Sometimes German, sometimes English. • The title of this blog used to change from time to time. • Interested in me reviewing your music? Please read this! • I'm also a writer for VeilOfSound.com. • Please like and follow Audiovisual Ohlsen Overkill on Facebook!

2016-10-23

CAMEL DRIVER / MOEWN - Rites Of Passage / Aestus

Zusammen mit dem Bone Man/Burnpilot-Kuschelkissen habe ich neulich ja noch eine zweite frische Split-LP aus dem Hause Pink Tank Records geordert. Diese präsentiert sich zwar weniger flauschig, ist aber ebenfalls ein Paradebeispiel für diese spezielle Gattung von Album.
 


CAMEL DRIVER / MOEWN - Rites Of Passage / Aestus (salt lake marbled vinyl) (2016)

Beide mit jeweils drei Songs vertretenen Bands sind Instrumental-Trios, deren Musik u.a. Psychedelic- und Stonereinflüse enthält. Moewn, deren Debutalbum ich letztes Jahr rezensiert habe, geben sich dabei ein maritimes Image, während Camel Driver sich mit orientalischem Bezug schmücken.

Beides wird in erster Linie durch Fantasieanreize per Artwork und in den Songtiteln verkauft, musikalische Passagen, die einen das Image mit dem Holzhammer überziehen, sind eigentlich ziemlich selten. So gibt es hier mal ein paar sich morgendländisch schlängelnde Bass/Gitarren-Läufe, dort mal eine walgesangige Leadgitarre oder ein meeresrauschig durchschepperndes Becken. Aber würde man Moewns "Nordpol" in "Oase" umbennnen, dann funktionierte das Stück wahrscheinlich immer noch. Die Bilder im Kopf würden sich eben nur etwas ändern.

Ich will sagen: Das Cover spielt hier eine sehr große Rolle für die Wahrnehmung des Ganzen. Zum Glück weiß Moewn-Gitarrist Ben das auch und hat hier ein konzeptionell zwar sehr offensichtlich naheliegendes, aber in der Umsetzung dafür umso schöneres Doppelcover gestaltet.

Inklusive Doppelposter und zusammen mit dem schönen Vinyl, hält man hier zum schmalen Preis ein wirklich ansprechendes Package in der Hand.




Weiterhin hilft bei der Präsentation als ganzheitliches Album, dass beide Seiten am Anfang und Ende - nicht zu dick aufgetragen, aber schon so, dass es gerade auffällt -  von einer eng verwandten Noise-Suppe eingerahmt werden.

Die Musik dazwischen ist allerdings klar voneinander zu unterscheiden. 

Camel Driver sind in meinen Ohren - was ich gar nicht erwartet hatte - eine Progband, was in diesem Fall genauso sehr psychedelischer Retroprogrock heißt wie stonerbeeinflusster Progmetal. Rekordverdächtige Hyperpräzision und Angeberei ist hier ausdrücklich nicht eingeschlossen, aber es sind halt schon zumeist recht anspruchsvolle Arragements zwischen sludgiger Riffbraterei und trippigem 70s Hardrock, die hier in mächtig staubiger Coolness heruntergezockt werden.
Insgesamt ein Gemisch, was außer jenen, die ohne Gesang gar nicht können, ein ziemlich breites Spektrum von Rock- und Metalfans ansprechen sollte.




Letzte Aussage gilt nicht nur für die kieler Kameltreiber, sondern ebenso für die hamburger Jungs von Moewn, die es zumeist noch eine Nummer crunchiger und gröber angehen, allerdings auch zu Momenten einen vom Wolkenhimmel zum Meeresgrund transzendierender Postmetal-Elegie fähig sind. Wären sie nicht schon bei einem sehr sympathisch lässigen Label zu Hause, klänge das mitunter schon wie eine sehr ernstzunehmende Bewerbung beim The Ocean-Label Pelagic Records.

Im Vergleich zu ihrem Album "Acqua Alta" sind ganz klare songwriterische Fortschritte zu erkennen. Dort gab es - auf insgesamt auch schon ordentlichem Niveau - durchaus noch ein paar ein wenig zu beliebige Wechsel und Passagen. Hier sind Fluss und Dramaturgie noch besser ausgearbeitet und alles ist am richtigen Platz. Den Postrock erfinden Moewn auf "Aestus" zwar auch nicht neu, doch sie wissen was sie tun - und tun es verdammt gut.


Split-LPs, das sollte klar geworden sein, sind beim rosa Panzer offenbar exzellent aufgehoben. Was den Gesamteindruck angeht, ist die "Psychedelic Sellout" natürlich schwer einholbarer Kult, musikalisch  holen mich Camel Driver und Moewn persönlich noch mehr ab.

Kommendes Wochenende finden in Norddeutschland ja noch ein paar Pink Tank Festivals statt, auf denen jeweils zumindest eine der Bands immer dabei sein wird.

Mich sieht man dann am Donnerstag in Heide. Ich hab Bock!
 

Highlights: Integration, Kaventsmann



WATCHTOWER - Concepts Of Math: Book One

Nanu. Eine CD? Hab ich mich vertan oder hatte ich bei der Bestellung einen Anfall von Sparsamkeit? Ich weiß es ehrlich gesagt gar nicht mehr. Ist ja letztendlich auch zweitrangig, wenn auch etwas inkonsequent, wo ich die beiden vorigen Alben der Band doch als Platte besitze.

Anderseits ist dies ja auch kein Longplayer, sondern eine EP. Für ein komplettes Album wären die nur siebenundzwanzig Jahre Zeit seit "Control and Resistance" ja auch ein bisschen knapp gewesen.



WATCHTOWER - Concepts Of Math: Book One (CD) (2016)

Ja, ich weiß, das ist Klugscheißerei von mir!

Doch das werden Watchtower aushalten, spielen sie doch auch absolute Klugscheißermusik. Denn was der absolut unrock'n'rollige Titel "Concepts of Math" verspricht, das löst er auch ein: "Mathematica Calculis" ist ein Abhandlung über die Durchdringung der Welt mit Mathematik, angefangen vom Ursprung Zeit, über die Übersetzung natürlicher Phänomene in Zahlen, die Grundrechenarten, Geometrie etc. pp.

Weitere Themen des halbstündigen Tonträgers sind die Unvereinbarkeit von religiöser und wissenschaftlicher Weltanschauung ("Arguments Against Design"), die Diskrepanz zwischen technologischer und menschlich-moralischer Entwicklung ("Technology Inaction"), sowie die Problematik der akuraten numerischen Abbildung der Existenz - oder was immer uns Schlaumeier Ron Jarzombek hier sagen möchte - in "The Size Of Matter".

Starker Tobak, formuliert in gleichzeitig um sachliche Präzision und äußerste Umfassendheit bemühten Strebertexten. Ein bisschen, wie man es von früher kennt, allerdings tatsächlich weitaus fundierter und formvollendeter.

Musikalisch kann man das eigentlich nur auf zwei Arten verkaufen: Entweder mit ironisch konterkarierender Stumpfmusik. Oder mit technisch vollkommen auf die Spitze getriebenem, kauzig verkopften Gefrickel.
Und was man bei der Progressive Thrash-Legende Watchtower bekommt, sollte ja klar sein.

In der originalen "Control and Resistance"-Besetzung mit Alan Tecchio (Gesang), Ron Jarzombek (Gitarre), Doug Keyser (Bass) und Rick Colaluca (Schlagzeug) erfüllt die Band dann auch klangphilosophisch alle Erwartungen, und das auf einem Niveau, welches wohl niemand zwangsläufig erwarten musste.
Das ist thrashbasierter Mathematikprofessorenmetal mit gepflegtem Taktsalat, äußerst charakteristischem Turbogeblubberbassspiel und Raketenwissenschaftlerleadgitarren. Jenseits von over the top im nur noch minimalst steigerbaren Bereich. Absolut irre und doch immer darauf angelegt, einen mit Killerriffs und mitreißenden Melodien zu packen, die sich trotz glasklarer Produktion niemals an kitschigen Mainstream-Metal anbiedern.


Obwohl progressiver und supertechnischer Metal ja inzwischen längst auch am kommerziell erfolgreichen Ende des Genrespekrums angekommen ist, schaffen es Watchtower auch nach Jahrzehnten noch, sowohl mit ihren Fertigkeiten als auch mit ihrer nerdigen Verschrobenheit aus der Masse hervorzuragen.
Natürlich treiben inzwischen zahlreiche musikalische Erben einzelne Versatzstücke des Watchtower-Sounds noch weiter ins Extrem. Wirklich ähnliche Gruppen, die ernsthaft mit dem gesamten Originalpaket konkurrieren  können, dürften dennoch ziemlich rar sein.

Es liegt sicherlich auch an den fast drei vergangenen Jahrzehnten, dass aktuell wohl kaum jemand versuchen würde, einen hundertprozentigen Watchtower-Klon zu gründen. Denn die Erde dreht sich schließlich weiter und ein wenig retro ist diese spezielle Spielart metallischen Muskelflexens irgendwie schon.

So kicken mich aktuell auch ein paar neue Progmetalalben mit frischeren stilistischen Konzepten noch etwas mehr als "Concepts Of Math: Book One".
Ich würde allerdings auch niemanden auslachen, der hier vom besten Genrewerk des Jahres oder eines beliebigen Zeitraumes darüber hinaus spricht. Denn Watchtower sind nun mal eine Legende, die ihren Status hier zu jeder Sekunde zementiert.

Selbst für die Fortführung der Tradition, dass die Bandfotos auf irgendeine Weise stets mittelbeschissen sein müssen, kann ich hier keinen Punktabzug geben; dafür scheint dabei dann auch zu viel Ironie durch.

Geiles Ding. Hoffen wir mal, dass es ein "Book Two" gibt und dieses nicht genauso biblisch lange auf sich warten lässt! 


Highlights: Mathematica Calculis, Technology Inaction



2016-10-22

DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND - Sucht & Ordnung

2015 haben sie erst "Joyride" und "The Wolvennest Sessions" rausgebracht, nun sind die fleißigen Österreicher von DBATICOTLH schon wieder am Start.

Am 1. Dezember erscheint eine EP, die ihrem augenkrebsigen Cover, dem Titel und der Tatsache, dass die drei Stücke darauf alle unbetitelt sind, schon fast die Vermutung nahelegt, dass sich Albin Julius hier wieder auf seine Wurzeln im Industrial / Military Pop besonnen hat. Das ist allerdings nicht der Fall.

Eine hundertprozentig sortenreine Zufuhr psychedelischen Krautrocks sollte man von dieser halben Stunde trippiger Musik indes ebenso wenig erwarten.

  

DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND - Sucht & Ordnung (2016)

Der Opener wurde bereits im April, wenige Tage nach dem Roadburn Festival, als eben dort mitgeschnittene Liveversion unter dem Titel "Oriental Jam" auf bandcamp veröffentlicht.
Ein flotter, fast surfrockig groovender Jam mit - surpise! - orientalischen Melodien, der insbesondere in seiner zweiten Hälfte von einem gnadenlos einprägsamen Keyboard-Ohrwurm geprägt wird.

Der zweite Track, mit unter sieben Minuten Spielzeit am kürzesten, beginnt als getragener, düsterer Gitarrenrock. Noch während die Leads klagen und jaulen, betritt Sängerin Marthynna die Szene. Man weiß bei ihr ja nicht immer, ob sie eher betörend oder verstörend singt, hier jedoch interpretiert sie ihren deutschsprachigen Text ganz klar im strengen "Ruf mich an!"-Tonfall mittnächlicher Telefonauspeitscherinnenwerbung.
Und während sie über die Erkenntnis von gut und böse sinniert, eruptiert die Musik plötzlich zu schwarzmetallischem Geblaste, um dann in ein eben so finsteres, stampfenden Finale zu münden, welches so auch von Dark Buddha Rising oder Oranssi Pazuzu stammen könnte.

Der abschließende Viertelstünder ist ein hypnotisches Uptempostück. Gitarren und Keyboards spacen gepflegt über einem treibenden, minimalistischen The Heads-Riff, der Gesang von Marthynna und später auch Julius hat passend dazu auch eine etwas punkiger parolenhafte Note. Geht sehr gut ab, dieser Kopfschüttler.

DBATICOTLH live
Was ich noch nicht erwähnt habe, ist der beim Blutharsch leider obligatorische Dumpfsound, der Bass und Drums etwas erstickt. Denn eben jener findet zum Glück auf "Sucht & Ordnung" mal nicht statt, was der Aufnahme ausgesprochen gut tut.

Das klingt alles sehr frisch und nah an meiner Erinnerung an den großartigen diesjährigen Auftritt in Tilburg. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass alle drei Stücke Bestandteil des dort gespielten Sets gewesen sind.

Für Fans ist diese EP wohl eh Pflicht. Von der Produktion her ist "Sucht & Ordnung" das beste, was ich bisher von der Band kenne. Kompositorisch wird das etablierte Niveau gehalten und wieder in eine etwas andere Richtung getrieben.

Und während die Infinite Church-Gänger nun noch ein paar Wochen auf CD oder Vinyl warten müssen, mixt die Band laut facebook bereits das nächste Album. Für Nachschub an spannendem Schluchtenscheißerkraut bleibt also gesorgt.


Highlights: Dieses Stück da ohne Titel.


BOHREN UND DER CLUB OF GORE - Bohren For Beginners

Bohren & der Club of Gore gehören ja zu den Gruppen, die trotz mittlerweile fortgeschrittenem Dienstalters doch immer wieder neue Anhänger für ihren originären Musikstil begeistern können, wie ich neulich erst live im Kampnagel feststellen durfte.

Und da ich selbst ja auch zu den frischen Bohrheads gehöre (zwei Tonträger habe ich mir vom Konzert mitgenommen), passt es mir ziemlich gut, dass die Slow-Motion-Jazzer gerade jetzt eine diskographieumfassende Best Of unters entschleunigungsbedürftige Volk geworfen haben.


BOHREN UND DER CLUB OF GORE - Bohren For Beginners (2CD) (2016)

"Bohren For Beginners" ist einerseits Auftakt zu einer Reihe von Wiederveröffentlichungen (auch als LP) und ist gleichzeitig logischer Abschlusspunkt des über fünfundzwanzigjährigen Bestehens als Quartett, da Drummer Thorsten Benning die Gruppe ja letztes Jahr verlassen hat.

Die grundsätzliche Ausrichtung von Bohren & der Club of Gore ist (abgesehen von der Frühzeit vor ihren Studioveröffentlichungen) immer stabil geblieben: Von Mellotron, Saxophon, Vibraphon, Orgel und selten auch mal wabernder Gitarre mit Atmosphäre geschwängerte Zeitlupenmusik für eine Welt, in der statt der Sonne nur eine durch Wackelkontakt flackernde Straßenlaterne auf das düstere, nebelverhangene Kopfsteinpflaster funzelt.

Meistens ist das - trotz der selbst für langsame Hörgewohnheiten ungewohnt stark durchgetreten Bremse - sehr entspannend, manchmal aber auch ein bisschen quälend fies.

Obwohl diese Musik laut Eigenangabe ja "ereignislos" ist, habe ich durchaus das Gefühl, dass auf dieser Doppel-CD einiges passiert. Die Zusammenstellung hat auf jeden Fall einen sehr schön arrangierten Fluss. Die erste CD konzentriert sich dabei auf ein klassischeres Best Of-Programm aus im Schnitt kürzeren, für Einsteiger leichter verdaulichen Stücken, während der zweite Tonträger, der sich folgerichtig auch "Bohren For Advanced" nennt, ein wenig spezieller wird.

Hier gibt es die über zehnminütigen Longtracks, darunter die rare "Mitleid Lady", sowie der einzige Bohren-Song mit Gesang, das von niemand geringerem als als dem großen Mike Patton gesungene Warlock-Cover "Catch My Heart", in welches das Doro Pesch-Original gleich mehrmals hineinpasst.

Unbedingt erwähnenswert ist natürlich "Der Angler" als neuer und einziger bisher unveröffentlichter Song. (Das unten verlinkte Video ist ein um zwei Minuten gekürzter Edit.)

Für mich persönlich ist es ein wenig schade, dass ich hiermit nun gleich zwei von drei Tracks der gerade erst gekauften "Beileid"-EP doppelt habe. Aber irgendwas ist bei so einer Sammlung ja immer. Ansonsten nervt noch, dass die CDs ziemlich eng verpackt und schwer aus der Hülle zu pulen sind. Anderseits ist das Ding mit einem aktuellen Preis von zehn Euro auch eine relativ günstige Anschaffung.


Fazit: Insgesamt bin ich als Beginner hiermit wirklich gut bedient. Eine gelungene Einführung und Rückschau!


Tracklist:
  • Karin (2008)
  • Prowler (2000)
  • Constant Fear (2002)
  • Maximum Black (2002)
  • Ganz leise kommt die Nacht (2014)
  • Unrasiert (2014)
  • Still am Tresen (2008)
  • Black City Skyline (2000)
  • Kleiner Finger (2005)
  • Zombies Never Die (2011)
  • Daumen (2005)
  • Catch My Heart (2011)
  • Mitleid Lady (2006)
  • Der Angler (2016)
  • Schwarze Biene (Black Maja) (2008)
  • Titel 2 (1995)
  • Dandys lungern durch die Nacht (1994)




2016-10-20

BONE MAN / BURNPILOT - Psychedelic Sellout (Heavy Cash Rock Edition)

"Das Produkt ist sehr gut. Es sieht super aus und fühlt sich schön flauschig an, wie ein weiches Hundefell, nur ohne Hundegestank und Gassigehen. Obwohl das Kopfkissen ziemlich schmal geraten ist, ist es total gemütlich. Auch mein Hamster und mein Chinchilla haben mit diesem Artikel ein neues Lieblingsschlafplätzchen gefunden. Top! Aber Achtung beim Lüften oder Ausklopfen! Zeigt die Öffnung des Kissens nach unten, kann von der Füllung aus Papier- und Kunststoffteilchen schnell etwas herauskrümeln. Trotz dieses kleinen Mangels gebe ich diesem Traum in pink vier von fünf Sternchen. Schlaft schön!" (Barbie-Fan Bärbel2)




BONE MAN / BURNPILOT - Psychedelic Sellout (pink tank pink vinyl / Heavy Cash Rock edition) (2016)

"Genau, schlaft nur schön, ihr Systemlinge! Lasst euch von den Pop-Bonzen da oben wohl alles gefallen! Ich könnte gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen muss!
Allein wenn ich schon sehe, wie sich irgendwelche DJs oder Produzenten und Plattenfirmenbosse mit fettem Blingbling selbst als großen Superstars in den Vordergrund schieben, da krieg ich ja schon sowas von einen Hals! Jan von Beschissingen, Zuhälter des Retortenlabels Pink Tank Records, ist auch ein von diesen Prahlkackwürsten und sich nicht zu schade, direkt auf dem Cover damit anzugeben, wie er seine "Künstler" ausnimmt und zu dreckiger Kohle macht.
Ok, die "Musiker" machen natürlich auch nicht viel mehr, als in der Öffentlichkeit den Tanzbären zu geben, denn in Wahrheit stammt ja das komplette Labelmaterial von ein und demselben Ghostproduzenten und wird von krass unterbezahlten Kindern in Pakistan eingespielt! 
Dieter Bohlen verkauft mit seinen DSDS-Kandidaten gerne alte Blue System-Stücke als was neues. Den Trick hat sich der Pink Tank-Pimp abgekuckt. "Where My Heart Was" von Bone Man - gab es schon, und zwar von Burnpilot. "Wicker Man" von Burnpilot gab es auch schon. Und jetzt ratet mal von wem... Immer schön melken, die Kuh!
Aber mit Bone Man ist man ja schon gewohnt, ausgenommen zu werden. Die haben uns ja schon ihre komplette "Shapeshifter"-EP doppelt bezahlen lassen! Aber klar, der kieler Koks- und Nuttenmarkt will schließlich am Leben gehalten werden.
Und weil diesen Trick anscheinend keine Sau bemerkt hat, wird er hier einfach wiederholt und mit "Evil Eye" wieder ein alter Zossen recycelt. Der reine Kommerz!
Und im dritten Lied klauen sie dann noch Elektrobeats und tun so als seinen sie fucking Yeezus Kanye West! Peinlich!
Auf der anderen Seite gibt's dann noch ein paar Stücke von "Burnpilot" (als ob das nicht die selben Pakistani wären), aber ich hab jetzt schon kein Bock mehr auf diese ganze Stonerkommerzabzocke. Ganz miese Masche, diese Scheiße!" (Alu Hut Johnson)




"Gute Rezi, Bärbel! Wollte gleich mein ganzes Etablissement mit dem Fickbudenkissen ausstatten. Auf der Farbe sieht man nämlich im Rotlicht die Flecken nicht so. Gibt aber gar nicht genug davon, nur hundert Stück! Schöne Scheiße, muss ich doch wieder Billigtextilien aus China nehmen." (Puffpeter Pascha-King)




"Was für eine Split! Das Cover von Samson, der mittlerweile schon Spiegel-Titel gestaltet hat, ist vollgepackt mit Details und rechtfertigt an sich schon fast die Anschaffung. Das ganze Konzept der Scheibe ist super umgesetzt. Ein heißer Kandidat, im Split-des-Jahres-Rennen. Musikalisch fackeln Burnpilot und Bone Man hier zwar nicht das Jahrhundertfeuerwerk ab, zu motzen gibt es anderseits allerdings auch nichts, ist halt sehr ordentlicher Psychedelic Stoner Rock mit kleinen Spielkindanfällen. Mit der kreativ umarrangierten Burnpilot-Version von "Wicker Man" kann ich sogar mal einen eindeutigen Favoriten benennen." (BlogmonsterOhlsen)



"HIIILFE! Meine Ärzte werden aufgefressen!!!" (SweetGwendoline18)


Highlights: Wicker Man, Northern Border, Where My Heart Was

2016-10-19

SWANS und ANNA VON HAUSSWOLFF live im Kampnagel, Hamburg (17.10.2016)

Swans

Als mein Frühstücksbrötchen plötzlich blutrot war, weil ich es irgendwie geschafft hatte, mir selbst in die Lippe zu beißen, dachte ich eigentlich, ich hätte mein Pensum an Montagsereignissen durch. Dem war allerdings nicht so, stauchte ich mir doch wenig später auch noch den Zeigefinger beim Zerknüllen von Packpapier und kippte mindestens einen großen Schluck Energydrink auf meine Tastatur. Letztes entpuppte sich später als der lästigste dieser Unfälle, da meine Leertaste in Folge dieses Missgeschicks nicht mehr ordentlich anschlägt, was das Tippen zu einer mittleren Nerventortur macht. Deswegen kommt dieser Bericht auch etwas später als eigentlich geplant.

Am frühen Abend war meine Pechsträhne zum Glück beendet. Ich kam relativ zügig nach und durch Hamburg, fand ein paar hundert Meter vom Kampnagel entfernt noch einen Knausererparkplatz (anstatt das Parkhaus direkt am Veranstaltungszentrum nehmen zu müssen) und konnte mich vor dem Konzert direkt an der Bühne postieren.

Anna von Hausswolff

Mit der dreiköpfigen Band um Anna von Hausswolff haben die Swans auf dieser Tour einen mehr als würdigen Supportact dabei. Die beiden letzten Alben der Schwedin, "Ceremony" und "The Miraculous" sind atmosphärisch packende Glanzstücke mit einer musikalischen Mischung aus düsterer Orgelmusik, Artrock, Gothic, Ambient, Doom und Dream Pop, über der eine magische Stimme schwebt, die Vergleiche zu Kate Bush und Lisa Gerrard (Dead Can Dance) nicht zu scheuen braucht. Bisweilen ist das Ganze auch durchaus mit dem heutigen Headliner zu Jarboe-Zeiten zu vergleichen.

Welche Stücke dieser Alben würde sie wohl spielen? - Keine.
Statt sich auf bewährtes zu verlassen, präsentierte Anna von Hausswolff (und sie heißt wirklich so) in ihrem vierzigminütigen Set ausschließlich brandneues Material und hielt sich dabei mit Popappeal sehr zurück. Mit ihr selbst an Orgel und z.T. Basspedalen und Akustikgitarre, einem E-Gitarristen, so einem weiteren Keyboarder / E-Drummer / Knöpfchendreher baute sie vor allem auf sich allmählich steigernde, von Loops getragene Droneklänge.

Ihre Stimme setzte sie dabei eher selten ein, doch wenn sie es tat, dann wurde es magisch. Musik aus einer anderen Dimension!

Es war ein großartiger Auftritt und die perfekte Einstimmung auf die zwei Stunden brachialer Urgewalt, die nach nicht allzu langer Umbaupause kommen sollen.


Swans

Da war sie also, die letzte Hamburg-Show der letzten Tour zum letzten Album der Swans - in dieser Inkarnation zumindest. Irgendwann wird es also irgendwie weitergehen, vermutlich mit weniger krachmaximalistischer Philosphie (mehr ginge ja auch kaum noch), doch genaue Pläne hat wohl selbst Meister Michael Gira noch nicht.

Einen Besetzungswechsel gegenüber den vorigen beiden Touren gab es allerdings jetzt schon: Die Umfangreiche multiinstrumentale Percussion-Ecke vom mächtigen Thor Harris fehlte. Ersetzt wurde er durch einen Keyboarder, was optisch einem Wechsel von Barbar zu Disco Stu gleichkam, sich klanglich allerdings gar nicht so dramatisch ausgewirkt hat.

Die Frage vor der Tour war für mich ja, ob das Set angesichts der speziellen Situation diesmal vielleicht etwas retrospektiver ausfallen würde, also mit einem größeren Schwerpunkt auf bereits bekanntem Material. Die Antwort darauf folgte gleich zu Beginn mit "The Knot", einer Neukomposition, die gleich mal bei satten fünfzig Minuten anschlug!
Der Lautstärkelevel setzte natürlich gleich beim Höchstpegel von Anna von Hausswolff an und steigerte sich stufenweise weit über die elf hinaus.

Ich muss zugeben, dass die ersten halbe Stunde Swans für mich auch noch vom hervorragenden Eindruck ihrer Supportkünstlerin überlagert wurde. "The Knot" war in großen Teilen auch sehr grobes, urweltliches Handwerk. Und so faszinierend es ist, dabei zuzusehen wie Michael Gira das gesamte infernalische Geschehen um ihn herum orchestriert, wie die komplette Band genau auf seine Zeichen- und Körpersprache reagiert, als wäre sie eine monströse Erweiterung seiner selbst, so sehr musste ich auch erkennen, dass mit dieser Version der Swans jetzt alles gesagt ist. Vieles war dann doch more of the same, auf hohem und ohrenzerfetzend lauten Niveau durchaus, aber prinzipiell nicht wirklich vom vorigen Schaffen der letzten Jahre zu unterscheiden. Die volle Diversität der Gruppe wiederzugeben, so wie die Studioalben sie demonstrieren, war ja niemals Giras Absicht.

Außer dem Opener gab es mit den Epen "Cloud Of Forgetting", "Cloud Of Unknowing" und "The Glowing Man" vom gleichnamigen Album, sowie dem "To Be Kind"-Opener "Screen Shot" noch reichlich vertrautes Material in noch klar erkennbaren Versionen zu hören. Dazu noch ein eher flottes, kürzeres neues Stück namens "The Man Who Refused To Be Unhappy".

Insgesamt war es wieder eine überwältigende hypnotische Ganzkörpererfahrung mit vielen Höhepunkten für Noisiasten, aber auch dieser einen ganz erstaunlichen Passage, als das Volumen der sechs Musiker tatsächlich so weit abgesenkt wurde, dass man - zumindest in der ersten Reihe - Gira sogar ohne Mikrofon singen hören konnte.

Auf alle Musiker einzugehen, spare ich mir hier, nur Chris Pravdica möchte ich explizit herausheben. Denn wenn Michael Gira Hirn und Steuereinheit der ganzen Operation ist, dann ist der brutal groovende, ständig seine Pedale und den Lautstärkeregler an seinem Instrument in Bewegung haltende Bassist wohl der Motor des Ganzen. Der Mann ist für sich bereits eine Show.

Am Ende waren alle rundum glücklich. Gira hatte sich einen Fingernagel eingerissen, Gitarrenriese Norman Westberg seinen Sunn-Verstärker offenbar zerschossen.
Wieviele Trommelfelle Schaden genommen haben, weiß man nicht.
Das Kampnagel-Gebäude steht noch. Ein Gesundheits-Check durch einen Statiker kann aber sicherlich nicht schaden.

Wer die Post-Reunions-Swans nie live erlebt und auch diese letzte Gelegenheit verpasst hat, der wird wohl oder übel etwas weniger schlau sterben müssen. Denn in diese Fußstapfen dürfte auf lange Zeit wohl niemand zu treten wagen. 


Und yesss! Ich habe das komplette Review ohne den offensichtlichen Begriff "Schwanengesang" geschafft!



Anna von Hausswolff:









Swans:


























2016-10-15

MAGMA live in der Markthalle, Hamburg (13.10.2016)


Am Donnerstag fand in der Markthalle endlich ein Konzert statt, auf dass ich schon seit einigen Jahren gewartet hatte. Wenn man allerdings bedenkt, dass Magma die Hansestadt zuletzt vor über satten dreißig Jahren, als ich noch nicht einmal im musikinteressierten Alter war, beehrt haben, und dass einige Fans sicherlich genauso lange auf diese Wiederkehr gehofft haben, erging es mir wohl vergleichsweise gut. Und dann war da zur Verkürzung ja auch noch der spektakulär abgefeierte Auftritt vom Roadburn 2014, auf dem ich die französisch-kobaïanische Legende bereits zum ersten Mal live erleben durfte.

Es war das Konzert des Festivals und des Jahres für mich. Seitdem war klar: Sobald Magma in der Nähe sind, herrscht unbedingte Anwesenheitspflicht!


Obwohl ich nicht ganz so früh ankam wie meistens, war es durch die großzügige Verteilung der Besucher in Raucherzone und Foyer noch ein leichtes, einen Platz direkt vor Bühne zu finden, wo sich zu meiner weiteren Freude heute keine Absperrung befand. Und ich dachte schon, das Ding wäre jetzt immer da.

Die Besetzung war wieder achtköpfig: Vorne der Chor aus Stella Vander, Isabelle Feuillebous und Hervé Aknin, daneben Benoît Alziary am Vibraphon und Jérome Martineau-Ricotti am Keyboard. Und flankiert von Gitarrist Rudy Blas und dem alles zusammenhaltenden Philippe Bussonet am Bass steuerte Mastermind Christian Vander das Schiff von seinem mit kleinen Trommeln und großen Becken sehr eigenwillig anmutenden Drumset aus.

Das Ambiente war schlicht. Magma brauchen weder Bühnennebel noch Lichteffekte um sich herum, denn die Musik alleine ist schon singuläres Ereignis genug.

Das faszinierendste an Magmas Zeuhl-Musik, jener wilden, immer weiter eskalierenden Mischung aus Jazzrock, Oper und Klassik, ist wohl die Selbstverständlichkeit, mit der dieser selbst extremste Progmetalbands bieder aussehen lassende Mix präsentiert wird. Die Band vermittelt den Eindruck, als sei nicht erst Vander der Schöpfung dieses Stils gewesen, sondern als würde hier eine uralte Tradition fortgeführt. Der ritualistisch repetive und gleichzeit wie von einer fremden Macht gesteuert ausufernde und überschäumende Charakter der Musik übermitteln bei aller spielerischen und kompositorischen Brillianz etwas zeitloses, sehr urtümliches. Vielleicht klingt so die Schöpfung. Der Soundtrack zum Urknall.




Die Franzosen spielen auf dieser Tour anders als zuletzt keine neueren Werke, sondern konzentrieren sich auf Klassiker aus den Siebziger Jahren. Gespielt wurden "nur" drei Stücke, von denen mein Bruder als Magma-Konzert-Neuling durchaus treffend meinte, dass sie ihm wie vierzig Minuten vorkamen.

Über vierzig Minuten war aber alleine schon "Mekanïk Destruktïw Kommandöh" lang, der größte Hit der Bandgeschichte und dritte Teil der "Theusz Hamtaakh"-Trilogie, von welcher vorher auch der titelgebende erste Part gespielt wurde. Jener niemals in einer Studioversion veröffentlichte Epos brachte auch schon über fünfunddreißg Minuten aufs Chronometer.
Was in diesen beiden Monsterkompositionen alles passiert, kann man als Normalsterblicher nicht beschreiben. Beide Stücke hatten allerdings als Höhepunkt eine Passage, in der Christian Vander die Drumsticks zur Seite legte und mit besessener Eindringlichkeit ein Solo am Gesangsmikrofon hinlegte. Das Energielevel des bald Siebzigjährigen, und mit welchem Eifer er sich und seine Mitmusiker durch seine Vision und Kreation treibt, ist kompletter Wahnsinn.

Als Zugabe gab es dann mit "Zombies" eine kompaktere Nummer. Doch immerhin wurde das Stück in sicherlich mehr als doppelter Länge seiner vierminütigen Studioversion auf "Üdü Wüdü" zelebriert.

Magma live bedeuten anderthalb Stunden überwältigtes Dauergrinsen. Was diese Gruppe macht, ist einfach in jeder Form jenseits von allem, was andere Musiker auf die Bühnen dieser Welt bringen. Nicht von dieser Welt eben.

Ich hoffe ja, dass niemals Außerirdische, die aus der Ferne die Erde belauschen, Magma zu Gehör bekommen. Die halten uns sonst schon für viel fortgeschrittener als wir tatsächlich sind, denken, wir könnten mit ihnen kommunizieren und sind dann wahrscheinlich sauer, wenn sie nur auf einen stammelnden und in ihren Schritt greifenden Präsidenten Trump treffen...


Wie auch immer, der Applaus nach der Show war tosend, trampelnd und sehr ausdauernd, bis irgendwann dann doch das Saallicht anging und alle Hoffnungen auf eine zweite Zugabe zerstörte.

Aber seien wir mal ehrlich: Mehr als das Gesehene kann man nicht ernsthaft von einem Konzert verlangen.

Magma = Magnifique!