Lana Del Rey hatte zwischendurch ja mal damit kokettiert, aufzuhören, da sie meinte, bereits alles gesagt zu haben. Nun hat die Kreativität allerdings doch noch einmal für ein komplettes Album mit vierzehn Songs gereicht.
Da ihr sensationelles letztes Album "Ultraviolence" ihr nicht nur neue Fans beschert, sondern auch viele Anhänger der werberelevanten Zielgruppe verprellt hatte, war man ja schon vorgewarnt, dass es eher nicht im gitarrenlastigen, schmutzig produzierten Soundgewand weitergehen würde.
Geht die Reise also zurück zum Debüt "Born To Die", das zwar durchaus einige ordentliche Songs enthielt, insgesamt aber nicht nur stilistisch durchwachsen sondern z.T. musikalisch einfach schlecht gemacht war?
Oder eher zu dessen EP-Anhängsel "Paradise", für welches man sich dann anscheinend durchgehend vernünftige Arrangements leisten konnte?
Da ihr sensationelles letztes Album "Ultraviolence" ihr nicht nur neue Fans beschert, sondern auch viele Anhänger der werberelevanten Zielgruppe verprellt hatte, war man ja schon vorgewarnt, dass es eher nicht im gitarrenlastigen, schmutzig produzierten Soundgewand weitergehen würde.
Geht die Reise also zurück zum Debüt "Born To Die", das zwar durchaus einige ordentliche Songs enthielt, insgesamt aber nicht nur stilistisch durchwachsen sondern z.T. musikalisch einfach schlecht gemacht war?
Oder eher zu dessen EP-Anhängsel "Paradise", für welches man sich dann anscheinend durchgehend vernünftige Arrangements leisten konnte?
LANA DEL REY - Honeymoon (red vinyl 2LP) (2015)
Die Antwort ist wohl am ehesten, dass die Sängerin sich nach vorne orientiert und innerhalb ihres Kosmos ein in sich geschlossenes neues Kapitel aufschlägt, welches auf allen vorigen Veröffentlichungen aufbaut und zusätzlich ein paar neue Akzente setzt.
Wer Lana Del Rey generell nicht mag und nicht die Muse oder Fähigkeit hat, aufmerksam hinzuhören - was ich gerade einem gewissen Anteil der eigentlich nicht an Musik interessierten Pop-Konsumenten einfach mal unterstelle -, der wird angesichts des Titelsongs, mit dem das Album eröffnet wird, wohl schon stöhnen, dass "Miss Valium" zurück ist.
"Honeymoon" ist eine sparsam arrangierte und dennoch dick aufgetragene Piano/Streicherballade, welche gewissermaßen den Grundton für alles folgende setzt.
Abgesehen von den poppigen Singles "High By The Beach" und "Music To Watch Boys To", in denen nach bewährter Del Rey-Tradition am ehesten mal eine Hook etwas nerven kann, ist die Dame zumeist in für Popverhältnisse sowohl langsamen als auch langen Kompositionen unterwegs.
Wie nie zuvor steht dabei ihre Stimme im Vordergrund, und ihr Gesangsdarbietung war bisher auch noch nie durchgehend derart gut.
Das heißt allerdings zum Glück nicht, dass bei der instrumentalen Untermalung gekleckert wurde. Zwar wirken die Arrangements über weite Strecken zunächst sehr reduziert, in Wahrheit stecken aber sehr viel Detailreichtum und Abwechslung in "Honeymoon".
Wer Lana Del Rey generell nicht mag und nicht die Muse oder Fähigkeit hat, aufmerksam hinzuhören - was ich gerade einem gewissen Anteil der eigentlich nicht an Musik interessierten Pop-Konsumenten einfach mal unterstelle -, der wird angesichts des Titelsongs, mit dem das Album eröffnet wird, wohl schon stöhnen, dass "Miss Valium" zurück ist.
"Honeymoon" ist eine sparsam arrangierte und dennoch dick aufgetragene Piano/Streicherballade, welche gewissermaßen den Grundton für alles folgende setzt.
Abgesehen von den poppigen Singles "High By The Beach" und "Music To Watch Boys To", in denen nach bewährter Del Rey-Tradition am ehesten mal eine Hook etwas nerven kann, ist die Dame zumeist in für Popverhältnisse sowohl langsamen als auch langen Kompositionen unterwegs.
Wie nie zuvor steht dabei ihre Stimme im Vordergrund, und ihr Gesangsdarbietung war bisher auch noch nie durchgehend derart gut.
Das heißt allerdings zum Glück nicht, dass bei der instrumentalen Untermalung gekleckert wurde. Zwar wirken die Arrangements über weite Strecken zunächst sehr reduziert, in Wahrheit stecken aber sehr viel Detailreichtum und Abwechslung in "Honeymoon".
Der Rhythmus ist - so er denn kommt - mal analog, mal digital, wie es der Song gerade verlangt, und auch sonst wird eine vielzahl unterschiedlicher Sounds und Instrumente aufgefahren. Selbst die hier insgesamt weit hinter Streichern und Piano zurückstehende Gitarre wird nicht vollkommen vernachlässigt.
Zwischen dem auch als Original von Tori Amos vorstellbaren "Terrence Loves You", den fiesen Einbremsbeats von "Freak" und dem lässigen Flirt mit Italo-Schlager-Klischees in "Salvatore" passiert hier wirklich einiges.
Die Hauptrolle spielt aber jederzeit Lana Del Rey selbst, deren Performance auch durchgehend in der Lage ist, das Album zu tragen.
Inhaltlich bleibt ihr Universum natürlich begrenzt. Liebe im Rausch, melancholischer Partykater, kalifornische Sonne und dazu jederzeit ein Statusupdate ihrer Playlist; hier wird Major Tom zitiert, da slowdanced sie zu Rockmusik, hat den Blues, hört nur noch Billie Holiday...
Am Ende wird es mit dem schwärzesten Tag immer finsterer und am Ende steht der Schwanengesang als Gegenstück zu den Flitterwochen, die das Album eröffnet haben.
Die abschließende Kür des Albums ist ein Cover des Nina Simone-Klassikers "Don't Let Me Be Misunderstood", welches Lana ganz passabel in ihren Stil überführt, auch wenn die Messlatte hier natürlich unfassbar hoch liegt. Und ich persönlich stehe wohl, wie ich bereits in einem früheren Review erwähnt habe, auch zu sehr auf die superlange Siebziger-Disco-Version des Songs von Santa Esmeralda, um mich hier vollkommen überzeugen zu lassen.
Insgesamt sind es nur wenige Songs oder Teile davon, die das hohe Gesamtniveau nicht ganz halten können, einen richtigen Ausfall gibt es allerdings nicht.
Nun zu den Äußerlichkeiten:
Die Platte macht was her. Da ich Popskeptiker ja im Grunde erst über die Fotografie von Neil Krug dazu gekommen bin, mich musikalisch mit Lana Del Rey zu befassen, freue ich mich, dass der Künstler bei der Gestaltung von Album und Booklet auch wieder gut vertreten ist.
Transparent rotes Vinyl geht ja sowieso immer, vor allem wenn die Farbe auch im Gesamtzusammenhang ästhetisch Sinn ergibt.
Und dass die Telefonnummer auf dem Cover in den USA tatsächlich anwählbar ist und mit Glück nicht nur eine Werbeschleife kommt, sondern die Künstlerin selbst am Hörer wartet, ist natürlich ein netter Werbegag - auch wenn alles was bei Lana Del Rey außerhalb der Alben stattfindet für mich ja sonst tendentiell eher uninteressant ist.
Und wo sortiere ich "Honeymoon" nun in der Diskographie ein?
Besser als das Debüt ist das Stück von meiner Warte aus auf jeden Fall.
Der Vergleich mit dem direkten Vorgängeralbum fällt schwer, da sie sich sowohl von der stilistischen Ausrichtung als auch ihrer Produktionsphilosophie her so sehr unterscheiden.
"Honeymoon" ist handwerklich perfekter, doch wahrscheinlich wird mir "Ultraviolence" wohl immer etwas näher sein. Letztendlich bedienen die beiden Alben einfach verschiedene Nuancen der Del Rey-Stimmung und tun sich nicht viel.
Bock auf langsames, durchaus affektiertes und dennoch cooles Gefühlstheater muss man schon haben. Einwandfreier Pop-Qualitätskauf.
Zwischen dem auch als Original von Tori Amos vorstellbaren "Terrence Loves You", den fiesen Einbremsbeats von "Freak" und dem lässigen Flirt mit Italo-Schlager-Klischees in "Salvatore" passiert hier wirklich einiges.
Die Hauptrolle spielt aber jederzeit Lana Del Rey selbst, deren Performance auch durchgehend in der Lage ist, das Album zu tragen.
Inhaltlich bleibt ihr Universum natürlich begrenzt. Liebe im Rausch, melancholischer Partykater, kalifornische Sonne und dazu jederzeit ein Statusupdate ihrer Playlist; hier wird Major Tom zitiert, da slowdanced sie zu Rockmusik, hat den Blues, hört nur noch Billie Holiday...
Am Ende wird es mit dem schwärzesten Tag immer finsterer und am Ende steht der Schwanengesang als Gegenstück zu den Flitterwochen, die das Album eröffnet haben.
Die abschließende Kür des Albums ist ein Cover des Nina Simone-Klassikers "Don't Let Me Be Misunderstood", welches Lana ganz passabel in ihren Stil überführt, auch wenn die Messlatte hier natürlich unfassbar hoch liegt. Und ich persönlich stehe wohl, wie ich bereits in einem früheren Review erwähnt habe, auch zu sehr auf die superlange Siebziger-Disco-Version des Songs von Santa Esmeralda, um mich hier vollkommen überzeugen zu lassen.
Insgesamt sind es nur wenige Songs oder Teile davon, die das hohe Gesamtniveau nicht ganz halten können, einen richtigen Ausfall gibt es allerdings nicht.
Nun zu den Äußerlichkeiten:
Die Platte macht was her. Da ich Popskeptiker ja im Grunde erst über die Fotografie von Neil Krug dazu gekommen bin, mich musikalisch mit Lana Del Rey zu befassen, freue ich mich, dass der Künstler bei der Gestaltung von Album und Booklet auch wieder gut vertreten ist.
Transparent rotes Vinyl geht ja sowieso immer, vor allem wenn die Farbe auch im Gesamtzusammenhang ästhetisch Sinn ergibt.
Und dass die Telefonnummer auf dem Cover in den USA tatsächlich anwählbar ist und mit Glück nicht nur eine Werbeschleife kommt, sondern die Künstlerin selbst am Hörer wartet, ist natürlich ein netter Werbegag - auch wenn alles was bei Lana Del Rey außerhalb der Alben stattfindet für mich ja sonst tendentiell eher uninteressant ist.
Und wo sortiere ich "Honeymoon" nun in der Diskographie ein?
Besser als das Debüt ist das Stück von meiner Warte aus auf jeden Fall.
Der Vergleich mit dem direkten Vorgängeralbum fällt schwer, da sie sich sowohl von der stilistischen Ausrichtung als auch ihrer Produktionsphilosophie her so sehr unterscheiden.
"Honeymoon" ist handwerklich perfekter, doch wahrscheinlich wird mir "Ultraviolence" wohl immer etwas näher sein. Letztendlich bedienen die beiden Alben einfach verschiedene Nuancen der Del Rey-Stimmung und tun sich nicht viel.
Bock auf langsames, durchaus affektiertes und dennoch cooles Gefühlstheater muss man schon haben. Einwandfreier Pop-Qualitätskauf.
Anspieltipps: Terrence Loves You, Salvatore, The Blackest Day, Honeymoon, Freak
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