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2016-10-22

DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND - Sucht & Ordnung

2015 haben sie erst "Joyride" und "The Wolvennest Sessions" rausgebracht, nun sind die fleißigen Österreicher von DBATICOTLH schon wieder am Start.

Am 1. Dezember erscheint eine EP, die ihrem augenkrebsigen Cover, dem Titel und der Tatsache, dass die drei Stücke darauf alle unbetitelt sind, schon fast die Vermutung nahelegt, dass sich Albin Julius hier wieder auf seine Wurzeln im Industrial / Military Pop besonnen hat. Das ist allerdings nicht der Fall.

Eine hundertprozentig sortenreine Zufuhr psychedelischen Krautrocks sollte man von dieser halben Stunde trippiger Musik indes ebenso wenig erwarten.

  

DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND - Sucht & Ordnung (2016)

Der Opener wurde bereits im April, wenige Tage nach dem Roadburn Festival, als eben dort mitgeschnittene Liveversion unter dem Titel "Oriental Jam" auf bandcamp veröffentlicht.
Ein flotter, fast surfrockig groovender Jam mit - surpise! - orientalischen Melodien, der insbesondere in seiner zweiten Hälfte von einem gnadenlos einprägsamen Keyboard-Ohrwurm geprägt wird.

Der zweite Track, mit unter sieben Minuten Spielzeit am kürzesten, beginnt als getragener, düsterer Gitarrenrock. Noch während die Leads klagen und jaulen, betritt Sängerin Marthynna die Szene. Man weiß bei ihr ja nicht immer, ob sie eher betörend oder verstörend singt, hier jedoch interpretiert sie ihren deutschsprachigen Text ganz klar im strengen "Ruf mich an!"-Tonfall mittnächlicher Telefonauspeitscherinnenwerbung.
Und während sie über die Erkenntnis von gut und böse sinniert, eruptiert die Musik plötzlich zu schwarzmetallischem Geblaste, um dann in ein eben so finsteres, stampfenden Finale zu münden, welches so auch von Dark Buddha Rising oder Oranssi Pazuzu stammen könnte.

Der abschließende Viertelstünder ist ein hypnotisches Uptempostück. Gitarren und Keyboards spacen gepflegt über einem treibenden, minimalistischen The Heads-Riff, der Gesang von Marthynna und später auch Julius hat passend dazu auch eine etwas punkiger parolenhafte Note. Geht sehr gut ab, dieser Kopfschüttler.

DBATICOTLH live
Was ich noch nicht erwähnt habe, ist der beim Blutharsch leider obligatorische Dumpfsound, der Bass und Drums etwas erstickt. Denn eben jener findet zum Glück auf "Sucht & Ordnung" mal nicht statt, was der Aufnahme ausgesprochen gut tut.

Das klingt alles sehr frisch und nah an meiner Erinnerung an den großartigen diesjährigen Auftritt in Tilburg. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass alle drei Stücke Bestandteil des dort gespielten Sets gewesen sind.

Für Fans ist diese EP wohl eh Pflicht. Von der Produktion her ist "Sucht & Ordnung" das beste, was ich bisher von der Band kenne. Kompositorisch wird das etablierte Niveau gehalten und wieder in eine etwas andere Richtung getrieben.

Und während die Infinite Church-Gänger nun noch ein paar Wochen auf CD oder Vinyl warten müssen, mixt die Band laut facebook bereits das nächste Album. Für Nachschub an spannendem Schluchtenscheißerkraut bleibt also gesorgt.


Highlights: Dieses Stück da ohne Titel.


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