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2017-04-05

MONSTER TRUCK und THE PICTUREBOOKS live im Uebel & Gefährlich, Hamburg (02.04.2017)

Monster Truck

Vielleicht hätte ich auf die stets sehr emsig tourenden Picturebooks auch anlässlich eines normalen Clubkonzerts stoßen können. Und Monster Truck könnten mir von ihren jüngsten Europareisen im Vorprogarmm von Nickelback oder Billy Talent bekannt sein. Also zumindest unter der Prämisse, dass ich mich jemals auf ein Nickelback- oder Billy Talent-Konzert verlaufen könnte, haha.

Aber natürlich war es das übliche: Beide Gruppen waren für mich das Genrehighlight des Roadburn-Festivals, die einen 2014, die anderen ein Jahr später.
Dass das Genre diesmal geradlinig powernder Arschtritt-Rock'n'Roll war und nicht z.B. Doom, wie bei der letztjährigen Tour von Subrosa und Sinistro, ist natürlich in diesem Zusammenhang schon etwas untypisch.

Das Konzert im Bunker am Heiligengeistfeld war wegen Sonne, Sonntag und Hamburger Dom diesmal unmöglich umsonst parkend zu erreichen. Das hat mich so genervt, dass ich zur Frustkompensation erst einmal einen Spieß mit Schokolade überzogender Weintrauben verputzen musste. Schlimm.

Fast forward etwas über ein Stunde und der größte Teil des Publikums im ausverkauften Saal steht bereits auf der Matte, als das (in Klang und Erscheinung zum Glück klar von den Österreichern Bilderbuch unterscheidbare) deutsche Duo The Picturebooks die Bühne betritt.


The Picturebooks

Als ich zuletzt vor zwei Jahren über das Duo aus Gütersloh schrieb, behauptete ich, dass sie so amerikanisch klängen wie Burt Reynolds, der seinen Convoy über die Route 66 führt. Retrospektiv ist das aber eigentlich eher ein Bild, welches zum Headliner des Abends passt. Mit einem Partyconvoy aus Monstertrucks natürlich.

The Picturebooks hingegen cruisen mit dir auf Harleys in der Dunkelheit durch die Wüste, bis ihr irgendwo zwischen Felsen und Kakteen zusammen mit einem Medizinmann, einem Hippiemädchen und einem Coyoten auf Chilitrip um ein Lagerfeuer sitzt und den Mond anheult.

Der Fokus ihres Sets lag auf dem in ihrer Motorradschraubergarage aufgenommenen, jüngst erschienenen Album "Home Is A Heartache".

Fynn Grabke und Philipp Mirtschink spielen Bluesrock der heaviesten Sorte, schamanistisch, schweißtreibend und gleichzeitig verdichtet und exzessiv. Was Philipp auf seinem zumeist mit fetten Mallets malträtierten, ganz ohne Becken auskommenden Drumkit (inklusive einer Bassdrum als Standtom und selbstgebauter archaischer Riesenpercussion) abzieht, ist die perfekte Symbiose aus aufs vollkommen wesentliche reduzierte Powerdrumming und tollwütigem Barbarentum. An sich schon ein echtes Ereignis, wegen dem es sich lohnt, sich The Picturebooks anzuschauen.
Aber die Songs sind halt auch geiler Scheiß. Großartiger Auftritt!

Als Supportband waren The Picturebooks ganz klar auf Augenhöhe mit dem Hauptact und haben bestätigt, dass ich an diesem Abend zu gleichen Teilen wegen beider Gruppen gekommen war.


Monster Truck
Monster Truck

Das erste Stück Equipment von Monster Truck, welches in der Umbaupause auf die Bühne gebracht wurde, war ein Werkzeugkasten mit "Don't Fuck With The Truck"-Sticker. Dieser ist so etwas wie das heimliche Markenzeichen der Band, auf dem Bassist und Leadsänger Jon Harvey sein Bein abstellen muss.
In ihrer kanadischen Heimat mindestens mit dem Fuß in der Tür auch zur kommerziellen Rock-Oberliga, finde ich es ja sehr sympathisch, dass auch bei den größten Hallenshows und Festivals, der alte Kasten aus dem Proberaum immer noch dabei sein darf.

Ihre Show in Tilburg war damals eine verdammt wilde Angelegeneheit gewesen, und ich erwartete schon, dass das Quartett seine Kräfte auf dieser Tour etwas kontrollierter freisetzen würde. Gitarrist Jeremy Widerman, der beim Soundcheck noch mit einem Metal-Tourshirt von Bernie Sanders gepunktet hatte, ließ zwar auch in Hamburg die Sau raus, hatte seinen Adrenalinüberschuss aber im Vergleich zu 2014 besser im Griff, so dass man sich zumindest nie Sorgen um seine Gesundheit machen musste.

Musikalisch hat sich die Band seitdem sogar noch gesteigert, und natürlich bildeten die Songs von "Sittin' Heavy" in Hamburg den größten Teil des Sets. Ob Monster Truck nun Deep Purple und Soundgarden huldigten, das Southernrockpartyfeuerwerk abfackelten, James Browns "I Got You (I Feel Good)" in einem tatsächlich überzeugenden Rockstampfer verwandelten oder großgefühlig und episch den Blues zelebrierten - die Stimmung im  Uebel & Gefährlich war durchgehend an der Decke.


Fazit: Saugeiler Abend, an dem beide Bands perfekt zusammenpassten und zurecht voll abgeräumt haben. Und ich habe wohl niemals live in diesem Zeitraum so viele "Aahaahaahaa"-Stimmungsgesänge gehört, ohne davon genervt zu sein.



Abschließend wurde dann gleich die Picturebooks-LP einverleibt, die dank beiliegender CD gleich zur Autobeschallung auf dem Heimwegh dienen durfte.



The Picturebooks:





















Monster Truck:

























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