Es wird Zeit, dass ich mich um das Album kümmere, welches aktuell am längsten auf ein Review von mir wartet. Da Depeche Mode allerdings zu diesen Gruppen gehören, wo jeder, den es auch nur halbwegs peripher interessiert, viele Wochen nach Veröffentlichung neuen Materials eh schon bescheid weiß, fühle ich mich heute mal nicht berufen, besonders in die Tiefe zu gehen.
DEPECHE MODE - Spirit (2LP) (2017)
Optisch läuft es: Gatefold-Hülle mit bedruckten Inlays inkl. Lyrics. Für Design und Fotografie das komplette Anton-Corbijn-Wohlfühlpaket. Da brennt also nichts an.
Die Albumlänge ist musikalisch zwar genau richtig, reicht aber auf Vinyl nur für drei Seiten, so dass Seite D mit einem Edging kommt. So etwas ist ja immer ganz schick, aber mal im Ernst: Wann kuckt man sich das eigentlich an? Ich hole meine Schallplatten aus der Hülle, wenn ich sie abspiele, und dann liegt die unbespielte Seite für gewöhnlich unsichtbar auf dem Teller.
Das Cover deutet darauf hin, dass es GahanFletcherGore diesmal inhaltlich ungewohnt politisch angehen. Das kann bei ausgesorgten Superstars gerne mal etwas nach hinten losgehen, doch trotz einiger bewusst plakativer Zeilen treffen Depeche Mode im Großen und Ganzen den richtigen Ton. Da tun sich die stets revolutionär bemühten Muse durchaus oft schwerer. Gerade der Opener "Going Backwards" ist textlich sogar richtig gelungen.
"Spirit" ist überwiegend ein düsteres Album - soweit keine Überraschung, es ist schließlich Depeche Mode -, doch wie hoffnungslos ("Fail") und aggressiv ("Scum") es ausgefallen ist, stellt in der Gesamtheit schon eine vielleicht seit Jahrzehnten nicht mehr gehörte Hausnummer dar.
Dass die Länge der zwölf Stücke nur zwei Mal die Fünf-Minuten-Grenze überschreitet, mag Radiotauglichkeit versprechen. Und natürlich findet die Band dort nach wie vor statt. Doch das Schielen nach der ganz großen Hitsingle haben sich Depeche Mode wohl bewusst verkniffen. Ich glaube nicht, dass da noch zwingendere Auskopplung als "Where's The Revolution" oder "Going Backwards" (Albumversion gefällt mir besser.) kommt. Mir klingt das alles jedenfalls sehr danach, dass der Eindruck des gesamten Longplayers im Fokus stand.
Und vor allem klingt es auch sehr sehr gut. Die Produktion lässt keine Wünsche übrig und ist befreit von Loudness War und übertriebender Kompression zweifellos die beste seit... hmmm... "Playing The Angel"? Fett.
Eins, zwei Stücke sind vielleicht nicht ganz so stark wie der Rest, aber insgesamt wissen Performance, Sound, Songs und Atmosphäre komplett zu überzeugen.
Mein besonderer Favorit ist mit "You Move" einer der wenigen leichteren Momente des Albums. Wie dieser Beat es schafft, genüsslich den 4/4-Takt zu krümmen, ist schon extrem sexy.
Ich höre "Spirit" nun schon seit etwa drei Monaten und mir gefällt die Scheibe immer besser. Das war durchaus nicht bei jedem DM-Werk in der Vergangenheit der Fall.
Wer dieses Jahr nur ein einziges Elektro-Rock/Pop-Album kaufen möchte, der sollte... naja, der sollte nach wie vor zu "The Assassination Of Julius Caesar" von Ulver greifen. Gegen deren konzeptionelle Ultraambitioniertheit kommen die Altmeister nämlich trotz allem nicht an.
Ganz ehrlich: Ich empfehle, sich einfach mindestens zwei Scheiben des Genres zuzulegen.
Die Albumlänge ist musikalisch zwar genau richtig, reicht aber auf Vinyl nur für drei Seiten, so dass Seite D mit einem Edging kommt. So etwas ist ja immer ganz schick, aber mal im Ernst: Wann kuckt man sich das eigentlich an? Ich hole meine Schallplatten aus der Hülle, wenn ich sie abspiele, und dann liegt die unbespielte Seite für gewöhnlich unsichtbar auf dem Teller.
Das Cover deutet darauf hin, dass es GahanFletcherGore diesmal inhaltlich ungewohnt politisch angehen. Das kann bei ausgesorgten Superstars gerne mal etwas nach hinten losgehen, doch trotz einiger bewusst plakativer Zeilen treffen Depeche Mode im Großen und Ganzen den richtigen Ton. Da tun sich die stets revolutionär bemühten Muse durchaus oft schwerer. Gerade der Opener "Going Backwards" ist textlich sogar richtig gelungen.
"Spirit" ist überwiegend ein düsteres Album - soweit keine Überraschung, es ist schließlich Depeche Mode -, doch wie hoffnungslos ("Fail") und aggressiv ("Scum") es ausgefallen ist, stellt in der Gesamtheit schon eine vielleicht seit Jahrzehnten nicht mehr gehörte Hausnummer dar.
Dass die Länge der zwölf Stücke nur zwei Mal die Fünf-Minuten-Grenze überschreitet, mag Radiotauglichkeit versprechen. Und natürlich findet die Band dort nach wie vor statt. Doch das Schielen nach der ganz großen Hitsingle haben sich Depeche Mode wohl bewusst verkniffen. Ich glaube nicht, dass da noch zwingendere Auskopplung als "Where's The Revolution" oder "Going Backwards" (Albumversion gefällt mir besser.) kommt. Mir klingt das alles jedenfalls sehr danach, dass der Eindruck des gesamten Longplayers im Fokus stand.
Und vor allem klingt es auch sehr sehr gut. Die Produktion lässt keine Wünsche übrig und ist befreit von Loudness War und übertriebender Kompression zweifellos die beste seit... hmmm... "Playing The Angel"? Fett.
Eins, zwei Stücke sind vielleicht nicht ganz so stark wie der Rest, aber insgesamt wissen Performance, Sound, Songs und Atmosphäre komplett zu überzeugen.
Mein besonderer Favorit ist mit "You Move" einer der wenigen leichteren Momente des Albums. Wie dieser Beat es schafft, genüsslich den 4/4-Takt zu krümmen, ist schon extrem sexy.
Ich höre "Spirit" nun schon seit etwa drei Monaten und mir gefällt die Scheibe immer besser. Das war durchaus nicht bei jedem DM-Werk in der Vergangenheit der Fall.
Wer dieses Jahr nur ein einziges Elektro-Rock/Pop-Album kaufen möchte, der sollte... naja, der sollte nach wie vor zu "The Assassination Of Julius Caesar" von Ulver greifen. Gegen deren konzeptionelle Ultraambitioniertheit kommen die Altmeister nämlich trotz allem nicht an.
Ganz ehrlich: Ich empfehle, sich einfach mindestens zwei Scheiben des Genres zuzulegen.
Highlights: You Move, Going Backwards, Fail, Where's The Revolution, So Much Love
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen