Zusammen? Getrennt? Ist das jetzt eine endgültige Entscheidung?
Ok, für diesen Text folge ich mal der Band und schreibe Liserstille.
In der Kieler Schaubude im Mai fand ich sie sensationell, und auch im eher so mittelbegeisterten Review zur aktuellen Scheibe von Muse habe ich die Dänen bereits als die besseren Muse ins Spiel gebracht und demnächst ein Review versprochen. Das ist auch schon über zwei Monate her *räusper*, aber ich mache das hier *hust* ja schließlich nicht professionell. *zwinker*
Doch nun, tadaa!
Ok, für diesen Text folge ich mal der Band und schreibe Liserstille.
In der Kieler Schaubude im Mai fand ich sie sensationell, und auch im eher so mittelbegeisterten Review zur aktuellen Scheibe von Muse habe ich die Dänen bereits als die besseren Muse ins Spiel gebracht und demnächst ein Review versprochen. Das ist auch schon über zwei Monate her *räusper*, aber ich mache das hier *hust* ja schließlich nicht professionell. *zwinker*
Doch nun, tadaa!
LISERSTILLE - Empirical Ghost (2LP/white vinyl) (2015)
Natürlich sind Liserstille nicht die besseren Muse, dafür existieren einfach in zu vielen Punkten und natürlich in der Dimension der Liveshows und des Erfolges zu gewaltige Unterschiede.
Anderseits gibt es aber durchaus Parallelen, die den Vergleich generell rechtfertigen. Und "Empirical Ghost" ist tatsächlich besser und in meiner persönlichen Rotation weitaus beanspruchter als die durchwachsene "Drones", welche ich seit dem Review vielleicht maximal ein oder zwei Mal komplett gehört habe.
Doch zu den Gemeinsamkeiten: Ebenso wie die Briten lieben Liserstille die große musikalische Geste, die hymnische Melodie, den Kitsch.
Wo Matthew Bellamy allerdings an der Gitarre Brian May und am Klavier und mit seinem Gesang Freddie Mercury emuliert, da orientiert sich der große Blonde Martin Byrialsen in seinem gesamten Auftritt viel mehr am "thin white duke" David Bowie und dem Postpunk / Wave der Achtziger.
Und wo Muse sich mittlerweile schon manchmal zu sehr an der angenommen Aufnahmefähigkeit eines Stadionpublikums orientieren, da suchen Liserstille noch Advantgarde und Abenteuer, Kunst und Chaos.
Auch die Wahl des für seine Arbeit mit den Drone-Giganten Earth und Sunn O))) bekannten Produzenten Randall Dunn spricht nicht zwingend für den brennenden Wunsch, sich an ein großes Radio-Publikum ranzuschmeißen - obwohl das Potential zum kommerziellen Hit durchaus in den vier Musikern schlummert.
Was Dunn diesem Album hingegen beschert hat, ist eine der mächtigsten Produktionen des Jahres, mit einer ranzig dröhnenden und doch nie das restliche Spektakel störenden Wucht in den Bässen, wie man sie dieser Art von Musik nicht zwingend verordnen würde.
Womit ich bei der Frage wäre:
Was ist "diese Art von Musik"?
Es ist nach wie vor ein kaum an Strophe-Refrain-Schemata gebundener, ganz seiner eigenen epischen Dramaturgie und Leidenschaft folgender Mix aus Art- und Progrock mit gelegentlichen Elektronika-Einsprengseln, dessen Energie sich auch in die Gefilde von Postmetal und Doom bewegt.
Neu im Vergleich zum vorigen Schaffen der Band ist der noch sehr viel prominentere Einsatz von ganz auf Achtziger-Jahre-Sounds gebügelten Keyboards, die zusammen mit dem von Bassist Asbjørn Helboe bedienten Wind-Synthesizerzu einer spacigen Grundstimmung führen, welche sich allerdings den meisten Psychedelic Rock-Klischees verweigert und eher in die soundtrackartige Richtung wie bei Zombi tendiert.
So extravagant theatralisch sich Byrialsen auch geben mag; der stimmliche Anteil des Sängers ist auf "Empirical Ghost" erstaunlich gering. Neben vielen ausufernden Instrumentalpassagen, ob in der Quasi-Hitsingle "Gold Future" oder erst recht dem epischen Zwölfminüter und Albumhöhepunkt "Zenith" enthält das Werk mit dem beinahe naiv beginnenden, großartigen "Precognition", sowie den drei Zwischenspielen "Hymn To The Past", "Hymn To The Sorrow Squad" und "Hymn To The Echo" gleich vier reine Instrumentalstücke (bei zehn Tracks insgesamt).
Die "Hymnen" sind in Wahrheit die unhymnischsten Tracks des Albums und tatsächlich nicht von der Band, sondern von Randall Dunn zusammengebastelte Klanginstallationen aus Versatzstücken der restlichen Songs, welche den gesamten Zusammenhalt des Albums nicht unerheblich stärken.
Blöde ist nur, dass das Wort "hymn" so in Tracklisting und Texten/Credits insgesamt sechs Mal auf der Gatefold-Hülle der Doppel-LP (45rpm) gedruckt ist und davon satte vier Mal falsch geschrieben wurde, was den Grammatik-Nazi in mir ähnlich aufregt wie die vielen Rechtschreibfehler der aktuellen Wiederveröffentlichungen von Cirith Ungol - zumal auch hier alles andere optisch so wunderbar gelungen ist.
Das von Duracell-Häschen / Drummer Jon Gotlev liebevoll in dunkelblau und gold gestaltete Artwork und das passende weiße Vinyl sind nämlich eine echte Augenweide.
Ich könnte jetzt noch über alle restlichen Songs etwas lobendes sagen, doch es genügt wohl, wenn ich feststelle, dass Liserstille auf "Empirical Ghost" eigenständiger denn je klingen und ein höchst spannendes, dramatisches Album geschaffen haben, welches sich weder vor seinen Vorgängern (auch nicht dem Diskographie-Monolithen "The Collibro"), noch vor sonst irgendwem da draußen in der Musikwelt - inklusive Muse - verstecken muss.
Dänemarks beste - und wahrscheinlich auch unterbewerteste - Band hat hier weitaus mehr als nur eine Duftmarke hinterlassen.
Ein Meisterwerk. Und beim Kauf bitte nicht vergessen, die ebenfalls noch recht frische Vinylveröffentlichung der zunächst nur digital erschienen EP "Flight Of Belljár" mit einzupacken!
Anderseits gibt es aber durchaus Parallelen, die den Vergleich generell rechtfertigen. Und "Empirical Ghost" ist tatsächlich besser und in meiner persönlichen Rotation weitaus beanspruchter als die durchwachsene "Drones", welche ich seit dem Review vielleicht maximal ein oder zwei Mal komplett gehört habe.
Doch zu den Gemeinsamkeiten: Ebenso wie die Briten lieben Liserstille die große musikalische Geste, die hymnische Melodie, den Kitsch.
Wo Matthew Bellamy allerdings an der Gitarre Brian May und am Klavier und mit seinem Gesang Freddie Mercury emuliert, da orientiert sich der große Blonde Martin Byrialsen in seinem gesamten Auftritt viel mehr am "thin white duke" David Bowie und dem Postpunk / Wave der Achtziger.
Und wo Muse sich mittlerweile schon manchmal zu sehr an der angenommen Aufnahmefähigkeit eines Stadionpublikums orientieren, da suchen Liserstille noch Advantgarde und Abenteuer, Kunst und Chaos.
Auch die Wahl des für seine Arbeit mit den Drone-Giganten Earth und Sunn O))) bekannten Produzenten Randall Dunn spricht nicht zwingend für den brennenden Wunsch, sich an ein großes Radio-Publikum ranzuschmeißen - obwohl das Potential zum kommerziellen Hit durchaus in den vier Musikern schlummert.
Was Dunn diesem Album hingegen beschert hat, ist eine der mächtigsten Produktionen des Jahres, mit einer ranzig dröhnenden und doch nie das restliche Spektakel störenden Wucht in den Bässen, wie man sie dieser Art von Musik nicht zwingend verordnen würde.
Womit ich bei der Frage wäre:
Was ist "diese Art von Musik"?
Es ist nach wie vor ein kaum an Strophe-Refrain-Schemata gebundener, ganz seiner eigenen epischen Dramaturgie und Leidenschaft folgender Mix aus Art- und Progrock mit gelegentlichen Elektronika-Einsprengseln, dessen Energie sich auch in die Gefilde von Postmetal und Doom bewegt.
Neu im Vergleich zum vorigen Schaffen der Band ist der noch sehr viel prominentere Einsatz von ganz auf Achtziger-Jahre-Sounds gebügelten Keyboards, die zusammen mit dem von Bassist Asbjørn Helboe bedienten Wind-Synthesizerzu einer spacigen Grundstimmung führen, welche sich allerdings den meisten Psychedelic Rock-Klischees verweigert und eher in die soundtrackartige Richtung wie bei Zombi tendiert.
So extravagant theatralisch sich Byrialsen auch geben mag; der stimmliche Anteil des Sängers ist auf "Empirical Ghost" erstaunlich gering. Neben vielen ausufernden Instrumentalpassagen, ob in der Quasi-Hitsingle "Gold Future" oder erst recht dem epischen Zwölfminüter und Albumhöhepunkt "Zenith" enthält das Werk mit dem beinahe naiv beginnenden, großartigen "Precognition", sowie den drei Zwischenspielen "Hymn To The Past", "Hymn To The Sorrow Squad" und "Hymn To The Echo" gleich vier reine Instrumentalstücke (bei zehn Tracks insgesamt).
Die "Hymnen" sind in Wahrheit die unhymnischsten Tracks des Albums und tatsächlich nicht von der Band, sondern von Randall Dunn zusammengebastelte Klanginstallationen aus Versatzstücken der restlichen Songs, welche den gesamten Zusammenhalt des Albums nicht unerheblich stärken.
Blöde ist nur, dass das Wort "hymn" so in Tracklisting und Texten/Credits insgesamt sechs Mal auf der Gatefold-Hülle der Doppel-LP (45rpm) gedruckt ist und davon satte vier Mal falsch geschrieben wurde, was den Grammatik-Nazi in mir ähnlich aufregt wie die vielen Rechtschreibfehler der aktuellen Wiederveröffentlichungen von Cirith Ungol - zumal auch hier alles andere optisch so wunderbar gelungen ist.
Das von Duracell-Häschen / Drummer Jon Gotlev liebevoll in dunkelblau und gold gestaltete Artwork und das passende weiße Vinyl sind nämlich eine echte Augenweide.
Ich könnte jetzt noch über alle restlichen Songs etwas lobendes sagen, doch es genügt wohl, wenn ich feststelle, dass Liserstille auf "Empirical Ghost" eigenständiger denn je klingen und ein höchst spannendes, dramatisches Album geschaffen haben, welches sich weder vor seinen Vorgängern (auch nicht dem Diskographie-Monolithen "The Collibro"), noch vor sonst irgendwem da draußen in der Musikwelt - inklusive Muse - verstecken muss.
Dänemarks beste - und wahrscheinlich auch unterbewerteste - Band hat hier weitaus mehr als nur eine Duftmarke hinterlassen.
Ein Meisterwerk. Und beim Kauf bitte nicht vergessen, die ebenfalls noch recht frische Vinylveröffentlichung der zunächst nur digital erschienen EP "Flight Of Belljár" mit einzupacken!
Anspieltipps: Zenith, Capsules, Precognition, Gold Future, Harlequin's Tale
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