Mein letztes Review an dieser Stelle war ja Sinistros "Semente", ein wunderbares Album, welches man z.B. als female fronted Doom/Post Metal/Sludge labeln könnte.
Und da mir Abwechslung am Herzen liegt, mache ich jetzt mit einem Werk weiter, welches man stilistisch z.B. als female fronted Doom/Post Metal/Sludge bezeichnen könnte.
Ok, das liest sich ziemlich ähnlich. Was die Norweger Cult Of Luna gemeinsam mit Ex-Made Out Of Babies-Sängerin Julie Christmas auf "Mariner" präsentieren, unterscheidet sich allerdings trotz offensichtlicher Gemeinsamkeiten in seiner Gesamtheit erheblich vom Album der Portugiesen.
Und da mir Abwechslung am Herzen liegt, mache ich jetzt mit einem Werk weiter, welches man stilistisch z.B. als female fronted Doom/Post Metal/Sludge bezeichnen könnte.
Ok, das liest sich ziemlich ähnlich. Was die Norweger Cult Of Luna gemeinsam mit Ex-Made Out Of Babies-Sängerin Julie Christmas auf "Mariner" präsentieren, unterscheidet sich allerdings trotz offensichtlicher Gemeinsamkeiten in seiner Gesamtheit erheblich vom Album der Portugiesen.
CULT OF LUNA and JULIE CHRISTMAS - Mariner (green/clear vinyl 2LP) (2016)
Inhaltlich ist schon angesichts von Cover und Titel schnell klar, wohin die Reise geht, nämlich nach oben und noch viel weiter.
Das Verlassen einer verlorenen Heimat, der Eskapismus ins Weltall, die Einsamkeit des Seefahrers als Gleichnis zur Erforschung der Conditio Humana - diese künstlerischen Motive haben wohl schon unzählige Songs inspiriert und Albumkonzepte begründet. Meine Textanalyse befindet sich in diesem Fall indes noch im Larvenstadium, weshalb ich mich im folgenden ganz auf die musikalische Umsetzung konzentrieren möchte.
Und auf die Verpackung. Jene ist nämlich sehr ansehnlich geraten. Mein Foto gibt dies nicht wieder, aber das Layout des Gatefoldcovers der Doppel-LP spielt sehr schön mit den vier Farben grün, blau, gelb und lila. Entsprechend gibt es auch zu jedem Ton eine farbige Vinyledition mit passendem Frontcover.
Das Verlassen einer verlorenen Heimat, der Eskapismus ins Weltall, die Einsamkeit des Seefahrers als Gleichnis zur Erforschung der Conditio Humana - diese künstlerischen Motive haben wohl schon unzählige Songs inspiriert und Albumkonzepte begründet. Meine Textanalyse befindet sich in diesem Fall indes noch im Larvenstadium, weshalb ich mich im folgenden ganz auf die musikalische Umsetzung konzentrieren möchte.
Und auf die Verpackung. Jene ist nämlich sehr ansehnlich geraten. Mein Foto gibt dies nicht wieder, aber das Layout des Gatefoldcovers der Doppel-LP spielt sehr schön mit den vier Farben grün, blau, gelb und lila. Entsprechend gibt es auch zu jedem Ton eine farbige Vinyledition mit passendem Frontcover.
Die Pressqualität ist leider zumindest bei meinem grünen Exemplar eher unteres Mittelfeld. Das dürfte durchaus gerne ein paar Mal weniger knacksen.
Musikalisch allerdings gibt es nichts zu beanstanden.
Cult Of Luna marschieren im mächtigen Midtempo unaufhaltsam voran und türmen dabei mächtig Riffs, Rhythmen, Keyboardklänge und Krach übereinander, dass es jedem Freund von Neurosis, Isis, The Ocean und Co. eine Freude sein sollte. Wirklich sehr intensiv und gewaltig.
Doch das Sahnehäubchen - und für mich auch ganz klar der zentrale Kaufanreiz - ist die Einbindung von Julie Christmas, die bei den meisten der sechs Longtracks (jeweils zwischen acht und fünfzehn Minuten) mit dem gleichen Gewicht wie alle regulären Bandmitglieder ins Songwriting involviert gewesen ist. Sobald sie den Mund öffnet, reißt sie das Geschehen aber naturgemäß deutlich an sich.
Wie beschreibt man am besten Christmas' Gesang? Die Dame hat eine variable Stimme, kann durchaus schön, mag es aber lieber manisch, kreischend, abgefahren. Die Art wie sie dabei einerseits total irrsinnig erscheint, aber doch immer catchy und irgendwie sogar melodiös bleibt, erinnert mich ein wenig an Karyn Crisis, viel mehr aber noch an den großen bekloppten Mike Patton. Ja, ich würde sagen, Julie Christmas ist das, was einen weiblichen Patton am nächsten kommt. Ich liebe diese Sängerin!
In ihrer Diskographie würde ich "Mariner" schon aufgrund des postmetallischen Soundwalls am ehesten mit dem Werk von Battle Of Mice vergleichen. Die oft loop-artigen, repetiven und sich analog zum instrumentalen Arrangement immer weiter steigernden Hooks sind als typisches Markenzeichen aber auch auf ihrer Soloplatte "The Bad Wife" und insbesondere dem letzten Album "The Ruiner" von Made Out Of Babies zu finden.
Allerdings findet Christmas ja gar nicht in allen Tracks von "Mariner" in gleichen Anteilen statt.
So wird der Opener "A Greater Call" noch eher vom Tiefgebrüll der Cult Of Luna-Mannschaft bestimmt, und die Rolle der Sängerin hat mit der ständigen Wiederholung des Mantras "We are not conquerors / We flow with the tide" schon beinahe instrumentalen Charakter.
Bei "Chevron" und erst recht dem Riesenohrwurm "The Wreck Of S.S. Needle" sind wir dann allerdings voll und ganz im Christmas-Land, bevor sie sich im dreizehnminütigen "Approaching Transition" ganz zurückzieht. Überhaupt schalten Cult Of Luna in diesem mit Ambient- und Tribalelementen verzierten Stück ein paar Gänge runter, ehe im (zumindest auf CD) abschließenden Epos "Cygnus" noch einmal vollkommen entfesselt - und doch mit maximalem musikalischen und emotionalen Tiefgang - aus allen Rohren gelärmt, geschrien, gebrüllt wird, dass am Ende keine Wünsche offen bleiben, außer sich diese saugelungende Großtat von einem Kollaborationsalbum möglichst bald wieder zu Gemüte zu führen.
Exklusiv auf LP gibt es jedoch mit "Beyond The Redshift" noch einen elfminütigen Nachschlag.
Zunächst fragt man sich, ob das Instrumentalstück sich wohl eher in Richtung Drone oder Ambient entwickeln wird. Es entpuppt sich dann aber als ein cineastischer Abspann in bester Tradition von John Carpenter. Muss man auch erstmal können.
Und solch einen Abschluss muss sich ein Album vor allem auch verdient haben. Kein Problem für "Mariner".
Dies ist definitiv kein Special Interest-Album, welches ausschließlich für Fans von Cult Of Luna und / oder Julie Christmas geeignet ist, sondern ein wirklich großes Ding für alle Fans unkitschiger epochalmächtigexzentrischmitreißender Sludgemusik.
Da kann man nur hoffen, dass es eines fernen Tages vielleicht doch eine Liveumsetzung gibt. In Tilburg vielleicht? *Zaunpfahl*
[edit: Es gibt im November nun tatsächlich fünf Live-Aufführungen zwischen Stockholm und Athen. Die sind allerdings alle zu weit weg für mich.]
Doch das Sahnehäubchen - und für mich auch ganz klar der zentrale Kaufanreiz - ist die Einbindung von Julie Christmas, die bei den meisten der sechs Longtracks (jeweils zwischen acht und fünfzehn Minuten) mit dem gleichen Gewicht wie alle regulären Bandmitglieder ins Songwriting involviert gewesen ist. Sobald sie den Mund öffnet, reißt sie das Geschehen aber naturgemäß deutlich an sich.
Wie beschreibt man am besten Christmas' Gesang? Die Dame hat eine variable Stimme, kann durchaus schön, mag es aber lieber manisch, kreischend, abgefahren. Die Art wie sie dabei einerseits total irrsinnig erscheint, aber doch immer catchy und irgendwie sogar melodiös bleibt, erinnert mich ein wenig an Karyn Crisis, viel mehr aber noch an den großen bekloppten Mike Patton. Ja, ich würde sagen, Julie Christmas ist das, was einen weiblichen Patton am nächsten kommt. Ich liebe diese Sängerin!
In ihrer Diskographie würde ich "Mariner" schon aufgrund des postmetallischen Soundwalls am ehesten mit dem Werk von Battle Of Mice vergleichen. Die oft loop-artigen, repetiven und sich analog zum instrumentalen Arrangement immer weiter steigernden Hooks sind als typisches Markenzeichen aber auch auf ihrer Soloplatte "The Bad Wife" und insbesondere dem letzten Album "The Ruiner" von Made Out Of Babies zu finden.
Allerdings findet Christmas ja gar nicht in allen Tracks von "Mariner" in gleichen Anteilen statt.
So wird der Opener "A Greater Call" noch eher vom Tiefgebrüll der Cult Of Luna-Mannschaft bestimmt, und die Rolle der Sängerin hat mit der ständigen Wiederholung des Mantras "We are not conquerors / We flow with the tide" schon beinahe instrumentalen Charakter.
Bei "Chevron" und erst recht dem Riesenohrwurm "The Wreck Of S.S. Needle" sind wir dann allerdings voll und ganz im Christmas-Land, bevor sie sich im dreizehnminütigen "Approaching Transition" ganz zurückzieht. Überhaupt schalten Cult Of Luna in diesem mit Ambient- und Tribalelementen verzierten Stück ein paar Gänge runter, ehe im (zumindest auf CD) abschließenden Epos "Cygnus" noch einmal vollkommen entfesselt - und doch mit maximalem musikalischen und emotionalen Tiefgang - aus allen Rohren gelärmt, geschrien, gebrüllt wird, dass am Ende keine Wünsche offen bleiben, außer sich diese saugelungende Großtat von einem Kollaborationsalbum möglichst bald wieder zu Gemüte zu führen.
Exklusiv auf LP gibt es jedoch mit "Beyond The Redshift" noch einen elfminütigen Nachschlag.
Zunächst fragt man sich, ob das Instrumentalstück sich wohl eher in Richtung Drone oder Ambient entwickeln wird. Es entpuppt sich dann aber als ein cineastischer Abspann in bester Tradition von John Carpenter. Muss man auch erstmal können.
Und solch einen Abschluss muss sich ein Album vor allem auch verdient haben. Kein Problem für "Mariner".
Dies ist definitiv kein Special Interest-Album, welches ausschließlich für Fans von Cult Of Luna und / oder Julie Christmas geeignet ist, sondern ein wirklich großes Ding für alle Fans unkitschiger epochalmächtigexzentrischmitreißender Sludgemusik.
Da kann man nur hoffen, dass es eines fernen Tages vielleicht doch eine Liveumsetzung gibt. In Tilburg vielleicht? *Zaunpfahl*
[edit: Es gibt im November nun tatsächlich fünf Live-Aufführungen zwischen Stockholm und Athen. Die sind allerdings alle zu weit weg für mich.]
Anspieltipps: The Wreck Of S.S. Needle, Cygnus, Approaching Transition
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