihars kehrte dieser schließlich als dämonische, Laserstrahlen verschießende Un-Freiheitsstatue zurück, was komisch klingt, aber ikonisch anzuschauen war. Stimmlich konzentrierte er sich während dieser finalen Phase des Rituals eher auf an Blixa Bargeld einnernde, metallische Zahnarztbohrerschreie...

Und irgendwann war das alles - plötzlich vorbei.

Kann ich dem, was ich erlebt habe, hier überhaupt in Worten gerecht werden?

Wie beschreibt man die Faszination, die von diesem vollkommen entschleunigten, reduzierten Konzept ausgeht?

Was wollen Sunn O))) von uns?

Man kann Sunn O))) ähnlich wie Bong als meditative, befreiende Erfahrung begreifen, doch gleichzeitig bleibt der Eindruck, hier etwas zu bezeugen, das gar nicht für den menschlichen Geist bestimmt ist.
Das vollkörnige, alles erfassende Brummgefurze und seine Vibrationen sind sexy, süchtig machend, und doch monolithisch, den Zuhörer zum ganz kleinen Licht in der großen Kirche reduzierend.

Es ist, als würde man als Sterblicher den  Göttern bei der Paarung zuhören.*
Schön und erschütternd, zerstörerisch und schöpferisch zugleich, viel zu überwältigend mächtig, um es mit den eigenen begrenzten Sinnen erfassen zu können.

Hallelujah!



* vergl. auch Jimi Hendrix "...And The Gods Made Love"



Und nun noch ein paar Bilderchen: