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2017-04-17

BONE MAN - III

Ja, ich gebe es zu: Nachdem meine letzte Tonträgerrezension von Bone Man (zusammen mit Burnpilot) ja aus mysteriösen Gründen zu den Greatest Hits dieses Blogs gehört, fühle ich durchaus einen leichten Druck, bei meinem Agenten in Asien anzurufen, dass er meinem unterbezahlten koreanischem Gagschreiberteam diese Aufgabe übertragen soll.

Tatsächlich aber bietet der neue Longplayer der kieler Knochenmänner (man fühlt sich immer ein bisschen wie Inka Bause, wenn man diese Alliteration schreibt) gar keinen Ansatz für Flachwitze oder um sich künstlich zu echauffieren.
Ok, der Titel "III" vielleicht. Aber meine Kritik daran ist ja durchaus ernst gemeint, von daher beginne ich jetzt einfach mit einem total öden, stinknormalen Text, auch wenn ich dafür mit Seitenaufrufen im Minusbereich und der Aufkündigung meiner nicht vorhandenen Werbeverträge bestraft werde.

Nein, ich bin überhaupt nicht wehleidig. Aber irgendwie bin ich ja schon sowas wie ein Held und das Opfer hier. Denkt mal darüber nach! Thanks, Obama.




BONE MAN - III (black eye edition vinyl + CD) (2017)


"III" beginnt gleich mit einem gewaltigen Ausrufezeichen. Und damit meine ich nicht nur die ersten dreißig Sekunden, die einem nicht nur ohne Vorwarnung ganz unvermittelt das Fleisch von den Knochen boxen und dabei noch komplett unerwartet an den Riffprügelhöhepunkt einer typischen Dream Theater-Instrumentalstrecke erinnern. You didn't see that coming, right? Ein bisschen straighter und ranziger natürlich. Der Rest des Openers "Pollyanna"  überrascht dann gleich nochmal mit starken Achtziger-Jahre-Postpunk-Anleihen, welche Bone Man so gut stehen, dass am Ende des Albums eine leichte Enttäuschung bleiben wird, dass es nicht noch ein oder zwei Stücke mehr mit ähnlicher Ausrichtung enthält.

(Okay, "Incognito" hat schon so einen gewissen, mit der Lässigkeit eines Causa Sui-Jams präsentierten Sisters Of Mercy-Vibe.)

Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings nicht, dass mich irgendein Stück enttäuschen würde.
Mit dem zweiten Track "Zeitgeist" kann ich vielleicht am wenigsten anfangen, wenn ich mich entscheiden müsste. Doch auch dieser Song macht Spaß, enthält ein paar ziemlich sexy furzende Basspassagen und vor allem einen super tiefbrummigen Sludgebreakdown zum Abgang, der ihn selbst wenn er bis dahin scheiße wäre (Konjunktiv!) noch retten würde.

Trotzdem ist alles, was danach kommt in meinen Ohren noch besser, denn nun beginnen Bone Man eine ihrer größten Stärken, die für das gesamte Album prägend ist, auszuspielen.
Bei allem fuzzenden bis prügelndem Stonersound durchzieht die Songs nämlich eine sehr profunde Melancholie, die nicht als irgendwie diffuses Gefühl zwischen den Saiten mitwabert, sondern vor allem durch gekonntes Songwrtiting erzielt wird. Und natürlich durch Marians sonoren Gesang, der noch nie so gut eingefangen wurde wie auf dieser Aufnahme und mich in ruhigeren Passagen (noch ein Prog-Vergleich, nanu) an Mariusz Duda von den Polen Riverside erinnert.

Ob "Amnesia", "These Days Are Gone", "Cold Echo" oder "Wreck Under The Sea", die meisten Stücke auf "III" sind gewaltige Ohrwürmer.

Insgesamt machen Bone Man mit "III" einen großen Satz nach vorne.
Es ist kein Quantensprung, der alles vorher gewesene verblassen lässt. Dafür haben sie ja schon zu viele Hits im Repertoire. Die Dichte an wirklichem A-Material hat hier allerdings hörbar zugenommen.

Ich sag mal so: Man nehme die zwei oder drei besten Stücke der vorigen Alben, spiele und produziere sie besser und dann kommt man so etwa auf dieses Level.

Die Produktion bietet mir keinerlei Ansatz für Klugscheißereien. Sauber, differenziert und kontrolliert, wenn es sein muss, aber an anderer Stelle auch so schön kompromisslos einsägend, wie es auch ein wichtiger Bestandteil von Bone Man live ist.
An dieser Stelle bedauere ich kurz, dass ich leider nicht beim Releasekonzert am kommenden Wochenende zugegen sein kann.

Damit ist eigentlich alles wichtige gesagt. tl;dr: Töftes Psychedelic Stoner Trio nun noch töfter.
 


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EDIT 26. April 2017:

Inzwischen sind Vinyl + CD bei mir eingetroffen. Die Platte (limitierte "black eye edition") sieht nicht nur super aus, sondern klingt auch astrein.
Das diesmal eher minimalistische Samson-Cover wirkt in groß natürlich erst richtig. Sehr schön ist auch das dezent eingestanzte Bandlogo. Alles in allem mal wieder eine richtig schöne, hochwertige Pink Tank-Veröffentlichung zum fairen Preis.



Beim Tracklisting kann man leicht mal ein bisschen durcheinander kommen. Was ich hier besprochen habe, entspricht etwa der LP, allerdings befindet sich die Hymne "Amnesia" nur auf der CD-Version, welche bis auf den Opener eine komplett andere Titelreihenfolge hat. Stattdessen hört man auf der Schallplatte als Opener der B-Seite den geradeaus grooverockenden Bonustrack "False Ambition", der sich vor dem Rest ebenfalls nicht verstecken muss.Der Bandcamp-Download macht dann alle glücklich, enthält er doch die CD-Variante plus "False Ambition".

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Und was hab ich nun am Titel zu meckern?
Naja, ich mag es einfach, wenn solche Numerierungen - wenn schon, denn schon - konsequent durchgezogen werden. Bone Man haben in ihrer Diskographie allerdings neben dem erweiterten Remake ihrer EP "Shapeshifter" mit "Plastic Wasteland" schon mindestens einen echten dritten Longplayer.
Die Message ist wohl, dass man stilistisch eher an "II" als an "Plastic Wasteland" anschließt, aber mir ist dieser Ansatz etwas zu zaunpfahlig (lasst das den Hörer doch selbst rausfinden) und bandgeschichtsrevisionistisch.

Spielt das irgendeine Rolle für die Qualität von "III"? Nö.
Aber damit hätte ich arbeiten müssen, um dem Stil meiner letzten Bone Man-Rezi treu zu bleiben. Ein bisschen dünn. Deswegen hab ich's ja auch gelassen. Und nein, ihr müsst euch nicht für diesen Einblick in den Gedankenfluss eines Hobbyplattenkritikers bedanken.

Hört lieber Bone Man!


 

Highlights: Amnesia, Cold Echo, Pollyanna, These Days Are Gone




 

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