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2015-08-18

SUNN O))) im Kampnagel, Hamburg (16. August 2015)

"Guten Tag, haben Sie einen Moment Zeit für uns? Wir würden gerne mit Ihnen über Drone sprechen."



Zum Abschluss ihres Sommerfestes hat sich das Kampnagel-Team passenderweise Sunn O))) (ausgesprochen wie "sun") eingeladen. Clever. Und eine der raren Gelegenheiten, diese schon bald mythische Band live zu sehen. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen.

Schon der Merchandising-Stand war verboten verlockend bestückt. Zu meinem finanziellen Glück fehlte den T-Shirts vorne ein X für meinen Droneumfang, sonst hätte ich mich sicherlich nicht beherrschen können.
Doch auch das Tonträgerangebot aus Vinyl und CDs von Sunn O))) und verwandten Projekten ließ einem die Wahl zwischen Armut und Elend. Immerhin die beiden Doppel-LPs "Black One" und "00 Void" habe ich mir gegönnt.


Es gab auch einen Supportact, ein Solokünstler, der den gut gefüllten Saal warmgeräuscht hat, doch ehrlich gesagt ist davon bei mir angesichts der folgenden Urgewalt nichts hängengeblieben.


Aus zwei Mal Swans und dem Motorpsycho-Lärmfest neulich hatte ich an diesem Abend endlich gelernt und mir einen einigermaßen professionellen Gehörschutz mitgebracht. Deswegen ist mir in der Kategorie des reinen "Dieser hier geht bis elf." auch kein Vergleich möglich.

Dummerweise sind meine Gehörgänge ein bisschen zu groß für die meisten Ohrstöpsel, so dass es mir ein leichtes war, einen davon zu tief reinzudrehen. Und da die freundlichen Damen vom Kampnagel-Infotresen leider keine Pinzette in ihrem Notfallkasten fanden, konnte ich mir das Teil erst zu Hause wieder herausoperieren.

Zum Glück drückte das Ding aber noch nicht aufs Trommelfell, so dass ich das Konzert ungestört direkt am Bühnenrand genießen konnte.

Der Bühnenaufbau bestand aus drei mal drei Verstärkertürmen, zwei Drittel davon für Gitarren und natürlich ausschließlich mit Sunn-Verstärkern (nach denen sich die Band benannt hat) bestückt.
Als drittes Instrument war als Substitut für einen Bass (als ob jener bei dem Gitarrensound nötig wäre...) ein Rogue Moog aufgebaut.

Dass der größte Teil des Bühnenlichtes, sowie Unmengen von Nebel aus dem Nichts hinter dem Boxenhalbkreis strömten, verstärkte den Eindruck einer Kultstätte, auf der einer höheren Doom-Macht (Iommi?) gehuldigt wurde.

Neben den drei Instrumentalisten vervollständigte der u.a. auf "Monoliths & Dimensions" vertretene Mayhem-Vokalist Attila Csihar das Live-Lineup, so dass es insgesamt vier Gestalten in schwarzen Kapuzenkutten waren, die zwei Stunden lang die pure Macht des Drone zelebrierten.

Songs? Waren wohl die Grundlage, so habe ich z.B. Fragmente von "Aghartha" erkannt.
Doch im Grunde war es ein pausenloses, an- und abschwellendes Dröhnen, das tausendfach verlangsamte Doom-Riff, die maximale Slow Motion einer Rockperformance.
Der tief blubbernde Sprechgesang ging natürlich oft unter, doch wenn ihm mal Raum gelassen wurde, konnte man sich nur wundern, was aus dieser Kehle abgesondert wurde. Sang/sprach da überhaupt noch ein Mensch oder waren dies Nachrichten aus einer anderen Sphäre?

Manchmal verließen ein oder zwei der Dronepriester ihre Stätte für längere Zeit, doch das ewige Brummen ging immer weiter.
Nach längerer Abstinenz Csihars kehrte dieser schließlich als dämonische, Laserstrahlen verschießende Un-Freiheitsstatue zurück, was komisch klingt, aber ikonisch anzuschauen war. Stimmlich konzentrierte er sich während dieser finalen Phase des Rituals eher auf an Blixa Bargeld einnernde, metallische Zahnarztbohrerschreie...

Und irgendwann war das alles - plötzlich vorbei.

Kann ich dem, was ich erlebt habe, hier überhaupt in Worten gerecht werden?

Wie beschreibt man die Faszination, die von diesem vollkommen entschleunigten, reduzierten Konzept ausgeht?

Was wollen Sunn O))) von uns?

Man kann Sunn O))) ähnlich wie Bong als meditative, befreiende Erfahrung begreifen, doch gleichzeitig bleibt der Eindruck, hier etwas zu bezeugen, das gar nicht für den menschlichen Geist bestimmt ist.
Das vollkörnige, alles erfassende Brummgefurze und seine Vibrationen sind sexy, süchtig machend, und doch monolithisch, den Zuhörer zum ganz kleinen Licht in der großen Kirche reduzierend.

Es ist, als würde man als Sterblicher den  Göttern bei der Paarung zuhören.*
Schön und erschütternd, zerstörerisch und schöpferisch zugleich, viel zu überwältigend mächtig, um es mit den eigenen begrenzten Sinnen erfassen zu können.

Hallelujah!



* vergl. auch Jimi Hendrix "...And The Gods Made Love"



Und nun noch ein paar Bilderchen:


























































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