Und hier noch ein Review, für welches Roadburn direkt verantwortlich ist, handelt es sich doch um meine persönlich wichtigste Neuentdeckung auf dem Festival, die Portugiesen Sinistro.
"Recommended if you like: Swans, Lana Del Rey, London Grammar" sagt der Aufkleber auf der Hülle ihres zweiten Albums "Semente" und trifft damit schon ziemlich genau den Kern der Sache.
"Recommended if you like: Swans, Lana Del Rey, London Grammar" sagt der Aufkleber auf der Hülle ihres zweiten Albums "Semente" und trifft damit schon ziemlich genau den Kern der Sache.
SINISTRO - Semente (LP) (2016)
Die Band besteht aus vier namenlosen Instrumentalisten (Y, F, P und R) und Sängerin Patricia Andrade, was man schon als Indiz werten könnte, dass die Dame in der Gesamtinszenierung der Band klar die Hauptrolle spielt (auch wenn sie als einzige Person im Artwork durch ihre Bewegung nicht zu erkennen ist). Dem ist zwar so, aber die Sache mit den Namen ist wohl eher zufällig erwachsen.
Auf ihrem selbstbetitelten Debüt aus dem Jahr 2012 waren Sinistro nämlich noch eine nur aus Kürzeln bestehende, rein instrumentale Post Rock-Band zwischen Neurosis-Heaviness und filmmusikalischen Klängen. Insgesamt irgendwo einzuordnen ins qualitativ hochwertige Feld von Bands wie Jakob, Mogwai oder Explosions In The Sky. Musik, die man, wenn der Shufflemodus des Musikplayers sie ausspuckt, zwar auf Anhieb super findet, die einen aber sicherheitshalber noch nachschauen lässt, welche Gruppe das eigentlich ist.
Im folgenden Jahr veröffentlichte die Band dann zusammen mit der in Portugal bekannten Theaterschauspielerin Patricia Andrade das gemeinsame Mini-Album "Cidade", welches als CD übrigens in einer sehr schönen dreieckigen Hülle kommt. Ohrenkino und Theater trafen hier so erfolgreich zusammen, dass man sich danach entschloss mit ihr als fester Sängerin weiterzumachen.
Zusammen mit dem visuell sehr bewussten Liveauftritt inklusive Videos zu jedem Song, kommt es also nicht von ungefähr, dass ich weiter oben von einer Inszenierung gesprochen habe.
Was auf "Cidade" schon hervorragend klappte, wurde auf "Semente" noch verfeinert und klingt nun eindeutig noch mehr nach Band als nach Projekt.
Doom mit Riffs, zum Teil so wuchtig, dass Vergleiche mit Conan oder Subrosa nicht übertrieben sind, angereichert mit melancholischen postrockenden Elementen, bildet die Basis der meisten Stücke. Passagenweise - oder im Titelsong auch komplett - prägen hingegen Electronica den Sound.
Das alles klingt durch die gekonnten, fließenden Arrangements und die hervorragende Produktion an sich schon sehr stimmig, wird aber zusätzlich noch durch die Stimme Andrades zusammengehalten und gekrönt.
Auch wenn ich es inhaltlich nicht verifizieren kann, da mein portugiesisch dafür nicht so ganz ausreicht, habe ich stark den Eindruck, dass die Sängerin hier tatsächlich ähnlich wie Lana Del Rey eine Kunstfigur kreiert, worauf ja auch ihr Bühnenauftritt deutet. Aber auch, wenn dies nur Patricia Andrades gewohnte Theatermanierismen sein sollten, zählt doch das Resultat, und jenes ist höchst beeindruckend und ergreifend.
Jede Zeile steckt voller Schönheit, Sehnsucht, Schmerz und Leidenschaft, vorgetragen in einer verzaubernden Stimme, zu der ich mir eigentlich gar keine Vergleiche aus den Fingern saugen möchte da dies wohl immer irreführend wäre.
Stellenweise kommt mir, wo wir schon bei Popstar-Referenzen sind, Kylie Minogue auf ihren "Abbey Roads Sessions" in den Sinn, in den höheren Lagen auch Lisa Gerrard von Dead Can Dance, was vermutlich vor allem darauf zurückzuführen ist, dass Portugiesisch als Gesangssprache in meiner Musikwelt einen ähnlich exotischen Status innehat.
Das Alleinstellungsmerkmal Andrade ist durchaus der zentrale Schlüssel zu "Semente". Doch Songwriting und Arrangements stehen ihrer Präsenz in nichts nach.
Ein Stück wie das alle Stärken der Band zusammenfassende "Relíquia" gehört für mich jetzt schon ganz klar zu den Liedern des Jahres.
Ganz großer Doom!
SINISTRO - "Partida" - (official video premiere) from Season of Mist on Vimeo.
Auf ihrem selbstbetitelten Debüt aus dem Jahr 2012 waren Sinistro nämlich noch eine nur aus Kürzeln bestehende, rein instrumentale Post Rock-Band zwischen Neurosis-Heaviness und filmmusikalischen Klängen. Insgesamt irgendwo einzuordnen ins qualitativ hochwertige Feld von Bands wie Jakob, Mogwai oder Explosions In The Sky. Musik, die man, wenn der Shufflemodus des Musikplayers sie ausspuckt, zwar auf Anhieb super findet, die einen aber sicherheitshalber noch nachschauen lässt, welche Gruppe das eigentlich ist.
Im folgenden Jahr veröffentlichte die Band dann zusammen mit der in Portugal bekannten Theaterschauspielerin Patricia Andrade das gemeinsame Mini-Album "Cidade", welches als CD übrigens in einer sehr schönen dreieckigen Hülle kommt. Ohrenkino und Theater trafen hier so erfolgreich zusammen, dass man sich danach entschloss mit ihr als fester Sängerin weiterzumachen.
Zusammen mit dem visuell sehr bewussten Liveauftritt inklusive Videos zu jedem Song, kommt es also nicht von ungefähr, dass ich weiter oben von einer Inszenierung gesprochen habe.
Roadburn Festival 2016 |
Doom mit Riffs, zum Teil so wuchtig, dass Vergleiche mit Conan oder Subrosa nicht übertrieben sind, angereichert mit melancholischen postrockenden Elementen, bildet die Basis der meisten Stücke. Passagenweise - oder im Titelsong auch komplett - prägen hingegen Electronica den Sound.
Das alles klingt durch die gekonnten, fließenden Arrangements und die hervorragende Produktion an sich schon sehr stimmig, wird aber zusätzlich noch durch die Stimme Andrades zusammengehalten und gekrönt.
Auch wenn ich es inhaltlich nicht verifizieren kann, da mein portugiesisch dafür nicht so ganz ausreicht, habe ich stark den Eindruck, dass die Sängerin hier tatsächlich ähnlich wie Lana Del Rey eine Kunstfigur kreiert, worauf ja auch ihr Bühnenauftritt deutet. Aber auch, wenn dies nur Patricia Andrades gewohnte Theatermanierismen sein sollten, zählt doch das Resultat, und jenes ist höchst beeindruckend und ergreifend.
Jede Zeile steckt voller Schönheit, Sehnsucht, Schmerz und Leidenschaft, vorgetragen in einer verzaubernden Stimme, zu der ich mir eigentlich gar keine Vergleiche aus den Fingern saugen möchte da dies wohl immer irreführend wäre.
Stellenweise kommt mir, wo wir schon bei Popstar-Referenzen sind, Kylie Minogue auf ihren "Abbey Roads Sessions" in den Sinn, in den höheren Lagen auch Lisa Gerrard von Dead Can Dance, was vermutlich vor allem darauf zurückzuführen ist, dass Portugiesisch als Gesangssprache in meiner Musikwelt einen ähnlich exotischen Status innehat.
Das Alleinstellungsmerkmal Andrade ist durchaus der zentrale Schlüssel zu "Semente". Doch Songwriting und Arrangements stehen ihrer Präsenz in nichts nach.
Ein Stück wie das alle Stärken der Band zusammenfassende "Relíquia" gehört für mich jetzt schon ganz klar zu den Liedern des Jahres.
Ganz großer Doom!
SINISTRO - "Partida" - (official video premiere) from Season of Mist on Vimeo.
Anspieltipps: Relíquia, Partida, Fragmento
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