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2021-08-13

CZLT - Junkyard

READ AN ENGLISH REVIEW OF THIS ALBUM ON VEIL OF SOUND!

[I've recently joined Veil of Sound as a guest writer. I will - hopefully regularly - share selected reviews there, which may be slightly altered translations of texts from this blog (like in this case) or completely new alternative write-ups. I've honestly haven't made up my mind up about that a hundred percent, so we shall see.]



Und wieder einmal stelle ich hier eine Veröffentlichung meines aktuell anscheinend liebsten Labels WV Sorcerer Productions 巫唱片 vor, wobei dieses Album in gleichwertiger Kooperation mit Ascetic Visions und Homo-Sensibilis Sounds das Licht der Welt erblickt hat. Irgendwo schwammig zwischen Esoterik, Weltmusik, Psychedelik, Okkultismus, Advantgarde und Metal, zwischen Ost und West verortet sind diese Adressen aber alle.


Und es ist kaum ein Album vorstellbar, welches diese Ansätze ursprünglicher und unverfälschter vermitteln könnte als "Junkyard", Soloalbum von Czlt, ein Kürzel, hinter dem sich der Belgier Guillaume Cazalet verbirgt, Mitglied diverser musikalischer Projekte, von denen die aktuell in Kennerkreisen hohe Wellen schlagende Drone/Doom/Jazz-Big Band Neptunian Maximalism wohl das prominenteste ist.  


CZLT - Junkyard (violet vinyl LP) (2021)

Wo genannte Band auf ihrem epochalen Debüt "Éons" und dem dieses Jahr erschienen Livealbum "Solar Drone Ceremony" auf - ja was wohl? - überschäumenden Maximalismus setzt, da ist CZLT zwar ebenfalls vielschichtig, verpackt dies jedoch subtiler in einer zunächst reduzierter erscheinenden Form.

Die Instrumente sind Sitar und dazu passend mikrotonal gestimmte Gitarre. Das Genre ist Drone Metal.
Wobei der "Metal"-Part hier im Grunde eher Formsache ist, die auf einer unterschwelligen Grunddüsternis, vor allem jedoch den Assoziationen, die der Gitarrensound hervorruft, beruht.

Die typischsten Eigenschaften, die der nicht mit Sunn O))) oder den bei Kombination mit Sitar unbedingt referenzwürdigen Bong vertraute Headbanger mit Metal verbindet, treffen auf dieses aus zweit unbenannten Longtracks bestehende Album nämlich nicht zu.
Es mag noch so sehr Klischee sein, doch überwiegend ist Metal, ob rasend, groovend, stampfend, nun mal eine Musik, die mich dazu zwingen will, mich in Bewegung zu entladen.
"Junkyard" allerdings regt eher dazu an, sich im zeitvergessenen Zustand aufzuladen.

CZLT ist Drone. 

Drone (Dröhnen) an sich stellt ja erst einmal gar kein Genre dar, sondern ist einer der ursprünglichsten, integralsten Bestandteile von Musik überhaupt. Jede alte Kultur kennt ihre eigenen Drone-Instrumente, die ihr hilft, sich über diese Welt hinaus zu bewegen.
Und wo kein fassbares Werkzeug gezupft, gestrichen, geschlagen oder geblasen wird, da springt der menschliche Kehlkopf in die Bresche, wie wir es beispielsweise aus den Höhen des Himalaya kennen.

Auch Cazalet setzt dieses Mittel ein, genauso gekonnt, allerdings weniger vordergründig als bei Neptunian Maximalism. Der tibetisch inspirierte Gesang gehört hier gleichwertig zu modernen elektronischen Geräuschen zu einem ominösen Klangstrang, der sich untrennbar als Textur mit der dominanten, geduldig donnernden Gitarre und der permanent darüber solierenden Sitar verwebt.

"Junkyard" ist ein Album des langen, unmerklichen Aufbaus. Es gaukelt Stillstand vor und lädt deine Seele ein, entrückt in dieser Regungslosigkeit zu schweben. In Wahrheit jedoch brodelt und wächst es unter der Oberfläche, knapp unterhalb der Schwelle offensichtlicher Wahrnehmung. Es ist das langsame Augenöffnen eines erwachenden Riesen. Und wo Du glaubtest, deinen Geist auf leeren befreienden Durchzug gestellt zu haben, sporuliert tatsächlich eine tiefe Inspiration.

Nun gibt es in meinem Plattenregal durchaus schon einige Alben mit ähnlichem Effekt. Was CZLTs Werk unter diesen herausstehen lässt ist die Dichte, in der (Metal-)Moderne und Tradition untrennbar verschmelzen.
Der Schlüssel dazu ist schlicht, wie eingehend sich hier mit allen Versatzstücken auseinandergesetzt wurde. Guillaume Cazalet kennt nicht nur sein Effektboard, sondern strebt auch in Sitar und Kehlkopfgesang nach Wissen und Meisterschaft. Im Resultat ergibt das eben nicht nur mächtigen Wumms mit schöngeistig exotischem Anstrich, sondern befriedigt in seiner fundierten Virtuosität auch auf einer intellektuellen, mit der Kunst von Komponisten wie Eyvind Kang oder Jóhann Jóhannsson vergleichbaren Ebene.

Und was das Ganze mit dem titelgebenden Autofriedhof zu tun hat... das mag der interessierte Hörer den Liner Notes entnehmen. Ich muss an dieser Stelle ja nicht alles verraten.

Nur dass neben der Musik auch die limitierte violette Vinylversion inklusive zwei Postern sehr gefällt, das sei hier gerne noch gesagt.




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