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2017-08-30

GLERAKUR - The Mountains Are Beautiful Now

Heute heißt es hier mal wieder Hochkulturalarm!, denn die Musik des folgenden Albums basiert zu großen Teilen auf Kompositionen für ein Theaterstück.

...

Moment.

...

Sorry, das ist jetzt irgendwie peinlich. Die neue Laibach hatte ich doch schon besprochen...

Ah, es geht um eine ganz andere Band!

Hm. Theatersoundtrack ist wohl gerade so ein Trend.




GLERAKUR - The Mountains Are Beautiful Now (2 CD book) (2017)

Ok, nun ernsthaft:

Da ich bereits die vorangegangene Debüt-EP von GlerAkur besaß, war es für mich schon vor dem beeindruckenden Auftritt der Band in der Balver Höhle klar, dass ich dieses Album vom Merchandisingstand des Prophecy Fests abernten würde.

Das Label Prophecy Productions macht es einem bei dieser Veröffentlichung wie so oft nicht gerade leicht, sich für eine der mehr oder weniger luxuriösen, aber immer stilvoll gestalteten Versionen zu entscheiden. Und alle Varianten sichtbar vor sich zu haben, war auch nicht gerade hilfreich. Letztendlich war es allerdings ein ganz handfestes Argument, welches mich sowohl das normale CD-Digipack, als auch schwarzes oder farbiges Vinyl liegenlassen ließ. Die Doppel-CD prahlt mit satten fünfzig Minuten zusätzlicher Musik!

Das 7"-formatige CD-Buch ist auf diesem Label ein so bewährtes Produkt, dass man es schon als Markenzeichen betrachten muss. Nicht nur Alben (z.B. in meiner Sammlung Alcests "Kodama"), sondern sogar das Programm fürs hauseigene Festival werden ja so gestaltet. Aus gutem Grund, denn so ein Einband voller Fotos und liner notes ist schon eine äußerst schicke Sache. So auch hier.






Es werden hier sowohl die Entwicklung vom Soundtrackprojekt zur Konzerte spielenden Rockband - und die damit einhergehende klangliche Änderung -, als auch das zugrundeliegende Theaterstück ausführlich behandelt.

Den musikalischen Wandel kann man hier natürlich auch nachhören, da das Album auch in seiner Betzung die Liveband mit vier Gitarren, Bass und zwei Drummern wiederspiegelt, während die "Can't You Wait"-EP noch den ursprünglichen Ansatz präsentierte.

Im Prinzip liegen die beiden Versionen von GlerAkur aber gar nicht weit auseinander, denn die Mischung aus Ambient, elegischem Postrock und superschweren, hypnotisch repetiven Riffs ist grundsätzlich diesselbe. Nur die Anteile und Intensität der verschiedenen Zutaten hat sich noch mehr in Richtung moderne Swans verschoben.

Dies kann man ganz konkret nicht nur an der Albumversion von "Can't You Wait" nachhören. Auch die beiden neuen Version der EP-Stücke "Polycide" und "Willocide" sind nun länger und deutlich schwerer. Die übersichtliche Bandphilosophie, dass 1. jedes Riff so einfach wie möglich gehalten werden muss und 2. so lange gespielt wird, bis die Band vergessen hat, wie oft sie es schon gespielt hat, kommt hier deutlich zum Tragen.
"Polycide II" und "Willocide II" gehören beide zu den fünf exklusiven Tracks auf der Bonus-CD.

Auf dieser befindet sich auch die Theater-Version des kolossalen Mono-soundalike-Album-Kernstücks "Strings", die so sehr in die andere Richtung ausschlägt, dass man das Stück beim ersten Hören gar nicht unbedingt wiedererkennt. Sowohl für diesen Track als auch die recycelten EP-Stücke gilt, dass keine Version die jeweils andere überflüssig macht. So kann ich der Gruppe weder vorwerfen, ihren vorigen Tonträger zu entwerten, noch sich hier mit Füllern Spielzeit zu erschwindeln.

GlerAkur live in der Balver Höhle, 2017
Allgemein muss man sowohl für das Album als auch die zusätzliche CD feststellen, dass die Gleichung neuer = krachiger für GlerAkur nur als durchschnittliche Tendenz greift. Nach wie vor findet die Musik noch reichlich Zeit für atmosphärisches Schwelgen bis Dröhnen und Passagen, bei denen eher pure Schönheit als erdrückender Wall of Sound im Vordergrund stehen.

Und so lassen sich GlerAkur zwar relativ leicht als "typisch isländisch" und Schnittmenge aus Cult Of Luna und klassischen Sigur Rós beschreiben, bieten insgesamt trotz der genannten Grundregeln aber ein überraschend vielfältiges (und über den Schwerpunkt ihrer Liveperformance hinausgehendes) Bild.

Da das Niveau der Kompositionen und Arrangements zu keiner Zeit schwächelt und die Produktion fantastisch ist - es wurde direkt im isländischen Nationaltheater aufgenommen -, ist es alles andere als unrealistisch, "The Mountains Are Beautiful Now" jetzt schon zu einem der besten Postrock-Album des Jahres auszurufen. Gerade auch in dieser doppelt langen Ausführung.



Highlights: Strings, Willocide II, Fagurt Er Á Fjöllunum Núna



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